Wir sind doch transparent, sagt die Sparkasse. Schauen wir also in den Bundesanzeiger: Stimmt.

„Wir haben die Bezüge unseres Vorstand durchaus offengelegt“, wird Rudi van Zoggel, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Kleve, heute in der Rheinischen Post zitiert (hier der Link zum Artikel: Van Zoggel: Sparkassen-Vorstand hat Bezüge genannt. Hintergrund war die Ankündigung des nordrhein-westfälischen Finanzministers Borjans, gegen einzelne Sparkassen, unter anderem auch die Klever, vorzugehen, weil sie den Anforderungen aus dem Transparenzgesetz nicht oder nur unvollständig nachgekommen seien. Der Artikel verzichtete dann aber überraschenderweise auf den Leserservice, diese Bezüge auch zu nennen.

Dafür aber gibt es bekanntlich kleveblog, eine Publikation, deren Personal in der Lage ist, www.bundesanzeiger.de ins Browserfenster einzugeben und anschließend ins Suchfenster „sparkasse kleve“. Und siehe da, es kommt angeflogen der Geschäftsbericht 2012. Und der ist wirklich sehr, sehr transparent:

  • Demnach erhält der Vorstandsvorsitzende Rudi van Zoggel als „Grundbetrag und Allgemeine Zulage (erfolgsunabhängig)“ 242.000 Euro jährlich. Eine erfolgsabhängige Leistungszulage floss in diesem Jahr nicht, sowie 20.000 Euro an „sonstiger Vergütung“, worunter die folgenden Leistungen verstanden werden: „Die sonstigen Vergütungen betreffen im Wesentlichen Beihilfen, Sozialversicherungsbeiträge und Sachbezüge aus der privaten Nutzung von Dienstfahrzeugen. Diese werden gemäß den Regelungen des Einkommensteuergesetzes nach der Prozentmethode ermittelt.“ Gesamtsumme Rudi van Zoggel: 262.000 Euro pro Jahr.
  • Interessanterweise erhält sein Stellvertreter Wilfried Röth, im Bericht nur als einfaches Vorstandsmitglied geführt, exakt die gleichen Bezüge, also eine Grundvergütung von 242.000 Euro, keine Leistungszulagen, 20.000 Euro sonstige Vergütung. Gesamtsumme Wilfried Röth: 262.000 Euro pro Jahr.
  • Dass sie im Ruhestand plötzlich verarmen, darum müssen sich die beiden Vorstände auch keine Sorgen machen: Für Rudi van Zoggel wurden 2012 Pensionsrückstellungen in Höhe von 135.000 Euro gebildet, was zu einem Barwert der Pensionsansprüche von 2.205.000 Euro (Stand 31.12.2012) führt. Kollege Wilfried Röth, nicht so lange bei der Bank, kam auf 92.000 Euro Pensionsrückstellungen (Barwert: 609.000 Euro).
  • Interessant auch, was an die ehemaligen Vorstandsmitglieder und deren Hinterbliebene ausgereicht wird: „Für die früheren Mitglieder des Vorstandes und deren Hinterbliebene wurden Versorgungsbezüge in Höhe von 323.236,75 Euro gezahlt.“
  • Der 15-köpfige Verwaltungsrat (Vorsitzender Landrat Wolfgang Spreen, Vertreter Udo Janssen (Vorsitzender der CDU-Fraktion im Stadtrat), Roland Katzy (SPD)) kam insgesamt auf Bezüge von 70.529 Euro. Außerdem wurden Kredite in Höhe von 1.587.208,18 Euro an die Mitglieder des Verwaltungsrats vergeben.

Ein Lob auf das Transparenzgesetz!

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13 Kommentare

  1. 12

    Hallo Max H. Blank,

    mit dem „Gesetz zur Stärkung der Finanzmarkt und der Versicherungsaufsicht“ aus dem Jahr 2009 wurden im KWG Regelungen zur Kontrolle der Mitglieder von Verwaltungs- und Aufsichtsorganen eingeführt. Mit dem „Gesetz zur Restrukturierung und geordneten Abwicklung von Kreditinstituten, zur Errichtung eines Restrukturierungsfonds für Kreditinstitute und zur Verlängerung der Verjährungsfrist der aktienrechtlichen Organhaftung (auch: Restrukturierungsgesetz – RStruktG)“ aus 2010 wurden weitere Regelungen aufgenommen, u. a. materielle Anforderungen an die Sachkunde. Eine Aussage dazu, ob es sich hierbei um „Blendraketen der Finanzwirtschaft und konservativen Politik“ handelt, kann ich nicht treffen, die Auswirkung ist aber u. a. dass es mit dem bloßen „Sitzen“ der Mandatsträger im Aufsichtsgremium nicht (mehr) getan ist.

    Die Finanzkrise ist m. E. kaum den Aufsehern der Sparkassen und Volksbanken anzulasten, da diese bedingt durch ihr Geschäftsmodell und die Größe der einzelnen Institute solche Effekte gar nicht erzielen können. Auch ist meines Wissens keins dieser Institute durch die Finanzkrise in eine Schieflage geraten, welche die Rettung mit Steuergeldern erfordert hätte.

    Ãœber die Motivation zur Arbeit im Verwaltungsrat kann man spekulieren oder die Mandatsträger einfach fragen. Bei der Kreditvergabe an Mitglieder des Verwaltungsrats wird die Sparkasse zumindest an einer Prüfung und Darstellung der Kreditwürdigkeit, wie bei jedem anderen Kunden auch, nicht vorbeikommen.

     
  2. 11

    @ Auditor

    Eine BaNix wurde von einer gewissen Politik und Finanzwirtschaft im Jahr 2002 beschlossen. Mit welchem Anspruch? Sie soltle die Aufsichtslücken in Geldhäusern bestmöglich schliessen und die internationalen Verflechtungen der Finanzwirtschaft irgendwie besser überblicken können. Was daraus wurde, wissen jene, User Auditor, die in aktueller Finanzkrise mit Steuergeld Milliardenlöcher geschlossen haben und tatsächlich haften. Davon besonders betroffen die Kleinsparer, die heute vor der Frage stehen mit welchen Zinsen sie die Rente aufpolieren. Zur direkten Haftung von Vorständen oder Verwaltungsräten führte so eine BaNix bitte wo?

    In der Tat reagiert die Justiz heute häufiger wenn es um die Haftungsfragen in der Finanzwirtschaft geht. Doch selbst das ist nicht mit einer BaNix, sondern nur mit der wachsenden Aufmerksamkeit und Beurteilungsfähigkeit der Öffentlichkeit zu erklären, aus der natürlich ein gewisser Druck entsteht. Lassen Sie, User Auditor, die Blendraketen der Finanzwirtschaft und konservativen Politik bitte im Schrank.

    Wenn sich auf dem Land noch Menschen finden die für 400 Euro oder etwas mehr bereit sind, in einem Verwaltungsrat aktiv zu werden, dann stellt sich heute mehr als je zuvor die folgende Frage: Was beweg die? Geht es um den Posten an sich, der auf dem Land oder bei Konservativen noch immer ein gewisses Ansehen einbringt? Geht es um Vorteile, die ein solcher Posten vielleicht im Rahmen einer Kreditvergabe einbringen kann? Ein NO GO ist, sich als Aufsichtsperson an die Institut oder das Unternehmen mehr als nötig zu binden. Ist es nicht ohne Niveau, anders zu handeln? Mit Blick auf die Kreditvergaben bei einer Sparkasse ist damit alles gesagt.

     
  3. 10

    @7 B.R.: „bin ich mir nicht sicher, ob das obengenannte der ganze Eisberg ist bei den Pensionen der Sparkasse Kleve.“

    Die Pensionszusagen basieren auf den Arbeitsverträgen mit den Vorstandsmitgliedern. Die handelsrechtliche Behandlung, sprich Bilanzierung, sowie die Einhaltung der Offenlegungsvorschriften werden vom Wirtschaftsprüfer im Rahmen der Prüfung des Jahresabschlusses geprüft und beurteilt. Daher sind weitere „stille“ Pensionszusagen eher unwahrscheinlich. Die zugesagten Pensionen sollten aber auch in der offengelegten Höhe knapp ausreichen (: .

    @1 Bank-Drücker: Das Sitzungsgeld des Verwaltungsrates, von Ihnen mit 400 € pro Sitzung angegeben, hört sich erstmal sehr großzügig an. Allerdings ist zu beachten, dass die BaFin die Anforderungen an die Aufseher von Kreditinstituten deutlich verschärft hat, so dass zuzüglich zu den Sitzungen regelmäßig Fortbildungen zu besuchen sind, um die Anforderungen an die Sachkunde zu erfüllen. Zusätzlich ist den Aufsehern vor den Sitzungen Informationsmaterial, z. B. Risikoberichte, betriebswirtschaftliche Analysen, zur Verfügung zu stellen, welches vorbereitend durchzuarbeiten ist. Mit der Sitzung alleine ist es also nicht getan, und wenn man die gewöhnlichen Stundensätze der Mitglieder, z. B. Bürgermeister, Geschäftsfüherer, Freiberufler, für die Beurteilung hinzuzieht, so ist das Sitzungsgeld für Normalverdiener sicherlich üppig, für einen Teil der Verwaltungsratsmitglieder aber lediglich angemessen.

     
  4. 9

    Was nützt mir die Transparenz,wenn ich mich anhand der Zahlen (Verdienste) der Chefs, unterbezahlt fühle (nein bin).
    Die Welt ist ungerecht. Die „Sonstigen Bezüge“, sind ca. mein halber Jahresbruttolohn für Schicht und Sa/Sonntagsarbeit/Feiertagsarbeit, einschließlich Kindergeld !
    Zum Dank, darf ich dann noch (weil ich soviel verdiene?) ordentlich für Kita ,Müll und andere horrende Lebens“er“haltungskosten etc. abdrücken!

    Wenn mein Brutto durch Lohnerhöhung um 40 Euro steigt (danke Gewerkschaft???-(((…), dann steigen meine Abgaben/Steuern so dermaßen an, dass ich Netto glatte 20 Euro weniger verdiene !????!

    Wer z.b. Kinder in Goch zur Kita schickt/schicken muss und will, der wird ordentlich abgezockt…
    wer in Düsseldorf wohnt, der braucht mitunter keinen Cent bezahlen…zum kotzen ist sowas…!

    Mit 45.000 Brutto bin ich Großverdiener…lächerlich!

    http://www.goch.de/C1257500002D7ED4/html/712CFF2A0958B0E5C1257545004F94B9

    Liebe CDU Wähler, ihr wollt es anscheinend so !
    Der“ Peerfinger“ würde den Spitzensteuersatz mit Recht anheben!
    Kitakosten senken,Betreuungsgeld abschaffen, Kitaausbau fördern…!

    Der Mittelstand ist zum „bezahlen“ verteufelt, während „die anderen“ mächtig „dazu“/verdienen.
    Deutschland befindet sich in einer sozialen Schieflage!!

     
  5. 8

    Warum erhält man in unserem Land umso mehr Entgelte, desto weniger ein persönliches Risiko bei der Ausübung der Tätigkeit eingegangen wird?

     
  6. 7

    Interessant dazu auch ein Bericht im WDR „Die Story“ über die West LB, an der die Sparkassen beteiligt sind:

    Größenwahn und Selbstbedienung:

    http://www.wdr.de/tv/diestory/sendungsbeitraege/2012/1015/westlb.jsp

    Und mit den Pensionen, das konnten die bei der West LB offensichtlich noch besser:

    http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/fragwuerdiges-pensionssystem-westlb-nachfolger-betreibt-briefkastenfirma-auf-jersey/8583192.html

    Mal abgesehen davon,
    bin ich mir nicht sicher, ob das obengenannte der ganze Eisberg ist bei den Pensionen der Sparkasse Kleve.

     
  7. 6

    @ Gallus

    Es ging hier nicht um die Volksbank. Ist eine Volksbank ein öffentlich-rechtliches Kreditinstitut? Aha! Geht so Transparenz?

    Sparkassengesetz unter §19

    (6) Der Träger wirkt darauf hin, dass die für die Tätigkeit im Geschäftsjahr gewährten Bezüge JEDES einzelnen Mitglieds des Vorstands, des VERWALTUNGSRATES und ähnlicher Gremien unter Namensnennung, aufgeteilt nach erfolgsunabhängigen und erfolgsbezogenen Komponenten sowie Komponenten mit langfristiger Anreizwirkung, im Anhang zum Jahresabschluss gesondert veröffentlicht werden…..

     
  8. 4

    Ist die Volksbank-Kleverland auch transparent? Ich erfahre überhaupt nichts, dabei bin ich doch Miteigentümer der Bank.

     
  9. 1

    Wenn ein Vorstand nur einmal nach 5 Jahren wieder gewählt wurde, hat er bereits Ansprüche auf seine dicke Pension. Das ist unglaublich. Verwaltunsratsmitlgieder bekommen pro Sitzung, ja pro Sitzung! 400 Euro überwiesen! Und sie sitzen verdammt oft einträchtig zusammen. Früher wurde die Verwaltungsratsmitglieder noch zu exculsiven Fahrten nach Berlin, Wien, München usw. vom damaligen Vorstand eingeladen. Alles kostenlos natürlich. Geschenke wurden vor Weihnachten auch noch überreicht! Für van Zoggel wurde also an Barwert für Pensionansprüche über 2.200.000 Euro gebildet. Herr Röth hat ja noch Zeit ebenfalls in die Millionen zu kommen. Aber wehe, ein kleiner fleißiger Berater mit 2.600 Euro monatlich fragt nach einer Gehaltserhöhung. Dafür ist kein Geld vorhanden. Jezt werde ich mal wieder arbeiten!