Günter van Meegen hat im Lokalkompass eine kurze Geschichte des Reichswalds veröffentlicht, die ich hier etwas gekürzt mit seiner Genehmigung wiedergebe, da sie vielleicht dazu beiträgt, die aktuelle Diskussion um das Wohl (Nationalpark) und Wehe (Windpark) des Waldes in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Natürlich zählt der Bedburg-Hauer Naturschützer zu den Befürwortern der Nationalpark-Idee, aber diesen politischen Teil des Beitrags habe ich hier etwas gerafft. Wen es interessiert: Das ungekürzte Original findet sich unter diesem Link auf der Seite Lokalkompass: Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft: Denk ich an den Reichswald…
Denk ich an den Reichswald, denk ich an die Vergangenheit, an die Mythen, an sagenhaften Geschichten, die sich um diesen Wald spinnen. „Sacrum nemus“ (Heiliger Wald), so nannte Tacitus den dem Gott Merkur gewidmeten Wald. Zur fränkischen Zeit der „Ketila“, „Ketele“ (Ketelwald) genannt, der sich von Nijmegen bis Xanten erstreckte. Dann kam der Große Karl. „Het Rijk van Nijmegen“ war geboren und der Wald wurde zum Reichswald, ein Jagdgebiet von Karl. Nach „Het Rijk van Nijmegen“ waren es die Clever Grafen, die große Teile des Waldes roden ließen. Der Wald teilte sich in Niederwald (Nijmegen) und Oberwald (Cleve/Geldern). Im frühen 17. Jahrhundert kam der Wald in Besitz des preußischen Staates. Die Waldrodungen und die Waldbewirtschaftung wurden ab jetzt organisiert und aus einem Laubmischwald wurde zunehmend ein Kiefernwald. Der Wald wurde in Jagen eingeteilt (1 Jagen = 28 Hektar).
In der „Franzosenzeit“ wurde der Wald regelrecht ausgebeutet. Die Grenze des Waldes schnürte sich immer mehr zusammen, und als Louisendorf und Neu-Louisendorf gegründet wurden, wurde der komplette Calkarerwald gerodet. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Restwald zum Kampfgebiet. Der verwüstete Wald stand nach dem Krieg immer wieder tagelang in Flammen und von den damals noch 6.500 Hektar Waldgebiet ging so einiges verloren. Danach gab es Überlegungen den Restwald komplett abzuholzen und in Ackerland zu verwandeln. Halt!, sagte die NRW-Regierung. Nicht Rodung, aber auch nicht Aufforstung – es sollten Wald und Acker zugleich sein.
Die Entscheidung: 1.800 Hektar Wald waren „kulturwürdig“, die Siedlungen Reichswalde, Nierswalde und Rodenwalde waren geboren. Am Ende blieben doch noch rund 5.100 Hektar von dem einst stolzen Wald übrig.
… denk ich an die Gegenwart: Fleißig müht man sich – dem Klimawandel geschuldet – den Wald mehr und mehr in einen Laubwald umzuwandeln. Das Erholungsgebiet Reichswald, mit seinen nach Jagen ausgerichteten Pfaden, ist für viele Menschen ein beliebtes Ziel. Wandern, Joggen, Flora und Fauna genießen sind angesagt. Auch mit den Fahrrad drumherum, an manchen Stellen auch durch, beispielsweise am Kartenspielerweg, ist zunehmend beliebt. Eine grüne Lunge, die größte grüne Lunge, das größte zusammenhängende Waldgebiet am Niederrhein. Welch ein Segen!
… denk ich an die Zukunft, wird mir bange! Nordrhein-Westfalen sucht einen Nationalpark. Der Reichwald bietet sich an. NEIN!, nicht bei uns, sagt der Kreistag. NEIN!, sagt auch der Verein „Unser Reichwald“ Mitglieder aus der Jägerschaft, Holz- und Forstwirtschaft und Landwirtschafts-Vertretern. NEIN!, sagen auch die Stadtwerke Goch und Kleve. JA!, sagen hingegen die Befürworter, die Initiative „Internationaler Reichswald“. Das Bürgerbegehren wurde gewonnen und jetzt steht ein Bürgerentscheid an. J
Was wenn die Gegner gewinnen? Naturerlebnis Wald goodbye, hinweggeblasen durch den Wind. Nichts mehr wird die Windkraftanlagen verhindern können. Es werden nicht nur die Flächen, auf denen die Anlagen entstehen entwaldet, sondern es müssen tragfähige Zuwege geschaffen werden. Waldwege werden zur Bundesstraßenbreite ausgebaut. Der schöne Kartenspielerweg mit einer Breite von 3,5 bis 4 Metern wird ausgebaut zu einer Bundesstraße (eine Bundesstraße mit Begegnungshäufigkeit muss 7 Meter breit sein). Die Schwertransporte für die Windkraftanlagen erreichen oft eine Breite bis zu sieben Metern! Alleine die Gondel (ohne Rotor) einer 2,0-MW-Anlage wiegt 70 Tonnen! Gondel mit Rotor zusammen, getriebelos wiegen 109 Tonnen! Ein Selbstfahrer-Schwertransporter mit Rotorblatt kommt auf 170 Tonnen! Dementsprechend muss der Untergrund hergerichtet werden. Zum Abbiegen auf die Standort-Parzelle muss auch ausreichend Platz und sicherer Untergrund geschaffen werden. Und wer da glaubt, nach dem Aufbau wird alles zurück gebaut – nein – das wird so bleiben, denn die Anlagen müssen immer für schwere Fahrzeuge erreichbar sein. Dies gilt nicht nur für die Windanlagen am Kartenspielerweg. Für die anderen Anlagen müssen natürlich auch Zuwege gebaut werden.
Der Kartenspielerweg ist uralt. Breits in der Karte von Tranchot/v.Müffling 1801/1828 steht „Karl Speelders Weg“. Dieser Eintrag mit Schreibmaschinentypen wurde jedoch nachträglich im 20. Jahrhundert eingefügt. Daher rührt auch der Schreibfehler. Das „l“ bei Karl muss ein „t“ sein. Dieser relative neue Eintrag rührt daher, weil die Kartenzeichner einen Rotstift verwendeten, der schon ziemlich verblasst war. Dennoch ist der alte Eintrag von Tranchot/v.Müffling noch lesbar.
Dort steht „Kart Speelers Weg“. Ein Kartenwerk später, um 1840, Preußische Uraufnahme, wurde aus dem niederländischen „Kart Speelers Weg“ der Kartenspielerweg. Angeblich haben an dem Weg die Waldarbeiter ihren Sammelplatz gehabt – und Karten gespielt.
Am westlichen Ende des Kartenspielerwegs liegt Grafwegen. Grafwegen, „curtis Grafwegen“ wird erstmals 1294 erwähnt. Doch damit war nicht die heutige Ortschaft gemeint. Es gab zuvor noch zwei weitere Ortschaften mit dem Namen Grafwegen. Eine Ortschaft direkt bei Groesbeek und eine Rodungssiedlung? In einer Karte um 1600 (Cliviae Dvatvs) ist ein Grafwegen westlich der Grenze Gelderland/Cleve eingezeichnet. Dabei handelt es sich um Grafwegen/Groesbeek. Wohl erst im späten 18. Jahrhundert wird das heutige Grafwegen entstanden sein. In der Karte von Tranchot/v.Müffling 1801/1828 ist allergings noch kein Grafwegen vermerkt, anstelle dessen wird dort ein „Aan het End“ erwähnt.
Aus der Gemeinde-Chronik Kranenburg geht hervor „…in einem klevischen Erlass von 1572 wurden die „waltdienaers op den Grafweg“ in das Kirchspiel Kranenburg aufgenommen. Im Buch „Forschungen auf dem Gebiete der Rheinischen Westphälischen Geschichte“, von A. Fahne, 1871, heißt es: Negena, eine Herrschaft im vormaligen Herzogtum Cleve, bestand aus dem Dorfe Nergena und drei Weilern: Grunewald, Asperberg und Grafwegen. Der Name „Grafwegen“ stammt noch aus der Herrschaftszeit der Klever Grafen. Sie fanden vielleicht die Örtlichkeit sehr schön und nach einem Jagdausritt verweilten sie dort. Ob die Grafen von damals heute auch gegen Windmühlen kämpfen würden?
@24
Mmuuuh, Grandpa4Future! Sie (und Herr van Meegen) haben vermmuuuhtlich Recht. Bei (mindestens) 256 Jagen (laut @19) und 375 m mal 750 m pro Jagen wäre der Reichswald zwar zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts noch 7.200 ha groß gewesen, mmuuuh, mmuuuhtmaßliche Übergröße. Aber in den beiden Jagen-Karten oben bilden zwei nebeneinanderliegende Jagen ja stets so etwas wie ein Jagen-Planquadrat, mmuuuh, also mit Breite eines Jagens – wie Sie sagen – von in etwa der Hälfte seiner Länge. Auf jeden Fall Danke, mmuuuh wegen Ihrer Nachhilfe! Jetzt schwant mir, warum ich mich immer so kappuuutt fühle, wenn ich mmuuuhtmaßlich 2 mal 5 Jagen umrundet habe, mmuuuh, also laut Ihnen nicht 4 km sondern 6,75 km gallopiert bin.
@ 23
Wer im Reichswald (aus diversen Gründen) mit GPS unterwegs ist, misst aber ca. 375m Breite und ca. 750m Länge (glaubte bisher immer, da sei so etwas wie eine „halbe Meile“?!?); und kommt also „nach Adam Riese“ auf ca. 28 Hektar.
@20
Mmuuuh, Herr van Meegen! Das Standardmaß der Jagen in den beiden obigen Reichswald-Jagenplänen beträgt aber ziemlich genau 200 m (Breite) mal 500 m (Länge), mmuuuh, insofern misst also ein Reichswald-Jagen 100.000 m² = 10 Hektar.
@ 21:
Danke für das Video, welches manche Fehlinformationen widerlegt.
Benno
Dr. Volkhard Wille u. a. zur Frage der Trinkwasserversorgung durch den Reichswald und zur Nutzung von Wegen in einem Nationalpark:
https://www.youtube.com/watch?v=VePNj5_D6sI
Auch umliegende landwirtschaftliche Flächen werden nicht beeinträchtigt.
@Mmuuuh Niederrheinstier: 1 Jagen muss nicht unbedingt eine festgelegte Flächengröße sein. So kann ein Jagen 10 bis 30 Hektar groß sein. Die Abteilungen = Jagen, Distrikt, Schlag können nochmals in Unterabteilungen eingeteilt werden von 3 bis 20 ha. Von Region zu Region also durchaus große Unterschiede. 1 Jagen = 28 ha, siehe dazu Chronik Gemeinde Bedburg-Hau, Seite 270, 1. Absatz.
Mehr über die „Schrumpfung“ des Reichswalds in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kann in dem Buch „Der Metallweg nach Goch“ (Herausgeber Heimatverein Goch e.V., ISBN 978-3-926245-95-3, Februar 2013) nachgelesen werden. Dort beginnt auf S. 145 die Geschichte des Bahnhofs Pfalzdorf, von dem aus einst eine Waldbahn (mit Spur 600 mm) an der Motzfeldstraße, dem Asperberg und dann stets einen Jagen parallel des tatsächlich schon am Asperberg beginnenden Kartenspielerwegs entlang bis nach Grafwegen zum Genneper Weg führte (zum Holzabtransport, das dann vielfach zum Untertage-Streckenausbau im Ruhrgebiet Verwendung fand). Die erste Erwähnung dieser Waldbahn findet sich auf S. 148, allerdings in Zusammenhang mit der Bombardierung des Pfalzdorfer Bahnhofs am 24.09.1944, als mit der Waldbahn vor allem Munition in den Reichswald gekarrt wurde. Auf S. 151 findet sich sogar ein Jagenplan des Reichswalds mit dem genauen Streckenverlauf der Waldbahn, beginnend mit dem Jagen Nr. 3 am Asperberg (bis hin zum Jagen Nr. 256, der aber im Reiherbusch liegt). Auf S. 152 beginnt dann die von 1917 bis 1945 währende Geschichte der Waldbahn, verfasst von Hans-Joachom Koepp (Stadtarchivar Goch). Ende ist auf S. 160. Dazwischen gibt es Bilder von einer der fünf großen, aufgeständerten Holzbrücken zur Überwindung der diversen Talsohlen im Reichswald und der früher so heißenden Hammstraße von Kleve nach Gennep sowie natürlich von den Waldbahn-Dampflokomotiven Max und Moritz mit ihren großen Funkenfängern. Überreste von dieser Waldbahn gibt es – wenn überhaupt – nur noch ganz wenige. Laut einer Schilderung von 1988 sei die Trasse auf jeden Fall noch für ein geübtes Auge noch zu erkennen gewesen. Vor dem Hintergrund des heute mehr und mehr drückenden Fachkräftemangels bemerkenswert ist auch die Forstorganisation vor einhundert Jahren. Es gab eine Oberförsterei Kleve, der dann die übrigen Förstereien wie die Förstereien Pfalzdorf, Asperden, Frasselt, Grunewald, Materborn und Nütterden unterstellt waren. Als die Oberförsterei Kleve nach 1904 auf Geheiß des Berliner Reichs-Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten mit der Planund zur „Einrichtung von Waldbahnen im Rahmen des Fortschritts der Technik“ begonnen hätte, wäre der Reichswald noch 6.500 Hektar groß gewesen. Die Auslegung der Waldbahn sei für einen jährlichen Abstransport von mindestens 10.000 Festemetern Holz erfolgt. Wegen Problemen bei der Finanzierung sei es dann aber – zum Glück im Unglück – erst im Jahr 1917 zum Bau der Waldbahn durch die Eisenbahnpionierkompanie 204 der Reichswehr bei – 17° C und tiefem Schnee gekommen.
Mmuuuh, irgendwie scheint sich der Fake-Wurm schon wieder in den Kleveblog gefressen zu haben. Oben im Text steht „Der Wald wurde in Jagen eingeteilt (1 Jagen = 28 Hektar).“,mmuuuh, vermmuuuhtlich oder tatsächlich? Ich habe gerade Chat-GPT gefragt: 5.000 m², mmuuuh also nicht 280.000 m². Mmuuuh, jedoch noch gröberer Unfug! Mmuuuhtmasslich hat sich der Fake-Wurm also auch schon in Chat-GPT hineingefressen. Denn Opa Niederrheinstier mmuuuht ganz laut, dass ein Jagen 200 m breit und 500 m lang ist, mmuuuh, also 100.000 m² oder 10 Hektar groß ist!
@ 16 Günter van Meegen
Danke für die andere Perspektive auf den Reichswald, als Festmeter und Wildschäden. Ich kann nachvollziehen, dass es unterschiedliche Sichtweisen auf das Objekt der Begierde gibt. Je nachdem, ob man Kapital oder Kredite in Waldflächen angelegt hat und nun Rendite erwirtschaften muss. Aber wie man sieht, birgt der Reichswald auch Schätze erd- und kulturgeschichtlicher Art. Neben der Pflanzen- und Tierwelt. Deshalb sollte er – muss er – in besonderer Weise geschützt werden, weil Investoren gelegentlich übergriffig werden könnten. Es gibt doch sicherlich auch Flächen neben Autobahnen oder Bahntrassen, auf denen man WKA errichten kann. Wäre der Flughafen Weeze nicht lukrativer als Windpark? Mit Sicherheit nachhaltiger als ein Landeplatz für Billigflieger. Also in jedem Fall: pro Nationalpark!
Hatte den Link vergessen Sorry http://www.klear11.de/www.ar11.de
Vermutlich meinen sie: http://ar11.de/www.ar11.de/Berge_und_Steine.html
@ 13:
Könnten Sie noch den Link einstellen?
Vielen Dank
Benno
Ein Reichswald-Liebhaber machte mich heute auf eine WebSeite aufmerksam. Es geht um Steine und Berge mit vielen Bildern. Kann ich sehr empfehlen! Dazu in der Kopfleiste durchklicken.
Hier noch ein Bericht über Grafwegen, das am Ende des Kartenspielerweg liegt und zu dem auf deutscher Seite zwei (Graf-)Wege führen. Der Bericht ist von 2008, das Grundlegende ist aber unverändert.
Und vor allem gibt es ein Foto vom sehr idyllischen Kartenspielerweg, den es – wenn die WKA kämen – so nicht mehr geben würde. Der Weg, der jetzt für Autos gesperrt ist und den Radfahrer so mögen, würde dann zu einer Straße verbreitert, auf der Schwertransporter u. a. die überdimensionalen Rotorblätter für die 11 geplanten 250 Meter hohen Windkraftanlagen anliefern können. Möchte ich mir nicht vorstellen.
https://www.nrz.de/region/niederrhein/article1277018/zwei-wege-fuehren-nach-grafwegen-serie.html
Hier noch etwas zur Geschichte und Entwicklung des Reichswaldes/Ketelwaldes.
https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290203
„Der Ketelwald erstreckte sich im frühen Mittelalter vom Hochwald bei Xanten über Kleve bis Nimwegen im Westen. Er war das größte geschlossene Waldgebiet am unteren Niederrhein. “
Geschichtlich gesehen gehören die Waldgebiete diesseits und jenseits der Grenze also zusammen.
Wikipedia: „Der Name Reichswald wird erstmals in der Mitte des 14. Jahrhunderts erwähnt, zuvor hieß er Ketil-[11] oder Ketelwald, eine keltische Bezeichnung, die so viel wie großer Wald bedeutet. Der Ketelwald war ein großes zusammenhängendes Waldgebiet zwischen Nijmegen und Xanten, das vorwiegend aus Buchen- und Eichenbeständen bestand. Es umfasste den Niederwald zwischen Nijmegen im Norden und der Maas und den östlich daran anschließenden Oberwald bis vor Goch.“
“ Mit der Verpfändung von Nijmegen gelangte 1247 zwar kein Teil des Waldes an die Grafen von Geldern, jedoch hatten diese bereits unter Heinrich von Geldern 1138 die ersten Waldbereiche als Pfand erworben. Diese Verpfändungen von Teilen des Ketelwaldes durch die Deutschen Kaiser waren vermutlich der Grund, dass später in Urkunden die Namensänderung zu Reichswald erfolgte. In einer Urkunde wird 1330 der betreffende Bereich des Waldes mit „silva imperialis“ bezeichnet, der damit einen Bereich betraf, der noch dem Deutschen Reich als „Reichswald“ gehörte.“
@SpoyBoy, der Wald endet dort „Aan het End“, weil durch „Het Rijk van Nijmegen“ die Trennung in Niederwald (Nijmegen) und Oberwald (Cleve/Geldern) erfolgte, dort Rodungen stattfanden. Die Grenze der Herrschaftsgebiete verlief damals schon dort. Nur rd. 300 m südlich von Grafwegen verläuft die „Grenze“ zwischen Gelderland und Limburg. Rund 400 m westlich vom dt. Grafwegen liegt das nl. Grafwegen. Direkt an der „Grenze“ Gelderland/Limburg (Holleweg) gibt es einen Wald der noch Anschuss an den Reichswald hat. Über diesen Wald findet man noch den Anschluss an den Niederwald (Nijmegen). Deshalb auch „Internationalpark Reichwald“.
@5
Schon mal auf google maps geschaut? Die Waldgrenze folgt genau dem Grenzverlauf, nur ein kleines Stück Richtung Jansberg geht er minimal weiter.
Sehr schöner Bericht!
Die Grafen von damals sind die Großwaldbesitzer von heute…
Wenigstens ist der Reichswald Staatsforst geworden.
Der Name Grafwegen wird erstmals 1294/95 erwähnt. 1572 wurde Grafwegen explizit genannt. Damals wohnten dort so genannte Walddiener von Wilhelm V., Herzog von Jülich-Kleve-Berg (Bruder von Anna von Kleve, die Heinrich VIII. heiratete).
Das Wort Graf bedeutet im Althochdeutschen „Herrschaft“, „Edelmann“ oder „Fürst“. Grafweg lässt sich ‚übersetzen‘ als „Weg des Grafen“ oder „Fürstlicher Weg“. Es gibt den Nachnamen Grafweg aus der Zeit des Adels im Mittelalter und beschreibt besondere Straßen und Wege, die vor allem für ranghohe Adelige gebaut wurden. Diese Wege führten von einem Herrschaftsbereich des Großherzogs zu einem anderen. Das passt zur damaligen Siedlung Grafwegen im damaligen Herzogtum.
Ähnlich ist das Wort Grafschaft, nahe liegend die Bedeutung ‚Wegenetz in einem Herzogtum‘.
Der Wald endet nicht an der Grenze.
Eine in dem Artikel nicht beantwortete Frage: Warum endet der Wald genau an der deutsch-niederländischen Grenze? Welchen (geschichtlichen) Hintergrund hat dies?
Was vielen nicht klar ist: Um die Windräder zu bauen, muss viel Wald für die Transport- und Lagerstätten gerodet werden. Breite Schotterflächen. Breite tote Schotterflächen, die nicht wieder renaturiert werden. Sie bleiben dauerhaft wertlos. Das kann man überall im Kreis finden. Und dazu kommt, dass die Rotorblätter Schmierstoffe in feinem Nebel an die Umwelt abgeben und sie zusätzlich vergiftet.
Ich vermute eher das das Wort „Graf“ aus Grafwegen nicht der Graf sondern das Grab bedeutet.
Der Galgensteg ist ja auch nicht weit weg und alte Hügelgräber sind im Reichswald auch vorhanden.
War Kind in diesem Wald
Höre in der Stille sein Blätterrauschen
tief in meinem Herz
Für immer