Es kommt der Zeitpunkt, an dem man sich trennen muss. An dem eine langjährige Beziehung endet, obwohl man doch so viel lieber hätte, dass alles so bleibt, wie es war.
Dieser Zeitpunkt, dachte ich, war auf der A57 Richtung Kleve kurz vor der Abfahrt Krefeld-Oppum gekommen. Ich trat das Gaspedal meines 14 Jahre alten VW Golf Diesel, spürte einen kleinen Ruck, gefolgt von düsteren Geräuschen aus dem Motorraum. Der Wagen wurde langsamer, gemeinsam schleppten wir uns von der Autobahn.
Kaputt? Motor vermutlich explodiert, so meine fachmännische Einschätzung.
Mein umsichtiger Beifahrer kam auf die Idee, die Motorhaube zu öffnen, was auch die meisten Experten machen. Schon fünf Minuten später hatte ich herausgefunden, wie die Motorhaube geöffnet werden kann. Die visuelle Inspektion ergab, dass die Maschine noch vorhanden war und relativ unzerstört aussah, von 228349 Kilometer Abnutzungsspuren mal abgesehen. (Wie wir später erfahren sollten, wäre es hilfreich gewesen, die Plastikabdeckung des Motorblocks zu entfernen.)
Wir standen also vor einem Rätsel. Da müssen Experten ran, und so wählte ich mit dahinsiechendem Akku sechsmal die 2, um einen Gelben Engel herbeizuordern.
Der Engel, so meine düstere Befürchtung, würde aber nur noch als Pathologe wirken können, so wie damals, als ich meinen bockigen Ford Escort in der Nähe von Bayonne einem französischen Automechaniker überantwortete, der sich über den Motor beugte und dann mit Leichenbittermiene, so als hätte jemand in seinen Pastis gepinkelt, auf einen Zettel kritzelte: „Le pistons ne marchent pas.“ Das konnten wir im Wörterbuch nachschlagen. Er hat uns den Wagen für 500 Francs abgekauft.
Dann aber, nach einer erträglichen Wartezeit, in der ich einiges über unkonventionelle Keilriemenreparaturen in Tansania erfahren habe, kam der Gelbe Engel in Gestalt eines gutgelaunten Herrn T., dessen Auftritt ähnlich souverän war wie der von Winston Wolf in Pulp Fiction („Ich löse Probleme.“).
Schon der erste Satz ein Treffer: „Na, wer hat denn da kein Warndreieck!?“
Souverän leitete ich zu unserem größeren Problem über – und es stellte sich heraus, dass der Mann über geradezu magische Fähigkeiten verfügte. Er setzte sich ans Steuer, gab zwei-, dreimal kräftig Gas und erzeugte damit Geräusche, die mir durch Mark und Bein gingen. Er aber: „Entweder ist der Auspuff ab oder der Turbosauger losgerissen. Schaun wir mal!“ Jetzt kommt die Stelle mit der Abdeckung des Motorblocks. Nachdem Herr T. diese entfernt hatte, trat der Defekt fast aufdringlich offen zutage: Das Saugrohr hatte sich vom Motor gelöst. Einfach ab!
Dieser erhabene Moment, selbst einen Fehler im Motor erkennen zu können, ließ in meiner russgeschwärzten Seele den Partikelfilter Hoffnung wirken: Das aber, sagte ich betont entspannt, sehe ja fast danach aus, als ob sich das Problem vor Ort beheben lasse und wir unsere Fahrt fortsetzen könnten. Und ich mich doch noch nicht von meinem Golf verabschieden muss, ergänzte ich innerlich.
Eine Klammer wie die gebrochene habe er nicht dabei, versetzte der Engel meiner Hoffnung einen Dämpfer. Doch ich hatte noch einen Pfeil im Köcher: „Vielleicht mit Panzerband… oder so.“
Ratschläge wie diese hören Fachleute vermutlich nicht mit ungebrochener Begeisterung, doch der Ehrgeiz des Mannes, uns die Weiterfahrt zu ermöglichen, war da vermutlich schon längst geweckt. Er ging kurz zu seinem mit allerlei Zaubermitteln ausgestatteten Wagen und kam zurück mit – drei Kabelbindern. Daraus fertigte er im Handumdrehen voller Raffinesse eine kleine, filigrane Konstruktion, die die gebrochene Klammer perfekt ersetzte. Nur bitte nicht mehr so viel Gas geben, mit diesem Hinweis schickte uns Herr T. zurück auf die Autobahn.
57 Minuten später kamen wir wohlbehalten in Kleve an.
@Burke & Willimzik: Ich komme dann Montag. Gleich auch Winterreifen bereitlegen.
@Friends & Family: Nein, ich werde mich über Warndreiecke als Weihnachtsgeschenk definitiv NICHT freuen!
„@Friends & Family: Nein, ich werde mich über Warndreiecke als Weihnachtsgeschenk definitiv NICHT freuen!“
Muss auch nicht sein. Vielleicht geht´s auch so:
http://images.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fwww.berliner-kurier.de%2Fimage%2F24668156%2F2x1%2F940%2F470%2Fdad128a7b0f194c94e397a0928de5ed4%2FLG%2Fpaprika.jpg&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.berliner-kurier.de%2Fnews%2Fpanorama%2Fkein-scherz–statt-warndreieck—litauer-stellt-paprika-auf-die-a2-24668082&h=387&w=774&tbnid=H7-Bv1cFJsvuzM%3A&vet=1&docid=1kuoE2v-6yr_jM&ei=74FRWM-zK8LyUpGdqcAM&tbm=isch&client=firefox-b&iact=rc&uact=3&dur=345&page=0&start=0&ndsp=18&ved=0ahUKEwiP56-nm_TQAhVCuRQKHZFOCsgQMwgdKAEwAQ&bih=826&biw=1280
Und sollten mal gerade keine roten Paprika zur Hand sein, tun´s vielleicht auch Tomaten!
@18. laloba
„…mal das ansehen, was ich weiter unten verlinkt habe …“
Das hatte ich mir schon vor Abfassung meines Kommentars angesehen. Auch nach dem zweiten Lesen habe ich dort nichts gefunden, was im Widerspruch zu meinem Kommentar steht. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass die Niederlande erst nach einem Lernprozess in den 1970er Jahren (wieder) zu einem Fahrradland geworden ist. Genau das wird in dem von mir angegeben Link thematisiert.
@15. jean baptiste
„so schnell verabschiedet sich ein Deutscher nicht von seinem liebsten Kind.“
Schnell vielleicht nicht, aber es gibt Anzeichen, dass sich dieser „Abschied“ abzeichnet:
„Mit der jungen Generation setzt ein gesellschaftliches Umdenken ein, in dem das Auto an Stellenwert verliert. Das Auto wird rationaler als früher als ein, aber nicht mehr zwangsläufig als das Verkehrsmittel betrachtet.“
Zitat aus:
http://www.huffingtonpost.de/2015/08/18/7-grunde-warum-immer-weniger-junge-deutsche-den-fuhrerschein-machen_n_8003748.html
@fietser Der RE5 war eine komfortable Verbindung mit einem Doppelstöcker zwischen Koblenz und Emmerich (jetzt Wesel), die der RE19 nicht ersetzt …
Zum Fahrradland Niederlande mal das ansehen, was ich weiter unten verlinkt habe …
@13. laloba
„Wissen Sie, dass der R5 mit dem aktuellen Fahrplanwechsel statt bis Emmerich nur noch bis Wesel fährt?“
„Fahrrad gleichwertig zum Auto? In Deutschland wird das nicht kommen … Holland hat da eine andere Tradition“
Zwischen Emmerich und Düsseldorf gibt es nach wie vor eine stündliche Bahnverbindung; sie heißt jetzt aber „R19“. Außerdem wird es ab dem 1.4.2017 eine grenzüberschreitende Bahnverbindung nach Arnheim geben.
Man hört und liest immer wieder, dass die Niederlande „schon immer“ ein Radfahrerland gewesen sei.
Das ist aber keineswegs der Fall. Wie in vielen anderen Ländern Westeuropas setzte auch in den Niederlanden ab den 1950er Jahren ein gewaltiger Autoboom ein. Als in den 1970er Jahren die Zahl der tödlichen Unfälle (v.a. mit Kindern) in die Höhe schoss, kam es zu Massenprotesten, die ein radikales Umdenken in der Verkehrspolitik zur Folge hatten. Dabei spielte auch die Ölkrise eine nicht unbedeutende Rolle. (siehe hierzu: https://www.youtube.com/watch?v=XuBdf9jYj7o )
Eine ähnliche Entwicklung gab es übrigens auch in dem anderen „Fahrradland“ Dänemark.
Die Beispiele Niederlande und Dänemark zeigen: Fahrradland ist man nicht aus Tradition, sondern weil man den (politischen) Willen dazu hat!
Auch in den Niederlanden fährt man nicht mit dem Fahrrad von einer Stadt zur anderen zu beruflichen Terminen.
Man sollte schon realistisch sein, dass dieser unnötige (millionenverschlingende) E-Bike-Schnellweg hauptsächlich für Tageslicht-Freizeit ist……
@9. Ge.Org
so schnell verabschiedet sich ein Deutscher nicht von seinem liebsten Kind.
http://www.uni-muenster.de/NiederlandeNet/nl-wissen/freizeit/vertiefung/fahrrad/
@9 Wär für die Umwelt gut, halte ich aber für eine Fehleinschätzung. Wohnen Sie im Kreis Kleve? Sind Sie da schon mal mit dem Bus am Niederrhein unterwegs gewesen? Fahren Sie öfter mal mit der NordWestBahn? Wissen Sie, dass der R5 mit dem aktuellen Fahrplanwechsel statt bis Emmerich nur noch bis Wesel fährt? Haben Sie sich schon mal ein NIAG-Taxi (als Busersatz) organisiert? Sind Sie schon mal mit dem Bus nach Nimwegen gefahren?
Und auch wenn es nur für eine Stunde Autorfahren am Tag ist: Das Gefühl, jederzeit ins Auto springen und losfahren zu können, ist gerade auf dem Land ein Luxus, den keiner gerne aufgibt.
Fahrrad gleichwertig zum Auto? In Deutschland wird das nicht kommen … Holland hat da eine andere Tradition
@11 Markus,
stimmt🚗!
@10 Otto
Selbst wenn man das Rad als gleichwertiges Verkehrsmittel betrachtet, gilt das sicher nur in Konkurrenz kurzer Distanzen. Nicht etwa bei Entfernungen wie der zwischen Kleve und Nijmegen – auch wenn uns Dummfug-Projekte wie der geplante E-Bike-Radschnellweg zwischen beiden Städten das glauben machen möchte.
@9.Georg,
sicherlich wird sich in Zukunft einiges zu ändern haben, um einem Verkehrskollaps vorzubeugen.
Ob der rein private Teil an Autos jedoch so abgebaut werden kann, wie Carsharing und sonstige
Modelle es voraussagen, das bezweifele ich etwas.
Ich wünsche mir, dass das Fahrrad bei uns als gleichwertiges Verkehrsmittel zum PKW angesehen
wird, wie in Holland. Ob wir das noch erleben? Das fängt schon bei der notwendigen Infra-
struktur an, hier werden zwar Fahrradwege zusätzlich ausgebaut, doch meiner Ansicht nach ziemlich halbherzig.
Nijmegen, Tiel, Zaltbommel, auf den Autobahn-Brücken sind überall Radwege angelegt. Zwischen einer innerstädtischen Verkehrsplang für KFZ und für Fahrräder wird nicht
unterschieden. Die gesamte Verkehrs- und Ortsbeschilderung, auch für den Fernverkehr,
ist gleichwertig für Radfahrer vorhanden, ob in Groß- o. Kleinstädten, Gemeinden und auf dem
Land.
@Otto, ich kann mir nicht vorstellen, dass wir demnächst noch privat Autos besitzen. Carsharing (z.B. Car2Go) und andere Mietmodelle werden zukünftig das Rennen machen. Wozu soll ich mir eine Investition von mehreren zehntausend Euro auf die Einfahrt oder gar in eine Garage setzen, das im Schnitt 23 Stunden am Tag herum steht? Das ist völlig ineffizient. Kein Unternehmer würde sich eine solche Maschine zulegen.
Die Zukünftige Mobilität wird eine Mischung aus ÖPNV (der qualitativ mächtig ausgeweitet werden muss), Fahrrad und „Auto auf Bedarf“ sein. Wenn es mit dem ÖPNV einmal eng wird, zückt man sein Smartphone, klickt auf „Auto morgen um 8:00“ oder „Auto sofort“ und schon steht ein selbst fahrendes Gefährt beheizt vor der Tür.
Wenn wir die Gesamtkosten der Mobilität betrachten, ist das für jeden bedeutend billiger und deshalb wird sich das etablieren, wenn nicht die Politik weiterhin Wege einschreitet, die…
https://www.car2go.com/DE/de/
Trotz ÖPV, aller Radwege und Radschnellwege, auf KFZ vollständig zu verzichten, bleibt eine Illusion und
das bedauere ich nicht.
Ralf, hat dein PKW eine grüne Plakette?
Auch nach Nijmegen wird in Zukunft der private PKW ein gern benutztes Verkehrsmittel bleiben😇
@Fietser Wäre der Schaden auf dem Hinweg entstanden, hätte es allerdings auch nicht anders ausgesehen. 😉
Eigentlich sollte ich mir diesen Kommentar besser verkneifen, aber irgendwie juckt er mir gewaltig unter den Klauen:
Basketspielen mit Kindern? Geht das in Geldern? Ich dachte immer, Basketball müsse mit Bällen gespielt werden.
Mmmm, Basketball mit Kindern … Erinnert mich irgendwie an das Zwergenweitwerfen bei den Highland-Games in Scotland. Irgendwie challenging … Muuuuuuhhh!
@3. rd
„Wenn man nicht pünktlich da ist, hat man automatisch verloren.“
Genau das hätte Ihnen am heutigen Sonntag bei Benutzung des ÖPNV passieren können!
In dem genanntem Zeitraum fielen nämlich mehrere (mindestens drei, vermutlich auch mehr) Züge der NordWestBahn zwischen Kleve und Düsseldorf aus.
@Niederrheinstier Guter Punkt. Basketballspiel um 11 Uhr in Geldern (mit Kindern) und um 17 Uhr in Düsseldorf-Bilk. Wenn man nicht pünktlich da ist, hat man automatisch verloren. Also leider keine Chance mit ÖPNV…
@rd
Warum fahren Sie auch Auto? Ich dachte, Sie führen Fahrrad, z.B. in Form eines kombinierten Verkehrs, also z. B. bis zum Bahnhof Krefeld-Oppum und dann weiter mit dem Fahhrad im Niers-Express.
Wechseljahre ?
Kabelbinder gehören definitiv zu den besten Dingen auf diesem Planeten