What’s another year? Kreis verlängert Vertrag mit Wilfried Suerick (73) um ein weiteres Jahr

Alle vereint: Kleves Kämmerer Willibrord Haas, Technischer Beigeordneter Jürgen Rauer, Landrat Wolfgang Spreen, Theo Brauer (etwas verdeckt) und Wilfried Suerick (3.v.r.), im November 2014, als es um die Wiederwahl von Marie-Louise Klotz als Präsidentin der Hochschule Rhein-Waal ging
Alle vereint: Kleves Kämmerer Willibrord Haas, Technischer Beigeordneter Jürgen Rauer, Landrat Wolfgang Spreen, Theo Brauer (etwas verdeckt) und Wilfried Suerick (3.v.r.), am 5. November 2014 in einem Hörsaal der Hochschule, als es um die Wiederwahl von Marie-Louise Klotz als Präsidentin der Hochschule Rhein-Waal ging

Alles hat ein Ende – außer die Arbeitszeit von Wilfried Suerick. Seine Tätigkeit für den Kreis Kleve wurde jetzt um ein weiteres Jahr verlängert.

„Diese Information entspricht den Tatsachen“, so Ruth Keuken, Sprecherin des Kreises Kleve. Eigentlich wäre der Vertrag mit dem 73 Jahre alten „Beauftragten für Koordinierung und Verwaltungssteuerung“ am 30. September ausgelaufen.

Suerick gilt vielen als die „graue Eminenz“ des Kreises. „Wilfried Suerick hält Fäden in der Hand“, schrieb die NRZ. Seine Dienste sind offenbar so gefragt, dass der Mann, auch wenn er die im öffentlichen Dienst übliche Pensionsgrenze von 65 Jahren schon weit hinter sich gelassen hat, immer noch ein Büro im Kreishaus hat und wichtige Projekte, wie zuletzt den Bau des Berufskollegs in Geldern, federführend betreut. Doch dieses Projekt ist abgeschlossen, ebenso wie zuvor der Bau der Hochschule. Allerdings wird der Rentner, wie alternde Fußballprofis jeweils mit einem neuen Jahresvertrag ausgestattet, weiterhin für Landrat Wolfgang Spreen tätig sein. Auch im Verhaltungsrat der neuen Sparkasse Rhein-Maas erhielt der rastlose Pensionär auf dem Ticket des Anteilseigners Kreis Kleve einen Sitz.

„Ich würde es nicht machen, wenn es mir keinen Spaß machen würde“, so Wilfried Suerick im Gespräch mit kleveblog. „Mir macht es wirklich Spaß zu arbeiten.“ Es warten auch neue Aufgaben – insbesondere der Neubau der Leitstelle für die Rettungswache des Kreises. „Dafür haben wir hinter dem Gesundheitsamt ein Haus gekauft, das abgerissen wird. Der Bau beginnt in Kürze, es ist ein Projekt jenseits der zehn Millionen Euro, allein vier Millionen Euro werden in die Technik investiert“, berichtet Suerick. Ein weiterer Punkt auf der Agenda ist das Berufskolleg in Kleve, ein Gebäudekomplex, der aus den siebziger Jahren stammt. Suerick: „Da muss sicherlich das eine oder andere auf einen modernen Stand gebracht werden.“ Dazu gebe es Vorüberlegungen. Und auch beim Berufskolleg in Geldern ist noch nicht alles fertig, die Turnhalle beispielsweise.

Ursprünglich sollte Suerick nur den Bau der Hochschule, ein Jahrhundertprojekt für den Kreis, bis zur Fertigstellung begleiten. Deshalb verlängerte der Kreis Kleve im September 2011 den Vertrag von Suerick bis zum Ende des Jahres 2013. Schon zu diesem Zeitpunkt war Suerick bereits 69 Jahre alt, beim Auslaufen des Vertrags dann stolze 71. Aufhören? Kein Denken dran! Mittlerweile sind drei weitere Jahre ins Land gezogen, und Suerick macht, was Suerick „mit Spaß“ macht – weiterarbeiten. Allerdings ist er seit Ende 2013 nicht mehr der allgemeine Vertreter des Landrats, diesen Posten hat seitdem Zandra Boxnick inne; sie war zuvor mit im Team der Beamten, die den Hochschulbau koordinierten.

Suerick stammt aus Emmerich und kam 1975 als Beamter des Altkreises Rees nach Kleve und führte das Straßenverkehrsamt. 1989 holte ihn der damalige Oberkreisdirektor Rudolf Kersting ins Hauptamt. In seine dortige Zeit geht die Erfindung des „allgemeinen Vertreters“ zurück, wodurch die Stelle eines Kreisdirektors samt Brimborium (Sekretärin, Fahrer) eingespart werden konnte.

Ganz unumstritten war das Modell „ewiger Suerick“ nicht. Auch nachdem er seinen Posten an seine Nachfolgerin abgetreten hatte, sollte Suerick, so sah es ein internes Schreiben des Kreises vor, „Kenntnis von allen wichtigen Verwaltungsvorgängen“ erhalten. Alles, was der Landrat oder seine Vertreterin unterzeichnen, erhält Suerick als Kopie. Dies sei nötig, hieß es, damit Suerick seine „Aufgabenstellung allumfassend wahrnehmen“ könne. Diese Konstruktion wurde von den „Freien Wählern“ kritisiert, allerdings fand die Bezirksregierung Düsseldorf am „formalrechtlichen Status“ von Wilfried Suerick nichts zu beanstanden.

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17 Kommentare

  1. 17

    Alter schütz vor Torheit nicht. Wann und wem überträgt er sein Wissen über den Kreis Kleve? Am St.-Nimmerleins-Tag? Der Kreistag ist gefordert. Aber da sitzen auch alte Genossen.

     
  2. 15

    @8 Wer keinen Bock hat wählen zu gehen, findet immer einen Grund. Wie zum Beispiel solche Verallgemeinerungen wie in Ihrem Post.

     
  3. 14

    Sollte ich mich in dem ersten Absatz meines Post’s von fast einem Kinderglauben habe leiten lassen, dann habe ich
    inzwischen doch einige Bedenken an meiner geäußerten Ansicht, wenn der Post @11 von Rainer W. zutrifft.

     
  4. 13

    Schlimm! Armutszeugnis für den Kreis Kleve, schlimm für diejenigen, die diese Personalie mitentscheiden. (…) Jeder 73jährige Normalorentner würde bei einem solchen Verhalten kopfschüttelnd belächelt. (…)

     
  5. 11

    Für mich kann es nur zwei Gründe geben warum Herr Suerick weiterhin für den Kreis Kleve tätig ist:

    1. Die totale Unfähigkeit der Führungspersonen in der Kreisverwaltung

    2. Herr Suerick könnte etwas wissen, von dem kein Anderer weiss und kein Anderer etwas wissen soll.

    Vielleicht trifft auch Beides zu 😉

     
  6. 10

    @ 5 Husky
    Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
    Ich kenne den guten Mann nicht und will deshalb auch nichts über ihn persönlich sagen.
    Allerdings ist es immer bedenklich, wenn Menschen unersetzlich erscheinen (dafür gehalten werden / sich selbst dafür halten).
    Das Phänomen kennen wir eigentlich nur aus der Politik , sowohl international als auch national , und natürlich aus Unternehmen .
    Ich denke da z.B. an einen ehemaligen :Vorsitzenden der CSU , einen Vorsitzenden des Staatsrates , einige Staatspräsidenten …
    Schade, daß niemand aus der Kreispolitik mal ein ernstes Wort spricht. (…)

     
  7. 9

    Vertrauen Sie nie einem Spruch ganz oder ein Hoch auf die Relativierung

    „Es gibt nur zwei Arten von Musik: gute und schlechte.
    Es kommt nicht darauf an was du spielst, sondern wie du spielst.“

    Louis Armstrong

     
  8. 8

    @7

    Was glaubst du wohl warum jüngere nicht zur Wahl gehen. Wenn man Jahrzehnte die gleichen (oder andere) „alte Säcke“ vorgesetzt kriegt die sowieso nur für sich selbst entscheiden ist das überhaupt kein Wunder

    Siehe Gabriel aktuell, keiner de runter 30 ist will TTIP und CETA, die SPD fällt einfach mal um gegen den willen ihrere Basis und 50.000 Demonstranten. Glaubst du die gehen wählen? Politikverdrossenheit ist haus gemacht. Wenn niemand „auf dich“ hört sagst du auch irgendwann „Jaja leck mich doch ich bleib zuhause“…

     
  9. 7

    Klingt so als wenn Alte nicht Jüngeren was geben wollen sondern nur anderen Alten. Wahrlich ich sage euch, es wird eine Zeit kommen, da werdet ihr die Urteile der Alten verfluchen

     
  10. 5

    Jüngere? Der Kreis spart doch in der Verwaltung alles was es so an stellen gibt ein. Wenn da jemand geht wird die Stelle doch nicht neu besetzt, dass wird auf andere Verteilt.

     
  11. 4

    Das muß ja eine richtige Laienspielschar sein beim Kreis Kleve. Dort kann man nicht auf die Dienste eines 73 jährigen Pensionärs verzichten. Bei dessen Machtposition könnte man fast glauben, daß er sich die Verträge jedes Jahr selbst verlängert.
    Zudem läßt er sich auch noch in den auch finanziell interessanten Posten des Aufsichtsrats der fusionierten Sparkasse Rhein-Maas hieven.
    Alles in allem aus meiner Sicht sehr peinlich für den Kreis Kleve.

     
  12. 3

    Solange es solch integere, alte Hasen gibt mit klarem Verstand und dem unerläßichen
    Bauchgefühl, sollten alle jungen Hüpfer bereit sein, dies zu akzeptieren und sich freuen, dass
    solche „Fuhrmänner“ noch gebraucht werden, wenn es denn nötig erscheint.

    Stellt man sich vor, bei der Stadt gäbe es noch den alten Kanalmeister, der jede Schwemmsand-
    ader in der Unterstadt kannte, oder längst pensionierte Bauamtsleiter, die zu Fundamenten
    hätten etwas sagen können, dann wäre auf jeden Fall die Stadtkasse nicht so leer wie es jetzt
    den Anschein hat.

     
  13. 2

    Wer ist „Suerick“? Hab das gerade bei Tante Google eingegeben, aber so auskunftsfreudig war das auch nicht ….

     
  14. 1

    Kann Herr Spreen die Verwaltungsführung immer noch nicht ohne den alten Herren. Geht er immer noch bei ihm in die Lehre?
    Können die jungen Mitarbeiter der Kreisverwaltung es nicht?
    Wenn man vor einigen Jahren den Sprecher des Kreises anschrieb und um Antwort bat, wurde dieser ganz mundtot und gab der alte Herr Suerick die Antwort.
    Was soll diese ewige Allmacht?