Drei Parteitage, ein Ergebnis: Die Kreis-Gremien von Grünen, SPD und FDP ebneten am Samstag den Weg für Peter Driessen. Alle drei Parteien erklärten sich bereit, im kommenden Jahr keinen eigenen (dann aller Wahrscheinlichkeit nach chancenlosen) Kandidaten für die Wahl zum Landrat ins Rennen zu schicken, sondern gemeinsam die unabhängige Kandidatur des Bedburg-Hauer Bürgermeisters zu unterstützen. Am Vormittag entschieden die SPD und die Grünen so (beide Male waren Beobachter zuvor bereits davon ausgegangen, dass das Projekt Peter reibungslos durchgewunken wird). Anders die FDP, die am Nachmittag tagte und etwas länger brauchte. Bei den Liberalen hatten sich einige Altmitglieder gegen die Idee gewandt und hinter den Kulissen versucht, das Vorhaben zu torpedieren. Doch auch bei der FDP fiel das Ergebnis am Ende eindeutig aus: Mit 54: 24 stimmten dafür, Peter Driessen zu unterstützen.
Damit hat Driessen drei Parteien hinter sich, und in bester Skatmanier könnte er vermutlich ergänzen: „… gespielt 4“, denn auch die freien Wählervereinigungen, die es allerorten im Kreise gibt und bei denen sich Driessen ebenfalls noch vorstellen wird, stehen grundsätzlich nicht im Rufe, mit der CDU gemeinsame Sache zu machen.
Das ist ein ganz schönes Pfund. Die Initiatoren des Plans dürften sich die Hände reiben, zumal ihnen auch in die Hände spielt, dass Driessen nicht mehr gegen den Amtsinhaber antreten muss (Spreen hört auf), sondern gegen einen Kandidaten oder eine Kandidatin, der oder die eben auch nur das ist – ein Aspirant auf das Amt. Wer aber überhaupt? Zwei Namen fallen häufiger: Silke Gorisen, wie Peter Driessen aus Bedburg-Hau, und Dominik Feyen, Schulrat beim Kreis Kleve, von Spreen selbst ins Gespräch gebracht und gerade eben per Zeitungsinterview auch von Manfred Palmen unterstützt. Beide Äußerungen aber dürften paradoxerweise die Aussichten des Beamten nicht erhöhen: Die Gemeindeordnung sieht keine Erbfolge vor, der Spreen-Vorstoß wird in der Partei für Verdruss gesorgt haben. Und eine Empfehlung mit Manfred Palmen als Absender – naja. Günter Bergmann, der Kreisvorsitzende der CDU, wird einiges diplomatisches Geschick aufbringen müssen, um die Reihen einigermaßen geschlossen zu halten.
Interessant ist der Blick auf die Zahlen:
Bei der Kreistagswahl 2014, als die Welt gewissermaßen noch in Ordnung war, kam die CDU auf 46 Prozent der Stimmen, die SPD auf 27 Prozent, die FDP auf 6 Prozent und die Grünen auf 11 Prozent – was in Summe 44 Prozent ergibt. Fazit: knapp.
Bei der jüngsten Bundestagswahl (2017, Zweitstimmen) erreicht die CDU 42 Prozent, die SPD 23, die FDP 14 Prozent und die Grünen 6 Prozent. Summiert 43 Prozent. Fazit: knapp, aber schon andersrum.
Die letzten Wahlen bisher im Kreis Kleve waren die im Mai 2019 zum Europaparlament, die erstmals die aktuellen Verwerfungen in der Parteienlandschaft widerspiegelten. Die CDU holte in diesen Wahlen 36 Prozent der Stimmen, die SPD (nur noch) 17 Prozent, die Grünen steigerten sich auf 22 Prozent, die FDP fiel auf 7 Prozent zurück. Die drei Parteien zusammengerechnet kamen auf 46 Prozent. Das ist ein Vorsprung von 10 Prozentpunkten für die Peter-Driessen-Combo.
Die Frage ist natürlich, wie sich diese Ergebnisse auf die Personenwahl im Herbst des kommenden Jahres übertragen lassen. Grundsätzlich erscheint die CDU aber von den Merkeljahren innerlich zerzaust, die SPD dürfte mit dem Mute der Verzweiflung darauf hoffen, dass die neue Führung Ende des Jahres der sklerotischen Partei frisches Blut zuführt (und als erstes die große Koalition beendet), die FDP ist verlindnert (historische Fehler, Teil 287: Abbruch der Koalitionsverhandlungen), und nur die Grünen laufen kraftstrotzend durch die Gegend.
Das alles eingerechnet, ist zumindest eines sicher: Zum ersten Mal seit der Gründung des Kreises Kleve werden die Landratswahlen spannend.
@Joseph Johann … und das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist!
Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben.
AfD und Linke als Zünglein an der Waage.
Mmuuuh, rd, mmuuuh! Könnte es möglicherweise nicht auch einen Zusammenhang zwischen der Kandidatur des Herrn Driessen für den Landratsposten und dem von ihm (laut Kleveblog) bejubelten Verkaufsbeschluss für die Nordhälfte der Landesklinik geben, mmuuuuh? Und wenn ja, könnten Sie diesen Zusammenhang vielleicht mal anschaulich herausarbeiten sowie der Frage nach einer ausreichenden Trennung der Interessen nachgehen, mmuuuh? Ich meine, als Landrat könnte Herr Driessen ja das weitere Geschehen betreffend des Nordhälftengeländes schon in seinem Jubelsinne beeinflussen, mmuuuh. Oder könnte er nicht, mmuuuuh? Oder stößt mir das nur aus rein physiologischen Gründen etwas auf, mmuuuuh? So, wie mir aus meinem Pansen nahezu alles aufstösst, mmuuuuh?