Klevisches Arkadien! Arka… was?

Die Arkadier galten im Altertum als raues Hirtenvolk. Gewisse Charakterzüge Arkadiens lassen sich durch seine isolierte geographische Lage auf dem Peloponnes erklären. Seine Einwohner sehen sich als das älteste griechische Volk überhaupt an. Schon in der Zeit des Hellenismus wurde Arkadien verklärt zum Ort des Goldenen Zeitalters, wo die Menschen unbelastet von mühsamer Arbeit und gesellschaftlichem Anpassungsdruck in einer idyllischen Natur als zufriedene und glückliche Hirten lebten. Aus dem Mythos Arkadien wurde in der Frühen Neuzeit die Vorstellung gewonnen, es sei Leben jenseits gesellschaftlicher Zwänge möglich. Dies waren in ihrem Kern politische Phantasien, die vor allem vom Hochadel geschürt wurden, der unter dem politischen Druck des sich stabilisierenden frühneuzeitlichen Staates unter erheblichen Disziplinierungsdruck geriet. Unter der Oberfläche dieses aristokratischen Eskapismus wurde die Idee einer individuellen Freiheit geboren und gewahrt, die zwar die Freiheit des Großadligen meinte, aber bereits seit dem 17. Jahrhundert in den Niederlanden, dann aber seit dem 18. Jahrhundert auch in Frankreich und Deutschland vom Bürgertum beerbt wurde.

Nur die Hirten fehlen zum arkadischen Glück (Foto © Carsten van Nistelrooy)

Das aber sollte man wissen, um den Titel der Bürgerbroschüre zum Parkpflegewerk für den Alten Tiergarten zu verstehen, die soeben vom Klevischen Verein herausgegeben wurde und für 4,50 Euro im örtlichen Buchhandel erhältlich ist: Klevisches Arkadien. Verfasser ist Wilhelm Diedenhofen.

Der Titel nimmt Bezug auf die Absicht des Fürsten Johann Moritz von Nassau-Siegen, den Alten Tiergarten und die Galleien als irdisches Paradies zu gestalten – mit reicher Flora und Fauna in der Ebene und auf den Höhen der bewaldeten Endmoränen vor der Stadtsilhouette.  Der Begriff „Alter Tiergarten“ umfasst die ehemals kurfürstlichen Parkanlagen um die Schwanenburg, den ehemaligen Lustgarten (heute Moritzpark), Sternbusch, Alter Park, Galleien, Berg und Tal mit Moritzgrab. Im alten Tiergarten schuf Johann Moritz seine ersten Parkanlagen für Kleve und als seine letzte: die Neue Fontäne vor dem Papenberg.

Die Informationen zu den Pflegeempfehlungen beziehen sich auf das Parkpflegewerk Alter Tierqarten 2015, dass Landschaftsarchitekt Achim Röthig aus Haan nun erstmals für den historischen Park erstellte. Die empfohlenen Maßnahmen des Landschaftsarchitekten Achim Röthig wurden in laienverständlicher Form von Herrn Wilhelm Diedenhofen interpretiert. An allen bisher im Alten Tiergarten umgesetzten Wiederherstellungs-Vorhaben ist der LVR beteiligt – auch die Stadt Kleve als Untere Denkmalbehörde. Der Landschaftsverband Rheinland förderte auch den Druck der Bürgerbroschüre „Klevisches Arkadien“.

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8 Kommentare

  1. 7

    6.) Tach liebe Jung…Stier oder Amöbe ,egal, Hauptsache vom Niederrhein, das adelt hier immer.

     
  2. 6

    Mmuuuh, Alter Tiergarten, Neuer Tiergarten, Kreisstierschau auf Haus Riswick, egal, Hauptsache Niederrhein, mmuuuh!
    Jetzt berichtet sogar die Rheinische Post vom Niederrheinstier, mmuuuuh.
    Aus dem Artikel von Anja Settnik von der Kreisstierschau:
    „(Die) Kleine(n Kinder …) gingen drei Schritte zurück, als sie dem vermmmuuuhtlich größsten und dicksten (Anm.: das muß natürlich korrekt „kräftigsten“) Bullen gegenüberstanden, den sie je gesehen hatten.“
    So muuuuhs et sein, mmuuuh! Respekt vor dem Niederrheinstier, mmuuuuh!
    Die Kleinen machen’s vor, wie et sich gehört, mmuuuuh!
    Danke Anja, mmuuuuh!

     
  3. 4

    Ein kluger Titel, und meinem (unvergessenen) ehemaligen Kunstlehrer Wilhelm Diedenhofen scheint die Allegorie zum Werke des französischen Malers Nicolas Poussin nicht entgangen zu sein, insbesondere dessen Gemälde mit dem Titel „Die arkadischen Hirten“, bei denen ein aufgesockelter Sarkophag mit der Aufschrift „Et in Arcadia Ego“ zentrales Element ist – dem Moritzgrab nicht ganz unähnlich.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Die_arkadischen_Hirten

     
  4. 3

    Einem Schmetterling gleicht diese Stadt,
    die Flügel ausgebreitet in der Ebene,
    an der Klippe herabgeglitten,
    ruht der Falter im Tal.
    Dem Flügelschlag entgegen,
    bei Sonne und Regen,
    ruht dieser Ort,
    auf grünen Schwingen.
    Eine leichte Brise einen Hauch,
    hebt sie ihren Kopf,
    fliegt dann auch…
    über Niederung, Hügel sanfter weite Ebene,
    bleibt jedoch auf nassen Grund gebettet
    den Hang im Rücken, jetzt und hier
    uns zu entzücken.

     
  5. 2

    Wie läßt sich die Planung eines neuen Radweges am Ufer des Kermisdahl mit der Pflege unserer
    Parkanlagen vereinbaren?

    Die Straße durch die Galleien mit der Birnenallee dürfte jedem Radfahrer genügen.

    Der vorhandene Spazierweg, mit der Luisenbrücke und weiter am Ufer entlang bis zum Sternbusch, sollte dem
    genussvollen Spaziergänger und den Wanderern vorbehalten bleiben.

    Es gehört schon eine große Menge Torheit und Pflichtvergessenheit dazu, an eine solch zerstörende Planung
    überhaupt zu denken.

     
  6. 1

    Wer am 14.09.2018 Zeit und Interesse hat, kann sich noch zur Tagung in der Stadthalle anmelden: https://www.klevischer-verein.de/events/einladung-zur-tagung-im-europaeischen-kulturerbejahr-2018/

    Ergänzende Infos zur Broschüre: https://www.klevischer-verein.de/courses/parkpflegewerk-alter-tiergarten-galleien-kleve-copy-2/

    Ãœbrigens: Alle Mitglieder des Klevischen Vereins werden diese Broschüre im September als kostenlose Jahresgabe erhalten und sparen somit 4,50 EUR.