Zum Gelde drängte… il Nido

Falscher Fünfziger?

Für die Rheinische Post verfolge ich zurzeit den Prozess gegen den ehemaligen Wirt des Restaurants Il Nido (Klevern auch bekannt als »Zum Aussichtsturm«), der gemeinsam mit drei Komplizen angeklagt ist, versucht zu haben, Falschgeld im Wert von 111.140 Euro in Deutschland zu verkaufen. Hier als Minutenprotokoll das, was online auch in der RP steht…

  • 10.17 Uhr: Der Vorsitzende Richter Jürgen Ruby eröffnet den Prozess gegen die vier Italiener im Alter von 29 bis 39 Jahre und klärt die Personalien.
  • 10:26 Uhr: Oberstaatsanwalt Guido Schulz verliest die Anklage. Das Quartett ist wegen gewerbs- und bandenmäßigen Geldfälschens bzw. Falschgeldhandels angeklagt.

    Spätestens Anfang August 2010 sei der Beschluss gefasst worden, Falschgeld aus Italien zu holen und in Deutschland gewerbsmäßig zu veräußern.

    Drei der vier Angeklagten seien in einem gemieteten BMW am 18. Oktober nach Italien gefahren, der vierte, der Wirt des Restaurants Il Nido, in Kleve auch als „Zum Aussichtsturm“ bekannt, stellte seine ec-Karte zur Abdeckung der Reisekosten zur Verfügung.

    Auf der Rückfahrt geriet das Trio in Deutschland in eine Polizeikontrolle. Die Ermittler entdeckten 20-, 50- und 100-Euro-Blüten in einem Nennwert von 111.140 Euro. Das Geld sollte zu 35 Prozent des Nennwertes verkauft werden, so der Staatsanwalt.

  • 10:31 Uhr: Pasquale P., der Wirt des Restaurant, teilt über seinen Anwalt Dr. Peter Lukassen (Goch) mit, dass er sich nur Person und nicht zur Sache äußern werde.
  • 10:32 Uhr: Tino C. und Saverio M. wollen aussagen. Antonino G., Angeklagter Nr. 4, will gar nichts sagen.
  • 10:35 Uhr: Rechtsanwalt André Birkner, der Verteidiger von Saverio M., schlägt ein Gespräch vor. Richter Ruby: „Gedealt wird hier eigentlich nicht.“ Es geht also weiter.
  • 10:36 Uhr: Jetzt meldet sich Peter Lukassen. Er findet es problematisch, dass die Polizei zur Aufklärung der Straftat V-Leute eingesetzt hat, die aber nun nicht vernommen werden. „Ich erwäge eine Klage vor dem Verwaltungsgericht“, so Lukassen. Das würde den Prozess verzögern – oder gar sprengen… Ruby: „Ich sehe keine Möglichkeit, darauf hinzuwirken, dass diese Zeugen hier erscheinen.“
  • 10:42 Uhr: Pasquale P. (37), der Wirt, schildert seinen Lebenslauf. 1989 nach Deutschland gekommen, 20 Jahre in Kamp-Lintfort in einer Pizzeria gearbeitet, dann mit einem Kredit über 18.000 Euro in Kleve das „Il Nido“ eröffnet. „Am Anfang lief es schlecht, dann konnte ich von den Einnahmen leben.“ Heute sei der Laden in Insolvenz, ihm gehöre nichts mehr.
  • 10:49 Uhr: Strafrechtlich sei er noch nicht in Erscheinung getreten. „Doch, da war doch was, mit Betrug, 30 Tagessätze“, so Ruby. Pasquale: „Ach, das war ein Missverständnis!“ Es ging um eine Autorechnung.
  • 10:51 Uhr: Saverio M. (39), der Koch des „Il Nido“ sagt aus: „Ich habe 15 Jahre gearbeitet, nie hat es Probleme gegeben, und jetzt das!“ Er hat zwei Kinder, die bei der Mutter leben. Finanziell stand ihm das Wasser bis zum Hals, als Koch habe er 200, 250 Euro im Monat verdient.
  • 11:00 Uhr: Staatsanwalt Schulz greift ein, nachdem Pasquale ihm seine finanzielle Situation wohl etwas zu verniedlichend dargestellt hatte. Plötzlich ist von Schulden in Höhe von 126.000 Euro bei der Volksbank Kleverland und bei der Sparkasse Duisburg die Rede. „Kredite wegen Autos“, entgegnet Lukassen. „Alles überschaubar.“
  • 11:05 Uhr: Erste Pause.
  • 11:29 Uhr: Fortsetzung. Der dritte Angeklagte, Tino C. (29), lässt seinen Anwalt eine Erklärung verlesen. Inhalt: Ja, ich bin nach Italien gefahren, um Falschgeld zu holen und in Deutschland in Verkehr zu bringen. Ja, ich bin kurz hinter der Grenze verhaftet worden, sodass es nicht mehr dazu gekommen ist. Kein Wort zu Mittätern, Auftraggebern oder Hintermännern. So kennt man das aus Italien: Nur zugeben, was ohnehin nicht abzustreiten ist.
  • 11:33 Uhr: Ende des ersten Verhandlungstages. Fortsetzung am 6. Juli.
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8 Kommentare

  1. 8

    „Salvatore half auch in der Küche aus und kann deshalb im Brustton der Ãœberzeugung sagen: „Das Restaurant war keine Fassade für Schwerverbrechen.“ Voller Ehrfurcht berichtet er von den vielen „guten Leuten“, die in dem Restaurant als Gäste gewesen seien und dort gut gespeist hätten. Er zeigt auf Rechtsanwalt Lukassen: „Ich habe auch Sie gesehen.“ Auch den Vorsitzenden Richter Jürgen Ruby will er unter den Gästen erkannt haben, ebenso den Chef der Volksbank.“ (aus der rp)

    .. da fehlen ja nur noch der bürgermeister, der papst und der kaiser von china ..

    bei solch „guten leuten“, von den hier „ehrfurchtig berichtet“ wird!

     
  2. 7

    @ Müller:
    Genau. Die ganzen Vorarbeiten werden (wie bei Lehrern) gerne übersehen. Das Ergebnis ist natürlich wenig erbaulich, aber es gibt auch in der freien Wirtschaft genügend Besprechungen, wo auch nur heiße Luft verbreitet wird…

     
  3. 6

    Und jeden Sonntag (oder öfter) war der Herr des genossenschaftlichen Geldes dort (manchmal auch im Jogging-Anzug mit unbekannter Anzahl Streifen) und hat eingekauft.

    Aber egal, Hauptsache, die Geldautomaten der führenden Bank im Kleverland sind nicht kontaminiert worden …….

     
  4. 5

    tut nichts zur Sache,
    „Ihr Name ist Programm)

    Hätten Sie in der Schule aufgepasst, könnten Sie dort auch sitzen

     
  5. 4

    Toll, so ein Arbeits ähm. Verhandlungstag.
    Dauert netto nur 52 Minuten.
    Solche Arbeitszeiten hätte ich auch gerne mal.

     
  6. 3

    Schade, das Essen war immer sehr gut und die Jungs waren immer sehr nett und zuvorkommend. Seinerzeit der beste Italiener in Kleve.

     
  7. 2

    Aha, und mal wieder „ein überschaubarer Kredit“ im Haus der örtlichen Volksbank der nicht mehr bedient werden kann!
    Hoffentlich droht jetzt nicht noch der Neubau zu platzen!

     
  8. 1

    „als Koch habe er 200, 250 Euro im Monat verdient.“

    Kein Wunder. Bei solchen „Löhnen“ locken die Versuchungen.