Mach’s gut! Karl-Heinz Burmeister verkündet Abschied aus der Politik

Als Umweltschutz und Norwegerpulli noch eine untrennbare Einheit bildeten: Anfänge des BUND in Kleve, mit Karl-Heinz Burmeister in der Mitte (im weißen Hemd, rechts neben ihm seine Frau Monika)

Er war der, der sich immer einmischte. Wo die Stadt oder andere Investoren im großen Maßstab dachten und die Landschaft um uns herum asphaltieren oder betonieren wollten, schaute Karl-Heinz Burmeister erst einmal ganz genau hin und fand in Namen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die kleinen, besonders schützenswerten Lebewesen, die sonst unter die Räder gekommen wären – zarte Würme, seltene Käfer, furchtsame Nager, scheue Vögel. Er behandelte die Tiere mit dem Respekt, den sie verdienten, und er argumentierte stets in der Sache, weshalb die Verantwortlichen immer gut beraten waren, seine Einmischungen ernst zu nehmen. Zuletzt attackierte Burmeister im vergangenen Jahr die in pekuniär orientierten Kreisen der Hochschule Rhein-Waal gemeinsam mit dem Architekturbüro HülsmannThimeMinor ersonnene Idee, auf einem hiesigen Baggersee „Forschungen“ zu schwimmenden Häusern anzustellen.

Danach aber spielte die Gesundheit nicht mehr mit. Heute schrieb Burmeister eine Mail, in der 76-jährige Maschinenbautechniker seinen Abschied aus der Politik verkündete: „Mit der ersten Woche des Jahres hat meine Gesundheit mir mit einem Schlaganfall die Grenzen aufgezeigt und mich „vom Fenster“ genommen. Nach Krankenhaus und Reha bin ich nun wieder zu Hause mit der Auflage: keine Aufregung sowie gewissen Einschränkungen und keine Politik. Nun müssen Jüngere ran. Man sieht sich.“

Nachstehend eine von Burmeister selbst in feinem lakonischen Ton verfasste Vita zu seinem 75. Geburtstag:

Geboren 1942 im Sternzeichen der Waage im heutigen Rathaus der Stadt Kleve. Kriegszeiten. Evakuierung auf einem Bauernhof mit unvergesslich guten Misthaufen. 1946 Rückkehr nach Kleve. Notunterkunft im Kurhaus. Trümmer und Wiederaufbau. Spyckschule. Schulspeisung. Weite Fußwege. Volksschule. Zweiter Bildungsweg.

Lehre und Studium Maschinenbautechnik in Krefeld. Über Hobbys Malen und Musik (Schlagzeug) bereits 1962 meine heutige Frau (eigene Geschichte!) kennen gelernt. Beruf kurz Technischer Zeichner, bevor die Wehrpflicht zur Raketenartillerie ruft.

Jung verheiratet (23) zurück nach Kleve. Konstrukteur bei noch junger Firma Ipsen.  Kleve noch mit Strassenbahn. Rheinbrücke bald eingeweiht. Stadt Kleve und Gesellschaft der 68er Generation vor großen Umbrüchen. Umweltbewusstsein. Atomkraft.

Aktionen gegen „Klemmerich“, Industrie im Hochwasser, B9n durch den Sternbusch. Für Erhalt der Straßenbahn. Demo gegen Kreishaus im Moritzpark. Lehr-Biogarten  am Schaafsweg. Demo gegen MVA Weeze. Beinharte Einsätze am Schnellen Brüter.

Entstehung grüner Parteien und Umweltverbände. Gründung BUND-OG. Aktionen. Versammlungen. Kontakte. Werbung. Vorträge. Presse. Kreisvorsitz. Vollmacht des BUND. Träger Öffentlichen Belangs. Offizielle Beteiligung an Behörden-Eingriffsverfahren.

Berufliche Weiterbildung. Lehrgänge und Seminare. Erfinder energiesparender Brenner und Rekuperatoren für Ipsen. Leiter der Patentabteilung, Stabstelle Lenkung der Technik. Leiter Qualitäts Umwelt-Sicherheits-Management nach ISO-Regelwerken.

Sachkundiger Bürger im Umwelt- und Verkehrsausschuss beim Rat der Stadt Kleve.

Ausbilder für Ipsen. Prüfer der IHK an der BBiSchule Kleve. Ehrennadel der Kammer. Leiter Markt- und Werk-Norm. Aktualität Stand der Technik. Mitglied im Kölner AK-Normenpraxis der DIN. Via BUND-Berlin und DIN an EU-Umweltstandards beteiligt.  

Seit 2003 im Ruhestand. Mit 1 Frau, 2 Kindern und 5 Enkelkindern beschäftigt – und weiterhin mit Projekten des BUND. Mit mehr Zeit zur Wahrnehmung von Terminen. Jüngst ausgezeichnet mit dem Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland und der zunehmenden Seltenheit einer Goldenen Hochzeit.

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3 Kommentare

  1. 2

    Lieber Karl-Heinz
    Auch von mir die besten Grüße an Dich und die allerbesten Wünsche für Dich. Dein Kennzeichen war es, einen übergeordneten Plan zu haben, den man dann, wie es sein sollte, Stück für Stück umsetzen konnte. Das fehlt heute sehr; es ist mehr und mehr so, dass Wünsche und Bedürfnisse sofort in Handlungen umgesetzt werden.
    Ach noch eines: Du bist dankenswerterweise nie jemand gewesen, der beliebt sein wollte. Einfach jemand, der sich gute und wichtige Gedanken gemacht hatte. Viel Spaß noch!!!