Der Mond nervt. Er ist, ganz anders als seine große Schwester, die Sonne, unzuverlässig und faul. Ich habe kein Vertrauen mehr in ihn, er soll einfach seinen Posten räumen und verschwinden, und, falls er selbst dazu zu träge ist, sollten die Großmächte dieser Welt (USA, Nordkorea, Frankreich) seine Abgangsbereitschaft mit ein paar Atomraketen fördern.
Seit seiner Entstehung vor 4,53 mal 10 hoch 9 Jahren hat der Mond nichts Gutes geleistet, und selbst diese Entstehung lässt sich heute nicht anders erklären als ein kosmischer Unfall, bei dem – unter Missachtung sämtlicher galaktischer Tempolimits – ein Haufen wabberigen Protoschleims mit 14.000 Stundenkilometern gegen unsere schöne Erde klatschte. Ein Glück, dass nicht mehr passiert ist! Doch seitdem haben wir ihn am Hals, wie den peinlichen Onkel, der nicht nur überflüssigerweise bei jeder Familienfeier auftaucht, sondern dort auch noch sämtliche teuren Getränke auf Ex in sich hineinkippt. Es reicht!
Nehmen wir als Beispiel den Blutmond (gestern). Wenn dieses blasse Orange die Farbe des Blutes sein soll, was ist dann in den schwedischen Krimis immer zu sehen? Erdbeermarmelade? Diese Farbe weist zugleich auf das größte lunare Defizit überhaupt hin: seine andauernde Weigerung, aus sich heraus zu strahlen. Er ist ein Parasit. Wenn die Erde ein Zeckenhalsband um den Äquator spannen würde, wäre er vermutlich längst weg, aber das macht ja auch keiner. Der Mond tut nichts anderes als die elektromagnetische Strahlung, die fleißige Wichtel im Inneren der Sonne unanblässig herstellen, indem sie auf Millionen von kleinen Ambossen Wasserstoffatome zu Helium zusammenschmieden, diese elektromagnetische Strahlung also in der gleichen indolenten Art an sich abprallen zu lassen wie eine hochgeklappte Tischtennisplatte bräsig die Bälle eines vereinsamten Spielers aufs Brett zurückwirft.
Die Romantiker sind drauf reingefallen, und der Quatsch steht immer noch in unseren Schulbüchern und Anthologien (Karl Otto Conrady: Das große deutsche Gedichtbuch, 3 Euro bei Ebay), zum Teil bis zur Unkenntlichkeit verklärt. „Es war, als hätt der Himmel die Erde still geküsst“, säuselt ein gewisser Herr von Eichendorff, wo es in Wahrheit doch heißen müsste: Es war, als hätt ein Staubklumpen ein paar Photonen reflektiert. Freiheit der Dichtung, OK, aber doch bitte halbwegs bei den Fakten bleiben, Herr Eichendorff!
Dazu die beharrliche Weigerung, sich vernünftig fotografieren zu lassen. Sonne lacht, Blende acht, das weiß jeder. Mond reflektiert, Blende blockiert, oder was? Selbst bei ISO 32.000 und drei Sekunden Belichtungszeit sehen Mondfotos so aus, als hätte man mit Blitzlicht ins Innere eines Käsekuchen fotografiert.
Der Mond ist auch nicht gastlich, wie die NASA bei sechs Besuchen in den Sechziger- und Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts feststellte. Nur die Besatzung von Apollo 13 traute den Bildern aus den Reiseprospekten nicht, täuschte einen Defekt am Raumschiff vor und konnte so ohne deprimierenden Aufenthalt auf dem trüben Trabanten wieder die Heimreise antreten.
Über seine eigene Verheertheit aber versucht der gerissene Mond dreist hinwegzutäuschen. Eine von ihm engagierte PR-Agentur kreierte das Wort mondän, was für „von extravaganter Eleganz geprägt“ stehen soll. Mehr Verlogenheit geht kaum: Ein paar tausend Krater, schlechte Luft und eine Landschaft, die so aussieht wie neuerdings die meisten Vorgärten in Kleve, was soll daran mondän sein, bitteschön? Nur die hellsichtigen Engländer haben das miese Spiel des Staubklumpens durchschaut, sie nennen Verrückte lunatics, denn der Mond ist die Mutter aller Verrückten.
Eine dieser Verrücktheiten kennen und verfluchen Strandurlauber, seit es Strandurlaube gibt: An den nervigen Gezeiten, man kennt das ewige Hin uns Her von den Nordseestränden, ist der Mond ebenfalls schuld. Eben noch lag unsereins direkt am Meer und hatte das sanfte Plätschern der Brandung im Ohr, doch kaum hat man die Dose Heineken geleert und will erneut ins Wasser, hat sich die Küstenlinie so weit verzogen, dass ein mehrtägiger Fußmarsch erforderlich ist. Ohne Mond könnte zudem das Wattenmeer komplett bebaut werden (Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot), und außerdem bräuchte der Reisende keine Fähren mehr, um zu den Nordseeinseln zu gelangen, die dann übrigens auch keine Inseln mehr wären (West- und Ostfrieseninklusion).
Das permanente Ab- und Zunehmen vergrätzt ebenfalls immer mehr Menschen. Wie eine Frau auf Jojodiät! Stolz wird jedes Gramm Schwund präsentiert, nur um dann ein paar Tage später wieder richtig zuzulegen. Und wenn man dann sagt: „Na, du bist aber ganz schön aufgegangen!“, dann wird geschmollt und man macht sich erstmal komplett vom Acker. Bleib doch weg, wenn du mit Kritik nicht umgehen kannst! Aber nein, dann kommt Madame Luna wieder angetrollt und signalisiert: „Lass es uns noch mal versuchen, ich habe auch wieder etwas abgenommen!“
Die Erde fällt seit Jahrmillionen drauf rein. Doch jetzt, im Zeitalter des Anthropozäns, liegt es an uns Menschen, die Zukunft des Universums -Â zumindest unserer näheren Umgebung – zu gestalten. Die Losung kann nur lauten: Der Mond hat seine Schuldigkeit getan, der Mond kann gehen!
Wir wollen freie Sicht bis zum Saturn. Die Beleuchtung nachts könnten, wie in Belgien, Straßenlaternen übernehmen. Das Licht ist ohnehin angenehmer.
Apropos Armstrong & Co. – wer (nochmal) die erste Mondlandung „hören“ will – hier ist ein Audio-Clip (mit Transkript) mit der Kommunikation zwischen Apollo 11 und der NASA sowie zwischen den Astronauten Armstrong, Aldrin und Collins während der Mondlandung am 21.07.1969 – ein historisches Dokument:
https://www.hq.nasa.gov/office/pao/History/alsj/a11/a11.step.html
Mondwitz: Warum wollte der Raumfahrer Neil Armstrong immer mal Urlaub in der DDR machen? Antwort: Ja, wie es auf dem Mond aussah, das wußte er ja schon, jetzt wollte er auch mal gerne wissen, wie es hinter dem Mond aussieht!
Welcher Mond ist nun der echte; der auf den wir mit dem Finger zeigen, oder der, der sich im Wasser spiegelt?
Kleiner Tipp: Die Prinzen mit „Mann im Mond“ aus 1991 🙂
Wer einen Stiel
an den Mond fügt hat einen
schimmernden Fächer
(japanischer Zen-Meister)
@ 1. Chewgum :
Ihren Ausführungen stimme ich zu.
Um einen weiteren praktischen Nutzen des Mondes kann die Liste noch ergänzt werden :
Deutschlands dreistestem Blogger hilft der Mond über’s SommerLoch hinweg.
Erst „empört“ er sich künstlich über seine eigene Unverschämtheit in der SchattenWirtschaft seines NebenJobs
und unterdrückt jegliche Kritik an dem Unfug,
dann richtet er seine gekünstelte Empörung gegen den unschuldigen Mond.
Wirft dem Mond vor, nicht „blutig“ genug zu sein.
Dabei fällt er auf die SchlagZeilenGeilheit seiner 4letterPaper-Kollegen herein,
denen „RostMond“ halt nicht reißerisch genug ist.
Erst dick und fett gedrucktes „Blut“ verspricht genug Aufsehen.
@ rd :
Sie bemängeln, der Mond ließe sich schlecht ablichten.
Selbst ein HobbyAstronom hätte Ihnen helfen können, Ihren Frust zu ersparen :
Bei 3 Sekunden BelichtungsZeit, mit der Sie es versucht haben,
ist der Mond einfach schon zu schnell weiterGewandert.
Selbst ohne seine eigene Rotation um die Erde
dreht sich die Erde unter dem Mond genau wie „unter“ der Sonne oder jedem anderen Stern in 24h einmal komplett herum.
360° = 21.600BogenMinuten = 1.296.000BogenSekunden
in 24h = 1.440Minuten = 86.400Sekunden
macht pro Sekunde 1.296.000/86.400 = 15 BogenSekunden.
Während der 3 Sekunden der Belichtung 45 BogenSekunden.
Bei der Sonne bemerken Sie das nicht,
weil diese so hell ist, daß Sie nie auf die Idee kämen, für ein Foto von ihr 3 Sekunden zu brauchen.
Die winzigen Punkte der Planeten und Sterne werden durch die Drehung um 45 BogenSekunden zu Strichen in die Länge gezogen.
Für die MondScheibe ( ca. 30 BogenMinuten = 1.800 BogenSekunden DurchMesser )
sind 45 BogenSekunden 1/40 des DurchMessers.
Wenn Sie einen Menschen porträtieren würden
und dabei sich dessen ( z.B. 16cm breites ) Gesicht um 1/40 seiner Breite verschieben würde,
dann würden sich während der Aufnahme sämtliche Konturen um 4mm verlagern.
Nase und Ohren würden unscharf und breiter erscheinen,
NasenLöcher ähnelten Schlitzen,
die Augen hätten eine ovale Iris mit einer doppeltBreiten, langGezogenen Pupille darin,
deren seitliche Begrenzung zuDem verlaufen würde.
AugenBrauen und Haare wären überhaupt nicht einzeln zu erkennen sondern über eine Fläche verschmiert.
GenauSo kann auch ein 3SekundenFoto des Mondes nicht sein uns vertrautes Gesicht zeigen.
Es sei denn, Sie würden die Kamera die ganzen 3 Sekunden über exakt nachFühren.
Wer in der Nacht von FreiTag auf SamsTag beobachtet hat,
wie der Mond aus dem KernSchatten herausTrat,
der konnte erkennen, wie schnell sich der anfangs schmale helle Streifen „zusehens“ über die ganze MondFläche ausbreitete.
Das gab einen guten Eindruck davon, wie schnell sich der Mond über das Firmament weiterBewegt.
Liegt Kleve hinter’m Mond ?
😀
OHNE DEN MOND WÄRE ALLES NICHTS. WIR BRAUCHEN IHN GENAU SO WIE ER IST.
Der Mond, dessen Durchmesser einem knappen Drittel dem der Erde entspricht, ist wie die Kugel, die ein Hammerwerfer um sich schleudert. Wie das Schwungrad eines großen Kreisels sorgt der Mond dafür, dass die Rotationsachse der Erde stabil bleibt. Der Mond stabilisiert die Neigung der Erdachse auf ca. 23,5 Grad. Ohne den Mond würde die Erdachse hin- und herschwanken wie ein Kreisel kurz vorm Umkippen. Ãœber einen langen Zeitraum würden Erdregionen sich komplett verschieben, pol- oder äquatorabwärts kippen.
Peter Ward und Donald Brownlee von der Universität Washington gehen in ihrem Buch „Unsere einsame Erde“, dass die Stabilisierung der Erdachse durch den Mond die Bedingung für die Entwicklung komplexen Lebens auf der Erde war.
‚Ohne einen großen Mond‘, so Ward und Brownlee, ‚würde der Winkel der Erdachse um mehr als 90 Grad variieren. Vom Mars, der eine ähnliche Umdrehungsgeschwindigkeit und einen ähnlichen Neigungswinkel wie die Erde besitzt, wird angenommen, dass Schwankungen seiner Achse von 45 Grad und mehr auftreten.‘ Das könnte ein Grund sein, warum es dort offenbar kein Leben (mehr?) gibt.
Zwischen der Erde und dem Mond wirken starke Gravitationsfelder. Gäbe es den Mond nicht, wären die Wassermengen, die durch die Gezeiten aufgeworfen werden, wesentlich geringer, denn die Anziehungskraft der Sonne ist nur ein Drittel so stark wie die der Sonne, die das dann ausgleichen müsste, was sie aber nicht kann. Dann wären die Wassermassen der Ozeane näher an der Rotationsachse der Erde und das Trägheitsmoment würde kleiner. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Erde um ihre eigene Achse dreht, würde sich erhöhen, denn der Gesamdrehimpuls der Erde bleibt erhalten. Der Mond sorgt hingegen dafür, dass die Erde 24 Stunden braucht, um sich um ihre eigene Achse zu drehen. Ohne den Mond wären es nur 8 Stunden.
Wenn der Mond nicht mehr da wäre, würden ohne seine Anziehungskraft die Weltenmeere auf der dem Mond zu- und abgewandten Seite zusammenbrechen, zerfließen und sich neu verteilen. Ein globaler Riesentsunami würde das Land an den Küsten überfluten.
Auch Ebbe und Flut, hervorgerufen durch die Schwerkraft des Mondes, hatten einen günstigen Einfluss auf die Entwicklung des Lebens auf der Erde.
Durch die Beobachtung von Mondphasen kam man zu genaueren Kalendern, die für die Landwirtschaft wichtig sind.
Siehe auch: http://www.spiegel.tv/videos/161009-brauchen-wir-den-mond