Kreisparteitag der CDU in Kevelaer: Silke Gorißen wird Landratskandidatin, 409:199 Stimmen!

Reichlich Glückwünsche zu später Stunde: Silke Gorißen
Forderte jetzt Geschlossenheit: Silke Gorißen
Volles Haus: Mehr als 600 CDU-Mitglieder sind in Kevelaer, um den Landratskandidaten zu wählen

19:06 Uhr: Kreisvorsitzender Dr. Günther Bergmann eröffnet die Versammlung. Das Verfahren gehe über mehrere Runden, keiner der Kandidaten habe Kenntnis der Fragen, die gestellt werden. Alle Mitglieder hätten eine gleich gültige Stimme, man sei eine lebendige Partei. Schon zum jetzigen Zeitpunkt seien weit über 600 Mitglieder hier.

Die Kür startet mit zwei Statements. Jeder Kandidat hat sechs Minuten Zeit. Silke Gorißen startet. Kleine Schwierigkeiten beim Starten der Uhr: „Ich wusste, alles über eine Sanduhr würde mich völlig überfordern“, sagt Bergmann. Es wird klamaukig.

Kandidat Dominik Feyen (46) startet. Vor der Kandidatur hat er seine Familie (Frau, zwei Söhne (14, 16)) gefragt, die waren einverstanden. Seine Kernthemen: „Kreis Kleve 2030 – gemeinsam in eine nachhaltige Zukunft“. Er stehe für einen lösungsorientierten Ansatz. Offenheit, Bürgerorientierung seien ihm wichtig. Chancen der Digitalisierung sollten genutzt werden. Barrierefreier Zugang soll auch von zu Hause zu allen Dienstleistungen möglich sei. Er zählt von Kinderbetreuung bis Generationengerechtigkeit sehr viele Themen. „Lassen Sie uns gemeinsam den amtsmüden Bürgermeister von Bedburg-Hau in den Ruhestand schicken.“ Applaus.

Jetzt Silke Gorißen. 48 Jahre alt, lebt mit Lebensgefährten und gemeinsamen Sohn in Bedburg-Hau. Umfassende Rechtskenntnisse seien wichtig für das Amt, so wie auch bei Spreen und Kersting. Applaus. „Ich möchte dieses Amt deutlich politischer ausfüllen.“ Sie wisse, wie Kommunalparlamente funktionieren, sie sei ausgezeichnet vernetzt (es folgt ein bisschen Namedropping). Die politische Kultur habe sich gewandelt, das Amt könne nicht vererbt werden – ein Seitenhieb gegen Feyen, der von Spreen ins Rennen gebracht worden wurde. Auch Digitalisierung ist ihr ein wichtiges Thema. „Ich bin der personifizierte Gegenentwurf zum Kandidaten Peter Driessen… Ich brenne dafür, unseren schönen Kreis Kleve langfristig weiterzuentwickeln.“ Deutlich stärkerer Applaus.

Frage- und Antwortrunde

Frage- und Antwortrunde. Warum engagierten sie sich in der CDU? Für Feyen 1989 das Schlüsselerlebnis, für Silke Gorißen das Gruppenerlebnis, die „goldenen Zeiten der Jungen Union“. Feyen hat während des Studiums „gelernt, politisch zu diskutieren“. Gorißen engagiert sich seit ca. 20 Jahren für die CDU, die Zeit reiche nicht aus, alle Dinge aufzuzählen. Rüstzeug für die Funktion des Landrats: „Führungserfahrung“, „sich bemühen zu überzeugen“ (Feyen); „Politikerfahrung, Teamfähigkeit“ (Gorißen). Potenziale des Kreises: „Landschaftlich, wirtschaftlich und sozial ein perfekter Kreis“ (Feyen); „überall Bauland, gute Schulen, gute Kinderbetreuung, ÖPNV dringend verbessern, Tourismus“ (Gorißen). Kinderbetreuung? „Es muss möglich sein für Familien, dass Kinder gut betreut werden“, mehr Betreuungsplätze seien nötig (Feyen). Hochschule Rhein-Waal? „Wir können auf die Hochschule Rhein-Waal sehr stolz sein“ (Gorißen). Agrobusiness: „Aufgabe der Politik ist es, den Landwirten zur Seite zu stehen. Klimaschutz oder Landwirtschaft, darum gehe es nicht. Es geht nur gemeinsam“ (Feyen). Zukunft des Flughafens Niederrhein: „Das kann ich jetzt noch nicht sagen.“ Schauen, was die nächsten Monate bringen. Mit Sinn und Verstand herangehen. Können wir diesen Flughafen erhalten, die Frage werde sich der neue Kreistag stellen müssen“ (Gorissen). Flughafenchef Ludger van Bebber ist auch da, er schaut nicht gerade amüsiert.

Express-Fragerunde – Silke Gorißen muss derweil Kopfhörer tragen, damit sie die Antworten des Konkurrenten nicht hören. Erst genannte Stärke: Zielstrebigkeit (Feyen), Zuverlässigkeit (Gorissen). Reiz am Landratsamt: Gestaltungsfreiräume (sagen beide).

4. Runde. Es müssen Sätze vervollständigt werden. Sind wir hier in einer Quizshow? Politische Vorbilder… Konrad Adenauer, Helmut Kohl (Feyen). Für den Kreis Kleve will ich erreichen, „dass die Menschen sich wohl fühlen“ (Gorißen).

Schlussrunde: Warum ich? „Ich bin vollkommen unbeleckt, ich bin niemandem etwas schuldig, Sie können sich auf das verlassen, was ich sage“ (Feyen). „Ich bin seit 20 Jahren aktives Mitglied, es würde mich unglaublich glücklich machen, mit den Mitstreitern an einem Strang zu ziehen“ (Gorißen).

Applaus für beide Kandidaten. Sie dürfen die Bühne verlassen. Kurze Pause. 619 Wahlberechtigte dürfen gleich abstimmen. Rekord, mehr als bei der Aufstellung der Bundestagskandidaten. „Sehr beeindruckend“, so Bergmann. Erste Beobachter sehen Gorissen in der Favoritenrolle.

20:15 Uhr, Tagesordnungspunkt 9: Wahl. Beide Kandidaten stehen noch einmal auf, nachdem die Formalien geklärt sind. Der Applaus für Silke Gorissen fällt geringfügig stärker aus, aber was heißt das?

20:51 Uhr: „Ich beschließe die Wahl“, sagt Günther Bergmann. Acht Wahlkabinen, 36 Minuten … rein rechnerisch 28 Sekunden pro Stimmabgabe. Jetzt wird gezählt.

Die Auszählung: 620 anwesende Mitglieder, davon stimmten 612 ab, 2 Enthaltungen, 2 ungültige Stimmen. Auf Dominik Feyen entfielen 199 Stimmen (32,7 Prozent), auf Silke Gorißen 409 (67,3 Prozent). Feyen gratulierte der Siegerin – und die nahm die Wahl an. Sie bedankte sich für das „überwältigende Ergebnis“ und appellierte an die Parteimitglieder geschlossen in den Wahlkampf zu ziehen. In gewisser Weise darf das Ergebnis auch als Abwahl an das „System Spreen“ verstanden werden. Und für die Wähler ergibt sich somit im September die interessante Konstellation, dass zwei Bedburg-Hauer sich zur Wahl stellen, die in Bedburg-Hau allerdings noch nie gegeneinander angetreten sind.

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12 Kommentare

  1. 12

    @10. Stefan Schuster „piesacken“
    Zutreffend, dass Sie diesen Ausdruck gerade im Zusammenhang mit dem Kreis Kleve machen.
    Im ganzen deutschen Sprachraum gebräuchlich, geht der Ausdruck wohl auf den in Kranenburg geborenen (vermutlich vom Richtersgut stammenden) „Knochenflicker“ Militärsanitäter Diederich Pies ) zurück.

     
  2. 11

    @10. Stefan Schuster „eigene Anschauungen zur lokalen Weichenstellung“
    Natürlich sollte man jedem erst einmal eine ehrliche Chance geben.
    Was mir halt fehlt,ist, dass er hat sich bisher noch nigendwo auf der politischen Bühne betätigt.
    Das bisschen was über ihn zu finden ist, ist Polizei, Justiz, Kriminalitätsbekämpfung …
    Das Leben eines Landrats sollte aber aus mehr als nur Gerechtigkeitssinn und internationalen Beziehungen, Ermittlungskommissionen , Telefonüberwachungen und Observationen bestanden haben.
    Erfahrungen im Bereich Wirtschaft, Bildung (ausser natürlich seiner Tätigkeit als Lehrer für Beamte, die hat er ja,) Arbeitsplätze, und all den anderen Facetten die den Kreis-Kleve ausmachen hat er anscheinend nicht vorzuweisen.
    Da Lehrjahre keine Herrenjahre sind, eignet sich ein solcher Posten wohl nicht, um das in der Funktion selbst zu lernen.
    Der Kreis besteht ja nicht nur aus Polizei, Justitz, und Fussball.
    Einen positiven Aspekt an ihm sehe ich aber trotzdem, seine Ambitionen in der Drogenbekämpfung und darin verflochtenen Kriminalität wären natürlich beim Umgang mit dem Komplex Airport Weeze sehr nützlich.

     
  3. 10

    Abwarten.
    Wenn Herr W. aus N. irgendwann mal eigene Anschauungen zur lokalen Weichenstellung öffentlich kundtut, kann man ihn immer noch piesacken.

    Zitat von Hans-Werner Hüsch: „Am Niederrhein wird ja den ganzen Tach wat gesacht. Da wird von morgens bis abends – obwohl nix dabei rausspringt, et springt nix dabei raus – un et fängt morgens schon an.“ (Zitat Ende)

     
  4. 9

    @8. Niederrheinstier “ Fussball-Bundesligaschiedsrichter “
    Na ja, wenn ich mir seine Bewertung beim Kicker als Schiri bei DFB Pokal-Spielen so anschaue …
    Als Schüler würde ich mir mit einer solchen Durchschnittsnote auf dem Abizeugnis jedenfals ein Studium abschmiken.

     
  5. 8

    Mmuuuuh, schau an, mmuuuh! Laut der Grenzlandpostille von heute hat nun auch der Landeskriminalamt-Beamte und gelernte Fussball-Bundesligaschiedsrichter Guido W. aus N. (aber ein anderes N. als früher) vermmmuuuuhtlich gar durch Heben seiner gelben und roten Karten seine Kandidatur als Landrat für den Kreis Kleve öffentlich Kund getan, mmuuuuuh!
    Und hätte sich Herr W. beim Landeskriminalamt außer mit Sozialleistungsmissbrauch, Problemimmobilien (war da so etwas an der Ecke Hoffmannallee/Thaerstr. ???), Organisierter Kriminalität (das kommt bestimmt gut gegen CORONA, zumindest gegen sacra CORONA unita) und Leiharbeit auch noch mit Vorteils(an)nahmen, bewusstem Weggucken und so befasst, dann wäre er zweifelsohne mein perfekter Kandidat als Landrat für den Kreis Kleve, mmuujuuh, rrrrrrrrr, mmuuuujuuuh!
    Denn mitten in der Kreisstadt Kleve als seinen dann künftigen Dienstsitz befindet sich doch eines der liebsten Kinder des Kreises, mmuuuuh: Die Hochschule, mmuuuuhteach! Und wie das bei noch lange nicht Volljährigen halt so ist, mmuuuh, haftet auf deren Klamotten noch immer ganz schön viel Dreck, mmuuuhschmuddel, allen scientifischen Freshansätzen zum Trotz, mmuuubuuuh! Aber vielleicht kommt das noch immer ncht erfolgte Grossreinemachen der besagten Hinterlassenschaften bei der Hochschule auch noch in das Wahlprogramm von Herrn W., mmuuuuhwasch!?

     
  6. 5

    @Seebär Hat auch Spaß gemacht, dabei zu sein. War schon ein gutes Beispiel für lebendige Demokratie.