Wieviel Eberhard („kühner Keiler“) muss diese gebeutelte Region noch erdulden? Das Sturmtief, das diesen Namen trug, riss am Sonntag Nachmittag exakt 23.957.441 Äste von den Bäumen im Kreisgebiet ab. Die Feuerwehr wurde 7622mal angerufen, 355 Anrufe können allerdings nicht gezählt werden, da sie dieselben abgebrochenen Äste betrafen. Weitere 17 Gespräche hatten sachfremde Themen, die ebenfalls aus der Wertung fallen. Am Rhein konnten furchtlose Uferflaneure ein faszinierendes Naturschauspiel beobachten: Böen mit Geschwindigkeiten von einem ICE, der von einem Shinkansen verfolgt wird, überwältigten die Kraft der Dieselmotoren in den Frachtschiffen und drückten sie und das Rheinwasser gleich mit zurück in den Duisburger Binnenhafen, wo die die entmutigten Kapitäne es am Abend so richtig krachen ließen. Gegen 20 Uhr floss das Wasser in wieder in die richtige Richtung. An der Keekener Straße drängten die Winde eine Schafherde in einen Elektrozaun. Dann bekamen die Tiere einen Stromschlag und machten einen Satz in die Weide – nur um wenige Sekunden später zurück in den Zaun gepresst zu werden. Vogel flogen noch, aber nicht mehr dahin, wo sie hinwollten (Exkurs: Wollen Tiere überhaupt etwas?). Relativ frei war der Radschnellweg nach Nimwegen, nur vereinzelt segelten Radfahrer an einem vorbei. Dass die Rettungskräfte nur so wenig zu hören waren, lag übrigens daran, dass die Schallwellen wie alles andere auch so hurtig hinfortgeblasen wurden, dass die Ohrmuscheln ihrer nicht mehr habhaft werden konnten (Doppler-Effekt). Nur bei Hannelies war alles wie immer (Himbeer-Frischkäse um 15:23 Uhr aus). Am Nachmittag, nach den letzten Böen, dann eine geradezu gespenstische Stille. Nur wenn man die Ohren ganz nah an den Asphalt hielt, war das ersterbende Wimmern der abgerissenen Äste zu vernehmen.Â
Eberhard ist wohl noch nicht ganz fertig mit dem Niederrhein. Das Fischen war heute jedenfalls kein Zuckerschlecken.🌊