Tausende von Klevern dürften ihre gastronomische Sozialisation in den Jahren zwischen 1965 und 2005 im Whisky-Saloon von Detlef Raeder erlebt haben, und als der Wirt die Kneipe schloss, blieben Erinnerungen, Anekdoten und Legenden – um die Gaststätte, deren Besucher und den Wirt selbst. Mehr als 200 der einstigen Gäste nutzten nun am vergangenen Wochenende eine von Michael Dickhoff veranstaltete Whisky-Revival-Party im Tanzpalast Bresserberg (aka Puppa Schmitz), um die Vergangenheit wiederaufleben zu lassen.
Michael Dickhoff hatte auf den Tischen Sektflaschen mit Tropfkerzen aufstellen lassen, fast wie früher im Whisky (da waren es, dem Wirt zufolge, Whiskyflaschen), und die Musik war die perfekte Kompilation des Arsenals aus der legendären Musikbox, von Michael Dickhoff liebevoll zusammengestellt.
Lagerfeld mit Glatze
„Da habe ich mich sofort heimisch gefühlt“, erzählt Detlef Raeder, der es sich natürlich nicht nehmen ließ, die Veranstaltung zu Ehren seiner Kneipe in Augenschein zu nehmen. „Es war klasse“, sagt er. „Ich habe Gäste getroffen, die ich zuletzt vor 40 Jahren gesehen habe.“ Die meisten erkannte er, und bei den meisten von denen, die erkannte, wusste er auch noch den Spitznamen, den er ihnen gewohnheitsmäßig verpasst hatte – nur, dass die Bezeichnungen nicht mehr so ganz passend waren, wie etwa beim ehemaligen Gast „Lagerfeld“, der wegen seines Zopfes so benannt wurde, mittlerweile aber Glatze trägt.
„Hätte ich mal früher mehr Zeit gehabt“
Am liebsten waren Detlef unter den Gästen „alle die Frauen, die mich umarmt haben“, was er mit einem sardonischen Lächeln quittierte. „Hätte ich mal früher mehr Zeit gehabt“, so der Wirt, der erstaunlich fidel auf die 80 zusteuert, mit Blick auf die vielen Jahre und Nächte, die er in der Höhle seines eigenen Etablissements verbracht hatte.
Veranstalter Michael Dickhoff war von der Party begeistert, und auch die Gastgeberin Marie-Luise Klar (Puppa) freute sich über einen fröhlichen Abend, der erst in den frühen Morgenstunden endete – stilecht natürlich mit Detlef Raeder als letzter Gast. Dickhoff: „Wir denken schon über eine Wiederholung nach, wissen aber noch nicht, ob die nächste Party in sechs Monaten oder erst in einem Jahr stattfinden soll.“
Zufällig lese ich von einer Whisky-Salonparty 2022. Warum war ich nicht dabei? Zur Abschiedsparty im Whisky-Salon bin ich damals extra aus dem Schwarzwald an der Schweizer Grenze angereist, um Detlef mit meiner gesamten Clique unsere Aufwartung zu machen. Detlef hat „die Chaoten“ schon am Eingang nach Jahren wieder erkannt. Bitte den nächsten Termin an mich weitergeben.
Das Buch der Whisky-Salon-History steht 2fach im Bücherregal.
Lieber Ralf, etwas Eigenwerbung von Dir wäre an dieser Stelle angebracht. Hast Du doch 2005 eine geniale Enzyklopädie zum Whisky Saloon herausgegeben. DAS LEXIKON von Agathe bis Zitrone…Ein Werk, das sich durch Fleißarbeit und journalistischem Humor auszeichnet und zurecht auf einer Stufe mit der Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers von Denis Diderot und Jean Baptiste le Rond d’Alembert oder DER NEUE PAULY Enzyklopädie der Antike auf eine Stufe zu stellen ist. Ein Nachschlagewerk für die Ewigkeit. Nur noch in spärlichen Resten , in echten Buchhandlungen…
Es ist schön, wenn man an das Vergangene erinnert, mit einer schönen Party. Aber alles, hat seine Zeit. Auch in der Gastronomie
Danke für den tollen Bericht. Eine Wiederholung wurde von vielen gewünscht, auch von denen, die nicht dabei sein konnten. Aber zu oft sollten wir so was nicht machen, aber Wiederholung kommt, versprochen!
Liebe Grüße vom greisen Hippie😄
3.) Bleib mal cool ! Greiser Hippie ? ( Michael, mein Statement kostet dich min.1 Pivo bei Ralf 😁) Gute Qualität aus einer Welt die ihr 🧠 – hohlen Witzfiguren nicht kennt + die heute + morgen in diesem beschissenem System an allen Ecken fehlen werden. 😁 🍻
Mmuuuh, wenn Detlef (Raeder) inzwischen hart auf die 80 zusteuert, wie alt ist dann eigentlich der greise Hippie links neben ihm auf dem Bild? Mmuuuh, ist der schon hundertjährig?
„Ich habe Gäste getroffen, die ich zuletzt vor 40 Jahren gesehen habe.“
Hat Detlef einem dieser Gäste den nicht bezahlten Deckel präsentiert? 😀
Detlef und der Whisky Saloon… Keine Ahnung wie viele Nächte ich dort mit Freunden verbracht habe, es war einfach immer nur gut. Detlef, stets etwas trocken aber immer freundlich in seiner Art, gefühlt ausnahmslos jeden Tag auf seinem Posten hinter der Theke, wird wohl niemand vergessen. Das war eine schöne Zeit. Dass es so was wie das Whisky für die jungen Menschen in Kleve nicht mehr gibt, ist echt schade.