Schandfleck in Kleve

So schnell kann’s gehen. Eben wurde die Hoffmannallee durch die Verleihung des zweiten und dritten Platzes meines privaten Unternehmerspreises als Gewerbestandort drastisch aufgewertet, schon fällt auf, dass zwischen diesen Perlen des Kapitalismus Parzellen größter Verwahrlosung die modrige Aura des Untergangs verströmen. Heute meldet die Rheinische Post, es gebe einen „Schandfleck in Kleve“, und zwar das leerstehende Gebäude an der Ecke Hoffmannallee/Thaerstraße. „Gemüter“ seien bereits „erregt“. Originaltext:

Die Stadt habe deshalb vergeblich versucht, mit dem auswärts wohnenden Besitzer Kontakt aufzunehmen, so Jürgen Rauer. Der Technische Beigeordnete im Rathaus führte aus, dass deshalb eine niederländische Grundstücksgesellschaft, die das Objekt zum Verkauf anbietet, angesprochen worden ist. Es habe aber keine Reaktion gegeben. „Wir als Stadt können nur eingreifen, wenn die öffentliche Sicherheit bedroht ist“, erklärte Rauer. Andere Maßnahmen wären ein Eingriff in das Privateigentum, das ja geschützt sei.

Mal abgesehen davon, dass der letzte Satz doch sehr beruhigt (elementares Recht gilt auch hier), verblüfft die Tatsache, dass – wenn schon diese kleine Eckkaschemme, die meines Wissens vor langen Jahren mal das Café Extrablatt in Kleve beheimatete, den ersten in einer langen Kette von erfolglosen Versuchen, am unteren Niederrhein Erlebnisgastronomie heimisch zu machen, als „Schandfleck“ ausgemacht wird – problemlos größere Teile der Innenstadt genauso bezeichnet werden könnten – oder ist etwa die ehemalige Post (ausschnittsweise hier zu sehen) ein Juwel?

Darüber ist an dieser Stelle bereits berichtet worden – doch nun gibt es Hoffnung. Freddy Heinzel, der Anwalt des neuen Besitzers der Neuen Mitte hat stolz mitgeteilt, dass weitere Umbauten in der Innenstadt ganz rasch erfolgen könnten. Der niederländische Investor sei nämlich auch in Besitz eines Abrissunternehmens. Liebe Immobilienbesitzer, also bitte gut markieren, was stehen bleiben soll! Sonst sieht’s hier bald so aus:

Bodenplatte

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4 Kommentare

  1. 4

    Grosses Lob FRANZ! Der beste Kommentar von allen! Gehaltvoll und lustig, zugleich kritisch und richtig!
    Ein Laufhaus in Kleve? Dann zieh ich sofort zurück! (Gibt es nicht seit Jahren schon ne kleine Eros-Kaschemme unten auf der Heldstr.?)
    „Vollmundig“ und „Blasmusik“, sehr gut geschrieben, habe mich köstlichst amüsiert!
    Vergleich KLEVE-Hamburg spitze, das wäre nach Schweizerhaus-Radhaus ein prima Thema für den Moderator dieses Blogs!
    In der Hoffnung, dass du noch mehr gute Beiträge hier postest!
    Ach ja, eine Frage: wohnst du in Kleve oder sind das Distanzschüsse?

     
  2. 3

    Zur Frage Gewerbestandort Kleve und was würde sich denn ideal außer weiteren Handy- oder 1- Euro- Shops z.B. für die neue Mitte, das Spycenter oder das alte Haus Bergmann in Zeiten des neuen Jahrtausends, der Einzelhandels-Rezession und zunehmender Globalisierung wirklich anbieten? Natürlich realistisch erst nach der Generation Bürgermeister CDU- Lehrer! Genau: Ein Eroscenter mit kleinem Laufhaus, eventuell mild aber vollmundig, wie der Tschibo Privat-Kaffee. Die Kreisstadt Kleve liegt doch am Arsch der Welt, ist somit quasi Hafenstadt wie Hamburg oder Antwerpen, wurde ja auch bereits von „mutigen“ Geschäftsleuten (siehe Strandbar Hafen Kleve) erkannt. Nur leider gibt`s hier kaum Studenten, die sich dort in Liegestühle relaxen, sondern viel mehr rumlungernde Frührentner- Opi`s in der Innenstadt , die eigentlich gar nicht auf Drehorgel stehen, sonder lieber Blasmusik hören würden. Ein Anreiz ist mit dem neuen Bettenstudio auf der Hoffmannallee ja bereits gemacht, weiter so, dann boomt auch wieder das Schweizerhaus!

     
  3. 2

    Superidee! Irgendeiner ist mit seiner Digicam dabei, filmt alles und setzt es für dich als im Exil -Lebender bei you tube ein, sonst hast du ja nix von dieser brillanten Idee! Ich fühle diesen Linksruck förmlich, Kleve, die Stadt der Hausbesetzer, dagegen war die Hafenstr. ein gespielter Witz!

     
  4. 1

    -„Wir als Stadt können nur eingreifen, wenn die öffentliche Sicherheit bedroht ist“- na dann ist die Lösung doch so nah:das Haus muss besetzt werden! Als Freaks +Hippies verkleidete einfache Stadtangestellte besetzen fingiert das Ding, löllen was von Hafenstrasse und rauchen Joints dabei ohne jeglichen Wirkstoff. Ein paar Hiphopper dürfen AUSDRÃœCKLICH ERLAUBT viel rumsprayen, dann ist die grosse Gefahr doch da und der Weg frei für die neue Oberstadt!