Zeitmaschine Minoritenloch

Ein Loch, das (ca.) 30 Generationen zurückweist - in eine Zeit, als Lou van Burg (alias Lohengrin) noch Chef war

Während im Hintergrund das Zevenssche Hotel zusehends an Höhe gewinnt, bekommt Kleve am Minoritenplatz – dort, wo die Stadtverwaltung immer noch ein wenig mit dem Plan liebäugelt, ein mittelschweres Einkaufszentrum zu errichten – echten Tiefgang. Es ist eine wahre Freude, dem im Auftrag der Stadt Kleve dort wühlenden Archäologen in der mittlerweile recht üppig dimensionierten Grube bei der Arbeit zuzusehen. Unsereins nimmt nur Boden in verschiedenen Qualitäten wahr, ganz anders jedoch der Fachmann, der – so die Auskunft der Stadt – im Minoritenloch möglicherweise aus dem Hochmittelalter stammende Überreste eines Wirtschaftshofs entdeckte, der zur Schwanenburg gehörte – wohlgemerkt aus einer Zeit, als Kleve noch nicht einmal Stadtrechte besaß (also vor 1242).

Mindestens 770 Jahre Geschichte! Mindestens 30 Generationen à 25 Jahre! Anders ausgedrückt: Theo Brauers Urururururururururururururururururururururururururururururopa könnte z. B. hier gelebt haben, in einer kleinen Bauernkate (Brauerkate?), auf einer Aufschüttung, von einem Wassergraben umgeben. Irgendwann ging alles in Flammen auf, an Trümmerstücken finden sich Brandspuren. Ja, die Detektive der Vergangenheit (G. Knopp)! Der Archäologe dokumentiert alles sehr gewissenhaft, sobald er seine Arbeit getan hat, wird alles verfüllt — und wenn der Minoritenklotz kommt, wird das alles verschwinden.

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12 Kommentare

  1. 12

    Die kleine und kurze Sicht in Kleve’s Geschichte ist vorbei!
    Zugeschüttet und betoniert……….als wäre Nichts gewesen.

     
  2. 11

    Ich finde ,daß eine Sichtbarmachung durchaus eine Möglichkeit wäre eine Facette der Klever Geschichte darzustellen. In Nijmegen funktioniert das sogar in der Tiefgarage des Kasinos mittels verglaster Wandnischen, die den Blick auf römische Fundamente ermöglichen. Nur hier in Kleve scheint man lieber einzuebnen und im Zweifelsfalle einen Parkplatz hinzusetzen…;)

    PS: mit den Mauerresten oben an der Schwanenburg hat es ja auch funktioniert.

     
  3. 9

    zu 2)
    Ich habe mir die Ausgrabungen soeben einmal vor Ort angeschaut und hatte auch Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch mit den Archäologen.

    Eine Konservierung der Ausgrabungsergebnisse ist wenig reizvoll. Nur das geübte Auge – also Archäologen-Augen – können erkennen, was hier einst gestanden haben kann.

    Bleibt als Idee eine Obstbaumwiese vor dem Rathaus und eine Beschriftungtafel :-).

     
  4. 8

    van Meegen

    Genau das meinte ich natürlich mit den Ausgrabungen von Beginn an, und mit begehbaren Ãœberglasungen.
    Ich denke und hoffe, in dieser Richtung zur Erhaltung gibt es bestimmt schon Ãœberlegungen.

    Ich persönlich fände es nicht gut, wenn derartige wichtigen Funde einfach wieder zugeschüttet werden.
    Aber das Denkmalamt hat bestimmt auch noch eine Meinung dazu.

    Auch die Grabungen unter dem jetzigen Hotelneubau waren sehr interessant.

    Ich habe mich nur immer gewundert, dass es bis jetzt so wenig Menschen an Ort und Stelle interessiert hat.

    Ein Zitat von, an mir vorbeigehenden Menschen an der freigelegten Stadtmauer: „Komisch, das soll eine Stadtmauer sein, ich sehe nur Steine“……

     
  5. 7

    Wer die Vergangenheit nicht akzeptiert wird die Zukunft nicht gewinnen.

    Schönes Buddeln wünscht
    Basis-Demokrat

     
  6. 5

    Es dürfte m.E. nicht möglich sein die jetzt gefundene Motte in ein Bauwerk zu integrieren. Die Beste Lösung wäre, zuschütten und für spätere Generationen erhalten.
    Sorgen macht mir der Eckturm der Stadtmauer, da wo die VoBa bauen wird. Die Stadt sollte dem Bauherrn zur Auflage machen die Reste des Turms zu erhalten.
    Auch die bei den ersten Grabungen gefundenen, gut erhaltenen Reste der Stadtmauer, wenige Meter neben dem Rathaus, sollten für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden. Dies könnte mit wenig Aufwand durch eine begehbare Verglasung über der im Erdreich verborgenen Mauer geschehen.

     
  7. 4

    Verwaltung -> Post, Hagsche Straße

    Amts- Landgericht -> Lightex (Deal mit dem Land: Die unterhalten den alten Kasten, wir den Gerichtsneubau)

    Minoritenplatz -> Dauerhafte Erweiterungsfläche des Kunstackers

     
  8. 3

    Hör bloß auf. Wenn der Minoritenklotz wirklich so kommt, dann ist alles zu spät! Nur weil Kleve meint sie müssten genau so schlecht und austauschbar sein wie andere Kleinstädte!

     
  9. 2

    Dieser Fund ist tatsächlich eine Sensation. In Gorissen`s Städteatlas aus den 1950er Jahren werden an dieser Stelle für das 13. Jh. noch Obstbaumwiesen vermutet. Die Geschichtsschreibung unserer Stadt geht davon aus, dass aus drei Siedlungskernen Kleve geformt wurde: Burg, Kirche und Großer Markt. Jetzt könnte ein vierter Baustein gefunden worden sein. Daher: in Ruhe und mit Bedacht weiter untersuchen – das Rathaus muss dann halt warten!

    P.S.: Eine Obstbaumwiese mit konservierten und vor Vandalismus geschützten Ausgrabungsergebnissen wäre an diesem Standort sicherlich eine Attraktivität mit hohem Aufenthaltswert (zumindest mehr als ein modernes Rathaus). Besser man baut im Industriegebiet – z. B. dort, wo bis vor kurzem noch Lightex stand.

     
  10. 1

    Auch ich habe die Ausgraben von Beginn an mit großem Interesse mit meinen Beobachtungen, Fotos und Fragen begleitet.
    Es gibt bestimmt die Möglichkeit, diese wunderbaren und wichtigen zeitgeschichtlichen Ãœberreste, für unsere Generation und die Nachwelt in Bebauungen sichtbar
    (ev. unter Glas) zu integrieren.
    Man muss miteinander überlegen, sprechen und handeln, nicht gegeneinander.