Zeitreise zu Ostern: Rheinische Post, 28. August 1993

Auf Facebook kursierte kürzlich ein Bild aus dem Film „Zurück in die Zukunft“. Es zeigte, auf welches Datum Marty McFly die Zeitmaschine eingestellt hatte – verbunden mit dem Hinweis, dass heute dieser Tag der Zukunft sei, die zum Zeitpunkt des Filmstarts noch so unendlich weit entfernt schien. Ein ähnliches Gefühl, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen, stellt sich ein beim Anblick einer Fotokopie, die mir Alfons A. Tönnissen dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat. Es handelt sich um einen Artikel, der am 28. August 1993 in der Lokalausgabe der Rheinischen Post erschienen ist. Überschrift: „170 Millionen Mark für die Zukunft der Unterstadt“.

Im Folgenden einige Auszüge des Berichts von Jens Voss:

Nichts geringeres als die Zukunft der Unterstadt stand auf der Tagesordnung, die der Bauausschuss des Stadtrates in seiner jüngsten Sitzung zu bewältigen hatte. Das Gesicht des Bereiches rund um den Minoritenplatz und Kanal soll sich nach dem Willen von Verwaltung und Politik völlig verändern. […] Demnach soll der Bereich in den nächsten 5 bis 10 Jahren für geschätzte 170 Millionen Mark ein völlig neues Gesicht erhalten. Rund 20 Millionen Mark würde die Stadt in Form von Grundstücken beisteuern, rund 150 Millionen Mark kämen von privaten Investoren. „Dreh-und Angelpunkt“ des Konzepts sei nach wie vor die Gestaltung des Minoritenplatzes, so [der damalige Stadtbaurat Stephan] Schmickler. Die Achse der alten Stadtbefestigung soll bis zum Spoyanal verlängert werden, um „die Qualität Wasser“, so der Beigeordnete, für das Stadtbild hinzu zu gewinnen.

[…] Auf den Platz vor dem Museum Haus Koekkoek soll verzichtet werden – „städtebaulich funktionslos“, lautet das Urteil der Planer, die stattdessen an dieser Stelle eine klare „Torsituation“ schaffen wollen. […] Die Hauptachse der Minoritenplatzbebauung soll in eine Wasserfläche münden – städtebaulich an dieser Stelle sehr wirksam, schätzen die Experten.

Eine Woche vorher, am 21. August 1993, berichtete Wolfgang Remy, der auch heute noch für die NRZ tätig ist, unter der Überschrift „Prachtstraße fiktives Unterstadt?“ ebenfalls über die Pläne. Auch hier ein paar Auszüge, die staunen lassen:

Vom Museum Haus Koekkoek flaniert man über den gut und gerne 20 Meter breiten Boulevard in Richtung Kanal. Gleich zu Beginn der Prachtstraße, der links und rechts Bäume stehen, passiert der Besucher C&A, dann geht’s vorbei an den Fachgeschäften, 30 bis 40 an der Zahl. Rechts biegt eine teilweise überdachte Arkaden-Galerie ab. Auch an ihr befinden sich Restaurants, Bistros und eine kleine Arena, in der ein Musikverein gerade ein Konzert gibt. Zurück zum Boulevard: Am Ende der Fußgängerzone – links liegt übrigens Mensing, gleich dahinter die Food-Hall – stößt man auf den Kanal mit seiner Uferpromenade samt Hafen. Und gegenüber, in einem Halbkreis gebaut, befindet sich das Hotel. Natürlich handelt es sich hier noch um eine Vision des gesamten Unterstadtbereichs, also inklusive des Minoritenplatzes. Und doch ist die ganze Planung sehr konkret. […] Das Vorhaben, erfuhr die NRZ, würde ein Volumen von 150 Millionen Mark umfassen und insgesamt 1300 neue Arbeitsplätze schaffen – falls es den Segen der Politik erhält.

Zeitreise

Auch schön, gerade von Karl-Heinz Burmeister eingesandt:

1994 Baukräne?
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4 Kommentare

  1. 4

    @otto

    Ich habe mich immer schon gefragt, was aus den ehemaligen Redakteuren des Neuen Deutschland geworden ist.

    „Der Kandidat des Politbüros des ZK der SED Werner Krolikowski überbrachte die herzlichen Glückwünsche des ersten Sekretärs des ZK, Genosse Erich Honecker den Werktätigen des Forst-Kombinates „Ernst Thälmann“ und beglückwünschte sie zu ihrem Erfolg, innerhalb des letzten Fünf-Jahres-Planes die Waldbrände um 33,86% gesenkt zu haben.“

     
  2. 3

    Was wären wir nur ohne die RP, ich wähle deshalb ein brandaktuelles Thema und bitte um Verständis.
    Ohne die heutige RP-Aufklärung für Radfahrer und Fußgänger gäbe es nach 2o Uhr sicherlich einige, schwere Verkehrsunfälle, wenn nicht sogar Tote.
    Die 1/2seitige Aufklärung hat uns Allen geholfen, man hätte es sonst niemals verstanden.
    In der Niederung etabliert sich gerade eine Forschungsstelle für Hasen mit Knick-Ohren, um Transportprobleme zu lösen. Der Lokalteil der RP wird hiefür einen gesonderten Wissenschaftsteil (2-seitig) einrichten.

     
  3. 2

    „Wir wollen nicht zum Totengräber der Bahnstrecke werden…“

    Hoffentlich liest das nicht Killerplautze…

     
  4. 1

    Ja wenn man da mal ins Archiv geht . . .
    Sogar die GRÃœNEN (!) hatten seinerzeit noch die tollsten eigenen Pläne eingebracht mit Grüngürteln und Wasser – um so unverständlicher, dass sie so lange die CDU-Pläne von heute ertragen und gestützt haben. Und damals war noch nicht von der
    Möglichkeit die Rede, das Rathaus neu planen zu können.
    Hotel und Volksbank wären sogar Fremdkörper gewesen.