Beckenranderscheinungen: Künstler feiern Hallenbad-Abschied mit „Kulturwelle“

Kultur kann eine ernste Sache sein, wenn man im Bademantel Großes plant: Ron Manheim, Daniel Ziegler, Max Knippert, Tomas Geisselbrecht, Harald Kleineke, Bruno Schmitz, David Wiederhold und Christoph Frauenlob von der freien Klever Kulturszene

Geständnis am Beckenrand: „Ich nenne uns einen kreativen Chaos-Haufen“, sagt Bruno Schmitz. Und diese Ansammlung von schillernden Menschen, die als freie Klever Kulturszene firmieren, hat sich vorgenommen, dem alten Klever Hallenbad, welches zur Eröffnung des neuen Sternbuschbads Ende Oktober seinen Dienst eingestellt hat, einen würdigen Abschied zubereiten.

Auf einer Pressekonferenz am Beckenrand und in Teilen stilecht mit Bademantel bekleidet, schilderten die Künstler nun erstmals, was ihnen vorschwebt, damit die Klever 110 Jahre Badekultur an diesem Standort Revue passieren lassen können. Zwei Wochen im Januar 2019 sind für die so genannte Kulturwelle reserviert, es gibt Konzerte, Lesungen, Filmvorführungen, Kabarett und schließlich eine große Abschlussfeier am 3. Februar.

Dann kann das Wasser endgültig abgelassen werden. Am Montag, bei der Pressekonferenz, präsentiert sich das Bad übrigens so, als könne man gleich ins Wasser springen. Und so war es auch: Die Stadtwerke haben das Bad sicherheitshalber betriebsbereit gehalten, für den Fall, dass im Sternbusch irgendetwas schief läuft. Doch dort funktioniert alles bestens.

Wenn die Kulturszene ab dem 19. Januar ins Hallenbad einlädt, wird das Becken ebenfalls noch mit Wasser gefüllt sein. Diese Idee hatte David Wiederholt, Geschäftsführer der auf Eventarchitektur spezialisierten PlanWerkstatt GmbH aus Bedburg-Hau. So passiert nichts, wenn jemand vom Beckenrand herunterfällt, andernfalls hätte der Beckenrand großflächig abgesichert werden müssen. Die Wasserhöhe wird allerdings höchstens 2,20 m betragen, so dass die Bühne für die Veranstaltungen im Wasser aufgebaut werden kann, die Zuschauer allerdings im Nichtschwimmerbecken schön trocken sitzen.


„Die Künstler werden sich das Gebäude ein Stück weit erobern“, kündigte Max Knippert, Klever Bildhauer und Aktionskünstler, an. Er selbst will für eine brückenartige Skulptur die zahlreichen Türen des Hallenbades nutzen, muss allerdings vor Baubeginn noch baurechtliche Fragen klären. Im Foyer soll eine Ausstellung mit historischen Fotos einen Eindruck davon vermitteln, wie sich die Badekultur in Kleve seit 1908 entwickelt hat. Esther Mols und Marga Cox planen diese Entwicklung anhand einer Collage aus alten Badeanzügen nachzuzeichnen – entsprechende Schwimmbekleidung, die noch irgendwo im alten Kleiderschränken herumlungert, wird gerne entgegengenommen (Kontakt für alles unter frauenlob.org). Die Kreismusikschule kündigte verschiedene Konzerte an, unter anderem die Komposition „Waves“ von Raimund Philippi, in deren Mittelpunkt Johanna Sebus steht.


Im Rahmen der Pressekonferenz erinnerte Bruno Schmitz erneut an einen lang gehegten Wunsch der freien Klever Kulturszene. Schmitz: „Wir sind seit Jahren auf der Suche nach einem Kulturzentrum. Das Hallenbad wäre ideal. Das ist im Besitz der Stadt, und es wäre eine Vision für Kleve.“ Städte wie Wolfsburg und Oberhausen sei eine ähnliche Umwidmung gelungen. Schmitz: „Aber wir sind erst einmal froh, dass wir jetzt 14 Tage hier sein dürfen.“ Ein Dank der Beteiligten ging an die Stadt Kleve und an die Stadtwerke für die großzügige Unterstützung des Projekts.

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25 Kommentare

  1. 25

    Ich bin begeistert, welch eine Kraft in dem Bild, welch ein kulturelles Erbe unserer großen Vorfahren wird in diesem Bild übertroffen!
    Ãœbrigens, meine Katze frißt auch Hundefutter.

     
  2. 24

    Es ist einfach fantastisch,
    welch quirlige Diskussion ganz allein 1 Foto auslösen kann.
    Sogar die für alle übrigen Temen tödliche VerDurstStrecke über’s WochenEnde
    wurde durch 2 fulminante Kommentare überBrückt.

    Mensch stelle sich vor,
    welchen KommentarSturm es ausgelöst hätte,
    wären außer 8 Männern auch 8 Frauen – ebenfalls einige im BadeMantel – abgebildet worden.

    Die „KulturWelle“ = das Tema des Artikels ist soWieSo schon längst als belanglos verdrängt.
    Die Welle der Kultur wird ausschließlich über’s Foto geschoben.

     
  3. 23

    @ rd

    Vielen Dank für dieses Thema!

    Ich dachte, unsere Gesellschaft wäre weiter. Es hat mir erneut die Augen und Ohren zur Wachsamkeit geöffnet.

     
  4. 21

    Sorry, was ich so sehe, mehr oder weniger alte Männer in melancholischer trauriger Grundstimmung. Beckenranderscheinungen? […]

     
  5. 20

    Hallo, Wasser in der Malerei ist untrennbar mit David Hockney verbunden

    https://www.bing.com/images/search?view=detailV2&ccid=Lj%2fG2ttJ&id=187DFE1E543A171AD6C42FC85090001AB670612C&thid=OIP.Lj_G2ttJAZt7fBJtXZtF6AHaLM&mediaurl=https%3a%2f%2fflockler.com%2fthumbs%2fsites%2f889%2f23_001–5lvtjkrxem_s1400x0.jpg&exph=2116&expw=1400&q=david+hockney&simid=608050660411707354&selectedIndex=37&qpvt=david+hockney&ajaxhist=0

    https://www.bing.com/images/search?view=detailV2&ccid=2TaxRAQN&id=DE8DE758D151B395A0B9B9ADE3CF07560BEE108A&thid=OIP.2TaxRAQNaDXQToucMuMHiQHaIt&mediaurl=http%3A%2F%2Fwww.sofaworkshop.com%2Fblog%2Fwp-content%2Fuploads%2F2016%2F04%2FDavid-Hockney-Color-palette.jpg&exph=2920&expw=2481&q=david+hockney&simid=608021682280465498&selectedindex=50&qpvt=david+hockney&ajaxhist=0&vt=0

    https://www.bing.com/images/search?view=detailV2&ccid=cr5VMQ7t&id=023801FB003430F1C96A849647D2AC9F277A29AC&thid=OIP.cr5VMQ7t3j_gdiD1wbjw6AHaGg&mediaurl=http%3a%2f%2fwww.tate.org.uk%2fsites%2fdefault%2ffiles%2fimages%2fdavidhockneystudyofwaterphoenixarizona1976crayononpaper40.6×45.4cm-cdavidhockney.jpg&exph=806&expw=918&q=david+hockney&simid=608041829959402616&selectedIndex=59&qpvt=david+hockney&ajaxhist=0

    https://www.bing.com/images/search?view=detailV2&ccid=dpFnUeYc&id=34B98D0B3E19C2134DAA70E7AED32ABBF9240749&thid=OIP.dpFnUeYctMxrqyXPae7DIQHaE8&mediaurl=https%3A%2F%2Fnews.artnet.com%2Fapp%2Fnews-upload%2F2016%2F12%2FDavid-Hockney.jpg&exph=2000&expw=3000&q=david+hockney&simid=608021871252473057&selectedindex=61&qpvt=david+hockney&ajaxhist=0&vt=0

     
  6. 19

    @18. Chewgum

    Auf jeden Fall kann und soll jede Frau, allgemein jeder Mensch, die eigene private Sicht- und Denkweise haben.

    Nur ich persönlich wehre mich auf jeden Fall dagegen, hier allgemein in öffentlichen Räumen, oder während schulischem Unterricht, die Geschlechtertrennung in unserer Gesellschaft, durchzuführen!

    Es hat in meinen Gedanken auch nichts mit Männerfeindlichkeit zu tun.

    Meine Gedanken gehen dahin, dass das Selbstbewusstsein und das Selbstvertrauen als Frau, als Mensch, nicht vorhanden ist.

    Aber vielleicht liegt es nur am Niederrhein? 😉

    Privat kann jede/r schwimmen wo und wie er/sie möchte. 🙂

     
  7. 18

    @Frau Das kann jede Frau finden, wie sie möchte. Das hat nichts mit „Frau genug sein“ zu tun. Auch nicht mit Männerfeindlichkeit.

     
  8. 17

    Die Organisation ist also in männlichen Händen, die Damen dürfen dann auch auf die Bühne ……….. wie im Varieté 🙂

    So ist das Varieté des Lebens 🙂

     
  9. 16

    @12. Niederrheinerin

    Man sollte mittlerweile Frau genug sein, um einfach zu schwimmen, ohne besondere Trennung, auch hier in Kleve!

     
  10. 14

    @13

    In der Tat wollte ich dem Ernst des Lebens einige graue Haare nehmen.
    Aber wenn sie diese wieder ankleben möchten, werde ich das nicht verhindern können.

    Vielleicht wollen Sie einige Gedichte oder Zitate von Loriot im Hallenbad vortragen?

    „Komisch ist alles, was scheitert.“ zum Beispiel

    Es wir übrigens, und noch nicht angekündigt, eine weibliche Lesung geben.

    https://rp-online.de/nrw/staedte/kleve/kleve-erstlingsroman-von-helke-kranz-bei-pagina_aid-34359223

    Darüber hinaus hat sich heute ein weiterere weiblicher Vertreterin unserer Spezies mit einer Ãœberraschung angemeldet…

     
  11. 13

    @Max Knippert Das Foto hat was Loriot-mäßiges.

    Aber was ist das denn: „Wenn diese weiblich und nicht grauhaarig sind“ ??? Auch Loriot?

     
  12. 11

    Wir als Organisatoren der Kulturwelle (Kulturmeile 2017) sind ein loser Verbund von Kulturschaffenden.
    Selbstverständlich sind wir jederzeit offen für alle Interessierten. Wenn diese weiblich und nicht grauhaarig sind wäre das aus vielerlei Hinsicht wünschenswert. Aber Organisation ist das eine, das andere ist die Bühne selbst. Dort können sich Interessierte aller Art und Beschaffenheit an uns wenden, sei es für kurz, mittel oder langfristige Kulturprojekte weit über die Kulturwelle hinaus.

    Das Bild was Ralf ausgesucht hat, lässt uns alt, hässlich und unmotiviert ausschauen. In Wirklichkeit sind sind wir noch älter und hässlicher…

     
  13. 7

    Geschlechterdominanz klingt (hier) so als hätten sich die Damen gedacht, nun wollen wir mal mehr sein als die Männer. Sollen die Männer doch mal in die Badehose kommen. Meine Unterschrift hätten Sie aber sofort für bestimmte Zeiten geschlechtergetrenntes Schwimmen/Baden neben den normalen für alle. Das gab es zu allen Zeiten.

     
  14. 5

    Ich verstehe ……….. hier versteht man keinen Spaß. Man sieht die ernste Sache den Gesichtern an ……… 😉

     
  15. 4

    Hab in dem Hallenbad Frei-, Fahrten- und Jugendschwimmer gemacht und ich sehe noch meine damalige Sportlehrerin mit der Trillerpfeife im Mund am Beckenrand stehen. Als ich noch nicht schwimmen konnte, trafen wir uns einmal in der Woche mit meinen Großeltern im Klever Hallenbad, die dafür zwanzig Kilometer fuhren. Nachher Picknick im Forstgarten incl. Spielplatz. Schöne Erinnerungen. Später immer mal wieder hingegangen. Es war immer ein Bad zum Schwimmen, ohne Schnickschnack. Mehr wollte ich da auch nicht. Und es war immer so schön zentral.

     
  16. 3

    Oberhausen hat ja das Ebertbad, hab da mal Farin Urlaub drin gesehen.

    Allerdings ist dieses auch kein „Zweckbau“ wie das Hallenbad sondern einige klassen höher. Bei aller Nostalgie, am Hallenbad ist wenig bis nichts erhaltenswert…

     
  17. 2

    🙂 Kreativer Chaos-Haufen ohne Damenbelästigung 🙂

    Geschlechtergetrenntes Erlebnisbad 🙂

    Sehr gute Idee!

     
  18. 1

    „Gruppenbild mit Hallenbad“ – Bildinterpretation: Einer sieht aus, als würde er den Moment herbeisehnen, in dem er sich wieder die Schuhe anziehen kann. Oranger Bademantel will ins Wasser. Weißer Bademantel mit Haltung, hat vielleicht schon geschwommen (Handtuch!). Graue Hose: Nix da, Bademantel, und von wegen Schuhe ausziehen. Weißer Overall: Wann kann ich mit der Spurensicherung beginnen? Schwarzes T-Shirt wartet auf Startschuss zum Eintauchen. Blaues Hemd: Gibt es hier keinen Kaffee?

    Super Foto, super Idee der Künstler