Die Regale mit den Schokolriegeln sind schon leer, und sie werden auch nicht mehr aufgefüllt. „Ich kaufe nichts mehr ein“, sagt Apostolos Prodromou, der Betreiber des legendären Kioks „Apo`s Welt“ (mit fehlerhaftem Apostroph) an der Römerstraße in Kleve. Er ist 57 Jahre alt, und die letzten 20 Jahre, so sagt er, hat er in einem „modernen Gefängnis“ verbracht. Von fünf Uhr morgens bis spätabends in seinem Kiosk, dem Treffpunkt vieler Menschen, mit denen es das Leben nicht eben gut gemeint hatte. Aber Apo, wie alle den Chef nennen, meinte es gut mit ihnen, verkaufte ihnen Flaschenbier und Dosensuppen und alles andere, was man so zu einem Leben braucht, wenn der Feinkosthändler nicht die erste Einkaufsadresse ist.
„Wenn Sie mich fragen, wie es in der Klever Innenstadt aussieht: Ich weiß es nicht“, sagt Apo. Er kennt sein Geschäft, und er kennt seine Kunden. Doch in den kommenden Jahren will er das grundlegend ändern. „Ich stamme aus einem Dorf in der Nähe von Saloniki, aber ich kenne noch nicht einmal Griechenland. Ich möchte meine Heimat kennenlernen.“ Deshalb plant Apo mit seiner Frau Helena Theodoridon künftig, einige Monate im Jahr in Griechenland zu verbringen.
Als junger Mann kam er nach Deutschland, arbeitete bei den Kabelwerken Duisburg. Zehn Jahre malochte er in der Fabrikhalle, dann wechselte das Unternehmen den Besitzer, das Werk wurde geschlossen, Apo landete auf der Straße und beim Arbeitsamt. Die Frage, welche Chancen er denn auf dem deutschen Arbeitsmarkt habe, beantwortete die Sachbearbeiterin lakonisch mit einem Wort: „Keine.“
Nicht mit Apo. Er zog mit seiner Frau an den Niederrhein und eröffnete seinen Kiosk. Selbstbewusst nannte er seinen Laden „Apo`s Welt“, es handelte sich um eine kleine, überschaubare Welt mit wenigen Quadratmetern Trinkfläche. Der Äquator war die Ladentheke.
Ursprünglich betrieb Apo seine Trinkhalle an der Ecke Römerstraße/Lindenallee, dort, wo früher der Imbiss Römereck war. Nach knapp zehn Jahren wechselte er fünfzig Meter straßenabwärts in das ehemalige Lokal „Theo`s Grill“ (ebenfalls mit fehlerhaftem Apostroph).
„Apo`s Welt“ erlangte schnell Kultcharakter, weil sich unter Apos umsichtiger Führung alles mischte und jeder gleich behandelt wurde (vorausgesetzt, er fing keine Schlägerei an). Es war ehrlich, so ehrlich wie eine Halbliterflasche Pils. Die Public-Viewing-Übertragungen von Welt- oder Europameisterschaften im Fußball waren Höhepunkte im Betrieb, die – für viele überraschend – beträchtliche Mengen an Sachverstand zusammenbrachten.
Doch die Zahl der Gäste schrumpfte in den vergangenen Jahren. Zum einen durch die stärkere Konkurrenz der Tankstellen, zum anderen durch den demographischen Wandel. „Viele meiner Gäste sind schon tot“, sagt Apo.
Zeit, den Schlussstrich zu ziehen – bevor ihn andere ziehen. Heiligabend ist nun also nach zwanzig Jahren Schluss mit Apo`s Welt – womit für seine Stammkunden tatsächlich eine Welt zusammenbrechen dürfte. Apo will das Gebäude umbauen, Platz für drei Studentenwohnungen schaffen.
Für Historiker: Hier der kleveblog-Bericht zur Fußball-EM 2008: Apo’s Welt: Österreich – Kroatien 0:1
Ein Sehr sympatischer Mensch. Wir haben 3 Jahre direct gegenüber Apo gelebt und sind deshalb öfter da gewesen.
Apo, viel erfolg mit was die Zukunft bringen wird!
Die Verwendung des Apostroph bei Eigennamen im Genitiv ist bei Firmenschildern und Gewerbebezeichnungen ausnahmsweise seit 1996 zulässig. Das dient nach Aussage des Dudens der besseren Unterscheidung der Eigennamen. So soll beispielsweise bei Andreas‘ Frisörsalon nicht fälschlicherweise angenommen werden, dass der Frisörsalon Andrea gehört und nicht Andreas. Sonst wäre es nämlich Andrea’s Frisörsalon. (vgl. http://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/apostroph)
Eigentlich war es ja auch schon vor 1996 klar, denn Andreas Frisörsalon war unter weiblicher Führung und Andreas‘ Frisörsalon hatte einen männlichen Besitzer. Aber Gott sei Dank gab es die Rechtschreibreform.
Ich erinner mich an meine Jugendzeit, bei der man bei Apo wenn es denn mal nicht anders ging, auch schon mal ne Schachtel Kippen auf Kommi bekam. Das war in den Spätneunzigern.
Ich sage Herzlichen Dank Freund und wünsch alles Gute für die Zukunft.