Programmhinweis: 6 Tonstörungen (u.a.)

Six sound problems heißt diese Installation von Bruce Nauman (so geht man nicht mit Tonbändern um)
Dies ist eine Installation, genauer gesagt: die Rekonstruktion einer Installation von Bruce Naumann

Der November! Meist ist es nass und kalt und dunkel, also warum nicht dahin gehen, wo es warm, trocken und hell ist, ins Museum Kurhaus z.B. Dort wurde am Sonntag eine neue Ausstellung eröffnet, während draußen die Drainagepumpen wummerten und der Straßenverkehr auf der Tiergartenstraße brandete. Sie heißt: Dorothee und Konrad Fischer: Archiv einer Haltung, und dieses merkwürdig gespreizte „Archiv einer Haltung“ hatte mich fast davon abgehalten, dorthinzugehen, andererseits kann man eine Ausstellung ja auch nicht: Dorothee Fischer räumt den Rumpelkunstkeller ihres verstorbenen Mannes aus nennen. Wie dem auch sei, ich rein – und staunend wieder raus. Diese moderne Kunst!

Die Künstler verteilen Kalksandsteine auf dem Parkettboden des Museum (mehr oder weniger geordnet), sie stellen einen Karteikartenkasten auf oder bringen den hölzernen Handlauf einer Treppe an einer Kurhauswand an. Zack, und schon ist es Kunst! Irgendwo heißt es „Tuschezeichnung auf Wand“, und ich, der ich mich in Urheberrechtssachen nicht so genau auskenne, frage mich, ob Frau Fischer eine Wand ihres Hauses geopfert hat oder ob ein akribisch vorgehender Handwerker eine Mauer im Kurhaus nur genauso vollgepinselt hat wie bei den Fischers zu Hause. Aber was ist es dann? Noch Kunst, oder nur Kopie? Wenn ich die Wand klauen würde, gäbe einer der auf das Horten von gestohlenen Kunstwerken spezialisierten Sammler mir dafür echtes Geld? Oder auch nur Kopien?

Bis hierher also schon reichlich Stoff, um das Oberstübchen aus der Trägheit eines Sonntags zu reißen. Als ich aber das oben abgebildete Werk von Bruce Nauman mit dem Titel „Six Sound Problems for Konrad Fischer“ entdeckte, war ich endgültig verwirrt. In der Beschreibung heißt es: „Rekonstruktion des Galerieraums von Konrad Fischer in der Neubrückstr. 12 in Düsseldorf“.

Was heißt das? Hat das Museum Kurhaus/Drs. Guido de Werd genaue Künstleranweisungen befolgt („Bitte in 5,30 m Entfernung vom Tonbandgerät einen Stuhl im Winkel von 45º aufstellen“), bloße Erinnerungen materialisiert oder irgendein Foto nachgebaut? Ist das Tonbandgerät (Marke Uher) aus dem Pfandhaus oder aus dem Fischer-Fundus? Fehlt der Stuhl jetzt am Kaffeetisch in der Galerie? Wird das Kunstwerk besser oder schlechter, je nach Verwendung originaler oder irgendwoher besorgter Teile? Handelt es sich um Kunst, oder zeigt die Ausstellung, wie echte Kunst aussehen könnte?

Mit diesen Fragen, lieber Leser, lasse ich dich alleine, aber nicht ohne die Empfehlung auszusprechen, sich das Ganze mal anzuschauen. Vieles ist angestrengt modern, und die Bilder, die der Sammler Fischer unter seinem Künstlernamen Lueg selbst zur Ausstellung beigetragen hat, sind nicht so ganz mein Geschmack, aber alles in allem ist die Schau sehr anregend und sehenswert (Eintritt: 5 Euro). Und vielleicht meldet sich ja mal ein Kunstkenner und erklärt uns das alles!

Deine Meinung zählt:

20 Kommentare

  1. 19

    Hey kleverbub – man sollte sich nicht an einem Ausstellungsstück aufgeilen, über Kunst läßt sich bekanntlich streiten, das Gesamtpaket muß stimmen. Zu vielen der ausgestellten Gegenstände fehlt auch mir das Verständnis – aber gleich das ganze runtermachen…., ist gleichzustellen mit …auf einer Veranstaltung mit 10.ooo Besucher randalieren 20 Pers. – da war Krawall ohne Ende ????? Der Vergleich hinkt – mir fällt aber im Moment nichts besseres ein. Aber gerell, die Austellung ist für Kleve eine Wucht, das beweisen div. Fachpresseartikel. Ãœbigens, muß man Kunst erkären ? jeder mag für sich entscheiden wo für Ihn Kunst anfängt und aufhört.

     
  2. 18

    @nöölpänz Dann erkläre Du mir doch bitte mal die Installation mit dem Tonband. Du scheinst ja über das nötige Kunstverständnis zu verfügen? Ich lerne gerne dazu.

     
  3. 17

    Ja,ja mit der Kunst und dem Kunstverständnis in Kleve – Provinz – ist das so eine Sache. Die Ausstellung ist die erste Zusammenhängende Wiedergabe dessen, was den Eheleuten Fischer aus D.-dorf von eben jenen Künstlern als Geschenke angeboten wurden. Da ist natürlich auch Beuys dabei und Fotos davon ginbt es auch zu sehen, bei Kle-Point, aber nöölen und selber nicht hingehen – eben Kleve / Provinz. Die Ausstellungseröffnung war jedenfalls so toll das sogar der WDR / Pro 7 und noch einige andere darüber berichtet haben.

     
  4. 16

    @Alex Hartan „Auch die „Tonbandspule” wurde da erklärt!“

    Ja, dann schreib et doch mal hier rein…Kerl 😉

     
  5. 15

    Gruß aus Köln!
    Also, ich war am Sonntag auch da und hab sogar ne gratis Führung bekommen, die Ausstellung ist schon einfach Klasse! Auch die „Tonbandspule“ wurde da erklärt! Es ist einfach die große Kunst der letzten 40 Jahre, alles was Rang und Namen hat.
    Irre, wie das nach Kleve gekommen ist. Das muss man erstmal hinbekommen. Wer also als „Niederrheiner“ 😉 (oder auch nicht) einen Crashkurs in zeitgenössischer Kunst haben möchte, sollte da hin. Ist alles da!

     
  6. 14

    Die wahren Fragen lauten doch:

    Ist die Tonbandspule ein Chromdioxid-Band oder doch nur ein 08/15 Fe.

    Was befindet sich auf dem Band?
    -Living in the past, Wer soll das bezahlen oder doch
    -Theo, wir fahrn nach Lodsz

     
  7. 13

    @auchKünstler
    Ob der typische Niederrheiner damit überfordert ist kann ich nicht sagen. Heiner Frost beispielsweise spürt ein Beben beim Betrachten der Kunstwerke. Alle Achtung!

    Ich kann damit nix anfangen. Was will der Künster damit sagen? Diese Frage scheint niemand beantworten zu können.

     
  8. 5

    Oh je, das war ja wohl nichts. Der Künstler heißt übrigens Bruce Nauman – mit einem n am Ende… Ja, alles Scharlatane, die ihren Keller entrümpelt haben! Hier am Ende der Welt ist genau der richtige Ort, um noch einmal alles über die Moderne auszukippen, was schon vor 50 Jahren falsch war.

    Ist doch egal, wie „Six Sound Problems for Konrad Fischer” rekonstruiert wurde. Entweder, es sagt einem was oder eben nicht. Und wenn man´s erklären könnte, warum dann überhaupt noch Kunst?

     
  9. 3

    Stimme kleverbub da zu. Viel besser finde ich die Installation, die die Kinder von Klever Kindergärten in der Stadt zur Schau gestellt haben: 300 Hundehaufen mit Fähnchen zu markieren – das ist Kunst zum Anfassen…aehm, also im übertragenen Sinne gemeint. Da wird eine klare Botschaft vermittelt und alles für umsonst! Habe noch kein Foto davon gesehen…würde mich schon interessieren.

     
  10. 2

    Früher hat Mutter gesacht „Räum die Bude auf, sonst gibbet wat hinter dä Löffel“. Heute nennt man sowas „Installation“. Die moderne Kunst is nix für den einfachen Niederrheiner- nä.