Tag des Marktes

In einem Land vor unserer Zeit: Markt Linde, ca. Mitte der 60-er Jahre

Sind so viele Märkte! Supermärkte, Möbelmärkte, Trödelmärkte, Weltmärkte, Drogeriemärkte, unsereins verbindet mit dem Wort Markt – vom lateinischen mercatus (Handel) – vermutlich nur noch selten die Urform des Marktes als einen Ort, an dem Verkäufer und Käufer zusammenkamen.

Kleve ist voller Märkte: Schweinemarkt, Fischmarkt, Kleiner Markt, Großer Markt, und das Foto oben mag einen Eindruck des Treibens vermitteln, das früher auf Märkten herrschte. Heute parken auf den meisten dieser Plätze Autos.

Das Bild, aufgenommen aus dem Turm der Versöhnungskirche, zeigt den Markt Linde, den letzten der verbliebenen Klever Märkte, der diesen Namen noch verdient. (In der Unterstadt gibt es wochentags auch ab und an ein paar Gemüse- und Blumenstände, aber sie als Markt zu bezeichnen, wäre etwas hoch gegriffen.) Doch auch Markt Linde scheint  allmählich der Welt zu entgleiten: Ursprünglich nahm er die komplette Fläche des Platzes an der Kreuzung Hagsche Straße/Ringstraße ein, seit einigen Jahre ist er jedoch bereits auf die Hälfte eingedampft (der Rest steht als Parkplatz zur Verfügung), die Zahl der Marktstände dürfte bei etwa einem Dutzend liegen.

Umso wichtiger, dass die verbliebenen Händler auf sich aufmerksam machen – und vielleicht beim Klever noch einen Umdenkensprozess einlkeiten. Warum sollte in Kleve nicht gelingen, was in vielen anderen Städten auch funktioniert – dass der Markt tatsächlich ein realer (und nicht virtueller) Treffpunkt für die Menschen ist, dass dort Lebensmittel frisch, direkt vom Erzeuger und in bester Qualität zu bekommen sind, und dass geklatscht und getratscht werden kann (eigentlich ein Klever Spezialgebiet).

Deshalb findet am Samstag, 18. Mai, an der Linde von 8 bis 13 Uhr der zweite „Tag des Marktes“ statt. „Wir wollen den Menschen zeigen, dass der Markt viel mehr als nur eine Handelsplattform ist, sondern gleichzeitig auch ein Treffpunkt und Ort zum Austausch“, sagt Nils Roth, Betreiber der beliebten Kaffeebude und einer der Organisatoren des Events. Neben Lebensmitteln (Erdbeeren, Spargel) gibt es am Samstag Informationen (Vereine stellen sich vor) und Kultur (Musik, Tanz, Theater). Also: Wenn es die Zeit erlaubt – nichts wie hin zum Markt! Schlechtes Wetter als Ausrede kann nicht gelten gelassen werden: Die Händler sind auch jede Woche da.

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14 Kommentare

  1. 14

    Die Konsumenten haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert.
    Heutzutage muss alles „fast“ 24 Stunden und günstig verfügbar sein, hier ist der Discounter oder Supermarkt nun mal die erste Anlaufstelle, des Weiteren geht das frische kochen der heutigen berufstätigen Generation ja fast ab. Fertig geschnibbelte Tiefkühlkost ist nun mal einfacher, als auf dem Wochenmarkt selber zeitintensiv einkaufen, schruppen und schnibbeln. so macht Frau oder Mann von heute die Tiefkühltüte auf und ab in die Pfanne gekippt, zwei mal umrühren fertig ist das komplette Gericht.
    Auf einem Wochenmarkt muss sich mir zuvor überlegen was will ich kochen, was benötige ich, wie muss ich es verarbeiten, das kostet Zeit, Zeit die kaum jemand noch investieren möchte, der einen langen Arbeitstag hat.
    So kommen halt Fertigprodukte auf den Tisch, Pizza, Tütensuppe, Rinderrollade mit Rotkohl aus der Conveniencetüte, dabei verliert die heutige Gesellschaft die Fähigkeit selber zu kochen und sich gesund zu ernähren.

    Von daher verwundert es nicht das die Marktbeschicker immer weniger Umsätze auf den Wochenmärkten erzielen können, da EDEKA, REWE et cetera ja alles dem Konsumenten bieten und im Gegensatz zu den großen Discountern auch nicht die Einkaufspreise dann drücken können.

    Das selber einwecken (einkochen im Glas) wie hier schon von anderen Usern angesprochen, ist neben dem Einkauf der Rohprodukte sehr zeitintensiv, aber das Resultat ist mit keinem Produkt aus der Industrie zu vergleichen und ich weiß auch noch wo die Grundprodukte aus der hiesigen Region dann herkommen, die ich selber einwecke.

    Früher habe ich meine Eltern belächelt, als die noch selber eingeweckt und dass halbe Schwein oder das viertel Rind eingefroren und verwurstet wurde. Heutzutage mache ich es inzwischen selber und die Qualität der selber daraus hergestellten Produkte, ob nun frisches Brot, Wurstwaren, oder Eingewecktes, ist toll und es schmeckt hervorragend und dass ganz ohne künstliche Geschmacksverstärker, Glutamat oder ähnlichen Zusatzstoffen.

     
  2. 13

    Die Lebensumstände haben sich stark verändert. Die Hausfrau mit ihren vielfältigen Aufgaben ist kaum noch anzutreffen. Für sie war der Marktbesuch, meistens mit dem Fahrrad, wichtig für die Versorgung der Familie und nebenbei eine Möglichkeit des Austausches mit den Marktfrauen und evtl. getroffenen Bekannten.

    Heute bieten andere Märkte eine Vielfalt an Waren, mit denen der Alltag bestritten wird. Daraus haben sich neue Verhaltensweisen entwickelt. Mit solchen Märkten ist Kleve reichlich versorgt.

     
  3. 12

    @11.rkh,

    was gefällt dir nicht an Kartoffel mit Löwenzahn- o. Brennesselsalat mit Tofu und am Sonntag ein Ei?

     
  4. 11

    Die Kommentatoren scheinen lauter Leute zu sein die sich Essen aussuchen können. Glückwunsch!

     
  5. 10

    zum Klever Wochenmarkt,

    Was soll ein Klever Wochenmarkt denn bieten, wenn der Riswicker Wochenmarkt schon lange etabliert ist.
    Die Nachfahren der Leute auf dem Bild von rd gehen schon lange dort ihre Produkte kaufen.

    Und die anderen bestellen/werden bestellen bei amazon fresch oder ähnlich.

    Das Bild vom Wochenmarkt an der Linde ist vor allem Nostalgie einer vergangenen Zeit. Schon damals vor 50Jahren war es für die Beschicker des Marktes vor allem eins: Sehr viel harte Arbeit.
    Und das ist heute noch so.

    Und die Randumstände mit dem umliegenden Strassenverkehr, WC Anlagen, und der Asphaltmarktfläche spiegeln die Wertschätzung der Stadt zum Klever Wochenmakt.

    Wer das anders sieht möge bitte wach werden, oder wirklich was ändern, dass am Markt bestehen kann.

     
  6. 9

    @7 j.b.
    Die Zeiten haben sich gewandelt und das nicht erst seit die Tiefkühlfahrzeuge bis zur Haustüre vorfahren,sondern auch seit die Discounter Kühltheken haben und im Winter Gemüse einfliegen lassen.
    Fast jeder Haushalt hat eine Gefriertruhe,da geht das Wissen wie weckt man Obst und Gemüse richtig ein natürlich verloren.
    Das die Discounter lange Öffnungszeiten haben,kommt ja nicht von ungefähr,sondern soll auch berufstätige Kunden ansprechen in Ruhe einzukaufen um den Umsatz anzukurbeln.
    Eine „All Wetter Markthalle“ wird sich nicht tragen,da der Betreiber entsprechende Standgebühren fragen muss,die der Händler auf die Ware umlegt und damit im Wettbewerb nicht bestehen kann.
    Der Ansatz wurde schon einmal mit der Denkmal geschützten Halle der ehemaligen Union durchgespielt,mangels Nachfrage von Händlern aber verworfen.
    Ein festes Gebäude setzt eine tägliche Nutzung voraus,dies bedeutet das für Marktbeschicker und Kunden genügend Parkplätze vorhanden sein müssen,die es so an der Linde nicht gibt.
    Im Rückblick, erinnert man sich zum Glück immer nur an die positiven Dinge,aber das Rad der Zeit läßt sich nicht zurückdrehen,der Kunde fährt heute am liebsten mit dem Auto vor,erwartet stets volle Regale, packt den Kofferraum voll,ein Schwätzchen mit dem Verkäufer ist dabei nicht vorgesehen.

     
  7. 8

    Kleve benötigt seit Jahren, in erster Linie bezahlbaren, „Allwetter- Wohnraum“!

     
  8. 7

    @6. Max Knippert
    Sie fordern eine “ All Wetter Markhalle – An der Linde und ein Multifuktionsplatz am Minortitenplatz“ ?
    Lieber Herr Knippert, haben Sie sich einmal gefragt, womit dieser „Bedarf“ denn legitimiert werden soll?
    Das mit dem regionalen und saisonalen Angebot ist doch ein Ammenmärchen.
    Das Wissen um Ertesaison und Zubereitung ist bei vielen doch längst verloren gegangen und
    was auf dem Wochenmarkt angeboten wird, stammt, wie im Supermarkt, meist aus der Handelskette.
    Erzeuger, hier in der Gegend, finden Sie annähernd keine mehr. Die liebevoll mit dem Prädikat Marktgärtner bezeichnete Spezies ist längst dem Verdrängungswettbewerb zum Opfer gefallen.
    Und dass heute „der zweite Tag des Marktes“ stattgefunden hat, spricht doch Bände.
    Ich kann mich noch an den 1. Tag d.M. erinnern, das ist s e h r viele Jahre her.
    Was ist denn in der Zwischenzeit gewesen? Wovon sollen die Markthändler denn in der Zwischenzeit existieren?
    Z.B. die Stadt Duisburg betreibt eine „Frischekontor GmbH “ die Promoting und Organisation von Eventen in der Stadt organisiert, was hat Kleve in dieser Hinsicht ,abgesehen von Lippenbekenntnissen, zu bieten ?
    Ich bin mir sicher, dass eine Markthalle in Kleve einfach nicht rentabel zu betreiben ist. Wenn Sie von einem „Trend Markthalle“sprechen, wo gibt es das denn in einer vergleichbaren Stadt ?
    Markt muss, wenn er für Besucher wie Beschicker gleichermassen, rentieren soll, einem Bedürfnis entsprechen.
    Das sehe ich weder bei Ihnen, wie auch bei 95% der Klever nicht.
    Vom „Erlebnischarakter“ eines Events ist noch kein Magen voll geworden.
    Wenn Sie von Ihren Forderungen überzeugt sind, können Sie ja einen Versuch auf Basis von Genossenschaft oder Crowdfunding starten, das wäre einmal Action und Event.

     
  9. 6

    Der zweite Tag des Marktes ist klasse und den Organisatoren*innen ein großen Dank dafür.

    Aber wo ist der Einzelhandel und wo ist der Versuch in Kleve zu erkennen den gesamten öffentlichen Raum in einem Master- oder Maßnahmeplan attraktiver zu gestalten? Dazu gehört ein Wochenmarkt genauso wie der zum Schimpfwort verkommene Minoritenplatz. Der Wochenmarkt ist zu einem Symbol von Bürgerlichkeit geworden wie der inhabergeführte Einzelhandel auch, sozusagen als Gegenbild zur Schoppingmall oder Passage. Aber dieses romantisches Bild wird der Zeit vermutlich nur noch als Erinnerung bleiben (?).

    Aber es gibt erfreulicherweise auch gegenläufige Trends oder Versuche wie Nachbarschaftszentren, Kneipen oder auch Frisöre und eben auch die Markthalle und einiges Andere. Das wurde hier im blog auf der Straße usw. immer wieder zum Thema. Aber die Politik hat bisher was daraus gemacht – Nichts. Jetzt gibt es am Platz der Plätze im noch nicht existierenden Herz unserer Stadt zwei undefinierte Definitionitionen vom Nichts. Ein FischerLuftDübel im Herzen einer Stadtgesellschaft. Städte sind im ewigen Strukturwandel und Politik und Verwaltung haben nun mal das ihr innewohnende Problem gewisse Endlösungen zu suchen, was nachvollziehbar ist aber zum scheitern verurteilt ist. Es geht, gerade was den Öffentlichen Raum geht – um Möglichkeitsräume.

    Was den Handel angeht sind 2016 gut 2,5 Millionen Pakete verschickt worden. Gegenüber 2010 ein Zuwachs von 47%. Auch wenn wir Alten jammern, Jugendliche wollen Geschwindigkeit, Action und Events. Dieser Erlebsnischarakter kann mit Food Festivals, Wochenmärten und Markthallen kombiniert werden. Anderseits könnenBeachvollyball vorm Rathaus – also öffentlichen urban .

    Kurz um. Eine moderne All Wetter Markhalle – An der Linde und ein Multifuktionsplatz am Minortitenplatz.
    Der Weinachsmarkt wird es dieses Jahr zeigen. Leben gehört in die Stadt und zwar mitten rein!

     
  10. 5

    Mmuuuh, mmuuhhh, ich glaube das Ding da unten rechts auf dem Foto im Vordergrund hieß Telefonzelle, mmuuuh.
    Wie Opa Niederrheinstier sagt, mmuuuuh, quasi ein erster, aber noch recht großer und ziemlich unhandlicher Vorfahre für den schönsten Urzweck heutiger Mobile Phones, mmuuuuh. Immerhin, mmuuuh, für nach Hause telefonieren war das vermmuuuuuhtlich schon ok, mmuuuuh: „Haalloooo, ET hier, bitte schickt endlich ein Raumschiff für nach Hause zur Linde!

     
  11. 4

    Geht doch nach Goch, dort hat der Markt noch ein Ambiente !Dienstags und Freitags 7-13 Uhr. Jedenfalls mehr als in Kleve.

     
  12. 3

    Schön war die Zeit und schön ist das Foto. Ein richtiges Wimmelbild.
    Die Versöhnungskirche wurde im Dezember 1967 eingeweiht, das Foto ist also frühestens von 1968.

     
  13. 2

    Besonders unsere niederländischen Nachbarn machen es uns wöchentlich vor, wie lebendig und
    zum Kaufen anlockend dort die Märkte als Teil des öffentlichen Lebens angesehen werden.

    Herzogstraße mit Kavarinerstraße sind nach wie vor geeignet, Marktgeschehen aufzunehmen
    sowie Käufer zu begeistern, sogar die benötigten Lokalitäten sind vorhanden.

    Wer verurteilt solch einen zweiten Markt und warum? Besteht etwa Sorge, dass die Kaskaden
    und das Spoycenter ihre Anziehungskraft verlieren könnten?

    Wo bleiben die Sprecher der Klever Entwicklungsgesellschaft, die vor einiger Zeit der
    Öffentlichkeit vorgestellt wurden? Seilbahnpläne oder Ruderregatten sind nun einmal für
    Kleve ungeeignet, gut dass diesen Koryphäen bisher kein weiterer Unfug eingefallen ist.

     
  14. 1

    Schön war die Zeit,da stimmte der Begriff Ernte frisch noch wirklich.Da hatte der Landmetzger für Stammkunden
    unter der Theke auch Waren die er eigentlich aus seinem Verkaufswagen heraus nicht verkaufen durfte.
    Meine Mutter freute sich immer diebisch wenn sie eine dieser schmackhaften „unerlaubten Ware “ ergattern konnte.Obst und Gemüse wurden im Einkaufsnetz nach Hause getragen,da fragte auch keiner im Winter, warum es kein Sommer Gemüse zu kaufen gab.Da war regionale und saisonale Küche kein Verkaufsschlager sondern Alltag.