„I have a piece of great and sad news to tell you: I am dead.“ (Jean Cocteau, Sinnspruch der Todesanzeige)
Klaus Hübner machte mehr in Kultur, ich eher weniger. So kam es, dass wir uns über lange Jahre, die wir in einer kleinen Stadt in derselben Profession unterwegs waren, nur selten begegneten. Das änderte sich, als er in seinem eigentlichen Beruf als Mitarbeiter der Kreisverwaltung in den Ruhestand ging und fortan auch häufiger in den Gerichtssälen anzutreffen war, wo auch ich saß und versuchte in dem, was da zwischen Richtern, Staatsanwälten, Verteidigern, Angeklagten und Zeugen besprochen wurde, etwas zu erkennen, was vielleicht über den reinen Sachverhalt, der dort verhandelt wurde, hinauswies.
Solche Verhandlungen dauern, und eines ihrer Merkmale sind oftmals lange Pausen. In diesen Unterbrechungen beginnt man, mit seinen Kollegen zu sprechen. Schnell merkte man, dass Klaus Hübner ein sehr aufmerksamer Zuhörer war, der auch die Zwischentöne dessen, was da vor Gericht besprochen wurde, wahrnahm und der immer auch ein Gefühl für die menschliche Dimension des Falles entwickelte. Denn meistens sind es ja Tragödien, die verhandelt werden, nicht nur wegen der Opfer.
Vielleicht war es seine musische Seite, die ihm dieses Feingefühl beim Zuhören verschaffte – Musik war Klaus Hübners große Leidenschaft, er war ein ausgezeichneter Kenner von Rock- und Jazz-Musik und verfasste sogar Bücher, eine Biografie über Yoko Ono und ein Werk „über musikalische Geräusche und geräuschvolle Musik“ („Lärm-Reise“, 1992). Andreas Gebbink schrieb in seinem Nachruf in der NRZ, für die Klaus Hübner tätig war, dass seine Kritik wohltuend, aber auch beißend sein konnte – „Klaus […] war bestrebt nach einem ehrlichen Urteil – auch, wenn es weh tat.“
Für seine Gerichtsberichte (man liest natürlich immer, was die Kollegen schreiben) gilt dies auch. Das Urteil sprachen in diesem Fall zwar andere, aber Klaus Hübner war im besten journalistischen Sinne unvoreingenommen bestrebt, seinen Lesern ein wahrhaftiges Bild der Verhandlung und des Falles zu vermitteln. Er hat auch für kleveblog und das Magazin Der KLEVER geschrieben, und seine Beiträge waren immer ein Gewinn.
Alle, die ihn als schreibenden Menschen kannten und schätzen, hatten vermutlich die Hoffnung, dass er aus dem Schreiben die Kraft zieht, seine schwere Krankheit, die ihn zuletzt sehr gezeichnet hatte, zu meistern. Einmal, ich meine, es war als der Schriftsteller Christoph Peters zu Gast im Museum Kurhaus war, hatten wir am Rande Gelegenheit, auch über die letzten Dinge zu sprechen. Niedergeschlagen bezeichnet nur schwach seine Stimmung an diesem Abend. Aber dem Bericht merkte man das nicht an. „Nichts von dem, was gewesen ist, geht verloren“, zitiert er in dem Text den Schriftsteller. Das mag seiner Familie zum Trost gereichen.
Denn die Krankheit war am Ende stärker, Klaus Hübner starb am vergangenen Sonntag in einem Hospiz in Kevelaer-Wetten. Kleve wird eine Stimme fehlen, die nicht palaverte, sondern etwas zu sagen hatte. Die, die das Vergnügen hatten, mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen, haben einen Kollegen im besten Sinne des Wortes verloren.
Trostspendend wird für Familie und Freunde auch dieser Nachruf sein.
War ein ausgesprochen netter Kollege in der Verwaltung und ein angenehmer Kollege seitens der Presse. Habe ihn lange nicht mehr gesehen, wußte aber von seiner Krankheit.