Die neue Sitzgruppe am Kermisdahl-Spielplatz – zu elegant für Kleve, zu teuer für Kleve? Auf jeden Fall zu schwer!

Eltern müssen Abstand halten

(Aktualisiert, Preis korrigiert) Pisa hat den schiefen Turm, ein Weltwunder, dessen Entstehung der Tatsache zu verdanken ist, dass die mittelalterlichen Bauherren den Untergrund des Gebäudes falsch einschätzten. Nun ist Kleve nicht Pisa, hier ist alles ein bisschen kleiner, was aber nicht heißen soll, dass am Niederrhein alles stets lotrecht steht, insbesondere nicht, wenn man auf die Idee kommt, einen 1385 Kilogramm schweren Steintisch und zwei jeweils 595 Kilogramm schwere Steinbänke an den Rand des Kermisdahls zu platzieren, ohne die Objekte ordnungsgemäß zu gründen. Schon jetzt neigt sich eine Bank um zwei Grad, und es ist gerade einmal wenige Wochen her, dass die Umweltbetriebe der Stadt Kleve die zweifelsohne sehr eleganten Stadtmöbel in den morastigen Untergrund am Flussufer setzten. Bei dieser Schieflage wird es also nicht bleiben.

Schieflage

Am 13. Juni eröffnete die Stadt Kleve den neuen Kinderspielplatz am Kermisdahl, „ein absolutes Highlight“, wie die Verantwortlichen in ihrer eigenen Pressemitteilung schrieben. Die Anlage, die 380.000 Euro kostete, von denen das Land NRW und der Bund 70 Prozent übernahmen, darf auch als gelungen bezeichnet werden – sie liefert den jüngsten Klevern reichlich Variationen zum Austoben, im Sommer sogar mit der Möglichkeit Wasserspiele zu nutzen.

Doch wo immer Kinder spielen, müssen auch die Eltern bei Laune gehalten werden. In der Regel geschieht dies dadurch, dass am Rande des Geländes, strategisch günstig gelegen mit Blickrichtung zu den Spielgeräten, Bänke aufgestellt werden, auf denen dann Eltern oder sonstige Erziehungsbeauftragte miteinander parlieren oder aufs Handy schauen können.

Die Stadt Kleve indes wählte eine andere Lösung. Die 2,6 Tonnen schwere Sitzgruppe ist leicht abseits des Spielplatzes platziert. Dahinter soll, so ist zu hören, die Überlegung gestanden haben, sich den Folgen einer möglichen Nutzung der Flächen durch sich in den Nächten herumtreibendes Gesindel zu erwehren. Was immer diese Personen an Flaschen, Zigarettenstummel und sonstigen Materialien zur Suchtbefriedigung zurücklassen, sollte nicht in das Universum der neuen Erdenbürger eindringen. Eine verständliche Argumentation. Dazu passt auch, dass der italienische Hersteller Bellitalia, der die aus einer Mischung aus Marmor und Granit hergestellten Bänke und Tische vertreibt, bei den Objekten als Accessoire auflistet: „Anti-Graffiti“.

Design mit Ewigkeitsanspruch

Gleichwohl haben die Eltern nun keinen Blick mehr auf die Kinder. Dafür aber sehen sie auf ein einzigartiges Designobjekt (und nutzen es), das nicht nur im Klever Stadtgebiet seinesgleichen sucht. Ein derart elegantes Design würde der Kenner in Rom vermuten oder in Düsseldorf, aber nicht in den Ausläufern der Klever Innenstadt. Das steht in der Regel „irgendwas mit Schwan“. Dementsprechend hoch soll auch der Preis für das Objekt gewesen sein. Von Anschaffungskosten von 30.000 Euro wurde gemunkelt, die für das uns Rummel ausgegeben wurden.

Tatsächlich sind es jedoch nur 4300 Euro, wie die Stadt Kleve mitteilt. Doch auch dies mag auf den ersten Blick als kostspielig erscheinen, allerdings ist tendenziell davon auszugehen, dass die Bänke auch in 500 Jahren noch benutzt werden können, wodurch Kosten von nur 8,60 Euro im Jahr anzurechnen sind. Bei 1000 Jahren sogar nur 4,30 Euro, da ist aufs Millenium gerechnet sogar der Latte macchiato teurer.

Das alles allerdings nur, wenn die Bank dann noch steht und nicht schon längst im Uferschlamm des Kermisdahls versunken ist. Doch genau danach sieht es zurzeit aus. Allerdings könnte es sein, dass der mähliche Prozess des Versinkens im Erdreich wiederum als zusätzliche Sehenswürdigkeit für weitere Touristenströme sorgt, sodass der Untergang womöglich auch noch einen positiven finanziellen Respekt für die Stadtkasse mit sich brächte.

Nur die Eltern werden halt stehen bleiben müssen.

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30 Kommentare

  1. 30

    Wieso zu teuer, Kleve müsste doch gute Steuereinnahmen haben die Discounter mit Mengen von Niederländer und die Gewerbe?
    Wo sind die Einnahmen??

     
  2. 29

    Ich glaube ja, Kinder lernen am meisten, wenn sie unbeaufsichtigt sind, in dem Maße, wie Alter und Umgebung das zulassen.

    So sind wir, die ungefähr zwanzig Kinder in unserer Siedlung am Waldrand damals aufgewachsen. Es fuhren allerdings wenige Autos, kein Durchgangsverkehr. Ich war mit fünf, sechs Jahren den halben Tag im Wald. Wir gingen alle nicht in den Kindergarten, weil der im nächsten Ort und damit zu weit weg war.

    Einen Spielplatz gab es nicht. Meine Eltern haben oft an dem in Kessel anhalten müssen, auf dem Weg zu den Großeltern. Wenn wir alle Spielgeräte durch hatten, ging es weiter. Viele waren es nicht, aber so eine Drehscheibe mit Sitz, die man selber beschleunigen konnte, war unser Lieblingsteil. Vor allem deswegen wollten wir dahin.

     
  3. 28

    Was scheinbar überhaupt nicht bedacht wurde – der Rasenmäher kommt schlecht drunter und dazwischen!

     
  4. 27

    @25.
    Ich frage mich gerade, wie heutige Erwachsene, ihre Kindheit ohne abgerundete Tische und Bänke, mit viel Bewegung und Spaß, trotzdem unfallfrei, überstanden haben?
    ….. sollte man dann auch Klettergerüste und alle freistehenden Spielplatzgeräte (das Angebot ist groß) von allen Kinderspielplätzen entfernen? Arme Kinder ……..
    Es soll Kinder geben, die liebend gerne im „Matsch“ spielen, und die sich sogar selber eine Rutschbahn für ihren Spaß „bauen“!
    Kinder sind sehr lernfähig, je früher man sie, durchdacht, auf Gefahren aufmerksam macht, desto weniger Unfälle geschehen. Erfahrungswerte ………

     
  5. 26

    Statik für Anfänger

    Als ich das Museum „World of Volvo“ in Göteborg besucht habe, wurde mir eindrucksvoll vor Augen geführt, was aus der Essens von Gestaltungswillen, Statik und Holz entstehen kann.

    Und ich dachte mir so, dass sich Kleve als Holz-Innovationsstadt entwickeln ließe. Nur alleine dieses Stichwort für eine Vision lässt die Ideen nur so sprudeln. Holz in Verbindung mit recyceltem Kunststoff, mit Metall…zu Land, auf dem Wasser…HSRW und die lokale Wirtschaft…Flächenverwertung und die LAGA…und so vieles mehr…

    https://www.ubm-development.com/magazin/volvo-praesentiert-sich-ganz-in-holz/

     
  6. 25

    Die Sitzgruppe (für Erwachsene…..?) ist nicht wirklich für einen Kinder Spielplatz! geeignet, zu viele scharfe Ecken und Kanten, dazu noch der instabile Untergrund mit Ausrutscht Gefahr. Das ist einfach gesagt un durchdacht. Es liegt in der Natur das Kinder schnell mal zu Mutti oder Vati müssen.. (die dort verweilen)…..ich hoffe die rutschen in dem Enthusiasmus nicht aus…..! …das wirft Fragen auf, wer dafür verantwortlich war: mit der Beschaffung, der Aufstellung…..Der Kubus mit Anhang, ich nenne es mal so, sollte dort verschwinden. Oder alternativ entschärft werden….. vielleicht findet sich ein Steinmetz, ….

     
  7. 24

    Wie es auch anders und vorallem preiswerter geht kann man in Materborn( gegenüber des Ratskrug) sehen. Dort haben die Heimatfreunde Materborn vor vielen Jahren eine Sitzgelegenheit und einen Tisch aufgestellt. Dieses Angebot wird gut genutzt und verursacht bis heute keine Folgekosten. Die Sitzgruppe hat sogar viele Jahre Materborner Kirmes schadlos überstanden.

     
  8. 21

    Hurra. Endlich! Kleve hat ein Alleinstellungmal…
    Find ich prima. Hat weit und breit sonst niemand zwischen hier und Berlin.
    Ich bin begeistert. Nix zu meckern.

    Naja, Berlin hat als wissenschaftlichen Versuch den ‚Schwerbelastungskörper‘ am Gleisdreick. Den hat damals der Gröfaz für nötig gehalten, um die Tragfähigkeit des Bodens für einen geplanten gigantischen Triumphbogen zu prüfen (ebenfalls als Überraschungsangriff auf die augenreibende Bevölkerung, eine Art von Zwangsbeglückung).

    Ich freue mich jedenfalls schon auf auf das Klever Anschlußbauwerk.

     
  9. 19

    @4: Ne, das ist keine Panne.

    Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr, wie man unsere Klever Planungs- und Baukünstler betrachten soll.

    Ein auszubildender Maurer im zweiten Lehrjahr, kann denen sicher erzählen, wie ein einfaches Fundament über Bodenbeschaffenheit (in Kleve haben wir meist kein Moor oder Treibsand…) Druckpunkte und Gewichtsbelastung errechnet werden kann.

    @13: Wer billig baut, baut meist Murks. Wir dürfen verlangen, dass unsere Steuergelder für fachgerechte Arbeit angelegt wird.

    Solche Vorgänge und die Bilder tun ja schon fast weh.

     
  10. 18

    Ich kann verstehen, dass man attraktive Spielplätze und dergleichen vorzeigen möchte, an Orten mit Publikumsverkehr und damit kleine Ausflugsziele für Familien schafft. Sicherlich wohnen auch dort in der Nähe Familien. Der tatsächliche Bedarf und die Not besteht aber woanders, wenn ich mir zum Beispiel den Beethovenplatz und die Küpperstrasse anschaue, dort und mit Sicherheit auch an anderen Orten in Kleve wartet die Möglichkeit, mit weniger Geld mehr erreichen zu können. Die Zielgruppe ist auch vorhanden und wird es danken.

     
  11. 17

    Ich frage mich wirklich, was sich der verantwortliche Beamte für dieses Projekt gedacht hat. Würde er oder sie auch 30.000 Euro ausgeben, wenn er oder sie es selbst bezahlen müsste? Wahrscheinlich nicht!!! Aber warum und aus welchem Grund wurde diese furchtbar hässliche Sitzgelegenheit überhaupt bestellt? Und warum wird so etwas nicht einfach von regionalen Unternehmern hergestellt? Ich bin mir sicher, dass die Männer und Frauen von Haus Freudenberg das auch könnten. Dann müsste dieser Kram nicht durch ganz Europa transportiert werden. Ich bin wirklich kein Fan der Grünen, aber das ist einfach Wahnsinn. Und zum Schluss wird das Zeug auch noch ohne Fundament aufgestellt. Nein… dieser Beamte hätte bei seinem nächsten Mitarbeitergespräch bei mir einiges zu erklären.

    G.

     
  12. 16

    Ich muss mich grade an den alten Slogan der „Gelbe Seiten“ erinnern:

    „Vielleicht hätte er jemanden fragen sollen, der sich damit auskennt.“

     
  13. 14

    Noch dazu wenig einladend, finde ich. Für das Geld wäre eine hölzerne Sitzgelegenheit inklusive Austausch nach x Jahren vielleicht die bessere Option gewesen? Modern und praktisch ist wohl nicht alles. Warum wohl werden „alte Städte „als besonderer Besuchsmagnet beworben?
    Aber meckern hinterher ist zu spät. Das ist mir klar!

     
  14. 13

    Ein paar ordentliche Betonplatten unterhalb der Grasnarbe und gut is… Der Versuch, das Ganze erst mal in dieser Form auszuprobieren, zeugt davon, dass versucht wird, die Kosten gering zu halten.

    Es hält nicht, also muss nachgebessert werden.

    So what?!?

     
  15. 9

    Kann Kleve dann gar nichts mehr? Das passt doch nicht zu einem Kinderspielplatz. Bänke sollen dort stehen, damit die Erwachsenen die Kids beobachten können und mit anderen ins Gespräch kommen. Warum plant man immer am Eigentlichen vorbei …………aber das kennt man ja von Kleve, und es wird sich wohl nie ändern.

     
  16. 8

    Nun ja, wenn man bedenkt, was aus der ehemaligen, einladenden Sitzgruppe aus Holz am öffentlichen Grillplatz am Campus, beim kostenlosen Outdoor-Parcours, durch chaotischen Vandalismus, geworden ist ……… konnte man sich eigentlich sehr darüber freuen, dass dort eben nun eine stabile Sitzgruppe mit großem Tisch, installiert wurde. Einen Tag später war schon wieder alles durch Chaoten voll beschmiert!!!

    Es fehlt einfach die Wertschätzung!

     
  17. 7

    🤔 ..die Neandertaler ( Klever Nachbarn ⏩ ca. 90 km ) hatten wahrscheinlich mehr Komfort wenn sie ihre Kinder im 👀 hielten . 🙄😎

     
  18. 4

    Na ja. Ist das einen Aufreger wert ? Ist halt schief. Ne Panne. Ok. Lässt sich korrigieren. Jedenfalls ist der Spielplatz sehr gelungen. Macht gute Laune, wenn man als Opi dran vorbeikommt. Und dazu das Gratis-Schmunzeln, wenn man die schiefe Sitzgruppe sieht….Alles gut, nicht weiter weinen… Ja, und ne schöne Woche noch. 🍀🎈

     
  19. 3

    Hallo zusammen, ich habe nicht mehr erwartet! Stellen wir uns nur einmal vor, alles durchdacht und alles richtig gemacht, das würde nicht zu meiner Heimatstadt Kleve passen, da würde ich mich fremd fühlen! In Kleve können auch einfache Bänke zum Problem werden. Mal abwarten wie mit dem Geld bei der sogenannten Laga rumgeworfen wird. Egal Augen zu und durch, einer wird es wohl richten.
    Da haben bestimmt die „Falschen“ für die Bank gestimmt und die Richtigen die Bank aufgebaut.
    Überall passieren Fehler aber hier leider regelmäßig und es ist kein Ende in Sicht. Ich freue mich schon auf die Laga mit der Landesweiten Aufmerksamkeit. Vielleicht werden wir ja für unsere Fähigkeiten berühmt, wer weiß!
    Aber über alles steht der Slogan:
    So geht Kleve! Hier bei uns versichert nicht nur Geld, hier versickern auch Tiche und Bänke.

     
  20. 2

    Schnellstmöglich vermarkten, bevor alles versinkt. Hotspot für Instagram, TikTok und wie das alles heißt. Wo sind die Influencer wenn man mal welche braucht. 🙂

     
  21. 1

    Harter, kalter Stein… Diese Sitzgruppe ist wirklich sehr einladend.

    Würde gut auf eine Autobahnraststätte passen.