Moyland: „Absolutistischer Familienbetrieb“

Badewanne

Zurzeit wird im Museum Schloss Moyland die Ausstellung „Zeichen und Materie“ des katalanischen Künstlers Antoni Tapies gezeigt. „Er vollzieht in seinen Werken ein freies, undogamtisches Denken über die metaphysischen Dimensionen des menschlichen Lebens“, heißt es in der dazu veröffentlichten Pressemitteilung des Museum. Seine Werke seien „Sinnbild für die Momentaufnahmen dieses Denkens“. Eines der gezeigten Werke heißt Baignnoire noire, was – wenn mich mein Französisch nicht vollends im Stich lässt und ich das leicht abstrahierte Werk richtig deute – mit „schwarze Badewanne“ übersetzt werden kann.

Nun ist das Museum ja eigentlich bekannt für tonnenweise Beuys, der an allen Wänden, die nicht schnell genug davonlaufen konnten, festgetackert wurde. Von Beuys wiederum kennen wir den „erweiterten Kunstbegriff“, und wenn man in diesem Sinne alles fein püriert, erhalten wir heute in der Rheinischen Post eine ganze Wanne voll metaphysischen Denkens über das Museum an sich. Dafür zu danken haben Dr. Peter Dering, der nach nur einem Jahr die Leitung des Ladens wieder abgegeben hat und nun – nach einer Attacke aus dem Hause van der Grinten – den Gegenangriff einleitet. Die schönsten Stellen:

Ich wurde angewiesen, Gespräche mit Pressevertretern nur in Anwesenheit des Verwaltungsdirektors zu führen. Anweisungen des Stiftungsvorstands hatte ich schweigend entgegenzunehmen. Als ich im Gespräch mit einem Stifter und dem Verwaltungsdirektor einen Besuch bei der Landesregierung erwähnte, wurde mir mit einer Abmahnung gedroht… Moyland ist ein absolutistisch geführter Familienbetrieb, der vornehmlich als Veranstalter von Rockkonzerten und Weihnachtsmärkten in Erscheinung tritt.

IMHO handelt es sich hier um die Kunstform des Happenings. Sie könnte verfeinert werden, wenn sich alle Beteiligten auf einer Filzmatte versammelten und mit Honig und Fett einschmierten. Die drei Millionen Euro öffentlicher Gelder, die das Museum laut Dering (pro Jahr?) erhält, bekäme der Sieger. Die Verlierer würden im Turmhelm eingesperrt – und dort an schwarzen Fettbadewannen angekettet, wo sie undogmatisch über die metaphysischen Dimensionen des menschlichen Lebens nachdenken dürften.

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