NBA, Mathematik und „starkes Signal“ – was Sie über den neuen Papst Leo XIV. sicher nicht wussten

Erster Gruß: Leo XIV.

Noch am 3. März, während des letzten Krankenhausaufenthalts von Franziskus im „Gemelli“-Krankenhaus, leitete Kardinal Robert Francis Prevost auf dem Petersplatz den Rosenkranz für die Gesundheit des Schwerkranken. 44 Tage später starb der Pontifex im Alter von 88 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls – und weitere 17 Tage später hatte Prevost, zuvor im Vatikan Leiter HR, den Job seines Vorgängers bekommen – als Papst Leo XIV. bestimmt er fortan über das Seelenheil von 1,4 Milliarden Katholiken.

Doch was nur wenige wissen: Ursprünglich hat der neue Papst Mathematik und Philosophie studiert, und zwar an der berühmten Universität von Villanova (US-Bundesstaat Pennsylvania). Berühmt ist die Hochschule allerdings wegen ihres Basketballteams. Die Villanova Wildcats gewannen dreimal die amerikanische Collegemeisterschaft (1985, 2016, 2018). Mitte der 70-er Jahre, als Prevost dort studierte, waren sie allerdings nicht sonderlich erfolgreich.

Dass in Villanova allerdings Spitzenleute herangezogen werden, mag die Tatsache verdeutlichen, dass in der gegenwärtigen NBA-Finalrunde gleich drei ehemalige Spieler aus Villanova vertreten sind. Bei den New York Knicks, die völlig überraschend 2:0 gegen Boston führen, sind Mikal Bridges und Jalen Brunson in der Startaufstellung. Brunson schoss mit einem erfolgreichen Drei-Punkte-Wurf in vorletzter Sekunde die Detroit Pistons (mit Dennis Schröder) aus dem Rennen, Mikal Bridges hatte bei den beiden Siegen (mit jeweils nur einem Punkt Unterschied) die beiden entscheidenden Defensivplays, beim letzten Spiel blockte er einen möglichen game-winning-shot von Superstar Jason Tatum weg.

Dritter Villanova-Spieler ist Donte de Vincenzo, der bei den Minnesota Timberwolves an der Seite von Rudy Gobert spielt (die Serie gegen die Golden State Warriors steht nach einem Kantersieg der Timberwolves heute Nacht 1:1). Alle diese Spieler können also ab sofort mit päpstlichem Alumni-Rückhalt spielen, sicher ein zusätzlicher Motivationsschub.

Zurück zu Leo, der hier etwas ins Hintertreffen geraten ist. Weil Mathe und Philosophie offenbar zur Welterklärung nicht ausreichten, schloss Prevost noch ein Theologiestudium an der Catholic Theological Union in Chicago an. Im Alter von 27 Jahren studierte er in Rom an der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin (Angelicum) Kirchenrecht. In Rom wurde er am 19. Juni 1982 im Augustinerkolleg von Santa Monica zum Priester geweiht. Dann missionierte er unter anderem in Peru und fertigte eine Dissertation an: „Die Rolle des Ortspriors des Augustinerordens“. Spannend.

2014 wurde er in Peru zum Bischof geweiht. Sein bischöfliches Motto lautete „In Illo uno unum“. Das sind Worte, die der heilige Augustinus in seiner Auslegung von Psalm 127 zitierte, um zu betonen, dass „wir Christen zwar viele sind, aber in dem einen Christus eins sind“. Im Basketball würde man sagen: There’s no I in TEAM.

Für Nächstenliebe gibt es kein Ranking!

Am 30. Januar 2023 holte ihn Papst Franziskus dann nach Rom, und zwar als Präfekten des Dikasteriums für die Bischöfe und Präsidenten der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika (ein Dikasterium ist gewissermaßen ein Ministerium der Kurie). Damit war Prevosts Aufstieg zum Erzbischof verbunden. Er wurde gewissermaßen der go-to-guy für den Papst, was sich insbesondere am 4. Oktober 2023 zeigte, als Franziskus Prevost zum Mitglied in gleich sieben Dikasterien berief: für die Evangelisierung (Sektion für die Neuevangelisierung und die neuen Teilkirchen); für die Glaubenslehre; für die orientalischen Kirchen; für den Klerus; für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des Apostolischen Lebens; für Kultur und Bildung; für die Gesetzestexte; sowie in die Päpstliche Kommission für den Staat der Vatikanstadt.

Seit gestern nun ist Prevost Papst. Und auch das Bistum Münster begleitete den Aufstieg des Kardinals mit wohlwollenden Worten. In einer ersten Stellungnahme erklärt der Diözesanadministrator des Bistums Münster, Dr. Antonius Hamers: „Aus dem Bistum Münster sende ich herzliche Segenswünsche an Papst Leo XIV.. Mit vielen Katholikinnen und Katholiken habe ich gespannt auf die Wahl geschaut. Ich kenne Papst Leo XIV. nicht persönlich. Ich halte es aber für ein starkes Signal, dass gerade in der derzeitigen weltpolitischen Situation ein US-amerikanischer Kardinal zum Papst gewählt wird. Papst Leo XIV wird sicher ganz andere Signale in die Welt senden als die derzeitige US-Regierung. Schon in seiner ersten Ansprache, in der er sehr eng an zentrale Botschaften von Papst Franziskus angeknüpft hat, hat Papst Leo XIV. die Notwendigkeit betont, Frieden zu schaffen und das Böse zu überwinden.“ Der emeritierte Bischof von Münster, Felix Genn, zeigte sich ebenfalls sehr glücklich: „Das ist eine weise und sehr gute Entscheidung. Ich bin überzeugt: Da hat der Heilige Geist gewirkt.“

Felix Genn auf dem Petersplatz

Deine Meinung zählt:

19 Kommentare

  1. 19

    @18. Konfuzius a. D.

    Seit März 2025, ist neu ernannter Apostolischer Nuntius und Titularerzbischof in Burkina Faso, der gebürtige Italiener, Monsignore Giancarlo Dellagiovanna.
    Er stellt sozusagen die strategisch, politische Fokussierung als Botschafter des Heiligen Stuhles in Burkina Faso dar, ohne eigene Diözese.
    Für die notleidenden Menschen gibt es weiterhin keine vorteilhafte Veränderung.

    Es ändert sich wiederum nichts an der patriarchalischen Situation.
    Als Frau hat man in diesen Hierarchie-Strukturen, eventuell, wenn überhaupt, nur als Ordensfrau die Chance für eine etwas „gehobenere“ Funktion auf der „Karriereleiter“, offiziell ernannt zu werden.

     
  2. 18

    @17, Frau

    Christen in Burkina Faso haben erst seit wenigen Monaten etwas mehr an Rechtssicherheit, ausgelöst durch erfolgreiche Verhandlungen zwischen dem Vatikan und dem Land. Ein trauriger Höhepunkt war der Anschlag auf eine katholische Kirche im Frühjahr 2024 mit mehreren Toten. .Die Kirche stellt sich derzeit in dem Land „neu“ auf in der Hoffnung, näher bei den Menschen sein zu können.

    https://www.domradio.de/artikel/papst-verurteilt-anschlaege-burkina-faso
    https://www.domradio.de/artikel/katholische-kirche-burkina-faso-rechtlich-abgesichert

     
  3. 17

    @12. Konfuzius a. D.
    Natürlich respektiere ich Ihre Sichtweisen, auch wenn ich, wie jeder Mensch, eigene realistische Lebenserfahrungen gemacht habe.
    Meine Meinung ist, dass die grundsätzlichen Strukturen, lange nicht mehr zeitgemäß sind.

    Sehr erstaunt hat mich, der Besuch des emeritierten Erzbischof von Burkina Faso, in Rom.
    Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt, obwohl reich an Bodenschätzen.
    Seinerzeit musste ich dort realistisch feststellen, dass sich niemand, weder kirchliche Institutionen, noch westliche Organisationen, die fleißig Spendengelder einsammeln, sich dort um die vielen Straßenkinder, die zu den ärmsten Kindern der Welt gehören, kümmerten. Diese vielen Straßenkinder sind sich selbst überlassen, und werden für Arbeiten in den Goldminen und für andere
    „Kinder-Arbeiten“, verschleppt oder verkauft.
    An Gesundheitsvorsorge, Grundnahrung und Schulbildung ist nicht zu denken.

     
  4. 15

    Vielleicht schon mal ganz gut, das dieser Papst etwas mit der Arbeit für arme und benachteiligte Menschen zu tun hatte und nicht dem erzkonservativen Lager angehört.
    Aber auch er wird es nicht dazu kommen lassen, das das reaktionäre Patriarchat abgeschafft und Frauen würdig behandelt werden. Und auch die Aufarbeitung, Entschädigung und Hilfe für die traumatisierten Mißbrauchsopfer der katholischen Kirche werden weiter verschleppt werden.
    Einen Pluspunkt hat der neue Papst allerdings
    bei mir : Das er klare Kante gegen den durchgeknallten Clown in Washington zeigt 👍

     
  5. 13

    Und der nächste Papst ist eine Päpstin…

    Frauen werden in der katholischen Kirche in mehrfacher Hinsicht strukturell benachteiligt, insbesondere im Hinblick auf Machtstrukturen, Weiheämter und Mitsprache.

    Kein Zugang zu Weiheämtern – Frauen dürfen dnicht Priesterinnen, Bischöfinnen oder Diakoninnen werden.

    Das katholische Weiheamt ist Männern vorbehalten – begründet wird dies mit dem Vorbild Jesu, der nur Männer als Apostel berufen habe, deswegen ginge es nicht

    Der Vatikan lehnt aber bislang selbst die Weihe von Diakoninnen offiziell ab, obwohl es historische Hinweise auf Diakoninnen in der frühen Kirche gibt

    Ausschluss von Macht und Entscheidungsbefugnis – fast alle leitenden Positionen in der katholischen Hierarchie (Kardinal, Papst, Kurienleitung) stehen nur geweihten Männern offen

    Frauen haben dadurch kaum Einfluss auf zentrale kirchliche Entscheidungen!

    Symbolische und liturgische Unsichtbarkeit In Liturgie und Sprache dominiert ein männliches Gottes- und Amtsbild.

    Traditionelles Frauenbild – die Kirche vertritt häufig ein konservatives Frauenbild. Verhütung, Abtreibung oder gleichgeschlechtliche Beziehungen werden strikt abgelehnt, was oft Frauen besonders betrifft -> § 218 StGB stellt Abtreibung in Deutschland grundsätzlich unter Strafe, auch wenn sie unter bestimmten Bedingungen straffrei bleibt. Die Kirchen, auch die katholische, gehören zu den lautstärksten Gegnern einer Entkriminalisierung.

    Begrenzte Partizipation auf Gemeindeebene – zwar engagieren sich viele Frauen in Gemeinden (z. B. in der Katechese, Liturgievorbereitung, Musik, Sozialarbeit), oft ehrenamtlich, aber sie leiten selten Gemeinden und haben keine sakramentale Autorität. Und die Kirchenmänner freuen sich, wenn ihnen manche der genannten Arbeiten abgenommen werden.

    Es gibt inzwischen starke Forderungen nach mehr Gleichberechtigung innerhalb der Kirche, besonders von reformorientierten Gruppen wie dem Synodalen Weg in Deutschland. Auch Papst Franziskus hat einige Frauen in beratende Ämter im Vatikan berufen – strukturell geändert hat sich bisher aber wenig.

    Die Caritas/b> wird nur zu einem geringen Teil durch Kirchensteuer finanziert, sondern hautpsächlich durch öffentliche Gelder (bis hin zu EU-Mitteln) und Leistungserstattungen durch die Sozialversicherungen.

     

  6. 12

    @ Frau

    Ja, die Kirche hat viel aufzuarbeiten. Aber es ist auch kein im Jahr 2000 gegründeter Verein, der sich schnell umbauen lässt. Jedenfalls hatte ich weder als Junge in einem katholischen Kindergarten noch als Jugendlicher der zwei katholische Schulen besuchte, jemals das Gefühl, dass Mädchen dort mehr oder weniger benachteiligt wurden. Meine zwei Schwestern waren in den gleichen Einrichtungen und fühlten sich auch nie benachteiligt, kann ich hier versichern.

    Vielleicht machen Sie sich noch ein paar Gedanken darüber, was die Katholische Kirche noch für Frauen wie für Männer, Kinder und Jugendliche jeden Geschlechtes leistet? Ich denke da an den Sozialdienst katholischer Frauen mit rund 1/3 Anteil der Frauenhäuser. Ich denke da an die Caritas, die täglich Frauen wie Männer unterstützt und keinen Unterschied bei Hautfarbe und sogar Religion macht. Aber wenn immer mehr aus der Katholischen Kirche austreten, dann sind es hoffentlich nicht die, die später klagen weil sie keinen Kindergartenplatz etc. finden.

    Und wenn man dann in die ärmeren Regionen, auch nach Peru blickt, dann lernt und weiß man ganz besonders schnell das ohne die Katholische Kirche dort eine kleine Welt zusammenbrechen würde.

    Ich hoffe, dass uns nicht Waffen in die Situation bringen, selbst spüren zu müssen wie dringend man die Kirche während Hunger oder Trauer benötigt!

     
  7. 11

    Aus meiner Sicht erwarte ich mir gar Nichts, dann kann man nicht enttäuscht werden, eventuell nur angenehm überrascht ……..

    Oft überlege ich, in welcher Religion überhaupt Demokratie, gleiches Recht für alle, herrscht?

     
  8. 10

    Meine Mutter hat mir in den letzten Tagen nochmal erzählt, wie wichtig der Familienverbund für das Zurechtkommen, ja, Überleben im Krieg war.

    Aber es reichte auch noch ab und an für Brot an Zwangsarbeiter.

    Vor allem Mütter stellen ihre Kinder meist an die erste Stelle. Und das ist richtig so. Es sichert in der Regel das Überleben der Kinder.

    Man kann in der Praxis nicht alle Menschen gleichermaßen lieben. Wenn man glücklich ist, geht das ja oft einher mit dem Gefühl, die ganze Welt umarmen zu wollen, sinnbildlich. Wenn man dagegen im Normalzustand in nächster Nähe mit Menschen umgehen oder auskommen muss, relativiert sich vieles.

    Aus einer privilegierten Sitiation heraus lässt sich natürlich vieles behaupten. Aber bitte nicht zum Maß für Bürger mit normalem Alltag machen. Respekt und Freundlichkeit sind schon viel.

    Dem neuen Papst wurde übrigens schon mal vorgeworfen, nicht genügend für die Aufklärung von Missbrauchsfällen zu tun.

    Da kann die Kirche gerne ihre Liebe zu den Menschen zeigen.

    Für die Frauen in der katholischen Kirche wird sich mit Papst Leo wohl nicht viel tun. Es wurde berichtet, dass er auf eine Frage zur Priesterweihe für Frauen gesagt habe, sie hätten z. B. im Vatikan ja schon zentrale Rollen. Ja, klar, in der Wäscherei des Vatikans bräuchte es für die Gleichstellung von Männern und Frauen wahrscheinlich noch ein paar mehr Männer.

    Und die Segnung von gleichgeschlechtlichen Ehepaaren soll Papst Leo auch nicht so toll finden.

    Ich erwarte nicht all zu viel.

     
  9. 9

    J.D. VANCE Ranking ? 🤔 Aus den Höhlen des Neandertal klingt es heute noch leise ☝🏽 …unser Clan zuerst . ( Da hat sich auch heute mit Chanel +Armani nichts, 0 ,Zero geändert )..👍🏼 😎 🍻

     
  10. 8

    „Für Nächstenliebe gibt es kein Ranking!“

    Für einen Papst ist diese Haltung natürlich richtig.

    Aber wen würde man im Falle eines Falles zuerst retten… etc.

    „There’s no I in TEAM.“

    Klingt erstmal gut. Aber Teamfähigkeit hängt sehr eng mit gut entwickelter Ich-Stärke zusammen.

    Ok, aber alles eine Frage der Perspektive.

     
  11. 7

    Wenn man die Stationen des neuen Papstes betrachtet, vor allem die der letzten Jahre, wird klar, wie geschickt Papst Franziskus seinen Nachfolger in die Pole Position gebracht hat.

    Es ist jedenfalls besser, wenn ein US-amerikanischer Papst (zweite Staatsbürgerschaft peruanisch) der Trump-Regierung auf die Finger schaut als wenn dies ein Papst mit europäischer Herkunft tun müsste.

     
  12. 6

    Damals in Chicago musste John Prevost mit seinem Bruder Robert „Messe“ spielen. Dafür wurde ein Tuch über ein Bügelbrett gelegt. Robert Prevost, der heutige Papst, war dann der „Priester“, natürlich.

    Vielleicht nochmal gucken, was die eigenen Kinder so spielen.

     
  13. 3

    Die ganze Veranstaltung hat mich doch stark an die Prinzenproklamation im Kölner Karneval erinnernt. Rumba-Rumba-Täteräää, lustige Verkkleidungen der Schützengarde und eine johlende Menschemasse.

    Nur die Funkemariechen fehlten.

    🙂

     
  14. 2

    Im Bistum Münster würde ich es für ein starkes Signal halten Christus-König nicht zu schliessen.

     
  15. 1

    Der gestrige Tag war ein Hochamt für die „einordnende Berichterstattung“ in den öffentlich-rechtlichen Medien! Dass dabei auch Frauen dem allgemeinen Aberglauben einen intellektuellen Tribut leisten durften oder mussten, denen die katholische Kirche die Gleichberechtigung verweigert und für die die Menschenrechtskonvention der UN nicht gilt, hat die Abwesenheit von Rationalität noch unerträglicher gemacht. In Anwendung der „Hufeisentheorie“ des genialen Rudolf Scharping erlaube ich mir den Hinweis, dass – verglichen mit der Papstwahl – die Wahl eines Generalsekretärs der KPdSU oder der SED ein basisdemokratisches Happening darstellte, das jedoch in ebenso geschlossener Gesellschaft erfolgte. Zweiter wesentlicher Unterschied: Die Kleiderordnung der Beteiligten in Moskau oder Ost-Berlin war trist. Darüber hinaus ist strukturell kein Unterschied zu erkennen. Alles andere ist pure Ideologie – in Moskau wie in Rom.