Erinnert sich noch jemand an die Strafgebühren, die fällig waren, wenn eine Videokassette nicht zurückgespult zurückgegeben wurde? Erinnert sich überhaupt noch jemand daran, was eine Videokassette war?
Vielleicht lässt es sich so ausdrücken: Mit den 380 cm³ großen schwarzen Plastikkisten begann die Auflösung des Fernsehens, wie unsere Eltern es gerade erst kennengelernt hatten – pünktlich um 20:00 Uhr war das Gerät einzuschalten, wenn die Tagesschau gesehen werden wollte. Plötzlich war der Konsument sein eigener Programmdirektor, zeichnete Spielfilme und Fernsehshows mit Videorecordern auf und hortete die Daten wie früher der Bildungsbürger seine Romane in der eigenen Bibliothek.
Es gab Menschen, die verfügten über alle James-Bond-Filme, und andere, die sämtliche Alf-Episoden gespeichert hatten, um sie bei Gelegenheit zu betrachten. Und natürlich gab es hier und da auch dieses Segment von Filmen, deren Betrachtung nicht für eine breitere Öffentlichkeit vorgesehen war und die meistens dialogarm und anatomisch recht detailreich waren.
Diese technologische Revolution, die heute von jedem Smartphone und dem darauf verfügbaren, online greifbaren Angebot in den Schatten gestellt wird, brachte damals auch eine neue Form des Unternehmertums in die Städte. Überall eröffneten Videotheken, die eine reichhaltige Auswahl an Filmkunst bereit hielten, die entweder noch zu neu war, um im Fernsehen gezeigt zu werden, oder deren Inhalt es schwierig machte, eine Ausstrahlung in öffentlich-rechtlichen Anstalten (oder sogar bei den privaten Sendern) zu rechtfertigen.
Die Videotheken hielten endlose Regalmeter mit solchen Werken vor, sie auszuleihen kostete nur ein paar Mark (später Euro) und konnte zu einem friedlichen Familienwochenende entscheidend beitragen. Stichwort: den lieben Kindern Sonntag morgens einen Spielfilm vorsetzen.
Als die sperrigen Videokassetten von der nächsten technischen Revolution, von den DVDs, verschlungen wurden, war dies für die meisten Videothekare nicht mehr als eine Umstellung des Sortiments, fortan gab es die Werke eben als Silberscheibe. Allerdings konnte die eingangs erwähnte Strafgebühr nicht mehr erhoben werden. Womöglich war dies der erste Nagel im Sarg des Untergangs.
Richtig desaströs wurde es für das Business allerdings erst, als das Internet alles, was es an Bewegtbild gab, anfing aufzusaugen und über legale sowie halblegale und natürlich kriminelle Plattformen wieder ausspuckte. Warum sich abends noch eigens ins Auto setzen, wenn das begehrte Werk nur ein paar Klicks entfernt ist?
Das alles ist nun bestimmt schon ein Jahrzehnt Realität in deutschen Wohnzimmern, und natürlich auch in den Wohnstuben in Kleve. Und so passierte der Spaziergänger auf dem Weg zum Bahnhof mit immer größerem Erstaunen die Familienvideothek Empire, die allem Internet-Bohei zum Trotz einfach Bestand zu haben schien. Natürlich mit einer getrennten Abteilung für die Filme, die eher speziell sind.
Doch nun ist die Generation der Menschen, die sich für einen Film, den sie zu Hause genießen wollen, noch einmal aus dem Haus heraus bewegen, offenbar soweit zurückgedrängt worden, dass für Kleves letzte Videothek der Vorhang fällt. „Räumungsverkauf alles“ künden große Lettern im Schaufenster. Die Preise sind halbiert, doch der große Ansturm der verbliebenen Kunden ist nicht zu beobachten. Kleves letzte Videothek schließt, eine Art Filmriss. The End.
Netflix hat übrigens auch als „Videothek“ angefangen, aber erkennt das der Bereich tot ist.
Videotheken währen übrigen schon um 1995 gestorben erkannten dann aber das man mit dem Verleih von Computer/Konsolenspielen überleben konnte.
Ratet mal was damit passierte? … Richtig, die dinger wurden in Massen am Samstag ausgeliehen „5 für 10 Euro“ und dann kopiert. Nicht die „illegalen Kopien“ waren das Ende der Videotheken. Videotheken eröffneten erst die möglichkeiten sich hunderte von Spielen und Filmen zu kopieren…
Downloads kamen erst um 2001-2002 als DSL langsam verfügbar wurde und das haben Videotheken verpennt. Verlust? Nö, nicht im geringsten. Ich hab im (damaligen) Videoland was dann Empire wurde immer die gebrauchtspiele gekauft …
In der Stadtbücherei gibt es noch DVDs zum Ausleihen, das Angebot ist zwar begrenzt, aber wer auf FSK 18-Filmchen verzichten und mit den Öffnungszeiten der Bücherei leben kann, der findet hier ein Angebot. Und wer den passenden Film nicht findet kann ja alternativ ein Buch, ein Hörbuch, eine Zeitschrift mitnehmen oder online lesen/hören. Und teuer ist es auch nicht Jahresausweis plus 1 Euro pro Film und Woche. Aber wer sich von „Bücher“-ei abschrecken lässt…….
Nachdem man nach 09/11 tage-, gefühlt wochenlang hauptsächlich nur noch Nachrichtensendungen gesehen hatte, brachen sich in meinem Bekanntenkreis Video-Abende Bahn, auch unter der Woche. Alles was irgendwie positiv war, wurde ausgeliehen, mit Vorliebe auch ältere Filme aus besseren Zeiten. Dazu gab’s Wohlfühlgerichte wie Spaghetti, Pizza, Pfannkuchen. Cocooning, Pasta und Videofilme zur Beruhigung.
@3. Greta Thunberg
Es scheint ein Missverständnis zu geben: „Schulpflicht“ spielt in diesem Land eine große Rolle, und dazu noch kostenlos, dafür können wir dankbar sein!
Es gibt Länder auf dieser Welt, da können sich Familien eben keine Schulbildung für die Kinder erlauben, weil man dafür bezahlen muss!!!
Es kommt darauf an, was man schaut. Man kann und konnte in der Freizeit auch Bildung und Wissenswertes auf Videos schauen, auch 10, weil sie eventuell „billiger“ waren. 😉
Ich habe nie verstanden das man das man in der Freizeit Videos schaut, am besten noch das ganze Wochenende weil 10 Videos billiger sind. Aber in einer Zeit in der „Schulpflicht“ keine Rolle spielt, von Eltern und Politiker unterstützt wird gelten andere Werte.
Alles Zufall??
NEIN!!
Auch war es früher besser, wenn man zum ausleihen schon mal ne Stunde in der Videothek verschwinden konnte.Heute zappt man sich mit dem Partner/Familie durch die Unmengen Apps/Alexas/Skys/Netflix etc. und kann sich nicht entscheiden bzw. streiten, so dass man schlussendlich nix mehr guckt.
Abende die daraus bestehen, zu suchen, was man guckt/möchte…ächz.
Na, da mach ich doch das Laptop an und der Partner sein Handy und schwupps, alle haben Ihre Ruhe, nur keiner spricht mehr mit dem anderen oder schauen getrennt auf irgendetwas…das ist modern, dass muss so sein 🙂
Alles Käse heute…sitzt ja jetzt auch davor…tipp bei Kleve Blog, Partner pennt, ich hab Hunger, TV läuft DFB Pokal (Fußball im TV-auch nur noch selten).
Wo ist denn die Fernbedienung geblieben?
Ich muss noch Mails checken…
ah ne What`s app…wieder ein dämliches Video oder Bild…
was für ein Leben…
morgen geh ich an die Luft um nicht in die Luft zu gehen…ohne Handy…können mich doch mal alle.
Video 2000 war noch cooler. 8 Stunden Film auf einer Kassette. Ich habe zu Hause noch DVD und Blue Ray`s die ich wohl nie mehr schauen werde.
Als nächstes stirbt die CD…alles wird gestreamt.
Und demnächst schaffen wir uns selbst noch ab.