

Eigentlich wollten Heiner Szubries und sein Sohn nur, wie Tausende andere Freiwillige auch, am Ufer des Rheins Müll einsammeln, als die beiden Klever am Samstag zum RhineCleanUp-Tag ihren Zweier-Canadier bestiegen – doch bei Stromkilometer 862,5 sahen sich die beiden unversehens mit einem Kriminalfall konfrontiert!
In einer Bucht entdeckte zunächst der Sohn eine Jogginghose mit der Aufschrift „American Basic“, an der mit einer Kordel ein Messer befestigt war. Die Klinge war abgebrochen. „Gruselig“, so der Kommentar des Finders.
Dem Vater berichtete er, es liege noch mehr im Wasser, das an dieser Stelle nur zwei Handbreit tief war. Gemeinsam förderten die zwei Männer noch einen mit Sand gefüllten Kapuzenpullover zu Tage, der außerdem elf Scheckkarten und Ausweise von Besitzern aus dem südwestdeutschen Raum enthielt. Außerdem spürten sie in der Bucht noch eine buntgestreifte Wollmütze, aus der zwei Sehschlitze ausgeschnitten waren, auf. Szubries schloss aus den Daten, dass es sich um Relikte eines Überfalls handeln muss, der sich vor gut 20 Jahren im Raum Trier ereignet haben muss.
Gut kombiniert!
Die Angaben reichten der Polizei in Kleve, um die Funde einem aufsehenerregendem Verbrechen zuordnen zu können: In den frühen Morgenstunden des 10. Dezember 1995 überfielen fünf Gangster das Tanzlokal Tropical in Konz (Kreis Trier-Saarburg) und beraubten die 25 Gäste, die sich zu diesem Zeitpunkt noch dort befanden. Bei dem Überfall wurden mehrere Schüsse in die Decke abgefeuert. Ein 33 Jahre alter Kellner wurde mit einem Messer niedergestochen und verblutete vor den Augen der Gäste. Ein weiterer Mitarbeiter des Tanzlokals, der ebenfalls mit dem Messer angegriffen wurde, überlebte schwer verletzt.
Die Täter waren schnell identifiziert: Es handelte sich um vier Sträflinge, die aus einem Gefängnis in Luxemburg entwichen waren, sowie einen Bekannten. Gleichwohl dauerte es einige Zeit, bis erste Fahndungserfolge zu verzeichnen waren: Zwei Jahre nach dem Überfall gelang es der Polizei, den ersten Täter zu fassen, weitere drei gingen den Fahndern später ebenfalls ins Netz. Der Haupttäter wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Einer der fünf Männer wurde allerdings bis heute nicht gefasst.Â
Wie die Stücke nach Kleve kamen und welche Verbindung es zwischen den Tätern und dem Niederrhein gegeben hat, ist nicht bekannt. Die Polizei in Kleve nahm die Fundstücke jedenfalls in Verwahrung und wird sie nach Trier übersenden – womöglich wird der Fall dort noch einmal aufgerollt…