Die 90-Millionen-Euro-Frage: Wo ist das Geld?

Landrat Spreen sieht keine Probleme

In der Bilanz 2008 des Flughafens Niederrhein jedenfalls nicht. Die habe ich mit Hilfe eines Sachverständigen mal untersuchen lassen. Es geht übrigens immer noch um den zentralen Satz des Flughafengeschäftsführers Ludger van Bebber aus dem Interview mit Corinna Kuhs, der da lautete: „Tatsächlich sind bis heute rund 90 Millionen Euro für den Aufbau des Flughafens notwendig gewesen und statt der geplanten 1,3 Millionen Euro Eigenkapital hat der Investor 38,2 Millionen Euro Eigenkapital in die GmbH gegeben.“ Da staunte der Leser.

Er staunte noch mehr, nachdem er einen Blick in die Bilanz der Flughafen Niederrhein GmbH von 2008 geschaut hat. Nach eingehender Betrachtung des Zahlenwerks lässt sich dazu Folgendes ausführen:

  • Die Eigenkapitalhingabe in Höhe von 38,2 Mio Euro ergibt sich aus dem Stammkapital (13,025 Mio) plus Kapitalrücklage (25,2 Mio, ist sowas wie ein freies Stammkapital).
  • Davon wurden vor 2008 ausgegeben: 29,5 Mio Euro. Im Jahr 2008 wurden 706.000 Euro Gewinn gemacht. Das heißt: Es sind noch 9,5 Millionen Euro übrig (=Eigenkapital gesamt bis Ende 2008).
  • Nicht nachvollziehbar sind die 90 Millionen: Es wurden ca. 58 Millionen Euro in Grundstücke und Maschinen (Sachanlagen laut Anlageverzeichnis ursprüngliche Anschaffungskosten) investiert. Theorie 1: Die übrigen Beträge sind außerhalb der Buchführung ausgegeben worden? Theorie 2: Das gesamt Aktivvermögen wird eingerechnet, aber selbst dann wären es auch nur 13 Millionen Euro mehr – fehlen immer noch 19 Millionen, um zu den ominösen 90 Millionen zu kommen. Werden womöglich noch die Verluste dazugerechnet?
  • Von den Theorien zurück zu den Fakten: Eigentlich ist ja nur das Eigenkapital investiert, beim Rest werden ja Fremdgelder ausgegeben. Rechnet man nun die investierten Eigenkapitalien von 38,2 Mio Euro im Verhältnis zum Gewinn (Überschuss 706.000 Euro), so muss man wie folgt rechnen: 706.000/38.200.000 mal 100 ergeben eine Rendite von 1,85%. Das ist eher bescheiden.
  • Bei moderneren Begriffen wie dem EBIT liegt man schon bei 706.000 Euro plus 1.921 TEUR Zinsen gleich 2.721.000. Das wiederum geteilt durch 38,2 Millionen mal 100 ergibt ein EBIT von 6,88%.
  • Beim EBITDA (also plus 2721 TEUR Abschreibung) kommt man auf folgende Rechnung: 5.348.000 geteillt durch 38,2 Mio. mal 100 ergibt ein EBITDA von 14%.
  • Der veröffentlichten Bilanz leider nicht anzusehen ist die Zusammensetzung des Rohergebnisses. Umsatzerlöse und Einkauf (Leistungen, Waren etc). sind hier saldiert. Es wurden 2008 also 12,4 Mio Rohergebnis gefahren.
  • Zum Vergleich vielleicht mal die 2008er Zahlen des Flughafens Düsseldorf GmbH:
    • EBITDA-Marge: 42%
    • Eigenkapitalrentabilität: 27,5%
    • Kapitalrendite: 9,9%

Muss der gemeine Bürger des Kreises Kleve sich Sorgen machen?

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4 Kommentare

  1. 3

    Sachen gibt es:
    „Reizgas trieb vom Ãœbungsgelände auf einen Nachbarbetrieb zu
    Weeze – 17.11.2010 – 15:41 – Am Mittwoch Mittag wurden auf dem Flughafengelände insgesamt 6 Personen durch Augenreizungen und Rötungen leicht verletzt. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei hatten niederländische Polizeibeamte auf dem dortigen eingefriedeten BOTC-Trainingsgelände Ãœbungen durchgeführt. Im Rahmen dieser Ãœbungen setzten die Beamten auch Rauchbomben und Tränengaswurfkörper ein. Vermutlich durch den Wind wurde das sich verflüchtigende Reizgas auf das Gelände eines angrenzenden Betriebes auf dem Flughafengelände getrieben. Dort hielten sich zu diesem Zeitpunkt im Außenbereich mehrere Beschäftigte auf. Sechs Personen erlitten durch die Einwirkung des Reizgases Reizungen der Augen und der Atemwege. Während fünf Personen vor Ort kurzfristig in Form von Wasserspülungen behandelt wurden, musste eine 20-jährige Frau aus Kevelaer vorsorglich ins Krankenhaus gebracht werden. Bei Eintreffen der Polizei und der Rettungskräfte hatte sich das Reizgas bereits komplett verflüchtigt. Eine Beeinträchtigung oder Gefährdung des Flugverkehrs hat zu keiner Zeit bestanden. “
    Quelle: http://www.polizei-nrw.de/presseportal/behoerden/kleve/article/meldung-101117-150552-52-544.html
    Wenn man sich das betreffende Gelände mal anschaut, dann ist man regelrecht erschrocken, wie groß die Fläche der Firma doch ist.
    Auf alle Fälle werden die sich mit geeignetem Material einer Auskiesung entgegenstellen können 🙂
    Ãœbrigens, die „Befriedung“ des Geländes ist m.W. ein laaaanger, löcheriger Bauzaun der mit Planen blickdicht gemacht wurde.

     
  2. 2

    @Paolo Pinkas
    Mir sagte auch mal jemand (vor wohl fast 2 Jahren), dass zu erwarten sei, dass früher oder später der Flughafen schliesst und dann dort der Kiesabbau beginnt.

    Die Genehmigungen hierfür würden dann problemlos erfolgen, weil der Kreis auf die Rückzahlung seines Geldes nicht verzichten kann.

    (Wie Sie es ja auch beschreiben.)

     
  3. 1

    Wo ist das Geld?

    Blöde Frage: Geld = Kies.

    Und der Kies liegt eigentlich unter dem Flughafen. In 5 Jahren wird Welbers (bzw. der neue Geschäftsführer L.v.B.) die ersten Flächen beantragen.

    So etwa: http://www.kreis-kleve.de/C12574C7002A515D/html/D72B9167D3170CB5C125770A00232CC3/$file/Abgrabung%20Weeze-Wemb%20in%20der%20Gemeinde%20Wee.pdf

    Der ganze zwischenzeitige Blödsinn mit dem Flughafen war doch nur ein von langer Hand geplantes Ablenkungsmanöver um den Kreis Kleve mit ins Boot zu holen bzw. erpressbar zu machen. Da der jetzt richtig Geld in den Rummel gesteckt hat, was er nur durch Kiesabbau wieder reinholt, wird das dann auch kommen. Wie will man noch gegen den Kiesabbau wettern können, wenn man selbst zwangsweise Eigner einer der größten, geeigneten Flächen am Niederrhein ist?
    Gefickt eingeschädelt. Und der Kreis Kleve schaut dumm aus der Wäsche!
    Das Meinungsbild in der Öffentlickeit gegen einen weiteren Kiesabbau wird kippen – schließlich will man ja das geliehene Geld auch wieder haben.
    Diesmal sind nicht die Arbeitsplätze das Killerargument um etwas gegen den Willen der Bevölkerung durchzusetzen, sondern die Aussicht, dass jemals wieder einer der geliehenen Euronen (dann auch nebst Zinsen) in den Haushalt zurück fließt.

    Das Geplänkel um die aberwitzige Summe vom 90 Mio. dient nur noch dazu, den Anteil des geliehenen Geldes am „Gesamtwert“ prozentual möglichst klein zu halten. Vor ein paar Jahren hätte man für die Summe noch das Ganze haben können. Nun wird der Kreis Kleve halt nur noch zu einem Drittel am Kiesabbau ähm „Fluhafen“ beteiligt sein.