Sie haben Post, Herr Spreen!

Thomas Velten, Ortsverbandsvorsitzender der Grünen in Kleve, schreibt zum Thema »Wer ist der Vater der Hoschule Rhein-Waal?«:

Landrat Spreen lässt sich heute gern als „Vater“ der Hochschule feiern. In Wirklichkeit war seine Rolle in der Anfangsphase außerordentlich unglücklich. Er selber hat ja in seinen Interviews vor wenigen Tagen seine damalige grundsätzliche Skepsis noch einmal betont. Schlimmer aber noch: Gerade Spreen drohte die von der Stadt Kleve so einmütig herbeigesehnte Hochschulgründung komplett zu torpedieren!

Zu den Fakten: Unmittelbar nach Bekanntwerden der Absicht der Landesregierung, fünf neue Hochschulen in NRW zu errichten, stellte die grüne Kreistagsfraktion den Antrag, in Düsseldorf als Bewerber den Hut in den Ring zu werfen. Ich selber habe den Antrag Anfang 2008 im Schul- und Kulturausschuss des Kreistages eingebracht und begründet.

Was passierte? Zu meinem Entsetzen widersprach Spreen dem Antrag. Eine Bewerbung sei völlig aussichtslos und lohne nicht die Mühe, war sein Credo. Und was die CDU heute nicht mehr gerne hört: Die gesamte CDU-Fraktion im Ausschuss folgte Spreen und lehnte den Antrag mit ihrer Mehrheit in Bausch und Bogen ab.

Damit war eine folgenschwere Blockadesituation entstanden: Die gesamte Stadtspitze in Kleve einschließlich aller Fraktionen und des Campus-Fördervereins waren bereit, die einmalige historische Chance zu nutzen, das großzügige Angebot zur Neugründungen zu nutzen. Geradezu euphorisiert wollte man alle Hebel in Bewegung setzen, Kleve zum Hochschulstandort zu machen. Aber Landrat und Kreisspitze schalteten auf stur! Und nur der Kreis war antragsberechtigt. Das Zeitfenster für die Bewerbung in Düsseldorf wurde immer enger.

Erschwerend kam hinzu, dass zwischen Klever CDU-Spitze (Brauer) und Landrat Spreen zu der Zeit „absolute Funkstille“ herrschte. Verzweifelt wurde versucht, die Kreis-CDU mit ins Boot zu holen und die verhärteten Frontenaufzuweichen. Großes Lob gebührt dabei Michael Bay, Ute Sickelmann und Anne Peters, denen es gelungen ist, die Fraktionsvorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Ulrike Ullrich, als Bündnispartner zu gewinnen. Erst nach langer Überzeugungsarbeit vermochte es Ulrike Ullrich, die gesamte Kreistagsfraktion mit einzubinden und ins gemeinsame Boot zu holen. Die Kapriolen, die zwischendurch geschlagen wurden, sind ja schon erwähnt worden – nachdem die CDU erst gar nichts von einer Hochschule wissen wollte, wollten plötzlich alle eine haben: Emmerich, Goch, Geldern usw…
Gottseidank hat man sich dann ja doch noch geeinigt. Lokale Egoismen und Eitelkeiten wurden beseitigt, man einigte sich auf die Kreishauptstadt. Und nun konnten die Verbindungen nach Düsseldorf genutzt werden. Und natürlich auch die von Paul Friedhoff zum FDP-Wissenschaftsministerium.

Wie sagte schon der Soziologe Max Weber: „Politik ist das lange und langsame Bohren dicker Bretter. Sie erfordert Leidenschaft und Augenmaß.“ Und wie man hinzufügen muss: Manchmal braucht man auch ein bisschen Glück!

P.S. Gerne gönne ich Landrat Spreen morgen seinen großen Auftritt!

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Weiteres zum Thema hier: Wer ist der Vater der Hochschule Rhein-Waal?

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