Der Regenbogen muss ein Klever sein

Um 16:22 Uhr am Pfingstsonntag zerschossen noch gigantische Graupelkörner die Mohnblüten auf dem zukünftigen Gelände der Landesgartenschau, auf dass es einem schwer ums Herz wurde, denn das aggregierte Wasser peitschte unablässig und unbarmherzig auf die zarten Blätter wie die neunschwänzige Katze eines in göttlichem Zorn grollenden Inquisitors auf den ausgemergelten Leib eines (mutmaßlichen) Häretikers, und gerade, als man sich mit dem floralen Flagellantentum und dem daraus folgenden, unvermeidlichen Weltuntergang schon abgefunden hatte, pinselte eben diese Schöpfung mit der dramaturgischen Finesse eines um ein holzhammerartiges Happy-End bemühten Hollywoodregisseurs um 21:05 Uhr desselben Tages aus der Brechung der von der Sonne infolge der Verschmelzung von Wasserstoffatomen ausgesandten elektromagnetischen Wellen der Länge zwischen 380 bis 780 Nanometern in Trillionen von Tropfen, deren gefrorene Geschwisterchen eben noch jenen elementaren Furor über die Stadt hereinbrechen ließen, jenes schillernde Phänomen, über dem laut Israel Kamakawiwo?ole somewhere die geträumten Träume wahr werden und unter dem aus der majestätischen Perspektive des Heidebergs Schwanenburg und Stiftskirche exakt so standen, dass der bunte Bogen sich wie eine schützende Schwinge über die beiden Wahrzeichen der Stadt wölbte, und in solchen seltenen Momenten sollte man nicht zögern, beispielsweise mit einem Gläschen 2020er Cuvée Pinot extra brut von Philipp Bender*, dem einen ein wohlmeinender Mitmensch geschenkt hatte, darauf anzustoßen, dass man gerade noch im rechten Augenblick das Schlafzimmerfenster geschlossen hatte.

* Erhältlich bei Wein Peters, unbedingte Empfehlung, wenn es dem Freund des Prickelwassers nach etwas anderem gelüstet als den natürlich ebenfalls sehr empfehlenswerten französischen Produkten.