Gut, die Draisine wird Drehsine ausgesprochen, und unser Malerfürst Barend Cornelis Koekkoek heißt Cornelius, aber das sind nur kleine Ungenauigkeiten im Angesicht einer viel größeren Aufgabe, deretwegen die Stadt Kleve am zweiten Januarwochenende des Jahres 2021 eine Serie von Imagefilmen im Internet veröffentlicht hat.
So, wie manch einer beim Besuch einer Kirche eine Kerze anzündet, soll das halbe Dutzend Filmchen ein Zeichen setzen, dass irgendwann in diesem Jahr vielleicht alles wieder so wird wie früher, so unbeschwert, so fröhlich, so touchy. „Die jetzige Veröffentlichung“, so Stadtsprecher Jörg Boltersdorf zu kleveblog, „erfolgte vor dem Hintergrund der nun beginnenden Impfungen und der damit verbundenen Hoffnung, dass Freizeitaktivitäten im Laufe des Jahres 2021 wieder möglich sind.“
Wer möchte da widersprechen!
So gesehen ergibt insbesondere der fünf Minuten lange Hauptfilm gewissermaßen die Negativfolie der aktuell bestehenden Verbote – wir sehen Menschen, die zu touristischen Zwecken ein Hotel besuchen, wir sehen Kunden in Geschäften, deren Angebote nicht der Befriedigung des täglichen Bedarfs dienen, wir sehen junge Menschen in gastronomischen Betrieben und vieles andere mehr, was in Zeiten eskalierender Coronaschutzverordnungen die beflissenen Mitarbeiter des Ordnungsamtes in Mannschaftsstärke anrücken ließe.
Doch das Zeichen der Hoffnung war nicht als solches geplant: Manuel Funda, professioneller Videofilmer aus Kleve, und Tim Tripp (Klever Wochenblatt/Lokalkompass) begannen mit den Aufnahmen schon vor gut zweieinhalb Jahren. „Bereits im Jahr 2018 wurden die ersten Szenen gedreht“, so Boltersdorf. Da ahnte noch niemand etwas von Corona. Und es ahnte auch niemand etwas davon, dass eine derartige Serie von schönen Tagen bevorstehen würde, dass die Menschen hinterher von einem „Jahrhundertsommer“ sprachen.
Das extrem gute Wetter warf dem Projekt die ersten Knüppel zwischen die Beine. Boltersdorf: „Aufgrund des trockenen Sommers in 2018 wurde der Dreh jedoch abgebrochen, da die Natur für die Landschaftsaufnahmen viel zu trocken war.“
Nach einem Jahr Pause setzten Funda und Tripp ihr Projekt 2019 fort. Zum Glück war der Sommer schlechter. Anfang des vergangenen Jahres waren die Filme fertig – doch dann kam Corona. „Mit Beginn der Corona Pandemie wurde von einer Veröffentlichung abgesehen“, berichtet Boltersdorf. Aktuell wütet die Seuche schlimmer denn je, aber mit den neuen, optimistischen Dreh – Zeichen der Hoffnung – ließ die Stadt Kleve die Filme nun doch online stellen.
Nach Auskunft der Stadt wurden die Inhalte und die jeweiligen Szenen in enger Absprache mit der Verwaltung und der WTM (Wirtschaft Tourismus und Marketing der Stadt Kleve GmbH) festgelegt. Das wirkt überzeugend, denn kein freier Autor, dem nicht eine Pistole an den Kopf gehalten wird, würde sich beispielsweise einen solchen Einstiegssatz (aus dem Themenfilm Stadtleben) ausdenken: „Gemeinsam prägen die Bürger und die Verwaltung das Klever Stadtbild und arbeiten Hand in Hand an der bestehenden Wohlfühlatmosphäre.“
Die Filmemacher bekamen für das Gesamtwerk 10.710 Euro Honorar aus der Stadtkasse. Dass Manuel Funda nicht als Urheber in Erscheinung tritt, hat nichts mit Distanzierung vom eigenen Werk zu tun. Funda: „Bei meinen bisherigen Auftragsproduktionen habe ich eigentlich in den seltensten Fällen mal einen Urheberverweis gesetzt. So auch hier… Die einen machen es, die anderen nicht.“
@ Naseweis: die Suchergebnisse für den Imagefilm unserer Nachbatstädte fiel sehr mager aus, nämlich gar kein Film, der der eine Stadtverwaltung in Auftrag gegeben hat hat. So hätten wir einen direkten Vergleich zwischen den Nachbarstädten ziehen können.
@ rd: hatten Sie in Kalkar, Rees, Goch oder Emmerich schon mal nachgefragt, warum es von diesen Städten keinen Imagefilm gibt?
Bei der Auswahl ging es mir nur darum, einen Vergleich zwischen den „Regiebüchern“ zu ziehen, wie also die verschiedene Städte/Agenturen die Aufgabe Imagefilm umgesetzt haben. Bis auf den Imagefilm aus dem Jahr 1989 von der Stadt Herford hört der Betrachter in keinen der Filme ellenlange Texte.
Obwohl, der Vergleich Kleve/ Köln…. da war doch etwas mit kölsche Klüngel und Kleve….
Benno
@ Benno
Ich musste schon schmunzeln, dass man sich bei Kleve gleich in der Gewichtsklasse von Essen und Köln sieht…
Also der Essener Film profitiert ungemein von Filmmaterial von Großereignissen, Kulturhauptstadt usw. Und natürlich werden die Problemecken des Essener Nordens nicht gezeigt.
Bocholt fand ich nicht schlecht, aber ob ich wegen dieses Films jetzt unbedingt dort hin muss? Ãœbrigens: Fahrrad, Niederlande um die Ecke, Kultur, Vereine, Kirmes…. kommt einem doch irgendwie bekannt vor.
Die Botschaft soll doch immer sein, dass Ort X super, einmalig und besuchens- bzw. lebenswert ist. Insofern doch immer die gleiche Aussage. Die, die in das Genre „Imagefilm“ gehört. Insofern dürften fast alle Kommunen Wirtschaft, Einkaufen, Bildung, Kultur für sich als Thema bzw. Merkmal vorzeigen, Variationen wird es höchstens bei der Topographie und dem Dialekt geben. (Und bei richtig negativen Dingen, die man aber nicht in einen Imagefilm packt oder thematisiert Essen etwa seine horrende Verschuldung?)
Noch ein Gedanke – stellen wir uns doch mal vor der Klever Film hätte jetzt viel mehr Geld gekostet oder es wäre eine z.B. bayrische oder gocher Agentur mit der Produktion beauftrag worden, was wohl dann für ein Shitstorm losgebrochen wäre……
Sag ich doch alles das gleiche
Beim Essener Film könnten allerdings epileptische
Anfälle ausgelöst werden.
Dafür gibts da aber en paar blanke Busen zu sehn
@ Bildungsferner:
Anbei ein paar Links zu anderen Imagefilmen:
Stadt Essen: https://www.youtube.com/watch?v=oELWQVbYO2E
Stadt Bocholt: https://www.youtube.com/watch?v=ROeslI_qOVg
Stadt Herford: https://www.youtube.com/watch?v=7MGfKyXk9aY und von 1989 https://www.youtube.com/watch?v=nuUIHxZtWmg
Köln, einmal Köln Business: https://www.youtube.com/watch?v=Bg2785d2epM
sowie für die Stadt Köln: https://www.youtube.com/watch?v=JZbMbweQdHo
Es geht also auch anders. Von der Stadt Rees sowie Emmerich habe ich nichts gefunden, die von der Stadt wohl n Auftrag gegeben wurden.
Der Imagefilm von 1989 der Stadt Herford erinnert mich an den Film, der nun über Kleve zu finden ist.
Alle anderen Filme verzichtet auf lange Textpassagen, sondern setzten alleine auf Musik und „die Kraft der Bilder“.
Benno
„Gemeinsam prägen die Bürger und die Verwaltung das Klever Stadtbild und arbeiten Hand in Hand an der bestehenden Wohlfühlatmosphäre.“
Ähm, wenn ich an die vergangenen Jahre denke (Sontowski, Hotel 130, Gestaltung Minoritenplatz, Mehrgenerationplatz), hat die Mehrheit der Klever Bürger aber eine andere Vorstellung vom Stadtbild als die Verwaltung.
Benno
Unterm Strich sei beim ursprünglichen Beitrag festzustellen, dass es in der Kommentarfunktion nur um eines geht:
Nölen, nölen und nochmal nölen…
Kann nicht auch einfach mal geschrieben werden, wie schön es wäre, bei dem im Film gezeigten blauen Himmel und Sonnenschein mal wieder im Königsgarten Platz nehmen zu dürfen oder auch mit Familie und Freunden aus mehr als zwei Haushalten über die Europaradbahn zu fahren???
Sicherlich gibt`s irgendwo in den Filmchen immer etwas zu „nölen“. Ich fand den Tatort am Sonntag sch****, wohingegen ein Kollege ihn toll fand. So verhielt es sich auch am Samstag bei Herr der Ringe.
Sucht man nach Foren, bei denen es um das eigene Auto geht, findet man hauptsächlich Negativeinträge, da irgendetwas kaputt ist und man Hilfe benötigt. Die Wenigsten schreiben, was sie doch für ein tolles Auto haben.
So scheint es zumindest hier zu diesem Thema genauso zu sein.
Ich freue mich auf Kleve im Sonnenschein, draußen bei Kaffee Wanders oder im Königsgarten. Die Fußgängerzone rappelvoll mit einkaufswütigen Leuten aus der Umgebung und aus NL. Und genau das kommt in all den Filmchen auch rüber. Die alte Realität, die wir uns alle zurück wünschen. Ohne Maske, ohne Abstand, ganz unbeschwert.
Ok, die Fiets von der jungen Dame wäre schon längst weg gewesen 😉 Das stimmt allerdings…
Wie wäre es mal mit Links zu wahrlich gelungenen Stadtimagefilmen?
Ich persönlich dachte bisher das is immer derselbe Scheiss.
Statt den Schriftzug „KLEVE“ zu bilden, hätten die sich auch an einem Schwan oder der Stadtsilhouette versuchen können. Das wäre minimal einfallsreicher gewesen. 😺