Hochschule Rhein-Waal erforscht „Klang des Corona-Lockdowns“

So sieht der Lockdown von oben aus – aber wie klingt er?

Wie eine Blaskapelle wohl nicht, eher wie ein Staubsaugerroboter. Den veränderten Klang des Planeten während der Covid-19-Pandemie zu dokumentieren, das steckt hinter der Idee des Pandemic Silence Project. Dafür sammelt Professor Dr. Andreas von Bubnoff, Professor für Wissenschaftskommunikation an der Hochschule Rhein-Waal, Audioaufnahmen aus aller Welt. Wer sich beteiligen möchte, kann seine eigene Aufnahme einreichen.

Aufgrund der Verbreitung des Coronavirus liegt in vielen Ländern das öffentliche und auch wirtschaftliche Leben nahezu lahm oder ist stark eingeschränkt. Dass sich dabei auch der Klang unserer Wohnorte, der Natur, ja des ganzen Planeten radikal zu verändern scheint, wird kaum diskutiert. So wird es beispielsweise an vielen Orten deutlich stiller. Was aber bedeutet diese plötzliche Stille für uns? Und was können wir aus dieser Stille lernen über unseren Einfluss auf den Klang zu normalen Zeiten? Professor von Bubnoff ist davon überzeugt, dass das globale Herunterfahren der meisten menschlichen Aktivitäten während der Pandemie eine einzigartige Chance ist, solche Fragen zu stellen und nach Antworten zu suchen.

Einen Klang einzureichen ist einfach: Benötigt werden mindestens ungefähr eine halbe Minute Audio der „Klanglandschaft“; ein Foto des Ortes der Klangaufnahme; Ort, Datum und Uhrzeit der Aufnahme; und schließlich noch ein kurzer Kommentar dazu, was zu hören ist und was an den Geräuschen und der Lockdown-Situation ungewöhnlich ist. Eine genaue Anleitung und das Formular zum Hochladen finden sich unter https://www.riffreporter.de/anthropozaen/corona-pandemie-still-pandemic-silence/. „Was die einzureichenden Klänge angeht, sind wir so ziemlich offen für alles“, betont Professor von Bubnoff. „Nur sollte der Kontext klar sein und der Klang eine besondere Bedeutung für die Teilnehmenden haben.“

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12 Kommentare

  1. 10

    An die Wissenschaft #9:

    Inhaltlich stimme ich völlig mit Ihnen überein, allerdings nehmen Sie meine Äußerungen viel zu ernst, ich hätte Satiretags einbauen sollen.

    Angesichts der Zusicherung, dass die eingesendeten Dateien von Menschen überprüft werden sollen (also nicht nur von Softwareautomaten ausgewertet), hatte ich einen Heidenspaß bei der Vorstellung, die menschlichen Auswerter mit unangenehmen Geräuschen vollzumüllen, um ihnen Gelegenheit zu geben, über die Sinnhaftighaftigkeit ihres Handelns nachzudenken.

    Einen *ernsthaften* Beitrag zur Erkenntnis dieser Welt und einen Fortschritt in der Wissenschaft kann dieses Projekt eh nicht erbingen.

     
  2. 9

    Sofern die Lage so bleibt, kommt dieses Forschungsprojekt in dieser Region zu spät. Falls jemand aus anderen Teilen der Erde über diesen „Spendenaufruf“ für Geräusche stolpert, könnte eventuell Ungewohntes zu Tage treten. Diverse Geräusche von Wildtieren, die die Städte erobern oder die sonst im Verborgenen bleiben. Rasenmähergeräusch hat so jetzt erstmal nichts mit der Coronasituation zu tun. Allenfalls wird öfter zu Tageszeiten gemäht, die der Gartennutzer sonst an seinem Arbeitsplatz verbringen würde.

    Ein interessantes Forschungsprojekt zur Coronakrise wäre z.B. wie die unterschiedlichen Gesellschaftssysteme die Pandemie bewältigen. Staaten mit sehr ungleicher Vermögensverteilung haben offenbar größere Schwierigkeiten als Länder mit einer großen Mittelschicht. Wen wundert`s.

     
  3. 8

    @6 (Herr Schuster)
    Mmuuuh, Herr Schuster, mmuuuh! Ich wünsche mir einen Audioclip von dem Wasserschwall, der nach einem ergiebigen Regenguss die kaskatrophale Kaskade (Ihrem Steckenpferd?) herunterrauscht, mmuuuhwusch! Können Sie das bitte aufnehmen, mmuuuhrecord? Am besten noch heut‘ Nacht, mmuuuhgrusel? Denn erst Ende nächster Woche oder noch später könnte wirklich schon zu spät sein, mmuuuhnixgrüneweilvertrocknetewiesen!

     
  4. 7

    Spannendes Projekt. Es werden qualitative Daten eingesammelt, Auswertung mit qualitativen Methoden. Im Unterschied zur quantitativen Forschung geht es nicht um Verallgemeinerbarkeit und Repräsentativität von Ergebnissen.

     
  5. 6

    Trotz aller Kritik gibt es hier die Möglichkeit, sich auch als einfacher Bürger am Fortschritt der Wissenschaft aktiv zu beteiligen. In diesem Sinne wünsche ich Herrn Professor Doktor Andreas von Bubnoff möglichst viele Zusendungen von Audiodateien mit der geforderten Mindestdauer von 1 Minute.

    Ich werde mich auch beteiligen, mit Audioclips von Rasenmähergeräuschen aus der Nachbarschaft.
    Falls ich noch länger nachdenke, fallen mir bestimmt noch viele weitere wissenschaftlich interessante Geräusche ein. Irgendwelche Vorschläge?

     
  6. 5

    Es gäbe vielleicht Möglichkeiten die Stille während des (teilweisen) Lockdowns zu erforschen. Nur scheint die oben beschriebene Herangehensweise einer wissenschaftlichen Tiefe wenig Raum zu geben. „Forschen zum Mitmachen“? In der Kunst ist die Gesellschaft schon länger daran gewöhnt, dass die Definition eines Objekts als Kunst eine hinreichende Bedingung ist, dass etwas Kunst ist. Entwickelt sich die Wissenschaft auch in diese Richtung?

     
  7. 4

    Wer im Homeoffice Bürogeräusche vermisst, kann sie sich hier ganz einfach dazu holen und die Intensität selber bestimmen durch Anklicken von Gegenständen und Einstellen der Anzahl der Kollegen: https://imisstheoffice.eu/

    Manche Geräusche sind allerdings etwas ungewöhnlich …

     
  8. 3

    Mmuuuh, der Lockdown klingt natürlich so: Mmuuuuuuh, also ein „Mmuuuh“ mit 6 „u“ statt 3 „u“, mmuuuhlogo?

     
  9. 2

    Oh, hier haben wir endlich einen Klever Wissenschafter, der sich berechtigte Hoffnungen auf den Gewinn des https://de.wikipedia.org/wiki/Ig-Nobelpreis
    machen darf.

    Ich weiß, dass die Abnahme von menschengemachten Bodenerschütterungen in diesen Coronazeiten (das ‚Hintergrundrauschen‘) den Erdbebenforschern präzisere Erkenntnisse bei der Beurteilung ihrer Messungen ermöglicht.

    Aber Schallwellen im hörbaren Spektrum??? Mein Tinnitus hört sich immer noch genauso an wie vor Corona…

     
  10. 1

    Gute Idee, Herr Professor.
    Mein erster Versuch ist aber gleich fehlgeschlagen, ich wollte eigentlich die auffällige Stille in den Flugbewegungen am Airport Weeze aufnehmen, aber wie nimmt man „Stille“ bzw. „Nichts“ in einem Stimmenrecorder auf?
    Meine Idee war nämlich, das „Nichts“ von heute mit dem „Nichts“ von in 10, 20, und 30 Monaten zu vergleichen, nur, Nichts bleibt vermutlich Nichts, jedenfalls das wäre meine Thesis mit der ich auch direkt in eine Promotionsarbeit einsteigen möchte.
    Dass Sie trotzdem nicht umsonst an die HSRW gewechselt sind, zeigt mir Ihre bisherige Erfahrung am HITS (Heidelberg Institue of Theoretical Studies) vom vorigen Jahr “ Auf der Suche nach der Wahrheit – …“.
    Ich würde sagen „welcome to the KIPS“ (Klever Institut für Praktische Studien) , hier sind Sie richtig, hier gibt es viel zu erforschen.
    https://www.h-its.org/de/event/vortrag-prof-dr-andreas-von-bubnoff/