Im Zen-Express – mit 16 km/h

Dunkel erinnere ich mich an Berichte, dass die ersten Eisenbahnen eine Geschwindigkeit von etwa fünf Stundenkilometern erreichten. Vor ca. 150 Jahren. Letztens musste ich wieder daran denken – als ich die verrückte Idee hatte, mit dem so genannten Niers-Express nach Köln zu fahren. Von der Abfahrt am Bahnhof Kleve bis zur Weiterfahrt nach dem nächsten Halt (Bedburg-Hau) vergingen exakt 16 Minuten.

Nach der Rückkehr wollte ich es dann genauer wissen. Also Google Earth gestartet, mit Hilfe der schicken Linealfunktion die Strecke Kleve-Bedburg-Hau vermessen (4,16 km) und dann ein bisschen Dreisatz gerechnet. Das Ergebnis: Der Niers-„Express“ erreicht auf den ersten Kilometern seiner Strecke die erstaunliche Geschwindigkeit von 15,6 km/h. Das ist etwas schneller als selbst rennen, aber deutlich langsamer als Rad fahren.

Zwei Theorien:

  • Die Geschwindigkeit ist deshalb so gering, weil nichts unversucht gelassen werden soll, die Menschen in Kleve zu halten. Der nächsten Schritte wären dann die Sperrung der Autobahnzufahrten und Anketten.
  • Die Bahn hat ihre eigene Zeit. Stichwort Entschleunigung. Muss es denn wirklich immer so schnell gehen? Dieser philosophische Ansatz gefällt mir eigentlich sehr gut. Man sollte den Zug dann aber lieber Zen-Express nennen.

p.s. Für Alle, die mit den logistischen Gegebenheiten nicht so vertraut sind: Der Zug wartet in Bedburg-Hau stets auf den entgegen kommenden Niersexpress. Allerdings hat auch noch kein Bahnplaner die Idee gehabt, den Zug einfach zehn Minuten später in Kleve losfahren zu lassen.

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Ein Kommentar

  1. 1

    […] Meine zwei Lieblingsvideos: Einmal dieses hier, mit dem vermutlich ein niederländischer Trainspotter nachdrücklich dokumentiert, mit welcher Urgewalt sich die “Regionalexpress” genannten Züge am Bahnhof in Kleve in Bewegung setzen (bevor sie dann nach knapp fünf Kilometern wieder längere Zeit zum Stillstand kommen ). Zweite Perle: Ein talentierter Nachwuchsfilmer hat den Alltag am Sebus in South-Park-Manier nachgebaut. Ich kenne die Lehrer nicht persönlich, trotzdem wirkt alles irgendwie sehr vertraut… […]