Klever Unternehmerpreis (Platz 2)

(Der Hausmeister der Klever Stadthalle kurbelt ächzend den tiefroten Samtvorhang zur Seite. Im Lichte des Hauptscheinwerfers steht Thomas Helmer im Zentrum der Bühne, während im Hintergrund gymnasiale Hilfskräfte Scherben mongolischen Steinguts beiseite fegen und damit für eine scheppernde Geräuschkulisse sorgen, die die karteikartengestützte Moderation des ehemaligen Fußballprofis untermalen. Doch der lässt sich nicht beirren.)

HELMER: Liebe Gäste hier in der (neue Karteikarte) Klever Stadthalle, es ist mir nun eine besondere Ehre, Ihnen den zweiten Platz dieses besonderen Unternehmerpreises präsentieren zu dürfen. Glauben Sie mir bitte, dass ich auf die Entscheidung der Jury keinen Einfluss genommen habe - aber (obwohl ich niemals dort gewesen bin und nach dem Ende meiner glanzvollen Karriere, in der ich… (es folgt eine mehrminütige Aufzählung von Vereinsnamen, Toren und Titeln), eigentlich auch keinen Anlass mehr habe, solche Geschäfte aufzusuchen - diese Entscheidung könnte auch die meine gewesen sein: Platz zwei geht an das

Sporthaus Driessen, das uns gelehrt hat,
dass Geschäfte im Hinterzimmer gemacht werden

(Applaus brandet auf. Thomas Helmer trägt die Begründung der Jury vor.)

HELMER: Was dem FC Bayern München die Säbener Straße, ist dem 1. FC Kleve die Hoffmannallee, genauer gesagt das Sporthaus Drießen. Wenn irgendwo an der Zukunft des erfolgreichsten Vereins am Platze gebastelt wird, dann dort im Hinterzimmer des Verkaufsraums, wo sich wirkliche Fachleute zu stundenlangen Konferenzen treffen.

Sporthaus

Die Nebel des Zigaretten- und Zigarrenrauchs, die bei dieser Sportmeditation produziert werden und vom Hinterzimmer in den Verkaufsraum wabern, hindern die Geschäftsführung keineswegs daran, Kunden wahrzunehmen und kompetent zu bedienen. Sie gehen in der Regel selbst dann mit einem Paar passender Adidas-Fußballschuhe wieder nach Hause, wenn sie für den lieben Enkel nur Schalke-Fanbettwäsche kaufen wollten.

Drei Streifen waren im Sporthaus Drießen schon Kult, als die Marketing-Leute in Herzogenaurach das Wort Flagship-Store nicht einmal erahnten. Damals, als die Fußballschuhe noch „Beckenbauer” hießen. (Vogts war Puma, typisch auch das.) Gut möglich, dass Firmeninhaber Werner Drießen sein Sortiment noch bei Adi Dassler persönlich bestellte. Zugeständnisse an den Zeitgeist (darunter fällt alles außer Fußball) finden im Sporthaus Drießen übrigens nur in der Form „Kann ich bestellen“ statt.

Meine Damen und Herren, das ist Konsequenz in Vollendung! Applaus für den Zweitplazierten, Applaus für Werner Drießen vom Sporthaus Drießen!

(Kurze Zeremonie, dann betreten die Artisten aus der Mongolei wieder die Bühne. Irgendwas mit Feuer und dem restlichen Geschirr.)

(Wird fortgesetzt.)

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6 Kommentare

  1. 5

    Einige Antworten:

    Nein, es ist kein Hoffmannallee-Ranking. So viele Straßen gibt’s hier nun auch wieder nicht. So viel sei verraten: Platz 1 liegt an einer anderen Straße.

    Nein, es kein Römereck mehr. Der würdige Nachfolger heißt APO’S Welt, der aber mittlerweile ein bisschen römerstraßenabwärts zu Hause ist.

    Nein, es gibt kein Café Linde mehr. Mittlerweile heißt der Laden „Schüsterkes“ oder so ähnlich, und natürlich wünsche ich ihm viel Erfolg – obwohl dies der ca. 5. Besitzerwechsel in 7 Jahren ist…

     
  2. 4

    Extrastory über das Elefantenstübchen wäre wünschenswert: da heisst nämlich die Frikadelle BRATKLOPS! Würde mich mal interessieren, wie es dazu kommen konnte!
    P.S. Gibt es denn wenigstens noch das Römereck?

     
  3. 1

    Bertis Antwort auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, Klinsis Assi zu werden: „Ich bin Mönchengladbacher!“
    In diesem Sinne: ALL RHEYDT u.HALT POHL!!