(Aktualisiert, mit neuen Informationen am Ende des Textes)
Als der Kreistag kurz vor Weihnachten dem darbenden Flughafen Niederrhein das größte aller Geschenke machte und einen Betriebskostenzuschuss in Höhe von rund zwei Millionen Euro durchwinkte, geschah dies wie immer in dem frommen Wunsch, wenigstens wieder eine Zeitlang Ruhe zu haben. Doch wie das bei Patienten auf der Intensivstation so ist, man guckt mal eben nicht hin, und schon tanzt irgend ein neuer Wert aus der Reihe.
Beim Flughafen Niederrhein nun, so vermeldete es Antenne Niederrhein, hat die für die Kontrollen von Personen und Gepäck zuständige Firma Agello den Vertrag vorzeitig – zum 31. Oktober – gekündigt. Das hängt damit zusammen, dass die Zahl der Flüge geschrumpft ist, damit wiederum die Zahl der Passagiere, und damit am Ende der Kette die Arbeitszeit der Kontrolleure. Es hat sich wohl nicht mehr gerechnet.
Der Flughafen erwartet, dass die zuständige Bezirksregierung Düsseldorf schon für die notwendigen Personen- und Gepäckkontrollen sorgen wird. Wenn aber schon ein Unternehmen mangels wirtschaftlicher Perspektive die Brocken hinwirft, wie hoch wird die Wahrscheinlichkeit sein, dass sich ein zweites meldet?
Interessant ist die kleine Meldung auch vor dem Hintergrund, dass – die älteren kleveblog-Leser mögen sich erinnern – einer der Gesellschafter der Firma der Geschäftsführer des Flughafens selbst ist. Bei der Gründung des Unternehmens beteiligte er sich mit 40 Prozent in gleicher Höhe investierte eine Gesellschaft des Flughafen-Besitzers Herman Buurman, die restlichen 20 Prozent stammen vom Agello-Geschäftsführer Sebastian Gilleßen. Als Geschäftsführer also wird Ludger van Bebber nicht müde, die Erfolgsgeschichte des Flughafens Niederrhein zu erzählen. Als Geschäftsmann aber kehrt er seinem eigenen Laden den Rücken. Wie ist das zu werten?
Nach derzeitigem Stand kann also niemand sagen, ob am 1. November 2020 am Flughafen Weeze noch Personal vorhanden ist, um Koffer zu checken und die Identität der Passagiere zu kontrollieren. Der 1. November, oder, wie man im Kreishaus sagt – 48 Tage nach der Kommunalwahl.
Auf der Website airliners.de findet sich ein ausführlicher Artikel zu dem Thema (Agello steigt vorzeitig aus den Luftsicherheitskontrollen in Weeze aus). Die Bezirksregierung, für die Vergabe der Aufträge zuständig und auch mit der vorzeitigen Kündigung einverstanden, erläuterte dem Artikel zufolge in einer schriftlichen Stellungnahme die Hintergründe des Schrittes: “ Die Firma Agello Aviation Service GmbH hat deutlich gemacht, dass aufgrund rückläufiger Passagierzahlen und dem damit verbundenen geringeren Abruf von Kontrollstunden durch die Bezirksregierung als Auftraggeber eine wirtschaftliche Weiterführung des Vertrags nicht zumutbar sei.“ Der Geschäftsführer der Agello Aviation Services GmbH, Sebastian Gilleßen, sagte, dass bisher während der Winterflugplanperiode Mitarbeiter nachgeschult und weiterqualifiziert wurden. Da jedoch unklar sei, ob man die neue Ausschreibung gewinne, haben man darum gebeten, Vertragsende und Flugplanwechsel zusammenfallen zu lassen. An der neuen Ausschreibung für die Kontrollen wird sich das Unternehmen – Gilleßen zufolge – „höchstwahrscheinlich“ beteiligen.
Abwarten, es könnte noch schlimmer kommen, wenn die Subvention von 1,9 Mio. Euro in Brüssel zu genehmigen ist. Die entsprechende Beschwerde ist jedenfalls schon dort, für den Fall, das der Landrat o.a.m. das vergessen sollten
4. Benno
Der Post „Tower an Agello: Ready zum Absahnen“ vom 15. März 2010 ist an Deutlichkeit nicht zu übertreffen und passt hier, wie die Faust aufs Auge.
Dabei ist mir nicht bekannt, ob der GF-Vertrag v. B. Geschäfte mit sich selbst zulässt. Normal ist, dass davon ausdrücklich befreit werden muss.
4-Benno
Wie der Werbespruch schon sagt: Nichts ist unmöglich.
@ J.J.: wer macht denn dort zur Zeit die Kontrollen in Dortmund? Vielleicht demnächst Agello?
Benno
Nun wird diese Sache klarer. Van Bebber geht und kündigt Agello, woran er m.E. beteiligt ist, wie man in Goch hört.
Nun stellt sich van Bebber selbst infrage. Der Kreis Kleve muss endlich handeln.
Es wird endlich Zeit diese „Steuergeldverschwendeparty Regionalflughafen“ endgültig zu beenden!