Steht Artur Leenders für einen Wechsel, Frau Hütten?

Schwere Aufgabe: Paula Backhaus, Gudrun Hütten
Gute Laune trotz schwerer Aufgabe: Paula Backhaus, Gudrun Hütten

In einer denkwürdigen Mitgliederversammlung haben die Klever Grünen vor einer Woche mit 12:10 Stimmen, manche sagen auch 12:11 Stimmen, Dr. Artur Leenders als eigenen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen geschickt. Gudrun Hütten und Paula Backhaus, die Vorsitzende des Ortsverbandes und ihre Stellvertreterin, hatten in der Findungskommssion für die parteilose Sonja Northing gestimmt. Und nun? Ein politisches Interview…

Da kommt jemand nach fünf Jahren erstmals wieder zu einer Mitgliederversammlung der Klever Grünen und wird gleich zum Bürgermeisterkandidaten gewählt. Was sagt das über die Partei?
Hütten: Er ist ja nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel gekommen, sondern war lange Zeit Ratsmitglied und in die politischen Gremien eingebunden. Ich denke, dass er sich als Alt-Grüner noch einmal hat aktivieren lassen, um für die Partei als Kandidat mit einem grünen Profil zur Verfügung zu stehen. Das war der Auslöser: Grün soll in diesem Wechsel unbedingt vertreten sein.

Nun hat aber die Findungskommission, in der Sie beide gesessen haben, einstimmig für Sonja Northing votiert. Und dann werfen die Grünen diese Idee über den Haufen. Fühlt man sich da nicht düpiert?
Hütten: Wir haben das in der Findungskommission als ungeheure Verantwortung empfunden, diesen Wechsel für Kleve voranzutreiben. Und das eint auch alle Grünen: Wir wollen einen Wechsel. Nach 50 Jahren mit CDU-Bürgermeistern streben wir eine Erneuerung, eine Erfrischung an. Nach Jahrzehnten gibt es immer Ermüdungserscheinungen, und dann tut ein Wechsel gut. Und das hängt auch nicht an der Personalie Udo Janssen, sondern uns geht es prinzipiell um einen möglichen Wechsel. Bei der Suche nach dem richtigen Kandidaten ging es uns auch nicht um ein Parteibuch, sondern schlicht um die Frage: Was bringen diese Leute mit, um diesen Wechsel tatsächlich zu vollziehen?

O.k., und dann haben Sie eine vielversprechende Kandidatin gefunden, und dann sagt ihre Basis: Nicht mit uns!
Hütten: Wir haben immer gesagt, wir wollen Qualität anbieten und unsere Basis wird verantwortlich über die Bewerbungen abstimmen, so ist das bei uns Grünen. Unsere Aufgabe ist es jetzt, konsequent und nachhaltig das Ganze wieder zusammenzuführen und unsere grünen Inhalte klar und deutlich darzulegen und weiterhin voranzubringen — von der neuen Planung des Minoritenplatzes über alternative Energien, das Radwegekonzept bis hin zur sozialen, auch für den demografischen Wandel gerüsteten Stadt.

Und nicht zu vergessen die Bahnstrecke nach Nimwegen, die Artur Leenders auf der Mitgliederversammlung visionär beschworen hatte – ohne allerdings darauf hinzuweisen, dass er schon 15 Jahre Gelegenheit hatte, sich darum zu kümmern. Steht der Mann wirklich für einen Wechsel?
Backhaus: Auf jeden Fall stehen Gudrun und ich für einen Wandel. Wir haben frischen Wind hereingebracht, ich habe einige neue junge Mitglieder für die Partei begeistern können, und insgesamt haben wir uns etwas weiter links positioniert. Vor der Kommunalwahl haben Gudrun und ich für dieses neue Profil gestanden, und wir haben dafür auch neue Stimmen gewinnen können. Und wir mussten uns dann danach die Vorwürfe gefallen lassen, dass die grüne Ratsfraktion erneut mit der CDU zusammenarbeitet. Wir müssen stärker daran arbeiten, die Energie, die von der Basis kommt, in die Ratsfraktion zu tragen. Beispielsweise ging die Zusammenarbeit mit der Klever Firma Colt, die ein Haus mit einer Bioreaktorfassade als regeneratives Energiekonzept entwickelt hat und dafür internationales Ansehen erworben hat, vom Ortsverband aus. Das hat bei Artur Anklang gefunden. Auch hinsichtlich Ideen wie der Gründung eines Jugendparlaments in Kleve signalisierte Artur Leenders Interesse, konstruktive Kritik und Unterstützung, konnte so einige junge Stimmen gewinnen und hat bis jetzt auch nicht enttäuscht. Er ist direkt, kreativ visionär und, was mir persönlich sehr wichtig ist: Er ist nicht intrigant.

Wer auf der Mitgliederversammlung war, sah, dass sich die Grünen – wenn dieses Wortspiel gestattet ist – sich selbst nicht grün waren. Es zog sich ein tiefer Graben durch die Reihen der Mitglieder. Wie sehen Sie das?
Hütten: Wir haben derzeit sicherlich zwei Flügel. Der eine Flügel ist in Kooperation mit der CDU – und arbeitet daran, energisch grüne Positionen durch die Ratsarbeit für Kleve voran zu treiben. Der andere Flügel sagt, wir müssen uns lösen, wir brauchen mehr deutliches grünes Profil, mehr Eigenverantwortlichkeit und Außendarstellung unserer Ziele. Das muss jetzt noch deutlicher werden — ein klares, von Gemeinsamkeit getragenes grünes Profil, um das es allen Mitgliedern ja geht. Wir haben das, einigen kann uns da durchaus die stärkere gemeinsame Arbeit an der Außendarstellung. Dadurch werden wir die Flügel wieder zusammenbekommen, wenn wir uns wieder auf unsere wesentlichen gemeinsamen Inhalte besinnen.

Der Konflikt wirkt ein wenig wie Alt gegen Jung, oder auch wie Platzhirsche gegen Newcomer. Und er wirkte nicht so, als ob man ihn lösen könnte. Worauf gründet sich Ihr Optimismus, dass dies dennoch gelingt?
Hütten: Der Wunsch, einen Wechsel hinzubekommen muss uns einen. Dies wünscht sich ein Großteil unserer Bevölkerung und diesem Anspruch wollen wir uns gern stellen. Das darf nicht daneben gehen – noch nie waren die Chancen so groß und die Menschen zeigen sich absolut interessiert und gesprächsbereit.

Backhaus: Es geht nicht mehr um den Konflikt Realpolitiker gegen Fundis, sondern wir haben ja nun tatsächlich eine realistische Chance, eine Mehrheit zu bilden. Alle die sagen, wir arbeiten aus realpolitischen Gründen mit der CDU zusammen, sind nicht mehr glaubwürdig, weil man dasselbe jetzt auch mit den anderen Parteien erreichen kann. Wir haben uns in der Findungskommission mit den Vertretern der anderen Parteien sehr gut verstanden und viele Gemeinsamkeiten festgestellt.

Gab es eigentlich von deren Mitgliedern nach der Entscheidung der Grünen für Artur Leenders eine Reaktion?
Hütten: Die waren schon sehr traurig, weil diese Entscheidung den Wechsel zunächst einmal zumindest erschwert. Aber jetzt geht es gemeinsam mit Leenders in den Wahlkampf, der schon jetzt mit außergewöhnlichem Interesse verfolgt wird.

Backhaus: Aber sie sind immer noch sehr optimistisch. Es gibt nun verschiedene gute Alternativen zum CDU-Kandidaten, und es ist keinesfalls so zu verstehen, dass Artur Leenders sich mit seiner Kandidatur zum Steigbügelhalter für Udo Janssen macht.

Jetzt eine ganze Zeit über die Bürgermeisterwahlen am 13. September geredet, aber auch für sie persönlich stehen im November Wahlen an – die zum Vorsitz des Ortsverbandes. Treten Sie wieder an?
Backhaus: Wenn man mich möchte – gerne! Ich bin der Meinung, dass wir gute Arbeit geleistet haben und uns sehr engagiert haben.

Hütten: Das wird sich zeigen. Mein großes Ziel ist es, dass wir durch gemeinsame Ziele im Ortsverband zu tragender Gemeinsamkeit zurückfinden, gerade auch durch die Einbindung unserer jungen und neuen Mitglieder. Das ist die Chance, die wir jetzt haben- dass wir durch Konflikte, die wir lösen zu einer Einheit zurückfinden und für unsere Wähler für Verlässlichkeit und Erneuerung mit einem klaren grünen Profil stehen.

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12 Kommentare

  1. 12

    Mein Lieblingssatz: „Steht der Mann wirklich für einen Wechsel?
    Backhaus: Auf jeden Fall stehen Gudrun und ich für einen Wandel. Wir haben frischen Wind hereingebracht“

    Da dürfte jeder kommunikationsexperte mit dem kopf geschüttelt haben und herr bay hätte sicher liebend gern den rotstift gezückt.
    Aber wenigstens ehrlich die antwort bzw ha eigentlich die nicht-antwort

     
  2. 11

    Bla bla bla …..

    Die Grünen haben in Kleve Ihr Verfallsdatum deutlich überschritten. Da brauchen die Wähler einen Wechsel.

    Mitgliederversammlungen mit 23 Anwesenden gehören in den Kleingartenverein. Aber da wächst ja auch viel grün.

     
  3. 10

    Die Grünen wollen also den Wandel in Kleve. Wirklich?
    Sie konnten nach der Kommunalwahl im Rat neue Mehrheiten jenseits der CDU suchen und finden.
    Nur wenn die Grünen jetzt neue Mehrheiten im Rat suchen, kann man ihnen und Arthur Leenders glauben, dass sie wirklich einen Wechsel wünschen. Im Rat ging dies schon nach der Kommunalwahl, im Rat geht es heute und morgen.

    Die 3 anderen Fraktionen haben ihre Fähigkeit zur Zusammenarbeit gezeigt und eine gemeinsame Kandidatin gefunden.
    Eine knappe Mehrheit der Grünen hat die von Paula Backhaus und Gudrun Hütten mitgetragene Entscheidung konterkariert und einen eigenen Kandidaten aufgestellt, der die meisten Jahre seines politischen Wirkens für schwarz-grün stand.

    Bisher kann man an den Taten der Grünen nicht erkennen, dass sie wirklich mehrheitlich den Wechsel wollen.
    Wenn dem so wäre, kann die Ratsfraktion der Grünen kurzfristig neue Mehrheiten im Rat suchen und finden.
    Ansonsten sind ihre Worte zum angeblich gewünschten Wandel reine Worthülsen.

    Wenn sie im Rat den Wechsel schaffen, sei ihnen das Geeiere der letzten Wochen verziehen.
    Dann wäre Arthur Leenders tatsächlich ein Kandidat, der den Wechsel symbolisieren kann.

    Ansonsten bedeuten die großen Worte vom Wandel links blinkend antäuschen, aber …. – Ihr wisst schon.

     
  4. 9

    @2 Johannes K.
    Also, die Bundes-Grünen würde ich da nicht in die Klever Szene einbeziehen.
    Die holen einen Teil ihrer Wähler aus dem Lager der Unzufriedenen, die aber nicht LINKS wählen möchten.
    Das spielt hier (z.Zt.) noch keine Rolle.
    Mit dem vereinten Watschelgang der SPD beim Thema Maut könnte das morgen aber schon ganz anders aussehen.
    CDU und SPD müssen sich nicht wundern, wenn sie demnächst mit Extrem zu tun haben.
    Wer trägt die Konsequenzen ?
    Ich fürchte, die Politik sollte sich mal langsam ein anderes Wahlvolk anschaffen, das jetzige taugt denen nicht mehr.

     
  5. 8

    @3 Der Laie Gemach, guter Mann, wenn nur 0,5% von dem passieren würde, was ich gerne möchte, nicht auszudenken ….
    Ist doch klar, daß UJ immer mehr Stimmen bekommt, als AL.
    Die bange Frage ist nur, ob Frau N. mehr Stimmen bekommt, als AL.
    Aber bei Rückendeckung der SPD kann das trotzdem kein Problem sein.
    AL verursacht mit seiner Kandidatur nur einen immensen Mehraufwand.
    Die BM-Wahl wird vermutlich nicht im 1. Wahlgang entschieden, und es kommt ein nicht unerheblicher Personalaufwand für einen 2. Wahlgang auf die Stadt zu.
    Gar nicht zu denken an die Kosten für einen 2. Wahlgang, Geld mit dem man sinnvolleres machen könnte.
    Aber Dr. Artur Leenders ist sich das nun mal wert.
    Kostet Ihn ja nichts ……

     
  6. 7

    Hallo, aber ich halts nich mehr aus. Kein blöder Witz sollte unausgesprochen im Raum stehn bleiben: zwei Engel für Artur

     
  7. 5

    Hallo,
    @1, Fragen „tendenziell“ zu formulieren ist m.E. journalistische Pflicht. Ein Freiraum für den Antwortgeber sollte in der Fragestellung möglich sein. (Mein Lieblingssatz: „Alle die sagen, wir arbeiten aus realpolitischen Gründen mit der CDU zusammen, sind nicht mehr glaubwürdig, weil man dasselbe jetzt auch mit den anderen Parteien erreichen kann“. Is dat nich herrlich, liebe Mitbürger. Ne zweite kommunalpolitische Revolution: Leck de Söck, wat gehn mich die Anfangsbuchstaben vonne Partei an)

     
  8. 3

    Da spielen also die Grünen seit Jahren den Mehrheitsbeschaffer für die CDU und wollen jetzt mit einem eigenen
    Bürgermeister Kandidaten,der Stadt ein grünes Profil geben.

    “ Steht der Mann wirklich für einen Wechsel?
    Backhaus: Auf jeden Fall stehen Gudrun und ich für einen Wandel. “

    Da die Damen wohl kaum in der Souffleurloge Platz nehmen werden,dürfte bei einer Wahl von Herrn Leenders
    alles beim alten oder besser gesagt bei den ALTEN Grünen bleiben.

     
  9. 2

    „Hütten: Der Wunsch, einen Wechsel hinzubekommen muss uns einen.“

    Das ist ja wohl der kleinste gemeinsame Nenner den man finden kann. Und wenn der Wechsel dann da ist, ist alles Friede, Freude, Eierkuchen? Das glaubt Frau Hütten ja wohl selber nicht. Auf dieser Basis kann man leider nicht erwarten, dass die Grünen dauerhaft eine erfogreiche politische Arbeit leisten können.

    Fest steht doch, dass fast die Hälfte der Parteimitglieder einer EXTERNEN Kandidatin den Vorrang vor einem emeritierten 61-jährigen Ex-Bürgermeisterstellvertreter gegeben haben.

    Das bundesweite Problem der Grünen ist (leider), dass in der Zwischenzeit kein Unterschied mehr zu CDU und SPD erkennbar ist. Ihre Hauptthemen (Energie und Frieden) sind ihnen abhanden gekommen, sie sind gealtert, etabliert und sprechen die Jugend nicht mehr an. Und das ist in Kleve, insbs. mit der Aufstellung eines 61-jährigen Kandidaten nicht anders, ganz im Gegenteil.

    Aber trotzdem viel Erfolg beim Versuch. Die 12 Leenderswähler wissen bestimmt was sie getan haben.

     
  10. 1

    Ich lese dauernd Wechsel? Es ist aber schon richtig, dass Herr Leenders seit gefühlten Jahrzehnten mit auf der schwarz-grünen Regierungsbank sitzt?

    Es ist den handelnden Personen schon klar, dass ein grüner, eigener Kandidat zunächst mal vor allem dem Herausforderer aus den Reihen der Opposition schadet?

    Ähnliches dachte ich mir schon nach der eigentlichen Abstimmung der Grünen. Da meinte Leenders, wie wichtig doch jetzt die Einigkeit der Partei sei. Ja, wenn die so wichtig ist, warum düpiere ich dann mit meiner Kandidatur den Vorstand?

    Irgendwie passt das Handeln bei den Grünen derzeit nicht zu den Aussagen und umgekehrt.

    Btw Sehr gutes Interview rd. Ich werde zwar das Gefühl nicht los, die Fragen sind ganz bewusst etwas tendenziell gestellt, ist mir aber 1000mal lieber als irgendwas Weichgespültes.