Unterschätzte Orte: Die Mensa

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Manche meiner Leser haben schon mal eine Hochschule von innen gesehen, allen anderen sei geschildert, wie es in einer Mensa einer Großuni so zugeht: Es handelt sich um eine totale Massenabfütterung, zu deren Einleitung die Besucher wie beim Arbeitsamt irgendwelche Marken ziehen müssen (heute wahrscheinlich Chipkarten). Damit können sie sich an irgendwelche Schlangen, deren Anfang meist nicht zu sehen ist, anstellen, um dann irgendetwas Geheimnisvolles wie „Stammessen Nordnordost“ entgegennehmen zu können, wobei die Bezeichnung weniger z.B. auf lappländische Küche, sondern auf die ungefähre geograhpische Lage des Ausgabeschalters hinweist. Während meines mehrjährigen Studiums war ich ca. dreimal in der Mensa.

Jetzt, mehrere Jahre nach dessen Ende, ein viertes Mal - in der Mensa der Hochschule Rhein-Waal am Nollenburger Weg in Emmerich. 14 Uhr erschien mir eine gute Zeit, weil ich dann die erste Essenswelle vorbei wähnte. Es war aber fast schon alles vorbei, kein einziger Student zu sehen, auch keine Mensa übrigens und ein Hinweisschild schon gar nicht.

Zum Glück erblicke ich eine junge Frau in weißer Schürze – und reagiere ebenso geistesgegenwärtig blitzschnell: „Sie sind doch bestimmt vom Mensateam.“ Sie war nicht nur vom Mensateam – sie war das Mensateam, und superfreundlich dazu. Denn die Angestellte des Mensabetreibers Curry Q war schon damit zugange, die Essenutensilien in den Lieferwagen zu räumen. Doch für meine kleine Studienreisegruppe wurde das Büffet wurde noch mal eröffnet (danke!) – sie hatte wohl diesen mitleidheischenden Hungerblick in meinen Augen gesehen.

Das Büffet präsentierte sich allerdings ausgedünnt, denn es war ein Tag mit etlichen hungrigen Studenten und Dozenten, die offenbar deutlich früher essen gehen als früher – jedenfalls waren schon 53 Mittagessen weg. „Heute war viel los“, sagt die Curry-Q-Frau. Die angehenden Akademiker und ihre Ausbilder konnten zwischen vier verschiedenen Gerichten wählen: Lasagne vegetarisch oder Lasagne Bolognese bzw. Pizza vegetarisch oder Pizza Salami.

Der Preis für ein Mittagessen schien mir o.k., 2,50 Euro Studentenpreis, da ist wohl nichts gegen zu sagen. Allerdings wurde ich sogleich als Dozent eingeschätzt (4,50 Euro), während meine beiden jüngeren Begleiter (15, 12) als Studenten durchgingen.

Für uns drei öffnete die gutherzige Mensachefin die letzte noch gefüllte Styroporkiste, in der wie Dachschindeln angeordnet zwei Reihen Pizza vegetarisch auf uns warteten. Die Stücke lösten sich nicht sofort vom Blech, und sie waren kalt. „Die Pizza könnte etwas heißer sein“, sagte die Frau. Ich entgegnete, durchaus milde gestimmt: „Hitze wird allgemein überschätzt.“

Der als Dessert angebotene Reissalat hatte im übrigen genau die richtige Temperatur. Plötzlich ein Staunen: Ein Student schaut herein. Schnell sucht er das Weite, während ich eine Cola aus der Flasche trinke. Die muss man aus dem Automaten ziehen (1,35 Euro), Gläser oder Becher gibt es nicht.

Wir bekommen sogar noch ein Extrastück Pizza („mittags gibt es sonst nur ein Stück“), und nach rekordverdächtigen 22 Minuten verlassen wir angenehm satt die Q-Mensa der HRW, und ich muss sagen, wenn die Bologna-Reform sich weiter so in Richtung Bolognese entwickelt, ohne Massenspeisung und stattdessen mit diesem exquisiten persönlichen Service, dann fange ich auch noch mal an zu studieren.

Deine Meinung zählt:

6 Kommentare

  1. 6

    @DerLaie

    Ich bin heute an einem Reklameschild vorbei gefahren. Darauf stand: „Frühstücken und den ganzen Tag lecker „essen“ im Cafe Klein.
    Mahlzeit!

    Man ist, was man isst.

     
  2. 5

    @ Killerplautze
    selbst der neue holländische Frittenbus an der Briener Straße, hat schon festgestellt, alleine mit Altölstäbchen und gepreßten Hühnchen,
    läßt sich die Kundschaft nicht locken.
    Seit Anfang der Woche gibt es lt Schiefertafel am Wegesrand auch gute Tütchen Erbsensuppe, bei diesem Wetter, Hauptsache warm.
    Guten Appetit

     
  3. 4

    …ist ja schon komisch, bei uns in der Firma kommen diese Erfrischungsgetränke für 60Cent aus so einem Automaten (0,33ml)
    Die werden doch alle vom gleichen Verein gefüllt, oder?
    Wie unterschiedlich doch die Preise sind!
    Ist ja fast wie an der Tanke!

     
  4. 3

    Der Beitrag war doch nett … und dem winkenden Zaunpfahl werde ich bei Gelegenheit brav folgen.
    Die ARD-Themenwoche … naja, ich war mal in der Welt unterwegs im Auftrag eines der drei weltweit führenden Geflügelmastanlagenherstellungsunternehmen.
    Zumindest was die Geflügelhaltung betrifft, ist die ARD auf Kika-Niveau und damit moralisch auf der richtigen Seite.
    Was das Mensaessen betrifft … die Auswahl mag ja Kilos bringen, aber vom echten Nährwertfutter her ist das doch eher mager … da bietet die Y-Tours Küche in reinen Grundausbildungskasernen mehr bei knapperem Budget … aber wir befinden uns ja noch im Erstsemester 😉

     
  5. 2

    War das jetzt ein Beitrag zur ARD-Themenwoche:“digitaler Käse und anderere klebrige Sauereien.“?