Unlängst veröffentlichte kleveblog ein aus großer Entfernung geschossenes Foto eines prächtigen Blaupfaus auf den Dächern der Kavarinerstraße. Die geschätzte Fotografin hatte sich zwar alle erdenkliche Mühe gegeben, doch die nicht gerade magnifiziente Optik der Handykamera beförderte nur eine schemenhaft erkennbare Silhouette des Tieres auf die lichtempfindlichen Pixel des Chips im Inneren der Apparatur, von wo aus sie auch mit ausgefeiltesten Programmen nicht mehr hochzujazzen war. Fake News, hieß es in den Kommentaren sogleich. Doch Anwohner Martin Fingerhut, dessen Dächer der Vogel wohl auch beschreitet, ließ diese Aufnahme keine Ruhe, und in bester grzimekesker (die Älteren unter meinen Lesern werden wissen, was gemeint ist, die noch älteren sagen vielleicht: sielmännlicher) Manier legte er sich auf die Lauer, und: Voilà ! Ein geradezu prächtiges Porträt eines stolzen, vielleicht sogar ein wenig eitlen Vogels, der gerade die Abgeschiedenheit des kleinstädtischen Fußgängerzonenlebens für sich entdeckt hat. Kavariner darf nicht sterben!, möchten wir da fast ausrufen.
Doch nicht etwa: „Blau – die Diva unter den Farben“? Morgen dann „Rot – der Rüpel“?
Man lese in der heutigen RP den Artikel über die Farbe blau.
Die Lage ist mau, sagt der Pfau
der Mensch, sonst immer schlau
sitzt in seinem Bau
Ich bin nur blau, sagt der Pfau
jetzt sitz ich hier allein im Morgentau
mit schönem Gefieder und
höre anderer Vögel Lieder
Noch en Gedicht :
Der Pfau
Ich bin ein Pfau.
In meinen weißen Schwingen
fängt sich das Schleierlicht der Sonne ein.
Und alle Frauen, die vorübergingen,
liebkosten mit dem Blick den Silberschein.
Ich weiß, dass ich sehr schön bin.
Meine Federn
auf meinem Kopf stell ich oft kapriziös …
Ich hab das weißeste von allen Pfauenrädern;
ich bin sehr teuer, selten und nervös.
Ich habe leider ziemlich große Krallen,
und wenn ich fliege, sieht es kläglich aus.
Doch, wer mich liebt, dem werde ich gefallen,
und alle Welt steht vor dem Vogelhaus.
Klug bin ich nicht. Klugheit ist nicht bei allen,
viel liegt nicht hinter meiner Vogelstirn.
Ich will gefallen – immer nur gefallen –
Ich bin ein schöner Pfau. Ich brauche kein Gehirn.
Nur singen darf ich nicht. Das ordinäre
Gekrächz ist nicht zu sehen – wie mein Bildnis zeigt.
Ich bin ein Pfau.
Und eine schöne Lehre:
Wer dumm und schön ist, setzt sich. Siegt. Und schweigt.
Kurt Tucholsky
Nachbarin Nicole Verfondern plaudert gelegentlich mit dem Pfau.
Ihr hat sich unser neuer Nachbar vorgestellt:
„Mein Name ist Vau – Fridolin Vau !“
Willkommen, Fridolin, auf den Kavariner Dächern und in den Kavariner Gärten!
Der Pfau ist blau
und sehr schlau
Er wohnt in der Kavariner Straße
und seine über die Maße
langen Federn in grün
mit Augen sind kühn
Fotografen haben dokumentiert
wie der Pfau brilliert
Vielen Dank für die Fotos!
Nicht schlecht bei einer Reifenpanne. Man ruft den Pfau und der schlägt dir ein Rad.