Jürgen Krawath verlor 2009 seinen Arbeitsplatz bei der „Organchemie“ an der Kalkarer Straße, weil der Henkel das Werk dichtmachte. Er wechselte nach Porta Westfalica in ein anderes Werk des Konzerns – dort erlebt er jetzt die nächste Schließung.
Es hätte definitiv schlimmer kommen können für Jürgen Krawath, das ist sicher. Er hat seine Arbeitsstelle verloren, seine Unterkunft wurde ein Raub der Flammen, und er wird demnächst erneut seine Arbeitsstelle verlieren, aber, das ist sicher: Es hätte schlimmer kommen können.
Krawath lebt wochentags in Porta Westfalica, 222 Kilometer von Kleve entfernt. Dort arbeitet er in einem Werk des Henkel-Konzerns, der 2016 in den drei Geschäftsfeldern Laundry & Home Care, Beauty Care und Adhesive Technologies 18,7 Milliarden Euro einnahm und 2,7 Milliarden Euro verdiente. Krawath gehört zum Bereich Adhesive Technologies, auf Deutsch würde man sagen, er stellt Klebstoffe her. Pritt und Pattex, das sind Klebstoffe von Henkel, die man kennt.
Vor Weihnachten war Krawath, wie alle anderen Mitarbeiter auch, zu einer Betriebsversammlung eingeladen worden. 50 der insgesamt 61 Kollegen versammelten sich in der Kantine, ein aus der Unternehmenszentrale in Düsseldorf angereister Manager schloss seinen Laptop an einen Beamer an und warf dann eine PowerPoint-Präsentation an die Wand des Raumes. Eine Folie hatte die Überschrift: „Geplante Schließung des Standortes Porta Westfalica“.
Grob gesagt, erklärte das Management, dass die Menschen heute weniger Briefe schreiben und mehr Pakete bei Amazon bestellen. Das heißt, es wird weniger Klebstoff benötigt für die Laschen von Briefumschlägen und mehr Klebstoff zum Versiegeln von Paketen.
Der wasserbasierte Klebstoff für die Briefe wird in Porta Westfalica hergestellt, der andere, er heißt im Fachausdruck Hot Melt, weil er kurz erhitzt werden muss, bevor er seine verbindende Wirkung entfaltet, wird nicht in Porta Westfalica hergestellt, und er kann dort auch nicht produziert werden, weil das beengte Werksgelände keine Erweiterung zulässt. Da kommt das Management schon mal auf die Idee, einen Standort zu schließen, das muss man verstehen.
Nach dem Ende der Präsentation kamen die Kollegen zu Krawath. Sie sagten: „So fühlt sich das also an!“ Es gibt keine Verwendung mehr für das, was man jahrelang gemacht hat. Es gibt keine Verwendung mehr für einen selbst. Außer, man nimmt eines der Angebote an, dass der Konzern für einen bereithält, zum Beispiel den Wechsel in ein anderes Werk. Henkel unterhält allein in Deutschland noch acht weitere Standorte.
Die Gesetze der Marktwirtschaft wollen, dass die Werktätigen solche Angebote annehmen. Dass sie den Ort, in dem sie womöglich Jahre lebten, in dem sie Freunde gewannen und eine Familie gründeten, hinter sich lassen und zu neuen Ufern aufbrechen. Die Kollegen kamen zu Krawath und fragten: „Wie ist das?“
Denn als Krawath die Präsentation über sich ergehen ließ, da hatte er, so sagt er, „ein Déjà -vu“. Er kannte das alles schon, er hatte alles schon mal mitgemacht – und zwar von knapp zehn Jahren in Kleve. Damals, als das Werk an der Kalkarer Straße geschlossen wurde, das jeder ältere Klever als „Organchemie“ kennt. Ende 2008 erhielten die Kollegen dort die Nachricht, dass das Werk geschlossen wird – exakt acht Monate, nachdem der Henkel-Konzern den Standort übernommen hatte.
Krawath weiß noch, wie das damals war, als die Manager aus Düsseldorf erstmals nach Kleve kamen, um die Übernahme zu verkünden. Einer aus der Gilde der Anzugträger sagte: „Lassen Sie uns gemeinsam etwas Großes schaffen!“ Damals überwog eine positive Grundstimmung, die meisten Kollegen dachten: „Das kann was werden.“
Nicht einmal ein Jahr später wurde der Stecker gezogen. Der Wagen des Managers, der die schlechte Nachricht überbringen sollte, stand mit laufendem Motor auf dem Firmengelände, allzeit bereit für einen hastigen Aufbruch. Sogar einen Arzt hatte das Unternehmen bestellt, für den Fall, dass einer der Mitarbeiter die schlechten Nachrichten nicht verkraftet. Und natürlich Security, für den Fall, dass die Stimmung kippt.
Krawath selbst war nicht vor Ort, er hatte Urlaub und erfuhr die Hiobsbotschaft am Telefon von einem Kollegen: „Die machen den Laden dicht.“ Krawath glaubte sich verhört zu haben. Hatte er nicht.
Als Krawath erfuhr, dass der Standort Kleve zu Gunsten des Standorts Porta Westfalica geschlossen werden sollte, schaute er sich das Werk an – auf Google Maps. Es hatte nur ein Drittel der Klever Größe, abgegrenzt durch einen Steilhang, eine Schnellstraße und eine Bahnlinie sowie ein Wohngebiet. Krawath: „Das Werk konnte überhaupt nicht wachsen. Wir haben das Management darauf hingewiesen, aber das war denen egal.“
In Kleve hingen im Werk Zettel mit Stellenangeboten aus. Für die anderen Klebstoff-Standorte des Konzerns, für Heidenau (bei Dresden), Bopfingen (bei Nördlingen) und eben Porta Westfalica. Dort gab es 20 freie Stellen. „Wie geht man damit um“, fragte sich Krawath. „Die Gedanken drehen sich im Kreis.“
Alles in Kleve aufgeben, auch die erst drei Jahre zuvor gekaufte Eigentumswohnung am Kermisdahl? Henkel bot Bustouren nach Porta Westfalica an, Krawath fuhr mit und besichtigte das Werk. „Es fühlte sich von vorne bis hinten falsch an“, sagt Krawath. Zumal bei einem Wechsel auch eine neue Gehaltseinstufung erfolgen sollte – nach unten, allerdings zunächst durch Ausgleichszahlungen abgefedert.
Schließlich fällte die Familie den Entschluss, dass nur Jürgen Krawath in den Osten Nordrhein-Westfalens zieht und dort nur eine provisorische Bleibe sucht. Frau und Sohn blieben in Kleve. Er fand einen Campingplatz in der Nähe des Werks, er besorgte sich einen Wohnwagen, die Kosten waren überschaubar. „Ab da ging es mir besser“, so Krawath.
Am 31. Oktober 2009 hörte er um sechs Uhr morgens auf in Kleve zu arbeiten. Ende der Nachtschicht, am Werkstor lagen sich die Kollegen noch kurz in den Armen, dann warfen sie ihre Zugangs-Chips in den Briefkasten, und das war für Krawath nach fast auf den Tag genau 28 Jahren das Ende des Kapitels Organchemie. Einen Tag später, am 1. November, feierte er seinen 49. Geburtstag. Am Nachmittag dieses Sonntags verabschiedete er sich von seinen Gästen und setzte sich in den Zug nach Porta Westfalica.
Krawath plante das Leben auf dem Campingplatz so, wie er sonst seine Radtouren plant. Fortan lebte er wochentags auf fünf Quadratmetern Wohnfläche, nach eigenen Vorstellungen umgebaut, plus Vorzelt. „Aus nichts was machen, das kann ich“, sagt Krawath.
Aber das gewohnte Leben war verschwunden. Die Mitgliedschaft im Kanuclub Kleverland – gekündigt, weil nutzlos. Die Radtouren am Sonntag mit Freunden – eingestellt, weil am Nachmittag die vierstündige Bahnfahrt nach Porta Westfalica ansteht. Die Beziehung zur Ehefrau – belastet, weil der Alltag fehlt. Ein Mobiltelefon ersetzt keine Nähe. „Ich hatte nie daran gedacht, eine Fernbeziehung zu führen“, sagt Krawath.
Zu diesen Belastungen kam noch ein anderer Schlag hinzu: Im vergangenen Jahr brannte der Wohnwagen aufgrund eines technischen Defekts ab, Krawath musste alles von Grund auf neu organisieren. Den Schaden übernahm die Versicherung nur zum Teil. Ein neuer Wohnwagen wurde gekauft, allerdings funktionierte dessen Heizung nicht sofort, so dass Krawath im Winter morgens bei 5 °C am Frühstückstisch saß.
Drei Tage nach dem Einzug in den neuen Wohnwagen kamen die Manager aus Düsseldorf nach Porta Westfalica und präsentierten die Schließungspläne. Krawath trug die Nachricht mit Fassung, denn er befindet sich seit zwölf Monaten in der so genannten aktiven Phase der Altersteilzeit. Das heißt: Zwischen Werksschließung und den Beginn der passiven Phase sind noch zwanzig Monate zu überbrücken. „Vielleicht kann ich irgendwas mit Heimarbeit machen“, sagt Krawath. „An einen neuen Standort möchte ich jedenfalls nicht mehr. Was das angeht, habe ich genug gelitten.“
Er ist 57 Jahre alt, seine Ehe hat die Belastungen überstanden, einen Brand überlebte er unversehrt, und er wird, wenn Porta Westfalica 2019 stillgelegt wird, zwei Werksschließungen hinter sich gebracht haben. Wenn Jürgen Krawath Porta Westfalica verlassen wird, hinterlässt er nur einen freien Stellplatz auf dem Campingplatz.
Es hätte, wie gesagt, schlimmer kommen können.
Ich bin beeindruckt, ein klasse Artikel. Leider fehlt das Ende! Ich hatte die Ehre Jürgen Krawath noch in Düsseldorf am Henkel Stammwerk kennenzulernen und die 20 Monate die ihm zur Passivphase fehlten noch als meinen Arbeitskollegen zu haben. Aus Heimarbeit wurde dann nichts, in Düsseldorf haben wir uns gefreut einen fähigen und motivierten Kollegen gewonnen zu haben. Falls Du das mal lesen solltest Jürgen, ich wünsche Dir alles gute vielleicht läuft man sich ja noch mal über den Weg
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/streiks-autos-sind-der-gesellschaft-mehr-wert-als-pflege-1.3848138
Interessanter Artikel, denke der beschreibt treffend, wie wenig es um Schuldzuweisungen oder ähnliches geht.
Ist schon interessant. Da wird eine vom modernen Unternehmertum beeinflusste Geschichte eines gebeutelten Arbeitnehmers geschildert. Und in den Kommentarewn wird auf die „überflüssigen sozialistischen Gewerkschaften†hergezogen.
Mal drüber nachgedacht, ob es den Arbeitnehmern nicht besser ginge, wenn sie sich wieder mehr solidarisieren würden und nicht nur arbeitspolitisch wieder eine Macht werden?
Und eine weitere Anmerkung: auf den Bahnhöfen meiner Zugstrecke, in den Führerhäusern polnischer, rumänischer oder italienischer LKW, die ich belade, oder Handwerker aus dem Osten- bei einigen dieser Zeitgenossen herrschten noch weit schlimmere Bedingungen, als in meinem Dasein! Ich hab’s noch für gute Chemie-Kohle gemacht, mein Geld kommt pünktlich und ich bin ordentlich abgesichert- auch durch diesen Arbeitgeber! Bei den armen Schluckern darf ich mich nicht beklagen….
Anm.des Gehenkelten für alle, die nicht im Thema sind: im obengenannten fehlt die Tatsache, daß in Kleve eine große und moderne Extruderanlage für Hotmelt betrieben wurde. Deren Nutzen von Henkel bei der Schließung als nicht „zukunftsweisend“ bezeichnend wurde. Wie viele andere Facetten eine klassische Fehleinschätzung! Wie sagen unsere Nachbarn? Uit- afgelopen!
@ 29. otto :
schon komisch :
Der eine kommt auf die SchnappsIdee,
ich hätte um Ratimg-Nichtigkeiten gebeten,
der andere interpretiert in die bloße Erwähnung einer Möglichkeit
eine Empfehlung hinein,
der 3. lagert sein KopfKissen im PferdeStall . . .
Jeder nach seinem Geschmack.
@28.M.F.
in einer ihrer Zeilen, die sich mit den Nichtigkeiten des Lebens befassten, empfahlen sie mir ein Haiku zu
schreiben.
Einer der berühmtesten Haiku-Dichter schrieb hierzu passend:
Nichts als Flöhe und Läuse –
und nah an meinem Kopfkissen
pisst auch noch ein Pferd.
@ 21. Chewgum :
### irgendwas ist da verrutscht, ###
Der nachGetragene NachZügler war der Beitrag
#6(neu). von Rüdiger Weizenkeim ( am 2. Februar 2018 um 13:58 Uhr ),
durch den die folgenden Nummern verschoben wurden.
– und damit auch Ihre Referenz verfälscht wurde.
Seiner RegistrierNummer nach gehört er an diesen Platz,
also ist er wohl nicht in der Zeit zurückGereist
sondern lediglich verspätet onLine geschaltet worden.
Angesichts des recht übersichtlichen Umfangs des unverdächtigen Inhalts
( †Wir schauen auf Phönix…. †)
wird es wohl nicht an rd`s ArbeitsÃœberlastung gelegen haben,
daß er ihn erst verspätet prüfen und „onLinen†konnte,
sondern eher an dem miserablen Display von rd`s ipHohn.
empfehle, stets Nr. UND Namen zu nennen,
damit einigerMaßen sicher ist,
daß spätere Verschiebungen nicht zu MißVerständnissen führen.
Bei „SerienTäternâ€, die per SchnellFeuer etliche Kommentare nachEinAnder auf der selben Seite rausHauen,
könnte es nötig sein, zusätzlich die UhrZeit des Kommentars zu nennen,
auf den Sie sich beziehen.
@25. Chewgum
Ja, ohne Zweifel….das sind alles wunderbare geschriebene Erklärungen, Gedanken und Berichte.
Aber leider sehen aktuell die Realitäten absolut anders aus.
Wir werden hier nie erfahren, wieviele Kinder als Arbeiter in dieser unglückseligen Goldmine in Südafrika eingeschlossen waren.
@24. Chewgum
Kein Problem……ich kann damit leben!
Durch überhöhte und überschätzte Aktivitäten der Gewerkschaften, wurden in den letzten Jahren zahlreiche neue Werke (auch Automobilindustrie) nach Osteuropa verlegt. Dadurch gingen in Deutschland sehr viele Arbeitsplätze verloren.
Ist das sinnvoll?
@??? Gerade Gewerkschaften setzen sich weltweit gegen Kinderarbeit ein. Nur ist das in vielen Ländern eine schwierige Sache, weil dort betriebliche Mitbestimmung nicht so wie hier gesetzlich verankert ist.
http://www.deutschlandfunk.de/kinderarbeit-gewerkschaften-kaempfen-fuer-bessere.799.de.html?dram:article_id=375795
https://www.gewerkschaftsgeschichte.de/industrielle-revolution-ausbeutung-und-massenelend.html
https://www.boeckler.de/53957_53926.htm
@??? „Wahrscheinlich wäre die deutsche Arbeitswelt geordneter†(wenn es keine Gewerkschaften gäbe)
Selten so einen Schwachsinn gelesen.
@22. Chewgum
Wahrscheinlich wäre die deutsche Arbeitswelt geordneter……….aktuell gibt es nur noch Sittenverfall.
Der angegebene Bericht datiert vom 13.06.2011.
Was mich dagegen sehr, sehr erzürnt, ist noch immer die vorhandene Kinderarbeit in anderen Ländern……auch für die deutsche Industrie.
@16 ??? Gegenfrage: Was glauben Sie, wie dieses Land ohne Gewerkschaften aussähe? Mitbestimmung ist eine der großen Errungenschaften, ohne die wir alle wesentlich schlechtere Arbeitsbedingungen hätten. Schauen Sie sich mal Länder an, wo es das nicht gibt. Dort Gewerkschafter zu sein, kann gefährlich werden. Dort zu arbeiten auch.
http://www.dw.com/de/gewerkschaftsarbeit-in-vielen-l%C3%A4ndern-riskant/a-15150086
@15 Bin mir ziemlich sicher, dass meine Bezüge (@…) richtig waren, als ich den Post abgeschickt habe, aber irgendwas ist da verrutscht, weil noch ein Beitrag verspätet dazu gekommen ist. Mein Post 10 bezieht sich auf Post 9.
@17. Joseph Johann et al.
Genau, die KPD , DKP … SED oder wie alle sie sich schimpfen, an die Macht.
Es geht doch nichts über die Ãœber-erfüllung des 5-Jahres-Plans durch die uneigennützigen heldhaften Werktätigen unserer Republik !
Hoffntlich wachen Sie Alle nicht mehr auf, wenn der heldhaftig gelebte Sozialismus in unserer freiheitlich demokratischen Republik einmal die Sgel streichen muss.
Huch, jetzt war ich doch gerade eingenickt und war in meinen Träumen in der SBZ der Jahre 50/80 .
Nur zur Realität 2018 : Es hat sich herausgestellt, dass alle Gutmenschen die uneigennützlich für die armen Leidgenossen tätig sind, enorme „zakkenvullers†sind.
Und die, die sich besonders hervorgetan haben, z.B. Peter Harz , Ulli Hoenes und all die anderen, die mir jetzt nicht einfallen müssen, haben es so bunt gemacht, daß sie hochkriminelle Energie zutage gefördert haben.
Aber egal, passt alles schon irgendwie, wenn man nur die richtigen Freunde an der richtigen Stelle hat.
@11. Zecke „Gerade wenn man Familie hat ist dies besonders hartâ€
da gebe ich Ihnen völlig Recht :-((((((((((
Wenn es jemanden ohne Familie trifft, bleibt jedenfalls keine trauernde Wittwe nach, oder was sind da so Ihre lauteren Motive, so etwas zu äussern ?
Ich könnte noch Gründe bedenken, warum es lieber Einen treffen sollte, der eine attraktive hübsche Frau und/oder ältere Tochter hat, aber das liesse rd bestimmt nicht passieren, und so viel Sarkasmus wäre auch dem blog abträglich.
16
Die Betrachtung ist richtig. Ungenannt sind die sonstigen Vergünstigungen der Funktionäre. Man denke nur an die Möglichkeiten über die Altersicherung nach dem entsprechenden Verband.
Deshalb bezweifele ich nach wie vor die Richtigkeit des zur Zeit von der IG Metall beschrittenen Weges.
Nach Ludwig Erhard sind die Gewerkschaften ein wichtiges Glied der Sozialen Marktwirtschaft. Es kommt aber darauf an, was diese daraus machen. Leider ist die Zeit eines Georg Leber vorbei. Er kannte Maß und Ziel.
Metallindustrie. 35-Stunden-Woche dachte ich. Ferner stehen wahrscheinlich alle Kollegen am Hochofen. Es wäre spannend wenn die Kollegen der Pflege die Krankenhäuser bestreiken würden…..
@12. Chewgum
Haben Sie auch darüber nachgedacht, welche Vorteile die Funktionäre der Gewerkschaften auf dem Rücken der Mitglieder haben?
Wenn die Mitglieder mehr Geld verdienen, steigen die Beiträge und so bekommen die Funktionäre auch prozentual mehr Vorteile……..
10
Ihre Betrachtungen sind stets bewundernswert.
@8.Joseph Johann,
aus dem beruflichen Umfeld Crommes wurden immer wieder bei Konsortialgesprächen Details
seiner völlig unsozialen Härte kolportiert, er war mehr als gefürchtet.
Respekt!
@7 Der aktuelle Tarifkonflikt in der Metallindustrie zeigt jedenfalls, dass Arbeitnehmer auch Macht haben, zumindest wenn sie in der mächtigen IG Metall organisiert sind. Das vergessen diese leider manchmal und/oder sparen gerne den Beitrag für die Gewerkschaft. Ohne die wären wir aber noch bei der 60-Stunden-Woche von 1900. 1825 arbeiteten die Leute sogar um die 80 Stunden.
Ich finde es gut, auch mal was zu fordern, wo viele erstmal mit dem Kopf schütteln. Denn Mitarbeiterbeteiligungen an den Gewinnen sind leider noch nicht in dem Maße verbreitet, wie es gerecht wäre. Dann vielleicht mehr Zeit.
Außerdem ist die Arbeit in der Metallindustrie ja was Anderes als die im Öffentlichen Dienst.
Interessante Geschichte. Gerade wenn man Familie hat ist dies besonders hart. Das verrückete ist, dass es sehr viele in und um Kleve gibt, die ihre Lieben Sonntags verlassen und erst Freitags wieder daheim sind, um durch die Woche den Lebensunterhalt zu verdienen. — Meinen Respekt haben Sie alle.
Laut Wikipedia:
ge·hen·kelt, keine Steigerung; also schlimmer kann es nicht mehr werden…
@8 Wer nicht betroffen ist, hat schon mal gut reden. Ihr Arbeitgeber-Jargon spricht für sich.
Tough Break aber so etwas passiert nun mal im Berufsleben. Wenn das Werk in Porta Westfalica langfristig keine Rolle mehr bei Henkel gespielt hat, dann ist eine Schließung nur legitim. Bleibt zu hoffen, dass die meisten Mitarbeiter*innen schnell eine Anschlussverwendung finden können.
„Boomende Wirtschaftâ€, „Niedrige Arbeitslosenzahlenâ€, Sprudelnde Staatskasse†und ähnliche Ausrufe sollen darüber hinwegtäuschen, dass es viele Schicksale wie das oben geschilderte gibt. Bewundernswert, wie der Mann bisher damit umgegangen ist. Ich wünsche ihm eine vertretbare Altersteilzeit.
Das Gegenstück ist der „Herr Crommeâ€, über den in vielfältiger Form zur Zeit berichtet wird, nachdem er bei Siemens seinen Posten aufgegeben hat. Ist er vor den Restrukturierungsmaßnahmen im Konzern Siemens geflüchtet? Ein Ruhmesblatt waren seine Tätigkeiten in den Konzernen Krupp, Thyssen und Hösch nicht. Noch heute sind Menschen von seinen damaligen Entscheidungen betroffen.
Das soll aber „Soziale Marktwirtschaft†sein.
Unabhängig davon ist immer mit Wandel in der Wirtschaft zu rechnen. „Wandel bringt Zukunft†sagen „kluge†Leute. Ist zur Zeit die IG Metall auf dem richtigen Weg? Ich bezweifele das sehr. Der Knall kommt noch.
Hallo Jürgen,
du hast die vorherige Schließung in Kleve vor 9 Jahren mit Bravour überstanden und so wie man dich kennenlernen durfte immer positiv nach vorne blickend den Kopf, egal was kam, hochgehalten.
Dich konnte auch ein Abbrennen deines Wohnwagens im letzten Jahr nicht stoppen und entmutigen.
Nun also erneut ein Schock für dich, wieder bist du von der Schließung des Werkes im Henkel-Konzern betroffen, aber auch das wirst du mit Hilfe deiner Familie meistern, da bin ich mir sehr sicher.
Siehe es postitiv, die Pendellei per Zug hört nun zunächst einmal auf und du hast demnächst wieder etwas mehr Zeit mit deiner besseren Hälfte ausgiebige Fahrradtouren in der schönen Landschaft am Niederrhein, wie früher zu machen. Alles weitere wird sich dann sicherlich finden.
Dir und deiner Familie alles alles Gute für die weitere Zukunft wir laufen uns sicherlich demnächst, wenn du wieder häufiger in Kleve bist, mal wieder über die Füße.
Wir schauen auf Phönix….
Dieses Schicksal ist natürlich sehr schlimm. Aber wie Herr Krawath selber betont….es hätte schlimmer kommen können.
Es gibt auch in Deutschland mittlerweile mehr und mehr Menschen, die alles verloren haben……….auch als ehemals gut ausgebildete und gut verdienende Mitarbeiter großer Firmen, in denen, dort arbeitende Menschen eben nur „Kostenstellen“ in der Betriebswirtschaft sind.
Unter ihnen sind auch Menschen, die krank wurden nicht mal mehr einen Wohnwagen haben.
GESUNDHEIT ………die kann man nicht kaufen, auch nicht als Privatpatient!
Und @otto- wo wäre ich nur ohne euch…
Danke @chewgum!
Gut war und ist, dass Krawath gute Bekannte hat, die ihm immer beratend, auch helfend
zur Seite stehen, so das sein Gefühl in Kleve geborgen zu sein und leben zu können,
ihn nie verließ.
Super Beitrag incl. Titel, gibt einen Einblick in die Folgen von Werksschließungen für ArbeitnehmerInnen, wirft einen Blick hinter die Zahlen einer Statistik, packt einen mit der Lakonie, mit der es dem Fall entsprechend erzählt wird, macht deutlich, dass es immer um einzelne Menschen und deren Leben geht. Gibt einen Eindruck davon, was es bedeutet, wenn sich das bis dahin normale Alltagsleben einschneidend verändert, ja, der Mensch unfreiwillig davon abgeschnitten wird durch die neuen Lebensumstände. Selbst mehr oder weniger freiwilliges Wochenend-Pendeln kann schon schwierig sind, es sind immer zwei Welten zu vereinbaren. Unfreiwillig, begleitet vom Gefühl, von Menschen, deren Arbeitsbedingungen um einiges besser sind, „verschoben†zu werden, ist aber nochmal eine andere Sache.
Der Satz „Aus nichts was machen, das kann ich“, den Jürgen Krawath sagte, ist mMn bezeichnend für Menschen seiner Generation. Die diese Gesellschaft im Grunde wuppen derzeit. Nur die Gewinne, die machen andere.