Hundefutter, nackte Haut und der Duft des Niederrheins

Leiche im Pool: Roman Seliger (Ken Duken, r.) findet seine Nachbarin Katharina Läufer (Siri Nase, l.) tot auf (Foto: ZDF/Jakub Bejnarowicz)

Heute um 22 Uhr zeigt der Kanal ZDFneo die erste von drei Doppelfolgen der neuen Krimiserie „Parfum“ – die erste Serie im deutschen Fernsehen, die im Klever Umland spielt. Verantwortlich dafür ist die Drehbuchautorin Eva Kranenburg. Der Name ist (wenig überraschend) ein Pseudonym, die Frau ist 45 Jahre alt, hat als Psychotherapeutin gearbeitet, bevor sie ihre Leidenschaft fürs Schreiben entdeckte – und sie stammt vom Niederrhein, wie der gewählte Zweitname deutlich macht.

Die Serie, inspiriert von Patrick Süskinds Roman „Das Parfum“, erzählt die Geschichte von ehemaligen Internatsschülern (Typ Gaesdonck), die mit dem Tod der Sängerin K irgendwie zu tun haben. Die Sängerin wird äußerst effektvoll von einem Nachbarn tot und nackt und verstümmelt in einem Pool aufgefunden.

Auch ansonsten geizt die Serie nicht mit nackter Haut und der Darstellung körperlicher Vereinigungen. Die FAZ schreibt: „Die Aufdringlichkeit der Kamera in den vielen Nackt- und Sexszenen wirkt regelrecht peinlich, zumal die puppenschönen Frauen darauf reduziert zu sein scheinen, Spielball für männliche Begierden zu sein.“

So anregend diese Impressionen aus dem Niederrhein auch immer sein mögen, ansonsten kommt die Region nicht so gut weg. Die Serie spielt in einem imaginären Ort zwischen Kleve und Goch, und der FAZ-Rezensent erfreut sich besonders an einer Szene, in der eine „herrlich abgerockte Ursel vom Niederrhein“ sich damit brüstet, spielenden Kindern Hundefutter zu verabreichen.

Der SPIEGEL wiederum versuchte sich an einer Landschaftsbeschreibung, die allerdings auch sexuell konnotiert ist: „Nur Düsternis und Strommasten, die phallisch in die niederrheinische Ödnis ragen.“ Zum Beleg der Monotonie wird der Satz einer Darstellerin herangezogen, die sich vergeblich darum bemüht, ein Blumenbeet zum Blühen zu bringen: „Blumen wachsen hier keine, immer nur Giersch.“ 

Dass die Darstellerin in der Serie immer von ihrem Mann verprügelt wird, gehört offenbar auch zur niederrheinischen Folklore. Das Fazit im SPIEGEL lautet: „Überhaupt scheint es an diesem Niederrhein nichts zu geben als endlose Felder und eine Autobahn, daneben liegen der Puff und auch gleich das Kommissariat, das aber aussieht wie eine alte Lagerhalle.“ Auch der FAZ-Kritiker konnte der Kargheit des Niederrheins so gar nichts abgewinnen: „Ein paar Drohnenflüge weniger hätten es auch getan.“

Die Szenen im „katholischen Internat am Niederrhein“ wurden übrigens nicht auf der Gaesdonck gedreht, sondern im Landschulheim Schloss Heesen (bei Hamm). Produzentin Sarah Kirgegaard: „Das fiktionale Internat der Serie heißt ,St. Laurentius`. Der reale Ort und auch die nahe gelegene Stadt Hamm werden nicht genannt, die konkreten Spielorte der Serie bleiben bewusst anonym. Drehbuchautorin Eva Kranenburg, die selbst am Niederrhein aufgewachsen ist, hatte eine bestimmte Art von Gebäude im Kopf, als sie den Geheimclub um das Parfum an diesem Internat erfand. Wir haben lange danach gesucht: ein grandioser und zugleich verwunschener Backsteinbau, ein bisschen ,britisch`, ein bisschen nostalgisch, etwas unheimlich und dabei wunderschön. Schloss Heessen war die perfekte Location.“

Die sechsteilige Serie Parfum läuft mittwochs um 22 Uhr in Doppelfolgen auf ZDFneo und ist komplett in der ZDF-Mediathek verfügbar. 

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2 Kommentare

  1. 2

    Ich bin regelrecht beleidigt gewesen, dass der Niederrhein noch schlimmer abgelichtet wurde, als er wirklich ist.Der Krimi-bzw- Hannibal Lector Porno, war schlimm und hat mich bereits frühzeitig zum ausschalten bewogen.

     
  2. 1

    Hab mich durch die erste Folge geklickt. Besagte Ursel (die auch Zimmer vermietet) sagt auch: „Der Niederrhein, der ist ganz groß im Kommen, auch als Urlaubsgebiet“. Nach dem Film nicht mehr.