Nach 50 Jahren schließt am Freitag das Restaurant Bergmann an der Hoffmannallee, ein Lokal mit dem unscheinbarsten Eingang überhaupt und (vielleicht gerade deshalb) ein Ort, in dem sich ganz Kleve traf (und evtl. kegelte). In der neuen Ausgabe des Magazins Der KLEVER zieht Wirtin Erika Bergmann die Bilanz eines halben Jahrhunderts hinterm Tresen und in der Küche.
Das Magazin (Kaufpreis 3,50 Euro) stellt darüber hinaus Klaus Jöken vor; der Klever ist seit Jahren für die deutschen Übersetzungen der weltberühmten Asterix-Comics verantwortlich. Wusste aber keiner – außer Autor Rolf Langenhuisen, der darüber hinaus auch für ein großes Porträt Grafiker Wilfried Porwol verantwortlich ist. Porwols Werk spiegelt die Geschichte von Stadt und Land wider. In der Reihe „10mal…“ widmet sich Helga Diekhöfer überraschenden Aussichtpunkten – es gibt noch weit mehr Möglichkeiten als Schwanenburg, Aussichtsturm und Kupferner Knopf, um am Niederrhein Weitblick zu erhaschen. Breiten Raum nimmt das Jubiläum des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums ein, das im Oktober sein 200-jähriges Bestehen feiert. Zu diesem Anlass schildert drei Abiturienten, die zugleich für drei Generationen stehen, ihre Schulzeit an der „Penne“: der Arzt Jörg Scheurle (Abi 66), Ralf Daute (Abi 84) und Elske Beckmann (Abi 17).
So, und nun als kleine Werbemaßnahme für das Magazin, die Geschichte von Erika Bergmann auch hier auf kleveblog:
Ende Legende
Was aber zeichnet einen guten Gastwirt aus? Fragen wir jemanden, der es wissen muss, fragen wir Erika Bergmann. Die Dame holt kurz Luft, blickt einen mit ihren wachen Augen an und sagt: „Liebe.“
Liebe ist Wärme, ist Energie, ist Nähe. Liebe ist nicht ein elektronisches Kassensystem, ist nicht LED-Beleuchtung, ist nicht Laminatfußboden. Wer je das „Restaurant Bergmann“ eingangs der Hoffmannallee als Gast betreten hat, weiß, was gemeint ist. Das Lokal scheint in den sechziger Jahren stehen geblieben zu sein, aber das spielt keine Rolle, denn das Interieur ist nur die Kulisse für den nicht sichtbaren, aber wichtigsten Einrichtungsgegenstand – Raum für Menschlichkeit.
„Meine Gäste und ich, das war immer wie eine große Familie“, sagt Erika Bergmann. Die männlichen Gäste, Kegelbrüder oder Fußballmannschaften, bezeichnet sie gerne auch als „meine Söhne“. Die wiederum sagen, wenn sie das Zuhause verlassen, um ein Bier zu trinken, sie gehen mal eben „nach Mama“.
Diese Nähe, diese Vertrautheit ist der Lohn einer Lebensleistung, die am 29. September zu ihrem Ende gelangt ist. Erika Bergmann hat die Immobilie verkauft. Der neue Besitzer Mehmet Salih Erdem, ein Unternehmer aus Emmerich, der mehrere Reisebüros betreibt, beabsichtigt zwar, an der Stelle weiterhin Gastronomie zu betreiben, doch „Haus Bergmann“ wird ohne Erika Bergmann natürlich nicht mehr derselbe Ort der Gastlichkeit sein, der er zuvor ein halbes Jahrhundert lang gewesen ist.
Im Ratskeller in Krefeld hatte die Wirtin, aus Straelen stammend, sich zur Restaurantfachfrau ausbilden lassen. Danach wollte sie in die weite Welt, in Orte mit vielen Touristen, die in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts einen glamourösen Klang hatten, nach Arosa zum Beispiel. Die Mutter sagte Nein. Sie zeigte der Tochter eine Zeitungsanzeige: Das Haus Heek in Kleve suchte eine Mitarbeiterin.
So wurde es nicht Arosa, so wurde es – zum Glück für unsere Stadt – Kleve. Beschäftigt wurde sie, für heutige Zeiten nicht mehr vorstellbar, auf 10-Prozent-Basis. Das heißt, sie durfte zehn Prozent ihres Umsatzes für sich behalten. Nach zehn Jahren in Kleve eröffnete Erika Bergmann dann am 10. März 1967 gemeinsam mit ihrem Mann Helmut (†2007) einige Häuser neben ihrer ersten Arbeitsstätte in Kleve das eigene Restaurant „Haus Bergmann“ – mit eigenen Frikadellen, eigener Kegelbahn und einem eigenen Charme. „Bei mir war immer alles frisch“, sagt sie. „Selbst die Blumen auf dem Tisch.“
Die Gaststätte entwickelte sich zu einem Anziehungspunkt für alle und jeden – vom Fabrikarbeiter bei Hoffmann bis zu den bekannten Klever Unternehmern und Geschäftsleuten, Hans Rexing, Hans Hussmann und Karl Kisters zum Beispiel. „Sie haben sich alle bei mir zuhause gefühlt“, so die Wirtin. Von den älteren Gästen kamen später die Söhne. Die Menschen, die ihr Feierabendbier im „Haus Bergmann“ genossen, wurden allerdings weniger. Bergmann: „Die Zeiten haben sich geändert.“
Erika Bergmann hat zwei Töchter, Tina und Patricia, und einen Sohn, Oliver. Sie entwickelten keine Neigungen, in ihre Fußstapfen zu treten. Die Mutter hat dafür Verständnis, aber sie selbst sei für dieses Gewerbe geboren. „Gastronomie ist Leben“, so fasst sie das nach mehr als einem halben Jahrhundert zusammen. „Jeder Tag ist ein anderer. Mal ist es fröhlich, mal ist es traurig.“ An der Hoffmannallee überwogen die fröhlichen Tage bei weitem. „Ich bereue keinen einzigen Tag“, sagt Erika Bergmann.
Wie stark der Zusammenhalt zwischen der Wirtin und den Gästen geworden ist, zeigten die letzten Wochen. Die Gäste nahmen Abschied, wollten „noch einmal“ die selbst gemachten Reibekuchen, Rouladen oder Frikadellen genießen. Aus den Abenden hinterm Tresen wurden Nächte, weil niemand gehen wollte. Es gab ja kein nächstes Mal mehr.
„Haus Bergmann“, das stand für gelebte Gastfreundschaft. Was Erika Bergmann gab, bekam sich auch zurück: „Ich kann mich gar nicht genug bedanken für all die Liebe, die man mir gegeben hat“, sagt sie.
Nun, da ihre Abende plötzlich frei sind, hätte sie die Möglichkeit, sich lang gehegte Wünsche zu erfüllen. Aber – wie das so sein kann, wenn man im Leben mit sich eins war, wenn der Beruf zugleich Berufung war – ihr fällt nichts ein. Erika Bergmann: „Einen Plan habe ich nicht, ich lasse erst einmal alles sacken, denn ich glaube, ich habe das noch gar nicht verstanden.“
Alles Gute!
Mmuuuh, 200 Jahre Freiherr-vom-Stein-Gymnasium? So alt ist der Schuppen, mmmuuuh?
Laut Opa Niederrheinstier heisst der Schuppen aber erst seit den siebziger Jahren so, mmmuuuuh!
Anfangs war der Schuppen wohl einfach nur ein ganz gewöhnliches königlich preussisches Gymnasium, mmuuuhh. Kurz nachdem sich die Franzosen verdünnisiert hatten, mmmuuuh? Richtig?
Ich glaube, ich kaufe mir auch mal wieder einen „Klever“, zum nachschauen, mmuuhhh!
Wenn ich aber im Online-Lexikon nachschaue, wo dieser Freiherr vom Stein herkommt, wo der sich überall herumgetrieben hat und was der zum Teil für Ansichten hatte, finde ich den Namen zwar für ein ehemaliges ganz normales preussisches Gymnasium passend, aber nicht mehr für die heutige Zeit, mmuuuuh!
200 Jahre? Zeit, das Gymnasium (mal wieder) umzubenennen, mmuuuhh!
Ich nehme mir die Ehre, hiermit den Neunamenswettbewerb zu eröffnen, mmuuuuuh! Und die Ehre des ersten Vorschlags in diesem Wettbewerb gleich mit, mmuuuhh: Freigeist von (Niederrhein-) Stier-Gymnasium – das hätte doch was, mmuuuhh! Quasi ein bundesweites, ach was, europaweites Alleinstellungsmerkmal, mmuuuh! Und da es gar nicht so verschieden, aber besser klingt, könnte sich bestimmt auch jede(r) damit arrangieren, mmuuuuhh! Was sind Ihre Vorschläge, rd, jb und all die anderen Pius-Jünger (Begriff ist von Opa-Niederrheinstier – keine Ahnung, wie er da drauf gekommen ist), die hier immer mitbloggen, mmuuuhh?
Oh, Link vergessen:
https://m.youtube.com/watch?v=LYXBprxrPBI
@5. rd. Keine Ursache. Man hilft doch gern
@Rainer Danke für den metallurgischen Hinweis!
Damals als ich noch in der Lehre war, wurden die Geburtstage vom Chef und die Weihnachtsfeier bei Bergmann gefeiert. Da hab zum erstmal Kordongblö gegessen glaub ich. Schmiedeeisern ist glaub ich ein wenig übertrieben, eher kalt gebogenes Flacheisen
Liebe Erika,
vielen Dank für deine Gastfreundschaft, dein ständiges Lächeln im Gesicht und natürlich die leckeren Schnittchen (-:
Wir gehen mit einem weinenden Auge, weil wir wissen, eine wie dich finden wir nicht noch einmal. Aber das andere Auge lacht, weil die „kleine Dame†ihren wohlverdienten Ruhestand antritt und nun Zeit für andere Dinge hat.
Ich wünsche dir viel Gesundheit und bleib wie du bist.
Lg Thomas
Liebe Erika
Alles gute für die Zukunft wünsche ich dir denn das hast du mehr als verdient 😊
Auch ich durfte bei dir arbeiten und Gast sein und es war im toll danke Lg Heidi 😌
Die Gaststätte Bergmann schließt, dass ist sehr schade. Aber Erika hat es sich verdient, jetzt ihren Lebensabend auch einmal ausserhalb ihrer Gaststätte zu genießen. Liebe Erika, ich wünsche dir alles Gute und noch viele Jahre in Gesundheit.