Nun bin ich also stolzer Besitzer einer Packung bulgarischen Schafskäses. Nie hätte ich in Erwägung gezogen, ihn zu kaufen, aber es stand „Aktion“ dran. „Aktion“ hat auf mich die gleiche Wirkung wie „Bio“ und „Gourmet“, wenig überraschend kann man mir mit dem Siegel „Biogourmet-Aktion!“ nahezu alles andrehen.
Als ich das aus Osteuropa stammende, Notos genannte und mit dem Logo eines geflügelten Pferdes (Pegasus?, aber handelt es sich nicht um Schafskäse?, aber wie wiederum würde ein geflügeltes Schaf auf einer Packung wirken?) verzierte Lebensmittel erblickte, war ich bereits in bester Kauflaune, und das gelingt bei mir zuverlässig nur dem Norma-Markt an der B9 in Bedburg-Hau.Â
Warum aber das?
Erstens: Man hat Platz. Nur selten begegnet man anderen Kunden, die genauso entspannt wie ich an den gut gefüllten Regalen vorbeischlendern. Keine Hektik, und am Kassenförderband kann es der beschwingte Konsument sich leisten, mit den eben ausgewählten Produkten Tetris zu spielen.
Zweitens: Das Warenangebot ist vielfältig und ausgewogen, dann aber mit einer gewissen Verve durchaus in die Tiefe gehend. Ab Montag, 10. September, gibt es beispielsweise Campingmesser (9,99 €), Campingmacheten (12,99 €), Messer (5,99 €), Pilzmesser (5,99 €), Fisch-Filetiermesser (5,99 €), alles schöne Sachen für den Outdoorfreund, aber wer’s sich dann doch schon lieber drinnen gemütlich machen möchte, kommt ebenfalls auf seine Kosten – dank der Hausschuhe mit Wörrishofer Fußbett (9,99 €).
Man stellt sich den Tag eines Norma-Kunden geradezu bildlich vor, wie er erst durch den Wald pirscht und Pilze sammelt, dann am Fluss ein paar Fische aufspießt, bevor er in seine Etagenwohnung zurückkehrt, und, während die liebe Frau Fischfilet mit Pilzen zubereitet, genüsslich im Ohrensessel bei einem Glas Weichsellikör (5,79 €) durch den Norma-Prospekt der kommenden Woche blättert, die müden Füße derweil perfekt behütet durch Hausschuhe mit Wörrishofer Fußbett. Muss man das kennen, Wörrishofer Fußbett?
Drittens: Norma ist nicht irgendsoeine Klitsche, die einen mit Stoff versorgt und wieder ans Tageslicht befördert. Norma regt zum Nachdenken an. Beispielsweise wird ein vor mir sehr geschätztes, von meinem Umfeld gleichwohl aus unerfindlichen Gründen verachtetes Produkt wie die Lachgummis aus dem Hause Storck in großen Beuteln verkauft. Allein die Chuzpe, irgendso eine Zuckerpampe Lachgummi zu nennen, wird von mir mit unbedingter Sympathie honoriert.
Seit vermutlich die EU die Pflicht abgeschafft hat, Produkte in vergleichbaren Packungsgrößen zu verkaufen – kein netter Zug übrigens -, seitdem also gibt es Cola in 300-, 330-, 400-, 500-, 1000-, 1250 Milliliter-Flaschen und Dosen, Käse in 370-Gramm-Paketen und Tomaten in 350-, 400- und 450-Gramm-Schachteln. Die Industrie weiß halt, dass der Verbraucher nicht rechnen kann oder will.
Jetzt aber zurück zu den Lachgummis. Sie werden in einem Beutel verkauft, der etwas weniger als 400 Gramm und etwas mehr als 350 Gramm wiegt. Nehmen wir die Mitte, landen wir bei 375 Gramm. Das aber war dem zuständigen Produktmanager dann wohl doch zu blöd, er wollte vermutlich „was Eigenes“, ein Alleinstellungsmerkmal, das die Fachwelt bestaunen würde. In seinem Gehirn flackerte es wie unmittelbar vor einem Kurzschluss: „375 Gramm, das klingt so langweilig, so bürokratisch, das hat keine Wucht! Ich muss wirklich was Revolutionäres für meine geschäumte Zuckerpampe finden.“ Lange dauerten die Überlegungen, und am Ende stand ein in der deutschen Konsumwelt wirklich einmaliges Produkt: der 376-Gramm-Beutel!Â
Ich hielt es erst für einen Druckfehler, aber die 376 Gramm des Papierschildes fanden sich genau so auf der Tüte. In der sicheren Erkenntnis also, schon gleich zu Beginn meines eigentlich den Dingen des täglichen Bedarfs gewidmeten Besuchs eine Pretiose der Konsumwelt entdeckt zu haben, ging ich beschwingt durch Rest des Ladenlokals, entdeckte Blechschüsseln und Schöpflöffel für nur einen Euro, einen Viererpack Fruit-of-the-Loom-T-Shirts (eine Marke, die ich schon vergessen hatte), und schließlich den geflügelten Schafskäse. Ich hatte zuvor noch nie etwas aus Bulgarien gekauft! Versöhnt mit der Welt trat ich den Heimweg an, wissend, dass ich diese tollen Erlebnisse schon bald mit einem begierig darauf wartenden Millionenpublikum würde teilen können. Danke Norma!
(Ein noch nicht gesprengter Geldautomat der Sparkasse steht direkt neben dem Markt.)
@8
Das der Kunde über den Tisch gezogen werden soll, ist doch wohl hinlänglich bekannt. Die Preisauszeichnung ist in der Regel immer ersichtlich.
Wo ist eigentlich das Problem? Vielleicht, dass der Kunde mal seinen Verstand benutzen muss?
7.) Der Konsument seit „ewigen Zeiten“ an 100 gr. VP gewöhnt wird mittlerweile auch gerne mit 80 gr. VP veräppelt was versteckt oder nur m.d. Lupe zu erfahren und dann noch preislich unverändert ist. Der Beispiele gibt es da viele mit dem der so Kunden verliebte Handel den selben geregelt über den berühmten Tisch zieht.
Die „norma“s wirken auf mich meist ein wenig rummelig.
Aber dort gibt es immer wieder günstig Werkzeug,
das für mich – als GelegenheitsHandwerker – völlig ausreicht.
Ein DAB-Radio vom norma bewährt sich bei mir sehr gut.
zu den PackungsGrößen :
rd hat Recht, daß es ein ziemliches WirrWarr gibt.
Eine Sorte MaulTaschen gibt es sowohl in Tüten zu 6 Stück mit zus. 300g
wie auch mit ebenfalls 6 Stück mit zusammen 360g.
NudelFertigMampf angeblich orientalischer Art gibt’s bei EDEKA in Schalen zu 800g,
bei den Discountern mit nem ganzen Kilo, beide Male für 2,99.
Früher war die Schale bei EDEKA deutlich kleiner,
heute ist sie genauSo groß wie die mit 1kg Inhalt,
nur ein wenig flacher.
Ein FrischKäse hat schon vor etlichen Jahren klammHeimlich die Packung hübsch rundlicher gestaltet
– und dabei klammHeimlich den Inhalt verringert
– beim gleichen Preis.
SeitDem meide ich die amerikanische GroßStadt.
Wir Verbraucher sollten uns grundSätzlich an den VergleichsPreisen für 100g oder 1kg orientieren,
die auch auf den PreisSchildchen angegeben sein müssen.
Nicht von verlockig gestylten Packungen und pseudoGünstigen WerbePreisen in die Irre leiten lassen,
sondern alles BlendWerk systematisch boykottieren.
Ist Kleve jetzt völlig eingeschlafen?
@ 1. Andreas Bulkens
Arbeitnehmerrechte sollen vom Hörensagen auch nicht von großer Bedeutung sein.
Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder bezahlte Urlaubstage bei Minijobs sollen auch nicht praktiziert werden.
Kein Wunder, dass man da Platz hat. Bei solchen Läden ist schon bei der Namensgebung was schief gelaufen.
Ist der nicht mehr da? Den Teil hatte ich aus der Erinnerung geschrieben.
…und nebenbei, der Geldautomat ist schon länger Geschichte. Also, Herr Daute, hier besteht Klärungsbedarf. :-))
Ähm … wann wurde der Artikel verfasst? Es gab den kläglich gescheiterten Versuch einer Sprengung und die Demontage selbigen ….
Norma ist übrigens bekannt für die Kurzlebigkeit der offerierten Non-Food-Artikel 😉
„Gesetzliche Gewährleistung? Nie gehört! Wenden Sie sich an den Hersteller“ … hört man recht häufig in Bedburg-Hau 😉