Immobilien im Kreis Kleve: Teurer geht immer

Teurer Traum

Wer jetzt kein Haus hat, kauft sich keines mehr. Fast eine Milliarde Euro wurden im vergangenen Jahr im Kreis Kleve in Immobilien investiert, und die Preise kannten dabei nur eine Richtung – nach oben. Ein Eigenheim dürfte langsam aber sicher für das Gros der Normalverdiener ein unerschwinglicher Luxus werden.

Die Zahlen finden sich im jährlich erscheinenden Grundstücksmarktbericht, den der Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Kreis Kleve herausgibt. Das Werk beinhaltet Analyseergebnisse zum Immobilienmarkt des Jahres 2021 im gesamten Kreisgebiet und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Verbraucherschutz, da er Laien und Fachleuten einen tiefen Einblick in den Grundstücksmarkt verschafft.

Die Fakten: 2021 wurden insgesamt 3.895 Kauffälle registriert. 55 Prozent der Transaktionen, also mehr als die Hälfte, entfielen auf bebaute Grundstücke, 23 Prozent auf unbebaute Grundstücke und 22 Prozent auf veräußerte Wohnungs- oder Teileigentumseinheiten. Die Gesamtanzahl der veräußerten Grundstücke für den individuellen Wohnungsbau ist im Kreis Kleve um rund 24 Prozent gesunken.

Bauland immer teurer

Die Baulandpreise sind hingegen fortwährend gestiegen. Bezogen auf das gesamte Kreisgebiet wurde eine durchschnittliche Preissteigerung von rund 8 Prozent ermittelt. „Dieser enorm hohe Preisanstieg ist vor allem auf den deutlich erkennbaren Mangel an verfügbaren Baugrundstücken, aber auch auf stark gestiegene Erschließungskosten für die Anbindung an das Verkehrsnetz und für die Herstellung der Hauanschlüsse – Kanal, Wasser, Strom, Gas und Telekommunikation – zurückzuführen“, erläutert Dirk Brammen, Vorsitzender des Gutachterausschusses.

In mittlerer Wohnlage bewegten sich die gezahlten Kaufpreise für baureife Ein- und Zweifamilienhausgrundstücke in der Preisspanne von 130 bis 210 Euro pro Quadratmeter. Die Werte für zentrumsnahe Wohnlagen in den größeren Städten des Kreises lagen deutlich höher: in der Spanne von 200 bis zu 280 Euro pro Quadratmeter.

Höchster Preisanstieg innerhalb eines Jahres bei gebrauchten Ein- und Zweifamilienhäusern – plus 14 %

Unter den Transaktionen bebauter Grundstücke nahmen die Ein- und Zweifamilienhäuser mit 76 Prozent den größten Anteil ein. Insgesamt wurden mit 1.365 Kauffällen rund 13 Prozent weniger Kauffälle registriert als im Vorjahr 2020. Das Gesamttransaktionsvolumen, die Summe der gezahlten Kaufpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser, blieb jedoch nahezu konstant (minus 0,4 Prozent).

Die meisten freistehenden Ein- und Zweifamilienhäuser ohne Nebenanlagen wie Garagen, Nebengebäude, Überdachungen und ähnlichem wurden zu Preisen zwischen 300.000 bis 350.000 Euro verkauft. Das Preisniveau der Doppelhaushälften und Reihenendhäusern lag größtenteils bei 200.000 bis 250.000 Euro und bei Reihenmittelhäusern bei 150.000 bis 200.000 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr zeigte sich, dass die Preisentwicklungen vergleichbarer Ein- und Zweifamilienhäuser von Kommune zu Kommune je nach Lage, Größe und Ausstattungsmerkmalen stark variierten. Im kreisweiten Durchschnitt verteuerten sich gebrauchte Ein- und Zweifamilienhäuser deutlich um rund 14 Prozent. „Aufgrund dieses steilen Preisanstiegs wird es für Familien im Kreis Kleve immer schwieriger sich den Traum vom Eigenheim erfüllen zu können. Allerdings könnte die aktuelle Inflations- und Zinsentwicklung für Immobilienkredite die Nachfrage und damit auch den starken Preisanstieg zukünftig zumindest dämpfen.“, sagt Brammen.

Handel von Eigentumswohnungen stark angestiegen – Preise plus 10 %

Im Berichtsjahr 2021 wurden im Kreis Kleve insgesamt 698 Eigentumswohnungen verkauft. Damit lag die Anzahl der Kauffälle rund 27 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Summe der insgesamt gezahlten Kaufpreise lag bei 139 Mio. Euro, rund 47 Mio. Euro bzw. 51 Prozent über den Werten aus dem Vorjahr 2020.

Wer 2021 Wohnungseigentum erwerben wollte, musste ebenfalls tiefer in die Tasche greifen. Für neu errichtete Eigentumswohnungen mussten die Käufer mit durchschnittlich rund 3.100 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche circa 10 Prozent mehr bezahlen als noch 2020. Gebrauchte Eigentumswohnungen verteuerten sich, bezogen auf das gesamte Kreisgebiet, mit einer durchschnittlichen Preissteigerung von rund 14 Prozent sogar noch stärker. Die zugrundeliegenden Kaufpreise variierten je nach Lage, Größe und Ausstattungsmerkmalen deutlich.

Im Berichtsjahr 2021 wechselten 141 Acker- und Grünlandflächen mit einer Grundstücksfläche größer als 2.500 Quadratmeter und Waldflächen den Eigentümer. Dies ist ein Rückgang um rund 18 Prozent. Der durchschnittlich gezahlte Ackerlandpreis zeigte mit 10,55 Euro pro Quadratmeter im Vergleich zum Vorjahr einen Preisanstieg um rund 19 Prozent. Für einen Quadratmeter Grünland wurden im Kreis Kleve im Berichtsjahr 2021 durchschnittlich 5,84 Euro – und damit ca. 2 Prozent – mehr gezahlt als im Jahr zuvor.

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Weitere Fakten und Zahlen, Grafiken und Tabellen: Der jetzt durch den Gutachterausschuss veröffentlichte Grundstücksmarktbericht 2022 steht kostenlos zum Download bereit: www.boris.nrw.de oder www.gutachterausschuss.kreis-kleve.de

Deine Meinung zählt:

7 Kommentare

  1. 7

    Das Problem ist ja auch irgendwie „gewollt“.
    Zwei Häuser in direkter Nachbarschaft stehen einfach leer. Der Eigentümer des einen, der seit Jahren nicht mehr hier lebt (>80Jahre alt), hat mir am Telefon gesagt: „Warum soll ich verkaufen? Das Grundstück gewinnt wenigstens an Wert. Mit dem Geld auf meinem Konto kann ich nichts anfangen.“ Auch die Besitzerin des anderen Hauses, direkt nebenan, wohnt nicht in Kleve und lässt das Grundstück scheinbar als „Wertanlage“ liegen. Bei den anderen beiden leerstehenden Häusern in etwa 200m Entfernung habe ich ähnliches über die Eigentümer gehört, wenn ich es auch nicht persönlich bestätigen kann.

    Solange sich Leute überlegen, dass Sie mit Geld auf dem Konto nichts anfangen können, sondern lieber ein leeres Grundstück behalten, weil das noch ein paar Prozent mehr bringt (was ein 80-jähriger damit will, keine Ahnung), anstatt jungen Familien ein zuhause zu geben (wenigstens vermieten wäre ja mal was, aber das scheint zu anstrengend), wird sich daran auch nichts ändern…. Ich verstehe auch nicht, warum man Häuser so lange umbewohnt lassen darf, wenn man sich die aktuelle Knappheit an Wohnraum mal überlegt. Die Häuser verfallen ja auch, wenn die nicht genutzt werden.

     
  2. 6

    Wer die Immobilien bei Portalen wie Immoscout und Immowelt für Kleve mal beobachtet bemerkt das doch einige Immobilien über Jahre dort zum Kauf angeboten werden und nicht gekauft werden.
    Ob sie dann am Ende aus den Portalen genommen werden weil sie endlich verkauft wurden oder weil dem Anbieter die monatlichen Kosten für das Portal auf Dauer zu hoch wurden kann man nicht erkennen.

    Viele dieser Immobilien werden zu Traumpreisen angeboten die mit dem realen Wert nicht viel zu tun haben.
    Dort stehen dann Häuser aus den 70/80/90-Jahren, die nach den damaligen Bedürfnissen der Eigentümer erbaut wurden, aber die heute niemand mehr so bauen würde & dürfte.
    Oft steht dann dort eine komplette Sanierung nach den neuesten Enegrievorschriften an was diese alten Schätzchen unattraktiv macht. Würden die Eigentümer bei ihren Preisvorstellungen mal den Betrag den eine Sanierung kosten würde abziehen hätten sie vielleicht eine Chance ihre Immobilie los zu werden.

    Und manchmal sind die Immobilie nur das Grundstück minus Abrisskosten wert, da das Gebäude so speziell ist das niemand es kaufen wird. Da steht dann auf dem Papier 500.000€, da das Gebäude nach Normberechnung diesen Wert hätte aber der reelle Wert ist wohl mehr 50.000€.
    Das sagen die Makler den Verkäufern natürlich nicht, da diese dann zu einem Makler wechseln der ihnen trotzdem die 500.000€ verspricht.

     
  3. 5

    Das oben beschriebene Problem vergrößert die Schere zwischen Arm und Reich (ist etwas plakativ, aber die Richtung ist gemeint). Vorwiegend Wohlhabende, die ihr Geld inflationssicher unterbringen wollen, können noch Immobilien erwerben. Deren Vermögen vergrößert sich weiter ohne Arbeitsanstrengung, während normale Arbeitnehmer immer weitere Reallohneinbußen hinnehmen müssen durch steigende Preise, u.a. auch Mietpreise (Angebot und Nachfrage).

    Durch steigende Hypothekenzinsen wird sich der Immobilienmarkt aus meiner Sicht nicht entspannen, weil der Vorteil der Inflationssicherheit in diesen Zeiten immer noch hoch ist und die, die es sich leisten können, alles kaufen, was halbwegs vielversprechend ist. In Ballungsgebieten teilweise ungesehen.

    Selbst (Ver)Erben von Immobilien könnte problematisch werden: Ein Ehepaar will sein Haus plus größerem Grundstück in guter (ehemals normaler) Lage vorzeitig an die – sagen wir mal – drei Kinder „übergeben“. Ein/e Sohn/Tochter soll das Haus bekommen und die Geschwister auszahlen, dann bliebe es in der Familie. Das Haus wird geschätzt und Sohn/Tochter müsste laut Ergebnis 2 x 150.000 Euro auszahlen (am Niederrhein). Das kann und will dann auch nicht jede/r, vor allem wenn nicht mehr jung.

     
  4. 3

    @2 „Wer weiss worum es geht kann nur lachen
    um kurzdarauf in Tränen“

    Und worum geht’s?

     
  5. 2

    Ackerland 10,55 Euro
    Grünland 5,84 Euro
    Durchschnitt wohlgemerkt.

    Ich ordere blind jeweils 10 ha
    Mir fällt gerade ein ich könnt ja finanzieren und tagsďrauf weterveräussern also jeweils 100ha

    Wer weiss worum es geht kann nur lachen
    um kurzdarauf in Tränen

     
  6. 1

    Baugrundstücke sind rar und teuer und das macht auch gebrauchte Immobilien übermäßig teuer. So weit der Tenor des Artikels.

    Da ist aber noch ein anderes Problem. Bauen ist teuer. Vorweg gesagt, ich bin dafür, dass Handwerker sämtlicher am Hausbau beteiligten Gewerke angemessenen Lohn bekommen, der erheblich mehr als der Mindestlohn sein muss. Logisch ist ebenfalls, dass Baufirmen und Handwerksbetriebe solide Gewinne erwirtschaften müssen so wie andere Unternehmen auch. Des Weiteren ist auch klar, dass gutes Baumaterial wie Fenster, Türen usw. nicht billig sein kann, wenn die Qualität gut sein soll. Aber mal abgesehen von knappem und teurem Baugrund und sicherlich auch komplexerer Technik und mehr Komfort, die das Hausbauen teuer machen, stimmt da doch etwas nicht. Die Mittelschicht kann sich fast kein Wohneigentum mehr leisten. Wer Glück hat, hat geerbt oder ist so „mutig“ Wohneigentum zu kaufen in dem Wissen es wahrscheinlich nicht zu Lebzeiten abbezahlen zu können. Wie eine Bank da mitzieht, finde ich unklar.