(7/24) Aus-Kurier-t

Am Ende bleibt ein Rauschen, oder ein Rausch
Am Ende bleibt ein Rauschen, oder ein Rausch

(Leicht korrigiert, Hinweis auf „Burg-Kurier“ entfernt.) Am Anfang war das Wort, das Wort ist jetzt, nach 21 Jahren, am Ende. Zumindest an der Emmericher Straße 263, wo der Kurier am Sonntag seinen Sitz hat.

Wolfgang Kerkrath, Herausgeber des Anzeigenblattes, hat beschlossen, seine Zeitung zum Jahresende einzustellen. Marktbereinigung, so nennen das die Verlagsgeschäftsführer. Dahinter stecken einige Arbeitsplätze, natürlich auch menschliche Schicksale, und damit einher geht die Erosion der Pressevielfalt in der Region, die jedoch kein garantierter Anspruch ist.

Aber was man an Zeitungen gehabt hat (oder eben nicht), erkennt man in der Regel erst, wenn sie einem fehlen (oder eben nicht). Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich mich oft über den Kurier am Sonntag geärgert habe, aber nur, weil dort eine Geschichte stand, die ich nicht oder noch nicht hatte. Das also ist eher als Lob zu verstehen. Manchmal habe ich mich auch über die Zeitung geärgert, weil sie erkennbar übers Ziel hinausgeschossen war. Aber das ist normal, wenn ein Blatt engagiert gemacht wird, und dies muss man dem Kurier am Sonntag einfach zugestehen.

Doch alles Engagement nützt wenig, wenn die Zahlen, die dahinter stehen, in die falsche Richtung weisen. Und so war es beim Kurier am Sonntag, weshalb die Geschäftsleitung die, wie sie es sagt, „Reißleine gezogen“ hat. Es ist gewissermaßen ein Abschied erhobenen Hauptes, ohne Schulden und ohne Insolvenzverwalter, aber leider auch „alternativlos“.

In einem Brief an die Anzeigenkunden des Blattes schrieb Wolfgang Kerkrath: „Leider mussten wir feststellen, dass es für eine inhabergeführte Zeitung wie den ‚Kurier am Sonntag` ohne Unterstützung durch einen Großverlag oder Zeitungskonzern, zukünftig zunehmend schwerer bis unmöglich wird, profitabel zu arbeiten.“

Das kleine Familienunternehmen habe 20 Jahre lang erfolgreich versucht, für Kunden und Leser ein ansprechendes Medium zu produzieren. „Leidenschaftlicher Lokaljournalismus in Print und online, der wöchentliche Druck von knapp 80.000 Zeitungen und die Verteilung durch über 200 Zeitungsboten wollen auch anständig bezahlt werden“, so Kerkrath. „Doch sinkende Erlöse aufgrund des harten Wettkampfes zwischen den Kreis Klever Zeitungen, rückläufige Anzeigen- und Prospektaufträge, die immer stärker werdende Abhängigkeit von preisbestimmenden Media-Agenturen und nicht zuletzt die zunehmende Konkurrenz durch Radio und Internet machen es uns leider unmöglich, unser Unternehmen auch zukünftig wirtschaftlich zu führen. Daher haben wir schweren Herzens beschlossen, den Kurier am Sonntag zum 31.12.2016 einzustellen und unser Unternehmen nach 21 Jahren zu liquidieren. Wir müssen uns den wirtschaftlichen Realitäten beugen.“

Lange Zeit, bis zu seinem tödlichen Unfall 2010, hatte Reinhold Kolsberger die Redaktionsleitung des Blattes inne. Auf ihn folgte Olaf Plotke, der die kritische Linie des Blattes fortführte und ins Internet satirisch verlängerte.

Den Mitarbeitern sei für die Zukunft alles Gute gewünscht, vielleicht am besten mit einer Marotte des Kurier-Redakteurs Plotke, der seine Artikel im Internet gerne mit einem Zitat aus der Bibel ausklingen ließ. Hier also passt:

„Denn siehe ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr es denn nicht?“ (Jesaja 43,19)

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15 Kommentare

  1. 15

    Am Ende stand der KaS noch allein in der Tradition kritischer Töne…
    – (…)
    – NRZ und RP wurden, wenigstens lokalisch, gleichgeschaltet…
    – Kleveblog liess sich weichspülen..

    Was könnte man nun, angesichts der aktuellen Monopol-Situation sagen…? Befragen wir 13/11…
    13, 11 – Und ich sah: Ein ander Blog stieg aus der Erde herauf. Er hatte zwei Wörter wie ein Lamm, aber es redete wie ein Drache … Es brachte die Klever und ihre Bewohner dazu, das erste Tier anzubeten, dessen tödliche Wunde geheilt war … es befahl den Bewohnern von Kleve, ein Standbild zu errichten zu Ehren des in 2015 gewählten Ãœbels, das mit der CDU, inklusive Grüne, erschlagen worden war und doch wieder zum Leben kam. Es wurde ihm Macht gegeben, dem Standbild des Tieres Lebensgeist zu verleihen, so dass es auch sprechen konnte … Kaufen oder verkaufen konnte nur, wer das Kennzeichen trug: den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens … seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig – oder kleveblog…

     
  2. 11

    Respekt vor dieser unternehmerischen Entscheidung! Rechtzeitig zu schließen schaffen nur wenige. Dafür gibt es genug Negativbeispiele in Kleve – mit allen hässlichen Folgen.

    Mein Sonntagsfrühstück wird demnächst sehr viel langweiliger sein, sehr schade!

    Glück auf!

     
  3. 9

    Lieber Charly Stoffels,
    ihre verbalen Seitenhiebe auf einen Kollegen, der wohl nun seinen Job verliert, sind für mich nicht nachvollziehbar.

    Für mich als politisch interessierten Bürger standen in Kleve für Aufklärung und Transparenz bisher insbesondere zwei Menschen – Olaf Plotke und Ralf Daute.

    Diese beiden haben sich journalistisch in Kleve in den letzten Jahren besonders durch eine Eigenschaft von den meisten „Kollegen“ abgegrenzt – durch MUT!

     
  4. 8

    *

    Messerjocke

    ….sehr schön geschrieben. Bitte mehr davon.

    Ergänzend zu ihrem Text kann ich nur sagen, dass es nächstes Jahr noch spannender wird.

    Mit der neuen „Leitstelle für den Kreis Kleve“ werden die Dinge mal neu sortiert. Wenn Herr P. dann zu besuch kommt, ist es stabsmäßig vorbereitet. Flughafen, Besucherschuttel, stille Gesellschaften alles leit- und steuerbar, dann zentral von der Leitstelle aus. Und natürlich der Rettungsdienst.

    Fotos von Katzen werden zur Vergangenheit gehören.

    Das mit der Leitstelle wird jetzt schon so geheim vorbereitet, dass nicht einmal das Bauamt Kleve richtig bescheid weiß.

    Vielleich entsteht dann auch eine „Leitende Presseabteilung“ für das Klever Land. Bei den drei Geschossen und einer Fläche so groß wie ein halbes Fußballfeld geht so einiges.

    Die Zeiten ändern sich! Das hat langsam auch der Letzte mit bekommen.

    ***

     
  5. 7

    Schade, dass diejenigen, die sich jeden Freitagabend auf Tour begeben, um den Kurier zu den einzelnen Boten zu liefern, auf diesem Wege davon erfahren müssen. Es sind Kollegen dabei, die diesen Job bereits seit 21 Jahren machen, also von Anfang an. Freitag für Freitag. Woche für Woche. Jahr für Jahr. Den Entschluss als solchen kann man schon nachvollziehen.

     
  6. 6

    Da wird mir als „Kollege“ zukünftig einiges fehlen, wenn Olaf Plotke oder Michael Terhoeven vom Kurier nicht mehr an Pressekonferenzen teilnehmen. Ersterer war schon für sich ein Unikat im Umgang mit den Kollegen, teils arrogant von oben herab, und mit der Art der Berichterstattung, leicht an der Gürtellinie, frech, oftmals reißerisch und unrealistisch, überzogen aufgebauscht – warum? Die Erstellung eines Pressefotos war der Hammer und fast immer ein Spektakel der besonderen Art. Personengruppen wurden zusammengestellt, wieder umgestellt, mehr nach rechts und wieder mehr nach links, das Foto auf Zehenspitzen stehend geschossen, Einmalig sollte es sein. Das wird mir persönlich fehlen, Olaf war was besonderes, nicht nur im positiven Sinn. Michael Terhoeven dagegen der ausgeglichene ruhige, immer nette Kollege, man mochte und akzeptierte sich. Schade dass Beide in Zukunft nicht mehr auf der Klever Presseebene zu sehen sein werden? wünsche aber allen Mitarbeitern des „Kurier“ für die Zukunft alles Gute.

     
  7. 5

    Der Kurier am Sonntag wird uns sehr fehlen. Das einzige Anzeigenblatt, welches die Dinge beim Namen nennt. Die Mischung aus Werbung und Redaktion waren sorgfältig und professionell dargestellt. Der Umgang mit der Kundschaft höflich und zuvorkommend. Wir wünschen der Familie Kerkrath und dem ganzen Team alles Gute. Danke für 21 Jahre.

     
  8. 4

    (…) Aber, es bleibt uns noch dieser fantastische Blog, das Wochenblatt und „Du kommst aus (…) wenn“… (…)

    Demnächst: „Tot gefahrene Katze auf Landebahn des Flughafens Weeze gesichtet! CDU-Mitglied P. unterbrach eine Sitzung und reiste per Bahn an, fuhr mit einem von der VOBA zum Nullzins finanzierten Taxi zum Flughafen und versuchte, die Katze zu reanimieren. Der Körper der toten Katze schmiegte sich der architektonisch außergewöhnlich streng an Zweidimensionalität angelegten Landebahnfläche an. Ähnliche Architekturelemente finden wir auch immer wieder auf der seinerzeit von Ludwig Erhard (CDU) gebauten B9, in den Hallen der VOBA Kleve, insbesondere aber demnächst auf der Wolfgang Gebing-Umgehungsstrasse kreuz und quer, vl. sogar vollflächig durch den Tiergarten. Die Katze lebt inzwischen wieder. — Bildbeschreibung: Landrat (CDU) streichelt kleines Mädchen, das Katzen liebt und vor Windrädern angst hat“

     
  9. 3

    Sehr traurig!

    Wer wird dann viele „Unverträglichkeiten“, die die Klever Bürgerschaft ertragen muss, realistisch aufdecken und hinterfragen???

     
  10. 2

    Die – unaufhaltbare – digitale Revolution wird insb. im Medienbereich, aber auch in der Verwaltung und anderen Sektoren noch viele Stellen überflüssig machen, oder zumindest ins Ausland verlagern. In den Niederlanden kann man bei vielen Zeitungen nur ein digitales Abonnement fürs Tablet, Smartphone, PC kaufen, was sehr beliebt ist. Der Papierausdruck wird bleiben, aber immer weniger werden. Viele Autoren werden auf den freien Markt des Hungerlohns abgedrängt und fristen ihr Dasein in unsicheren „Tagelöhnerexistenzen“. Es werden auch Stellen geschaffen natürlich, aber vorteilhaft ist die Revolution vor allem für die Eliten.

     
  11. 1

    Zitat Bericht: „wenn die Zahlen, die dahinter stehen, in die falsche Richtung weisen“

    Na ja, wer sich bei seinen langjährigen Anzeigenkunden, die dieses Blatt ja mit ihren Anzeigen bezahlen, bei Problemen arrogant und wie die Axt im Walde dann benimmt der sollte sich nicht wundern wenn die Kunden dann unzufrieden abwandern und zum Mitbewerber wechseln.