Scheckbuch-Journalismus andersrum

Vor einigen Jahren legte das Land NRW den privaten Hörfunk mit Hilfe des Rundfunkstaatsvertrags in die Hände der Zeitungsverleger, die bekanntlich nicht gierig, sondern stets um hochwertige Inhalte bemüht sind. Eine bemerkenswerte Bankrotterklärung dieses Konzepts lieferte nun Tommi Bollmann, Chefredakteur von Antenne Niederrhein auf der Website seines Senders frei Haus, als er erklärte, warum es keine Live-Berichte von Spielen des 1. FC Kleve mehr gebe. Seine in Form eines offenen Briefes gestellten Fragen lauten:

Können wir die entstehenden Kosten für eine regelmäßige Berichterstattung tragen?
Sind wir in der Lage, geeignete Sponsoren für die Übertragungen zu finden?

Mit diesen Anliegen habe er sich an den Klub gewandt, doch der habe nicht geantwortet. So was Gemeines aber auch! Das Ganze erinnert natürlich stark an die Emig-Finanzierungsmodelle des Hessischen Rundfunks, die gerade vor Gericht verhandelt werden – und für deren Scheitern in diesem lokalen Fall ein Journalist einen Verein an die Wand nageln will. Ist das im Lokalradio so üblich, dass hinter jedem „Inhalt“ ein Sponsor stehen muss? (Wenn ja: Danke, liebe Verleger!) Und seit wann muss sich ein Verein darum kümmern, diese Sponsoren aufzutreiben?

Sehr geehrte Damen und Herren, die Berichterstattung über den Absturz der Verkehrsmaschine in Madrid muss heute leider entfallen, weil sich die betroffene Fluggesellschaft nicht in der Lage sah, uns einen Sponsor zu besorgen, der die Reisekosten unserer Reporter übernimmt…

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