Fahren Sie Ihr Fahrrad noch, oder ist es schon weg?

Stummer Zeuge eines Bolzenschneidereinsatzes
So weit ist es gekommen: Räder werden aus Sicherheitsgründen in der Sporthalle abgestellt

Steffi Neu , WDR-Moderatorin aus Uedem, postete ein Foto ihres gestohlenen E-Bikes auf Facebook, in der vagen Hoffnung, dass jemand Angaben zum Verbleib machen kann. Jürgen Kalkes , designierter Klever Karnevalsprinz, kam mit seinem neuen E-Bike gerade einmal achtzig Kilometer weit, bevor es ihm entwendet wurde. Pascale van Koeverden, Fahrrad-Koordinatorin der Stadt Kleve, entdeckte ihr gestohlenes Schindelhauer-Fahrrad auf einer Online-Plattform – und besorgte es sich mithilfe der Polizei zurück.

Drei Fälle, aber derzeit nur die Spitze des Eisbergs: Kaum ein Tag, an dem nicht auf Facebook ein Opfer ein Foto des Rades veröffentlicht, welches kurz zuvor in fremde Hände geraten ist. Die Basketballer des VfL Merkur Kleve verloren während der abendlichen Trainingszeiten innerhalb von fünf Wochen fünf Fahrräder, die abgeschlossen vor der Sporthalle abgestellt waren. Ein Spieler büßte gleich zwei Räder ein. Anfang der Woche entwendeten unbekannte Täter während der Schulzeit (!) am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium gleich vier Räder auf einmal.

Bei den Versichhungsvertretern und Fahrradhändlern werden die Betroffenen vorstellig, auch das gibt ein realistisches Bild der Lage: Markus Daute (Fahrradhaus Daute) kümmert sich derzeit um mehr als zehn Kunden pro Woche, denen entweder ihr komplettes Fahrrad oder aber wertvolle Teile davon (Display, Akku) gestohlen wurden.

Wenn es ein Delikt gibt, das die Menschen in Kleve und Umgebung zur Zeit umtreibt, ist es der Diebstahl von Fahrrädern. Weil immer mehr Menschen E-Bikes fahren, haben die Räder schnell Werte im mittleren vierstelligen Bereich, und sie sind leichte Beute.

Vor wenigen Wochen bemerkte eine Kleverin an der „Sommerwirtschaft“ am Opschlag, wie ihr Gazelle-E-Bike, das sie oben an der Straße abgestellt und Momente zuvor noch gesehen hatte, verschwunden war. Zwei mutige Studenten nahmen die Suche auf und stellten in der Grabenstraße zwei Männer, die das verschlossene Rad wie selbstverständlich wegtrugen. „Das stand doch da“, sagte einer der Männer, ganz so, als habe es sich um ein herrenloses Rad gehandelt.

Besonders gerne werden die elektrischen Räder aus Tiefgaragen gestohlen, weil sie dort zumeist nicht angekettet abgestellt werden. In einem unbemerkten Augenblick verschaffen sich die Täter Zutritt und warten dann, bis kein Zeuge ihr Geschäft erschwert.

Die offizielle Statistik der Polizei gibt indes die gefühlte Wahrheit derzeit nicht wieder. Sie reicht aber auch nur bis Ende des ersten Halbjahres. Demnach gab es von Januar bis Ende Juni 121 gemeldete Fahrraddiebstähle, im gleichen Zeitraum 2020 waren es 187 Fälle im Klever Stadtgebiet. Der sich daraus ergebende Rückgang von gut 50 Prozent erstaunt angesichts der Vielzahl von Geschichten, die derzeit im Bekanntenkreis kursieren.

Auch im Kreisgebiet gibt es einen Rückgang der Fälle in der offiziellen Statistik, und zwar von 599 auf 456 im ersten Halbjahr. Eine Ursache dürfte allerdings darin liegen, dass in den ersten Monaten 2021 wegen des Corona-Lockdowns auch das öffentliche Leben weitestgehend lahmgelegt war. Das war 2020 nur in geringerem Ausmaß der Fall. Insofern dürfte der aktuell geführte Anstieg im Grunde die Rückkehr zu einer – für die betroffenen Fahrradbesitzer – schwer erträglichen Normalität sein.

Denn anders als früher ist es derzeit nicht möglich, insbesondere im E-Bike-Sektor schnell ein neues Fahrrad zu bekommen. Wer sein Rad verloren hat, muss aufgrund der globalen Lieferengpässe wahrscheinlich monatelang warten – zumindest wenn er das gleiche Rad erneut fahren möchte.

Die Aufklärungsquote der Diebstähle hält sich in engen Grenzen. Von den 121 Fällen im ersten Halbjahr in der Stadt Kleve konnte die Polizei immerhin zwölf aufklären, was einer Quote von 9,9 % entspricht. Im Kreisgebiet beträgt die Quote 8,3 %. Sie ist zwar deutlich höher als im Vorjahr (4,8 % bzw. 4,3 %), allerdings bedeutet dies dennoch, dass mindestens neunzig von hundert Diebstahlopfern ihr Fahrrad nicht wiedersehen werden.

Was bleibt, ist die Sicherung des Privatbesitzes mit solidester Verschlusstechnik. Bügelschlösser oder Kettenschlösser aus gehärtetem Stahl bieten den besten Schutz, so Fahrradhändler Daute. Gute Schlösser kosten zwischen 70 und 200 Euro. Außerdem berichtet der Fachmann von einer verstärkten Nachfrage nach GPS-Trackern. Die Systeme kosten zwischen 20 und 50 Euro und erlauben es dem Benutzer, sein Fahrrad genau zu orten. Die Frage ist allerdings, inwieweit diese Informationen dann tatsächlich genutzt werden, denn nicht jedes Wissen um genaue Koordinaten führt zwangsläufig zu einer Polizeirazzia – und wenn man in Echtzeit sieht, wie sich das eigene Rad in fremden Besitz durch entfernte Regionen bewegt, steigert dies auch nicht unbedingt das Glücksempfinden.

Deine Meinung zählt:

27 Kommentare

  1. 27

    Gab es nicht schon mal in Kleve eine sogenannte Fahrradwache am Rathaus? Wenn ich mich richtig erinnere, war diese direkt gegenüber dem Rathaus an der Rückseite vom Geschäft Schulte zu Wissen, schön überdacht mit einem kleine Wächterhäuschen.

    Nichtsdestotrotz, wenn Kleve zur fahrradfreundlichsten Stadt aufsteigen möchte, sollte zumindest für die Radtouristen sichere Parkmöglichkeiten geschaffen werden. Nicht, das es später mal heißt: mit dem Rad nach Kleve, zu Fuß zurück

     
  2. 26

    @25

    Niedrigschwellig – leicht zu begehen

    Das heisst, wenn ich auf der Strasse jemandem unvermittelt eine reinhaue ist das niedrigschwellig?

    Und so wie es momentan aussieht scheint Geldautomatensprengung auch sehr niedrigschwellig zu sein und „wird es auch immer geben“.

    => Also nicht weiter erwähnenswert.

     
  3. 25

    @21 Lohengräm Dachte ich mir schon, dass Sie sich aufregen werden.

    Ich glaube, Sie wissen genau, wie ich es meine. Eventuell habe ich mich aber nicht genau genug ausgedrückt.

    Niedrigschwellig – leicht zu begehen (also keine Bewertung der Schwere des Delikts)

    Wird es immer geben – (eigentlich nicht notwendig, es extra zu erwähnen)

     
  4. 24

    @22

    1.) Wir dürfen davon ausgehen dass es sich bei „normalen“ Fahrrädern wie ich sie zitiert habe im Augenblick der Entwendung um gesicherte Fahrräder handelt.

    2.) Im Falle des gewerbsmässigen Diebstahls ist die Tat ebenfalls schwer und es ist unerheblich ob das Fahrrad gesichert ist oder nicht.

     
  5. 23

    @13 Fietser

    Bitte „Fietser“ nicht mit „fietser“ verwechseln!
    Der Kommentar @13 ist nicht von mir!

     
  6. 22

    @19. Lohengräm „Fahrraddiebstahl fällt übrigens in der Regel unter „schwerer Diebstahl“.“
    Das liegt ganz an den Umständen, wenn die Fiets nicht angebunden ist, und freiwillig mitläuft, sind die Merkmale der schweren Tat nicht gegeben.
    Das „Schwer“ im Strafrecht hat nichts mit Höhe des Schadens zu tun, sondern wieviel Energie der Täter aufwenden muss.
    Beliebtes Beispiel ist der Einbruch.
    Wenn die Türe nur angelehnt ist und wird ein Brilliant vom Wohnzimmertisch geklaut, gilt das als einfache Straftat. Brich man aber die Türe auf oder öffet Schubladen, ist das Merkmal der schweren Tat erfüllt, auch wenn nur eine Rolle Drops mitgenommen werden.

     
  7. 21

    @20

    Da ist sicher was dran.

    Andererseits: Bei 4 Wochen Zeit um eine online gestellte Anzeige (Daten müssten also im Idealfall nicht mal manuell in eine Datenbank getippt werden) überhaupt erstmal ins System zu übernehmen -da hat noch keine echte Bearbeitung der Anzeuige begonnen- stellt sich mir aber schon die Frage ob das nur mit mangelhafter technischer Ausrüstung zu tun hat.

    Nochmal zu @15 :

    Fahhrraddiebstahl ist KEIN niedrigschwelliges Delikt sondern auch bei „normalen“ Fahrrädern schwerer Diebstahl.
    Und was soll das heissen „wird es immer geben“? Ist das möglicherweise auch genau die Auffassung die in der Polizei selber vorherrscht?

    Mit derselben Logik bräuchte man auch Körperverletzungen nicht weiter verfolgen, denn die „wird es immer geben“.
    Abgesehen davon ist das nicht der gesellschaftliche Anspruch der mich leiten würde. Man sollte doch gesamtgesellschaftlich gerade drauf hinarbeiten dass es Straftaten am besten gar nicht mehr geben wird, zumindest jedoch maximal minimiert wird.

    Was ist das für eine hanebüchende Aussage: „..wird es immer geben…“ ? Da fehlen mir echt die Worte.

     
  8. 20

    Zitat Lohengräm Online, Datenbank, App, Livetracking, – das haben die bei der Polizei alles nicht. Wurd mich nicht wundern wenn in der ein der anderen Wachstube noch mechanische Schreibmaschinen stehen.

    Die Beamten können nix dafür, so beschi..en ausgerüstet zu sein. Befragt man einen Polizisten dazu, kann man die Resignation nicht nur hören, sie ist hängt heraus. Die passende Politik für diesen Zustand, wählen wir alle 4 Jahre neu.

    Damit keine Missverständnisse entstehen:
    Wenn wir die DDR2.0 oder das AuffangbeckenfürDumpfbacken dran hätten, wäre es mit der Technik für die Schupos dann besser? Das möchte ich stark bezweifeln.

     
  9. 19

    @15

    Was denn?

    Fahrradfahren in der Fussgängerzone ist eine Ordnungswidrigkeit, Diebstahl eine Straftat.
    Fahrraddiebstahl fällt übrigens in der Regel unter „schwerer Diebstahl“.

     
  10. 18

    @8. Rüdiger Weizenkeim „Komplett umlackiert und einige Teile ausgetauscht; zur besseren Tarnung“
    Wirklich sicher, dass es das Euer Rad ist ?
    Hat es denn auch Ventile ?
    Bei mir würde das ab sofort zum Laufrad werden, und vielleicht noch in einen GPS Tracker investieren, damit man weiss, wo man sich mal umschauen kann, ob sich noch was findet…

     
  11. 16

    Selten ein Rad abgeschlossen
    Nie ein Rad gestohlen bekommen

    Wie hoch die Betrugsqoute bei Fahraddiebstahl wohl is????
    Ein Rad ist nur drei Jahre Hausratversichert???

    Freunde von mir sind Araber
    Deren Nachwuchs wurde wiederholt auf Raddiebstahl kontrolliert.
    Mein Bruder auch Da gab’s vor 40 Jahren mal ne Posse mit
    Inspektor H.G. Die Schreit nach Verfilmung.

     
  12. 15

    Die Polizei hat in Großstädten Anderes zu tun als Fahrraddiebstähle zu verfolgen, was auch verschwendete Zeit wäre.

    Die Welt ist nun mal wie sie ist. Fahrraddiebstahl wird es immer geben. Ist bei normalen Rädern auch ein ziemlich niedrigschwelliges Delikt.

     
  13. 14

    @11
    Weil die Polizei keinen Bock darauf hat. 🙂

    shitstormmode=ON

    Ich hatte einen ähnlichen Fall in ner Grossstadt in NRW. Neues Fahrrad an Heiligabend vor der Kirche geklaut, Schloss geknackt. Ich habe sofort eine Online-Anzeige erstattet, mit Angabe der Serien- und Rahmennummer. Foto hatte ich, kann man aber nicht hochladen. Hatte auch gedacht, vielleicht bekommt ein Streifenwagen die Info und die könnten -möglicherweise- den Täter erwischen.

    Vier (!!) Wochen später, am 20. Januar, bekam ich eine Email von einer Sachbearbeiterin der Polizei, dass meine Anzeige nun aufgenommen sei und bearbeitet würde. 4 Wochen!

    Wer will bei diesem Tempo der Polizei irgendeine gute Aufklärungsquote erwarten ?

    Online, Datenbank, App, Livetracking, – das haben die bei der Polizei alles nicht. Wurd mich nicht wundern wenn in der ein der anderen Wachstube noch mechanische Schreibmaschinen stehen. 🙂

    Sehr schnell kam dann allerdings die Reaktion der Stattsanwaltschaft : Verfahren eingestellt wegen mangelndem öffentlichen Interesse und mangelnder Aussicht auf Erfolg.

    Sorry, ganz ehrlich, auch auf die Gefahr hin hier im Blog zerissen zu werden:
    Polizei, Dein Freund und Helfer? Vergiss es !
    Das sind im Ãœbrigen auch zum allergrössten Teil eingefleischte Autofahrer und Radfahrerhasser. Da kann man schon froh sein, wenn man so eine Fahrraddiebsahlsanzeige vorbringt, dass die einem nicht noch nachträglich n Knöllchen schreiben für Fahren in der Fussgängerzone.

     
  14. 13

    Wir haben in Schneppenbaum schon vor fast 20 Jahren schon unsere, aus heutiger Sicht normalen, Räder in den Turnhallenflur gestellt. War damals schon so….

     
  15. 11

    Wie gross ist eigentlich die Aufklärungsquote bei den Ermittlungsbehörden?

    Warum fordern die Versicherungsverbände eigentlich keine generelle sichtbare Kennzeichnung (Nummernplaketten o.a..) von Fahrrädern, die von der Streifenpolizei via Einsicht in Datenbanken aus dem Streifenwagen heraus überprüft werden können – stichprobenartig?

     
  16. 10

    @4 Niederrheinstier „keine Gnade für Viehdiebe!“
    Meinem Bruder ist sein Gazelle-Ebike geklaut worden. Weil jemand die Ventile herausgedreht hatte, waren beide Reifen platt, den Akku hatte er zum Laden in die Garage gelegt, und das Bike stand umgedreht auf Sattel und Lenker stützend, neben dem Haus, (20m bis zur öffentlichen Strasse) und von der Strasse aus nicht sichtbar.
    Trotzdem geklaut. Rad war 3 Jahre alt und deshalb nicht mehr versichert, langsam denkt man da doch über einen Tesla nach, immer zum Laden an die Steckdose gehängt, bringt wenigstens einen gewissen Schutz vor Diebstahl https://www.auto-motor-und-sport.de/tech-zukunft/elektroauto-laden-gefaehrlicher-stromschlag-haushaltssteckdose-ohne-schutzkontakt/ .

     
  17. 9

    @ Stefan Schuster ( 7 )

    Das mit der Fahrradwache wäre schon eine schöne Sache.
    Ich glaube kaum, dass so eine Einrichtung -wie im benachbarten Nijmegen- hier eingerichtet wird.

     
  18. 8

    Meiner Tochter wurde ein (altes) Fahrrad gestohlen. 3. Hand – keine Papiere, keine Belege. Ich habe es mittlerweile schon zweimal in der innenstadt gesehen. Komplett umlackiert und einige Teile ausgetauscht; zur besseren Tarnung. Da war ein Profi am Werk….

     
  19. 6

    Leider muss man sich von dem Gedanken, teures Fahrrad und lange irgendwo abstellen, verabschieden.

    YT hat da einige Clips, was seit Erfindung der Akku-Flex alles geht!

     
  20. 5

    @rd Jedes entwendete Rad ist eins zu.viel. Es ging in dem Beitrag oben aber doch schwerpunktmäßig um E-Bikes, die aufgrund ihres Wertes besonderes Interesse finden.

     
  21. 4

    Mmuuuh, Drahtesel klauen ist wie früher Pferde stehlen im Wilden Westen, mmuuuh also genau da, wo Kleve in Deutschland lokalisiert ist. Und auf Pferde stehlen stand doch vermmuuuhtlich der Tod durch den Strang, mmuuuh keine Gnade für Viehdiebe!? Mmuuuh, haltet die Viehdiebe!

     
  22. 2

    Ich habe auch einen Tracker eingebaut und wenn es sein muss, „marschiere“ ich dort ein, wo MEIN Bike steht und hole es mir zurück-wenn es nicht gerade über eine Grenze ins Niemandsland verschwindet .Ich habe es satt, wie selbstverständlich sich mittlerweile an fremden Eigentum bereichert wird.
    Mir sind in meinem Leben bislang 3 Fahrräder gestohlen worden.
    Für mich sind Diebstahl und Einbruchdiebstahl keine kleinen Delikte. Bei meinen Eltern wurde auch mal eingebrochen (während Sie zuhause waren-alte Menschen), dieses Trauma „sitzt“ bis heute tief (fremde Menschen im Haus) und hat über Jahre Ängste geschaffen.

     
  23. 1

    Vielleicht am besten auf E-Bikes verzichten, wenn möglich. Einfach so tun, als wären sie nie erfunden worden. Ist auch besser für die Gesundheit. Es gibt so tolle andere Fahrräder.