Der Wunsch, NL-Freudentaumel einmal authentisch mitzuerleben , trieb mich beim zweiten Gruppenspiel der Niederlande in das vom holländischen Wirt Willi geführte Lokal „Zum Kronprinzen“ (Spyckstraße). Leider verließ Willi nach exakt 4 Minuten und 41 Sekunden mit orangefarbenem Schal geschmückt seinen Laden und brauste mit dem Taxi davon. Seine sehr freundliche Thekenkraft tappte gewissermaßen in die Abseitsfalle. Was aber kein Problem war:
Bild & Ton | + | Samsung-Röhrenfernseher, das ist nicht mehr ganz up to date bzw. state of the art, aber gegen das Bild und den Ton war grundsätzlich nichts zu sagen. |
Bier | + | 0,2 Liter Bitburger, gut gezapft, 1,25 Euro |
Fans | + | 15, die sich auch von einem schnatternden, aber 85-prozentig desinteressierten Frauenstammtisch nicht aus der Ruhe bringen ließen |
Eintritt | ++ | frei |
Fachkenntnis im Publikum | + | Klarer Fall von Expertentreff: „Boulahrouz ist in Hamburg jede dritte Woche vom Feld geflogen“; „Wieso bringt der Anelka erst jetzt?“; „Die Holländer spielen nicht im Viertelfinale gegen uns“ |
Ambiente | + | Die Deko besteht aus exakt drei Dingen: Holland-Zylinder aus Pappmaché, Deutschlandfahne aus Plastik und eine Fußballkerze aus Wachs – ein Trio, das in Verbindung mit dem auf zwei Getränkekisten optimal positionierten Fernseher ohne große Umschweife für das perfekte Verhältnis von System und Improvisation sorgt |
Promis | -2 | Die beiden Klever Gastronomiekoryphäen Marie-Luise Klar („Puppa Schmitz“) und Detlef Raeder („Whisky-Saloon“) sind hier schon mal gesehen worden – diesmal aber nicht |
Gesamturteil | + | Schade, dass Willi der Atmosphäre im eigenen Laden misstraut – aber vermutlich wird die Stimmung jenseits der Grenze noch ein wenig ausgelassener sein |