Es muss wohl noch skurriler zugehen als man es sich ausmalen kann, das Treiben auf dem neu eröffneten Klever Wertstoffhof. Entstanden ist eine neue Form des Lottospiels: Was wird von den strengen Mitarbeitern akzeptiert – und was barsch zurückgewiesen? Der bisherige Stand: Gelbe Säcke werden nach halbstündiger Beratung im Team nicht angenommen, auch wenn die Bürgerin gleich fünf davon mitgebracht hat und zur Begründung anführt, sie fahre längere Zeit in Urlaub und wolle verhindern, dass sich in den Säcken neue Lebensformen bilden. Egal, bitte wieder mit nach Hause nehmen! (Übrigens wird auf der Website der Stadt Kleve Gegenteiliges behauptet.) Auf der anderen Seite werden für eine Handvoll kaputter Kacheln 3,90 Euro Gebühren verlangt. Auch da sinkt die Bereitschaft zur ordnungsgemäßen Entsorgung ganz erheblich. Beide Geschichten machen im Freundeskreis die Runde, und ich glaube nicht, dass sie „Spinnen-in-der-Yuccapalme“-Kleinstadtmythen sind.
Psychologen haben unlängst mit der Erkenntnis überrascht, dass Mülltrennung der neue Gottesdienst sei. Die Fahrt zum Wertstoffhof entspräche in diesem Bild einer Wallfahrt, die mitgebrachten Gegenstände wären Opfergaben – und wenn diese wegen der Tatsache, dass sie „zu sehr“ Müll sind, zurückgewiesen werden, kann der Müllpilger sicher sein: Er steht kurz vor der Exkommunikation. Sein Müll ist nicht mehr gut genug!