Einsamer Ara irritiert „Wir-in-Materborn“-Kunden

„Freiheit, Freiheit ist die einzige, die fehlt“: Papagei in „Wir in Materborn“

Coco ist gerade einmal fünf Monate alt, und, anders als die meisten seiner Artgenossen Artgenossen, lebt dieser farbenprächtige Ara nicht inmitten üppig wuchernder Dschungelpflanzen, sondern in einem Käfig, der den Ausblick freigibt auf den kunstoffbeschichteten Verkaufstresen der Postfiliale im Dienstleistungszentrum „Wir in Materborn“ an der Kapellenstraße. Nun ist es nicht so, dass es verboten ist, Aras als Haustiere zu besitzen, doch die Art und Weise, wie der Tropenvogel in den Geschäftsräumen gehalten wird, irritiert einige Kunden erheblich.

Denn Aras sind wie andere Papageien auch Tiere, die in Freiheit in Gesellschaft leben. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, in dessen Zuständigkeit auch der Tierschutz fällt, informiert in seinen „Mindestanforderungen für die Haltung von Papageien“ dazu wie folgt: „Papageien leben bis auf Ausnahmen paarweise oder in Gruppen. Sie sind grundsätzlich auch in der Obhut des Menschen so zu halten.“ Ausnahmen sollen nur gemacht werden, wenn es sich um unverträgliche oder auf Menschen geprägte Tiere handelt. Beim Verkauf von Papageien sei auf die erforderliche Paarhaltung hinzuweisen, und sie sollen auch nur zu zweit abgegeben werden.

Der Ara in der Postfiliale lebt allein, und dies in einem Käfig, der zudem auch viel zu klein ist. Doch der Pächter der Postfiliale, der das farbenprächtige Tier hält, verweist darauf, dass er den Vogel ordnungsgemäß im Zoofachhandel erworben hat – und das Tier, so habe man ihn belehrt, in den ersten Jahren seines Lebens allein gehalten werden soll. Erst danach könne er vergesellschaftet werden. Und der deutlich zu kleine Käfig sei auch nur eine Übergangslösung für den Winter – im Sommer werde das Tier in einer ausreichend bemessenen Voliere in seinem Privathaus untergebracht.

Grundsätzlich ist die Haltung von Papageien für Privatpersonen eine Herausforderung. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Tiere mit einer Lebenserwartung von mehr als hundert Jahren ihren Halter überleben. Und dass die Liebe irgendwann umschlägt in Genervtsein. Selbst Zoohändler geben dezente Hinweise darauf, dass die Haltung der Vögel sehr anspruchsvoll ist. „Mit Papageien als Haustieren erwarten dich im Regelfall viele Jahrzehnte voller Verantwortung“, heißt es beispielsweise auf der Website von ZooRoyal. Und weiter: „Du solltest dir im Vorhinein der Tatsache bewusst sein, dass du mindestens zwei der quirligen Zeitgenossen beherbergen musst. Papageien sind zudem nicht immer nur liebe Schmusevögel, sondern manchmal sehr eigenwillige und vor allem dickköpfige Begleiter.“

Der Pächter der Postfiliale, der namentlich nicht genannt werden möchte, sagt, dass er sich dieser Umstände bewusst sei und dass das Tier bestens versorgt werde. Auch das Veterinäramt sei bereits vor Ort gewesen und habe sich davon überzeugt, dass alles seine Richtigkeit habe. Dagegen lehnt der Deutsche Tierschutzbund die Haltung von Papageien durch Privatpersonen grundsätzlich ab.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Alles

Deine Meinung zählt:

10 Kommentare

  1. 10

    Bedenkt der Besitzer auch, dass es die Papageienkrankheit gibt? Kundschaft sollte vorsichtig sein.

     
  2. 9

    @8. Seestern
    Im doppelten Sinn: Solche Tiere sollte es weder in Zoogeschäften zu kaufen geben noch als „Ausstellungsstück“ in irgendeinem Geschäft ihr Dasein fristen. Sondern 🌴🌳🌷🌻🌿🌱🌵🌴🌹🌲🌾🌴 genießen 😊

     
  3. 6

    @5. Pinguin
    Am liebsten sofort, aber ich weiß nicht, was er bräuchte, um sich wohl zu fühlen. Fisch ist wohl nicht das Richtige?

     
  4. 4

    Warum werden Tiere wie dieser Ara extra gezüchtet, um bei Menschen in Unfreiheit zu leben? Die Tierheime sind voll von Hunden und Katzen. Wer tierische Gesellschaft möchte und artgerechte Lebensbedingungen bieten kann, kann ein Tier aus dem Tierheim holen.

     
  5. 3

    @rd. ok, das erklärt einiges.
    Jedenfalls ändert das nichts daran, dass Haltungsbedingungen und Vergesellschaftun für Coco sich schnellstens ändern und der Eigentümer seine Einstellung zu Haustieren drastisch überdenken muss.
    Ãœbrigens, dem „Tierfachhandel“, wo er den Ara erworben hat, wünsche ich schon mal einen kritischen Besuch des Kreisveterinärs.

     
  6. 1

    Schauderhaft, wie einfach [der Mann] da denkt.
    Ich bin davon überzeugt, dass er in seinen Augen nur das Beste mit seinem Ara vorhat.
    Nur, irgendwie hat er das Alles nicht richtig verstanden.
    Dass das Veterinäramt dort eine Nachschau gehalten haben soll, kann ich mir einfach nicht vorstellen, oder wir reden hier mal wieder vom materborner Klüngel.
    Ein einfaches Hinschauen auf den Vogel und sein (nicht perfektes Federkleid) zeigt ganz deutlich, dass er bereits jetzt psychische Auffälligkeiten zeigt.
    Das ganze Dilemma wäre natürlich kurzerhand mit einer Anzeige wegen Verstoss gegen die gesetzlichen Bestimmungen in Bezug auf die Haltungsbestimmungen zu lösen, aber eigentlich kann das kein Mensch wirklich wollen.
    Die wohlwollenden Beschwerdeführer, und schon gar nicht der Coco selbst, können sich ein ordnungsbehördliches Eingreifen wünschen.
    Wie wäre es, wenn sich unsere oberste Hundefreundin einmal rein privat zwecks Vermittlung in die Poststelle begeben würde?
    Manche Sachen lassen sich auf dem kleinen Dienstweg lautlos zur allgemeinen Zufriedenheit lösen.
    Und vielleicht hat der Guido noch im Antiquariat ein Buch über Papageienhaltung , das er sich selbst einmal ausleihen könnte?
    Jedenfalls eines steht fest: Cocos Federkleid am Hals hat erste Defekte durch Ferderrupf, der Käfig sollte mindestens 2m x 1m x 1m gross sein, er sollte sofort eine Gesellschaft in Form eines zweiten Papageis bekommen, ausserdem sollte er bestimmt nicht im Verkaufsraum stehen.
    Nachbar, schon einmal darüber nachgedacht, dass es Menschen mit Vogel- oder Stoffallergie gibt ?
    Und sowas dann in einer deutschen Postfiliale ?
    https://www.zooroyal.de/magazin/vogel/papageien/papagei-als-haustier/