Selbst der beste Taucher wird im neuen Sternbuschbad nicht weiter als 3,79 Meter tief gelangen. Wenn man aber die Schwimmmeisterzentrale betritt und in freundlicher Begleitung von Jürgen Kahl (Leiter Bäder) und Jan Klösters (Stadtwerke Vertrieb & Marketing) dort eine Tür durchschreitet und eine Betontreppe hinabläuft, dann landet man in den Katakomben des Bades – in einer labyrinthischen Welt aus Rohren, Röhren und Schläuchen, aus Sensoren und Schaltern, aus Pumpen, Generatoren und Motoren. Da den Überblick behalten? Uns Laien erscheint es kaum möglich, doch die auch für die Technik zuständigen Mitarbeiter des Schwimmbades, zum Beispiel Jürgen Reintjes, haben alles im Auge – und im Griff. Das Wasser zum Beispiel sollte einen pH-Wert im neutralen Bereich haben, neutral ist der Wert von 7, zwischen 6,8 und 7,2 wird akzeptiert. Am Tag der Eröffnung lag er bei 7,09, also nahezu perfekt in der Mitte. Der Chlorwert war ebenfalls genau da, wo er hinsollte – bei 44 Milligramm pro Liter Wasser. Das Element, das Keime killt, wird aus Sicherheitsgründen in einem separaten Raum in flüssiger Form dem Badewasser zugeführt. Wie sauber das Wasser letztlich ist, sagt schließlich der dritte Wert, den das LCD-Display in bläulicher Farbe anzeigt, das so genannte Redoxpotenzial. Dieser Wert verändert sich durch die Zugabe von Chlor, und bei einem Wert von 750 Millivolt sind 99,9 Prozent aller Escheria-coli-Keime innerhalb von wenigen Sekunden tot. Wenn, wie am Samstag der Eröffnung, der Wert 818 Millivolt beträgt, heißt das: Die Bakterien können gar nicht so schnell gucken, wie sie massakriert werden – gut für die Badegäste.
Ums Wasser dreht sich alles in einem Schwimmbad, und die wichtigste Aufgabe ist es natürlich, dessen Qualität zu gewährleisten. Zweitwichtigste Herausforderung danach: es auf eine möglichst angenehme Temperatur zu bringen. Das Wasser in den Kinder-, Kurs- und Außenbecken des Sternbuschbades ist wohlige 32 Grad warm, im Familienbecken beträgt die Temperatur immerhin noch 30 Grad, und selbst im Sportbecken steigt das Thermometer noch auf beachtliche 28 Grad Celsius. Doch dafür muss irgendwo im Keller eine Heizung vorgehalten werden. Im Sternbuschbad handelt es sich um ein äußerst leistungsfähiges, gasgetriebenes Blockheizkraftwerk. Der unspektakuläre Kasten in der Größe eines Kleinwagens produziert mehr Energie als für das Schwimmbad selbst benötigt wird. Das führt dazu, dass die Betriebskosten, die bei rund zwei Millionen Euro pro Jahr liegen, durch einen so genannten „steuerlichen Querverbund“ um 600.000 Euro gemindert werden können. Da haben die Füchse aus der Finanzabteilung der Stadtwerke ganze Arbeit geleistet!
Damit die schöne warme Luft sich nicht gleich in den Sternbusch verabschiedet, bestehen die riesigen Glasfronten des Bades aus 40 Millimeter starker Dreifachverglasung – selbst wenn ein brünftiger Hirsch versehentlich dagegen liefe, bräche höchstens sein Geweih ab.Â
Rund 160.000 Besucher werden pro Jahr erwartet, die Kalkulation ergibt sich aus dem langjährigen Mittel der Zahl der Freibandbesucher (80.000) und der Zahl der Hallenbadbesucher (ebenfalls 80.000). Das Ganze ist natürlich konservativ kalkuliert, denn man kann schon davon ausgehen, dass der eine oder andere aus dem Lager der Nicht-Schwimmer konvertiert oder manch einer aus der Kohorte der Emmerich-, Goch- und Bedburg-Hau-Schwimmer fahnenflüchtig wird.Â
Zu 4. u. 5.:
Der „Jürgen Reintjes“ im Artikel ist wahrscheinlich auch eine Mutation aus „Jürgen Kahl“ und „Harald Reintjes“.
Zitat #3: „Unsere alten kreativen niederrheinischen Römer hätten….“
…. die Therme schwarzbraun verklinkert?
Ist korrigiert, danke!
Der Schwimmmeister heißt Harald und nicht Hubert! 😂
Finest „German Engineering“ unten, aber Herr Böll, oben ? Unsere alten kreativen niederrheinischen Römer hätten aus dieser Therme optisch garantiert mehr gemacht.
….bei der konservativen Berechnung sollte auch der Clevercardrabatt von 25% berücksichtigt werden 🙂
Das sind interessante Einblicke und Fakten dazu.
Vielen Dank für diesen eindrucksvollen Ausflug!