Hochschule: „Krieg hat es verbockt“

Der Hochschulratsvorsitzende und die Verwaltung der Hochschule Rhein-Waal (HSRW) erhalten endlich fundierten juristischen Rat – dass dieser allerdings vom Anwalt der zurückgetretenen Präsidentin kommen muss, macht die Sache noch bizarrer, als sie ohnehin schon ist.

Die Liste erratischer Entwicklungen, die Professor Dr. Aloys Krieg in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des HSRW-Hochschulrats angestoßen oder mitgetragen hat, ist beachtlich. Zu nennen sind ein laienhaftes Krisenmanagement, ein überhastet initiiertes Abwahlverfahren, eine abgesagte Wahlversammlung sowie die verstörende Wut-Mail „an alle“. Für den Anwalt der zurückgetretenen Präsidentin, den renommierten Kölner Hochschulrechtler Professor Dr. Christian Birnbaum, ist das alles nicht mehr tragbar. In einem Interview mit der NRZ bereicherte der Jurist die aktuelle Diskussion mit einer neuen personellen Wendung: „Man sollte über seine [Kriegs] Absetzung als Hochschulratsvorsitzender nachdenken.“

Birnbaum sieht in Krieg in der Verantwortung für den Scherbenhaufen an der Hochschule Rhein-Waal: „Für mich sind die ganzen Vorgänge an der Hochschule Rhein-Waal zu 80 Prozent völlig unverständlich. Vielmehr gewinnt man den Eindruck, dass Krieg keine Lust mehr auf Frau Naderer hat und sie loswerden will.“ Aus Birnbaums Sicht ist Krieg der „eigentliche Strippenzieher“, es fällt sogar das Wort „Mobbing“.

In einem Interview mit der WDR-Sendung „Lokalzeit Duisburg“ berichtete Birnbaum, dass Krieg der Präsidentin sogar ein Disziplinarverfahren angedroht habe – allein wegen der Pressemitteilung, in der sie die Gründe für ihren Rücktritt dargelegt hatte. Bliebe der Hochschulratsvorsitzende an dieser Stelle konsequent, müsste er gleich zahlreiche weitere Disziplinarverfahren in die Wege leiten, in diesem Falle gegen sich selbst und die knapp zwei Dutzend Unterzeichner der Wut-Mail, die Anfang der vergangenen Woche an alle Mitarbeiter der Hochschule und sämtliche rund 7000 Studierenden herausging.

Insbesondere diese Wut-Mail, abgesandt von Justitiariat der HSRW, unterzeichnet von knapp zwei Dutzend Mitarbeitern der Einrichtung, die sich selbst als die „gesamte Führungsebene“ verstehen, stößt bei Birnbaum auf völliges Unverständnis. Der Anwalt wertet das Schreiben als „Bösartigkeit“. Die Begründung lässt staunen: „Ich habe es Herrn Krieg vorab schriftlich und mündlich erklärt. Er müsste nur ins Hochschulgesetz schauen.“ Ist die Mail tatsächlich wider besseren Wissens versandt worden? Aus Birnbaums Sicht hat sich Krieg mit dieser öffentlichen Erklärung diskreditiert.

Im Hochschulgesetz steht, dass auch eine zurückgetretene Präsidentin bis zur Ernennung des Nachfolgers verpflichtet ist, ihr Amt auszufüllen. Es gibt die Möglichkeit, die Präsidentin dazu zu bitten, von dieser Verpflichtung abzusehen. Diese Bitte hätte die Hochschulwahlversammlung aussprechen können. Der Termin für die Sitzung war am 29. August. „Aber stattdessen“, so Birnbaum im Gespräch mit der NRZ, „hat er die Wahlversammlung abgesagt. Aloys Krieg hat es verbockt.“

Auch für das weitere Vorgehen hat der Jurist aus Köln noch einen Ratschlag parat. In mehreren Presseberichten hatte Krieg erläutert, wie er sich die nächsten Schritte bis zur Wahl eines neuen Präsidenten vorstellt. Demnach ist vorgesehen, dass zunächst der Vizepräsident der HSRW, Professor Georg Hauck, die Geschäfte führt, danach soll es für einige Monate einen Interimspräsidenten geben, bis der neu gewählte Nachfolger ernannt werden kann. Dazu führte Birnbaum im Gespräch mit der NRZ aus, dass die angedachte Interimslösung überhaupt nicht möglich sei, da das Gesetz sie nicht vorsehe. Überhaupt. Nicht. Möglich.

Wahrscheinlich also muss Professor Hauck noch einige Monate die Geschicke der Hochschule lenken. Eigentlich war Hauck schon zurückgetreten, und man kann sich vorstellen, dass seine Neigung, in diesen turbulenten Monaten die Hochschule zu leiten, sich in engen Grenzen hält. Deshalb erscheint nicht einmal mehr völlig ausgeschlossen, dass dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Düsseldorf nichts anderes übrig bleibt, als Naderer zu bitten, die Geschäfte – wie vom Gesetz vorgesehen – bis zur Ernennung des Nachfolgers fortzuführen.

Das wäre die totale Blamage. Wie müssten sich dann die Unterzeichner der Mail verhalten, die doch öffentlich erklärt hatten, nicht mehr mit der Präsidentin zusammenarbeiten zu können? Verstecken sie sich in dieser Zeit in ihren Büros? „In Kleve gibt es ein strukturelles Problem“, so die betrübliche Erkenntnis von Professor Birnbaum.

Hier der Link zum Text in der NRZ: Naderer-Anwalt: Krieg ist der Strippenzieher

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10 Kommentare

  1. 10

    @ Friedrich, den Förster
    Wieso Haifischbecken, mmuuuuh? An der HSRW gibt es nur ein Hafen- oder besser Wendebecken, mmuuuuh.
    Aber nicht als Gedenken an die Wiedervereinigung, mmuuuuh. Wenn Sie da in dem Wendebecken Haifischflossen gesehen haben wollen, dann war das bestimmt am Tag des Schwanenritterrennens, mmuuuuh. Da schwammen einige der schnell zusammengezimmerten Booten schon nach kurzer Zeit kieloben, mmuuuhh.

     
  2. 9

    Es wird sich voraussichtlich nur jemand zur Wahl stellen oder mit, vorab ausgesuchter Personalie, die /der selber aus dem Haifischbecken stammt.

    Es ist sehr traurig, aber es gibt den „Logenkrimi“ auch hier tatsächlich…….

    Man kann Frau Dr. Naderer nur viel Kraft, Ausdauer, gute Gedanken und Ideen, mit herzlichem Lächeln auf den Lippen wünschen, um diese erbärmliche, menschenunwürdige Situation, die von eifersüchtigen und unprofessionellen Menschen initiiert wurde, mit offenen Augen und Ohren zu durchwandern.

     
  3. 8

    Je mehr Einzelheiten bekannt werden,
    oder auch nicht bekannt werden, wie begründete und nachvollziehbare Vorwürfe gegen Frau Dr. Naderer,
    desto erbärmlicher, unanständiger, niveauloser und einer Hochschule unwürdiger sieht diese ganze Angelegenheit aus.

    Was meinen die treibenden Kräfte eigentlich,
    wer unter solchen Umständen kandidieren wird
    und in dieses Haifischbecken springen möchte,
    um dieser Hochschule Rhein-Waal präsidieren zu dürfen
    ???

     
  4. 7

    Voller Mißgunst, Eigensucht und ohne Vernunft gibt es kein zur Verantwortung stehen. Anstand und
    die Fähigkeit sich einzuordnen wurden ihnen amputiert.

    Die Nacht der langen Messer, jean baptiste, wird hoffentlich kommen!,

     
  5. 6

    @2. Mito schrieb : „Die Verantwortlichen der Hochschule sind jetzt im Zugzwang“

    verantwortliche (sprich zu ihrer stehend) sehe ich in dieser Causa nicht einen einzigen,
    Frau Naderer einmal ausgenommen , aber was kann die bei so einem Chaoshaufen bewirken.
    Nur gut dass all diese Rädelsführer und Mitläufer in staatlichem Lohn und Brot sind.
    Da meint man sich ohne seine eigene Existenz auf´s Spiel zu setzen allen möglichen Müll produzieren zu können.
    Hoffentlih kommt noh mal die „Nacht der Langen Messer“.

     
  6. 5

    Ich habe mich auch sehr darüber gewundert, dass die Hochschulwahlversammlung so kurzfristig abgesagt wurde. Nicht, dass ich mich über die Demission von Frau Naderer freuen würde. Aber die Formalien sollten schon eingehalten werden und einmal angesetzte Sitzungen auch durchgeführt werden. Auch wenn die dabei getroffenen Entscheidungen dann vielleicht nicht mehr nötig gewesen wären. Aber vielleicht waren die Teilnehmer der Hochschulwahlversammlung kurzfristig ganz froh darüber ihre wahre Haltung nicht öffentlich machen zu müssen. (Wäre die Sitzung eigentlich öffentlich gewesen?) Gibt es in so einem Fall keine bessere Beratung durch das Ministerium und deren Juristen? Hört sich an als ob Frau Naderer jetzt gute Karten hat zumindest bis zur Wahl einer/eines neuen Präsidentin/en noch ihre Vergütung zu erhalten. Man sollte hier schnell eine gütliche Einigung finden, um die Findung eines Nachfolgers/in nicht zu behindern, so wie in Moyland.

     
  7. 4

    Es ist nicht zu begreifen. Hochschule Rhein-Waal, Schloss Moyland, alles der gleiche Murks. Schlimm für unsere Region.

     
  8. 2

    Die Verantwortlichen der Hochschule sind jetzt im Zugzwang. Wenn sie jetzt nicht mitteilen, was Frau Dr. Naderer konkret vorgeworfen wird, dann verlieren sie die Glaubwürdigkeit, die sie gewonnen haben als die Naderer-Kritiker in der E-Mail sich zu erkennen gegeben haben.