Müllschlucker schluckt Müllschlucker: Schönmackers übernimmt de Loreyn

Die roten Container von de Loreyn gehörten zu den Klever Baustellen wie die Pulle Bier in der Hand des Poliers

Mehr als 1500 Mitarbeiter hat die  Entsorgungsfirma Schönmackers, und der Fahrzeugpark ist so groß, dass er wohl nicht mehr gezählt werden kann und auf der Website nur noch mit „über 600“ beziffert wird. All das ist jetzt noch ein bisschen größer geworden: Der Müllschlucker aus Kempen, seit mehr als einem halben Jahrhundert in dem einträglichen Geschäft mit anderer Leute Abfall unterwegs, hat das Klever Traditionsunternehmen de Loreyn übernommen – und damit auch die 26 Mitarbeiter am Standort des Unternehmens im Industriegebiet und die neun Containerfahrzeuge. Den Kaufpreis schätzen Kenner der Branche auf rund zehn Millionen Euro.

Die Lastwagen von den Loreyn kennt jeder Klever, weil in den Fahrzeugen,  in seriös-edlem Dunkelblau lackiert, durchaus findige Fachleute unterwegs waren, die die ochsenblutroten Container auch da abzustellen vermochten, wo andere Leute nicht einmal einen VW Golf einparken konnten. Sobald die Metallkiste stand, machten sich die Bauherren daran, das Behältnis mit allem zu füllen, was irgendwie als „Bauschutt“ deklariert werden konnte. Der Auftritt des Unternehmens insgesamt war so, wie man sich einen Betrieb in dieser Branche vorstellte – sehr, sagen, wir erdig, mit einer feinen Note Asbest. Grundsätzlich super hilfsbereit, „das kriegen wir schon weg“.

Doch jetzt kommt ein Unternehmen, das wie kein zweites für die Wandlung des Müllgeschäfts steht: Schönmackers, 1956 von Josefine und Theo Schönmackers gegründet, ist ein Imperium geworden. Die Farben des Unternehmens sind nicht mehr stadtwerkig Orange, sondern prberaterig Grün und Gelb. Auf der Website heißt es: „Josefine und Theo Schönmackers machten sich […] schon frühzeitig für saubere Verhältnisse stark und gründeten in Kempen ihr gemeinsames Entsorgungsunternehmen. Inzwischen hat sich der Betrieb zu einem erfahrenen Technologie- und Systemführer der Kreislaufwirtschaft in NRW entwickelt.“

So gesehen, treffen zwei Unternehmenskulturen aufeinander. Der eine Betrieb, der gegen 20 Euro für die Kaffeekasse auch mal was annahm, was man anderswo nicht los wurde, gegen einen „Technologie- und Systemführer“, der nichts anbrennen, wohl aber vieles verbrennen lässt. Die Integration wird nicht einfach werden.

Christoph und Thomas de Loreyn, die beiden Geschäftsführer des 1976 gegründeten Unternehmens, sind bereits nicht mehr im Amt. In einer frugalen Unternehmensnachricht von Schönmackers heißt es lediglich: „Rückwirkend zum 01.02.2019 hat die Schönmackers Umweltdienste GmbH & Co. KG 100% der Geschäftsanteile der Firma de Loreyn in Kleve übernommen. Die Geschäftsführung wird von Frau Gloria Schönmackers und Herrn Oliver Zimmermann übernommen. Die Prokura erhält Herr Wolfgang Scheuren.“

Historischer Fun Fact: Eng verbunden mit der Firma Schönmackers ist der jetzige Bahnvorstand Ronald Pofalla. Wie Der Spiegel 2004 berichtete (Der Junge und der Müllbaron), bekam Pofalla zu Studienzeiten in den achtziger Jahren bereits einen Beratervertrag bei dem Unternehmen, der ihm monatlich zwischen 1200 und 1300 Mark einbrachte. 1996 dann, als Pofallas Ehe in die Brücke ging, half Josef Schönmackers mit 150.000 Mark aus – Pofalla erhielt die Summe auf seinen Wunsch bar. 

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9 Kommentare

  1. 9

    @AS Justiziables Verhalten habe ich dem Unternehmen nicht nachgesagt. Nur eine gewisse Großzügigkeit.

     
  2. 8

    Es ist interessant zu wie in Kleve und Umgebung Geschäfte mit dem Abfall gemacht werden:
    „Der eine Betrieb, der gegen 20 Euro für die Kaffeekasse auch mal was annahm, was man anderswo nicht los wurde (…)“

    Allen Beteiligten sollte klar sein, dass solch ein Verhalten nicht zulässig ist. Vielmehr stellt dies sogar unter mehreren Gesichtspunkten ein potentiell strafbares Verhalten dar: ein Betrug der Mitarbeiter zu Lasten des Unternehmens, ggfs. illegale Abfallentsorgung, Steuerstraftaten etc.

    Solch ein Verhalten hat nichts mit Kundenfreundlichkeit zu tun, sondern ist schädigend für die Gemeinschaft! Sollte der Geist des Unternehmens de Loreyn dem vorstehend zitierten Verhalten entsprechen, wird die Integration sicherlich nicht einfach, dann nach meiner Erfahrung wird das Unternehmen Schönmackers strafbares Verhalten unter keinen Umständen dulden…

     
  3. 6

    Die Staatsanwaltschaft Kleve hatte […] Jetzt bei der Bahn. Wofür das auch immer gut sein soll.

     
  4. 4

    @3.:

    Nach wie vor ist offensichtlich „Niemand“ daran interessiert, „seltsame Vorkommnisse“ zu hinterfragen oder gar ggf. zu verfolgen.
    Es gibt die Magneten (Schönmacker wissen was ich meine) und deren (verbotenen) Einsatz.
    Sperrmüllabholung – Horden von Kleinlastern fallen nächtens in exakt jene Gebiete ein, in welchen Bürger ihren Sperrmüll fein säuberlich sortiert und geordnet an der Grundstücksgrenze zur Abholung bereitgestellt und somit dem Entsorger übergeben (Eigentumsübergang an den Entsorger) haben.
    Das Ende dieser Aktionen sind dann wilde Haufen bar jedweder gewinnbringend verwertbarer Rohstoffträger.
    Alles was nicht durch diese Horden von Kleinlastern exportiert wird (man sortiert gemeinschaftlich auf bekannten Parkplätzen aus), findet sich auf weiteren wilden Haufen die dann kostenpflichtig abgeräumt werden.

    Just my 2ct.

     
  5. 3

    Na, wenn dem Unternehmen soviel positives und vor allem zeitgemäßes Handling in der Müllbranche nachgesagt wird, dann wird bestimmt auch dem leidigen Thema des alljährlich auftretenden Müllgestanks ein positives Ende bereitet werden. Es bleibt zu hoffen!

     
  6. 2

    @1. Lohengräm

    ……. vielleicht wird auch diese dann mit den, mittlerweile verrosteten Fahrrädern, wieder aus den Fluten geholt und endgültig entsorgt ….. das wäre dann die „Rosthochzeit“ 😉